50.000 Menschen Hand in Hand im Widerstand

Der Protest gegen Tihange 2 und Doel 3 ist groß.

„Dass ich noch einmal an einer Anti-AKW-Demo teilnehmen würde, hätte ich nie gedacht“, schmunzelnd reichte mir der etwa 60-Jährige die Hand. Gemeinsam bildeten 50.000 Deutsche, Niederländer und Belgier am Sonntag, dem 25. Juni, in Aachen beginnend eine 90 km lange Menschenkette, um gegen die belgischen Risse-Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 zu demonstrieren.

„Die Entscheidung für diese Aktion fiel im November 2016“, informieren Jörg Schellenberg und Walter Schumacher, die beiden Aachener Initiatoren. Als Rückgrat der Aktion nennen sie Jochen Stay von ausgestrahlt, einer Anti-Atom-Organisation, die deutschlandweit AtomkraftgegnerInnen bei öffentlichen Protesten unterstützt. Seit vielen Monaten kleben in Aachen und Umgebung, ebenso im Nachbarort Vaals, Plakate in den Fenstern mit dem Aufdruck „Stop Tihange & Doel“. Aufkleber mit demselben Symbol finden sich auf zahlreichen Autos.

Die Mobilisierung und Politisierung ist also seit einiger Zeit in vollem Gange. Sogar ein Riesensattelschlepper der Aachener Spedition Hammer erhielt den Aufdruck “Stop Tihange“ und fuhr am Sonntag Teile der Menschenkette ab, bejubelt von den Protestlern.

Am Sonntagabend sind die beiden Aachener stolz auf den Erfolg der Aktion mit dem Namen „KettenreAktion Tihange“. Es ist ihnen gelungen, sehr viele Menschen der Zivilgesellschaft zu mobilisieren, so viele sind gegen Atomkraft auf die Straße gegangen, wie schon seit Jahren nicht mehr. „Das Besondere an dieser Aktion war die Tatsache, dass wir Menschen in den drei Nachbarländern für die Menschenkette begeistern konnten. Das ermutigt uns total, denn wir sehen unseren Erfolg als Beweis, dass eine Graswurzelbewegung sehr stark werden kann.

Was heute gelaufen ist, ist eine Meisterleistung!“, so Walter Schumacher und ergänzt: „Wir konnten vor allem in Belgien so viele Menschen aktivieren, wie wir es nie erwartet hätten.“

Die Menschenkette macht Mut, für das Ziel des Ausstiegs aus der Atomkraft weiter zu streiten. Noch vor wenigen Wochen wurden die Organisatoren von nicht wenigen für verrückt erklärt angesichts der Dimensionen des Projekts: eine Menschenkette über 90 Kilometer. Vieles sprach gegen den Erfolg, die großen Unterschiede bzgl. der Atompolitiken der drei Staaten, die Protestkulturen und versammlungsrechtlichen Rahmenbedingungen in den drei Ländern. Dennoch haben die Organisatoren ihr Ziel konsequent weiterverfolgt und: Der Erfolg gibt ihnen Recht – ihr Engagement hat sich gelohnt.

Das kann auch anderen ein Vorbild sein: Wer sich große Ziele setzt und mit unermüdlicher Energie dafür eintritt – kann Erstaunliches erreichen.


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