An die Leute
Gabriele Krone-Schmalz ist bekannt als Russlandkennerin, die immer wieder für geopolitischen Weitblick wirbt. Ein Dokumentarfilm porträtiert ihre privaten und poetischen Seiten.
Die oft als einseitig empfundene Berichterstattung über den Ukrainekrieg hat Filmemacher Ralf Eger dazu bewogen, die Arbeit der langjährigen Russlandexpertin und Bestsellerautorin Professor Dr. Gabriele Krone-Schmalz filmisch zu verarbeiten. So entstand der knapp zweistündige Dokumentarfilm „Gabriele Krone-Schmalz — Verstehen“. Angelehnt an ihren bekanntesten Bestseller „Russland verstehen?“ ist er der Versuch, einer politischen Reizfigur menschlich näherzukommen. Zum Film erscheint auch ein kleines, knapp 40 Seiten umfassendes Buch mit ausgewählten Fotos sowie den Texten einiger Chansons, die Krone-Schmalz in ihrer Jugendzeit schrieb und die als musikalische Untermalung im Film zu hören sind. Aus diesen Liedtexten spricht sowohl das Hadern mit einer Gesellschaft, in der man sich nicht ganz heimisch fühlt als auch der Optimismus in Bezug auf diese. Die Liedtexte geben einen Einblick in Entwicklung und Lebenseinstellung der einstigen Moskau-Korrespondentin der ARD abseits der Aufgeladenheit politischer Debatten. Ein Exklusivauszug.
An die Leute
Die bösen neiderfüllten Blicke
Und diese Dinge, die ihr von den andern sagt,
Was glaubt ihr denn, wo das wohl herkommt?
Das hat’n paar Gründe, die ich euch jetzt mal sag
Denn allein gebt ihr’s gar nicht erst zu
Ja vielleicht habt ihr’s nicht mal bemerkt,
Auf die Gefahr hin, ihr seid böse
Und könnt mich nicht leiden,
Es wird höchste Zeit, dass ich’s sag.
Es gibt nicht lauter schlechte Menschen,
Auch wenn ihr meistens tut, als wär das immer so,
Euch fehlt ein bisschen das Vertrauen
Und der Mut, nicht hinter allem schlecht zu seh’n.
Ja woher nehmt ihr euch bloß das Recht,
Alle andern — nur ihr nicht — sind schlecht
Wie könnt ihr nur zufrieden leben
Mit Missgunst und Lügen?
Fällt euch das nicht mal mehr auf?
Ihr macht den Fehler eures Lebens,
Indem ihr anderen ihr eignes Glück missgönnt
Sorgt euch doch lieber um das eure
Damit auch ihr einmal das Glück kennenlernt
Aber dazu gehört etwas mehr,
Und das sind Dinge, die fallen euch schwer,
Ihr könnt nur fordern und erwarten
In ganz verschied’nen Arten
Anstatt auch mal zu versteh’n.
Versteh’n, das liegt euch ganz und gar nicht
Es ist ja viel bequemer, immer gleich zu schrei’n:
Der macht was falsch, ist unnatürlich
Anstatt zu fragen, ob ihr selbst natürlich seid.
Für euch ist alles immer so klar
Und vor allem ganz besonders auch wahr
Anstatt mal Normen zu negieren
Zu sein statt funktionieren
Ihr macht euch alles kaputt.
Es ist verrückt, euch das zu sagen
Weil ihr es ganz bestimmt mal wieder nicht versteht
Aber ich musst es einfach wagen
Obwohl, bei euch, da ist’s wohl hoffnungslos zu spät
Ihr tut nur das, was man eben so tut
Und alles andere ist verwerflich und nicht gut
Ihr seid nur Leute, keine Menschen
Ich kann mir nur eins wünschen:
Dass ich nie so werde wie ihr!
Ja, dass ich nie so werde wie ihr.
Du bist jung, bist nicht dumm ...
Du bist jung
Bist nicht dumm
Und du weißt
Dass man viele um vieles bescheißt
Du willst er- und aufklären
Die Menschen anhören
Du fängst an
Nicht mehr du selbst zu sein.
Du siehst ein
Ganz allein
Ist’s nicht drin
Nur mit andern, vielen andern hat’s Sinn
Überhaupt zu probieren
Sich zu engagieren
Für eine freie und bessere Welt.
Doch was ist frei und was ist gut
Und was soll Macht?
Und du schuftest bis spät in die Nacht
Doch anstelle von Klarheit
Zeigt sich nur eine Wahrheit
Welchen Weg du auch nimmst
Er ist lang.
Wo fang ich an
Was soll ich tun
So fragst du dich
Doch Theorie lässt in der Praxis dich im Stich
Und so wird sich dein Begehren
Ganz ins Gegenteil verkehren
Und zum Schluss
Sitzt du selber im Dreck.
Du bist jung
Bist nicht dumm
Und du weißt
Dass du dich so um vieles bescheißt
Drum willst du’s jetzt mal riskieren
Und ganz einfach mal probieren
Nur für dich
Und dein Glück was zu tun.
Neben Sequenzen ihrer Vorträge und Interviews zeigt dieser Film wichtige Stationen ihres Lebens. Das Filmteam begleitete Gabriele Krone-Schmalz in ihre Heimat im Bayerischen Wald. Persönliche Geschichten und Begegnungen zeigen sie von ihrer ganz privaten Seite. Hautnah werden auch die ersten Jahre von Gabriele Krone-Schmalz als Moskau-Korrespondentin der ARD in der Zeit der Perestroika wieder lebendig, gefilmt von ihrem Mann Lothar Schmalz.
Hier können Sie das Buch bestellen: „Gabriele Krone-Schmalz - Verstehen“