Ambivalente Mutterschaft

Im Rubikon-Mutmachgespräch erläutert die zweifache Mutter Susanne Herrmann, dass emotionale Bindungsstörungen von Müttern zu ihren Kindern erst dann geheilt werden können, wenn dieses Thema enttabuisiert und beleuchtet wird.

Das Kind kommt, doch die Liebe bleibt aus. Für betroffene Mütter ist das ein unaussprechliches Tabu. Die Gesellschaft hält für diese Frauen bereits die Schublade „schlechte Mutter“ oder „Rabenmutter“ bereit. Zu Unrecht, wie die zweifache Mutter Susanne Herrmann im neuen Mutmachgespräch aus eigener Erfahrung darlegt. Dass die Gefühle von Müttern zwischen Zuneigung und Abneigung oszillieren, hat tiefe, innerseelische Gründe, die angesehen und geheilt werden müssen. Verurteilungen führen hierbei nicht weiter. Zum Zweck der Enttabuisierung und Heilung dieses Themas initiiert Herrmann Anfang März den Kongress „Wege zur Liebe zu unseren Kindern“.

Das Thema „Ambivalente Mutterschaft“ geht im Grunde genommen jeden etwas an. Nicht jeder Mensch ist Mutter — beziehungsweise Vater —, doch jeder Mensch ist durch eine Mutter in die Welt gesetzt worden. Und die jeweilige Beziehungsqualität zwischen Mutter und Kind entscheidet maßgeblich über die Lebensqualität nicht nur des Kindes, sondern auch der Mutter.

Gerade dann tut es not, sich mit Bindungsstörungen auseinanderzusetzen, wenn die Gefühle der Mutter von einer Ambivalenz geprägt sind, wenn die Nähe des eigenen Kindes nicht ertragen werden kann, die Mutter sich von diesem bedroht, getriggert oder retraumatisiert fühlt. Kinder spiegeln uns, und so können sie Müttern auch widerspiegeln, was diesen in der Kindheit fehlte. Die Gründe für diese Gefühlsambivalenzen sind vielfältig. Um dieser Vielfalt in der Heilung und Aufklärung für betroffene Mütter Rechnung zu tragen, initiiert Susanne Hermann einen umfangreichen Kongress, der Anfang März stattfindet.

Herrmann selbst ist ein wahrhaftiges Beispiel dafür, dass aus diesem dunklen Trauma-Tal ein Weg hinausführen kann. Sie selbst litt über ein Jahrzehnt an diesen Gefühlsambivalenzen, doch sie schaffte es mit der für sie richtigen Hilfe, eine gesunde Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen, und geht nun als leuchtendes Beispiel für eine funktionierende Beziehungskultur voran.


Friederike de Bruin im Gespräch mit Susanne Hermann


Quellen und Anmerkungen:

Alle Informationen zum Kongress am 1. März finden Sie hier.