Auf der Isolierstation

Zumutungen sollen nicht Abwehr, sondern Neugier erzeugen. Teil 3.

Im Literatur-Salon soll ab und zu auch Platz für Texte sein, welche Erkenntnisse über den Menschen und das Menschenmögliche, über Kommunikation und Isolation, über die „Condition humaine“ experimentell aus der Sprache herausdestilliert. Platz für Texte, die verstören. Hier ist ein solcher Text. Viel wird über Spirituelles und Seele und Selbstfindungen theoretisiert ― dieser Text kommt von der anderen Seite her. Er ist eine gelebte, in Sprache gesetzte Vision in verschiedenen Teilen, die wohl besser als Impressionen zu bezeichnen sind. Aus dem Innern, aus einem Konzert, aus einem Restaurant. Gedanken schießen durch den Kopf. Ungehindert, auch politisch, eine kurze klare Reflexion inbegriffen. Am besten laut lesen, langsam ― ein Tropfen Rotwein kann förderlich sein. Das Licht nicht zu grell.

Dicke Wand

Liege da, schwimme auf meinem eigenen Horizont. Die Nase, um das Atmen zu gewährleisten, versucht sich durch das eigene Medium zu drücken, damit sie Luft bekommt. Die Arme winden sich, sie halten den Körper in der Waagrechten. Der Blick geht nach oben und sieht nichts. Als ob ich in einem Gewässer läge. Früher schon war mein Blick liegend am sehnsüchtigsten. Ist er es jetzt auch? Zumindest bin ich unauffindbar oder auch unauflösbar.

Es gibt Menschen, die mich begreifen, aber die Unzahl derer, die vor mir eine dicke Wand bilden, scheint übermächtig. Sie lieben keine Geheimnisse. Man hat sie niemals aufgeklärt. In der Klarheit der Argumentation, oder der Prosa erinnerter Schulaufsätze, ist alles so einfach. Führt zu nichts, bleibt eine Kreisbewegung, hat keinen Zug in die Tiefe. Diese Tiefe ist mein Schatz, den ich zugleich heben und küssen will. Ich begehre ihn. Wäre er nur weiblich.

Die Fremde

Immer weit Hergeholtes. Fremdes, das mir einmal begegnet war. Nicht so, dass ich sie träumend empfing, eher hing ich an ihren Lippen. Denn die Fremde hatte Menschengestalt. Meistens kam sie fraulich daher, hell in ihrer Erwartung, mit strahlenden Augen und gelassenem Mund. Ich wollte ihr Eigenschaften zuweisen, die sie gewiss nicht hatte, und es hätte mich geärgert, wenn sie diese ablehnte. Doch sie bemerkte es gar nicht. Sie war seltsam isoliert. Betonte zu sehr den Körper und die Bewegung. Wollte sich schnell wieder abwenden, weil ich nicht hielt, was sie sich von mir versprach.

Dabei behauptete ich nicht einmal, ein Mann zu sein, eher ein Dazwischen, was sie sicherlich angezogen hätte, wenn da nicht diese unausgesprochene Eile zwischen uns gewesen wäre.

Sie stellte sich aus. Sie war Prunk und Armut zugleich. Dann verschwand sie als Schimäre. War Luftzug und Erinnern. Sie verlor ihre Körperlichkeit und gerann zu einer Wellenbewegung, weg von mir, hin zu einem sich verlierenden Strom, der in einem Rinnsal erstickt. Ich derweil geriet zu einer Statue, halb seitwärts gedreht, halb im Fallen begriffen. Wie unmöglich es mir war, der Fremde zu folgen.

Meine Welt

Es ist ein seltsames Spiel. Ich sitze da und starre herüber und erkenne in Worten allmählich meine mir eigene Welt. Es ist eine Jenseitige, eine, die wegwill, eine die über den Dingen schwebt und zugleich einer ungeheuren Kraft bedarf, um schwebend zu bleiben. Sie hat sich mir entfremdet. Ich bin ihr Gewicht und ihre Feder.

Versuche ich mir, diese Ambivalenz zu erklären, so bleibt ein Bild, in dem ich als Wanderer einen Schatten hinter mir her zerre. Schaue ich mich um, erkalte ich, strebe ich nach vorne, natürlich in einem mir gemäßen Rhythmus, so bin ich wie in Händen aufgehoben. Mein Atem, mein Leben, hat mich auserkoren.

Wellengänge des Mittelmaßes

Immer diese Abneigung hin zu künstlerischer Arbeit. Überdruss und Freude zugleich. Es ist nicht leicht, sich der eigenen Trägheit zu entziehen. Dann die Banalitäten, die mir begegnen, öffnen den Reigen. Ich erkenne keinen Wert. Der Weg in die Öffentlichkeit ist mir zu schwierig. Diese Öffentlichkeit würde mir einzelne Teile herausreißen und mit geiferndem Mund verschlingen.

Die Hermetik, die meine Kunst ausmacht, ist ihre Ausgeschlossenheit. Vielleicht möchte ich auch nur nicht von meiner Gottesposition gestoßen werden. Ins Mittelmaß gezerrt, werden wir von den Scheinwerfern der Gleichgültigkeit angestrahlt, unter denen wir alle verbrennen. Daraus resultiert der Angestelltengleichmut. Es ist zum Verzweifeln und zugleich liege ich auf dem Rücken, in den leichten Wellengängen des Mittelmaßes.

Ein Konzert

Wenn sie nebeneinandersitzen. Männer und Frauen. Gealtert die einen und die anderen: Kinder in einem gallertigen Erwachsensein gefällig ausgestellt. Scharfe Mienen in einem fordernden Allgemeinen. Alle haben sie Augen füreinander, heben das gerundete, in seiner Ebenmäßigkeit anmaßende Kinn, säumen ein Lächeln mit einem leichten, luftigen Gruß, um sich dann bedächtig einer Musik zu widmen. Alle, die Jungen wie die Alten sind Gäste eines Konzertes. Von der Empore herunter neugieriges Räuspern, unten auf der Bühne, symphonisches Gepränge.

Lässige Alte in feinem Gewand lehnen aneinander, als müssten sie sich sprachlich stützen. Jede Silbe ist ein Enterhaken. Versponnene Fäden in den Anfängen, dicke Taue in den Augen gebrochener Träume. Dann auch Willkommensgesten der einfachen Art. Wiedererkennung aus den Spalten geöffneter Türen oder den Winkeln aufgeräumter Kellerzellen. Geruch der Fülle, gepaart mit der Einsamkeit der Sterbenden. Über den Schultern hängen schwere Stoffe der Gleichgültigkeit, meist schwarz mit grau melierten alten Anfängen, die sich im Dickicht des Wohlstands verliert. Sie möchten Töne hören, die sie glänzend machen.

Sie sitzen verknöchert neben ihrer Erwartungshaltung und umarmen sie als ihren besten Freund. Seltsam, dass Frauen wie Männer nur als Gerüst erscheinen. Als bestünden sie aus Stahl und Bretterwand. Was sie flüstern, wabert über den Köpfen jener, die aufhorchten, als der Saal geöffnet wurde und die satte Menschheit in die Jungfräulichkeit eines Anfangs im leeren Raum floss. Es sind nur wenige, die Witterung aufgenommen haben.

Sie stehen noch zwischen den Sitzreihen und glauben, Säulen der Überlegenheit zu sein. Verhalten rümpfen sie die Nase über diese scharf geschnittene Bürgerlichkeit.

Vielleicht irgendwo, zwischen den Schultern der sitzenden Menge, ein Gedanke an ein Zimmer, darin ein Flügel, Bücherwände und farbige in sich verschlossene Farbknoten und sich lösendes Blattweiß, das wie geflüchtet scheint, umrahmt von einer alternden wässrigen Weisheit. Energie könnte man herauslesen, aber auch einen eitlen, nackten Selbstbezug, der Respekt einfordert und Distanz.

Miteinander balgend, höhere Töchter und höhere Söhne. In ein gläsernes Schwarz getaucht, reißen sie unaufhörlich Sprachfetzen voneinander ab, als wäre an ihnen eine Tapete der Zugehörigkeit gekleistert, die sie wütend macht. Es ist ein sanfter Mut. Kaum ausgeholte Arme, die zuschlagen wollen. Kaum ein verzerrtes Gesicht, das einen hässlichen Gedanken ausdrückt. Irgendwie eine gemütliche Zurschaustellung des Zwiespalts zwischen Jugend und überlegenem Alter. Ihre Münder sind vorwiegend geschlossen, ein herablassendes Lächeln für jene, die es freut. Ein entschuldigendes Schulterzucken, bevor man sich durch die Türe drängt. Eine zu Gesten verkommene Wirklichkeit.

Als die Musik beginnt, spürt man ein erhabenes Köpfeheben. Man bettet sich in seine Herkunft ein und wälzt sich in ihr. Körpergeruch entsteht, leicht lässt es sich zueinanderfinden. Ein seitliches Lächeln, ein dankendes Verstehen, ein zurückhaltendes Räuspern. Männer, noch im Geschenkpapier ihres Berufes gehüllt, warten auf einen Beschenkten. Frauen, mit ihrem Banner der Eitelkeit, erzeugen Winde und ergötzen sich in den Brisen der Leichtigkeit. Ihre Arroganz stürzt in sich zusammen, sie wähnen sich unbeobachtet. Alle gemeinsam fallen sie irgendwann in den Schlaf der Gemeinsamkeit. Wellenberge und Wellentäler entstehen, Schwingungen erreichen Ohren, verwandeln sich in heimelige Bilder, diese beschwören Vergangenes herauf.

Als die Musik endet, ein Requiem, erstarrt die Geste des Dirigenten. Stille entsteht, alle denken an sein Greisenalter. So etwas wie der Tod drängt sich in die Stille wie ein Keil und weitet sie. Der Atem, in seiner Höhe angehalten, staut sich vor einer unausgesprochenen Angst. Als der Applaus anhebt, zuerst zögernd, dann tosend, ist es so, als hielten sie sich alle die Hände, weil sie Menschen sind.

Im Restaurant

Geräuschvolle Frauen an langen Theken verteilt. Schirmmütze und fremder Akzent. Im Aufrichten ein falsches Grinsen im Gesicht, in der Erwartung eines einfachen klugen Satzes. Die einen schleppen sich, die andern federn durch den Gang. Dritte mit schwerem Gewicht huldigen dem Stillstand. Reste von Waren hängen in den Mundwinkeln oder stecken als Schmuck in den oft wirren, bisweilen aber auch streng geordneten Haaren. Die Zähne, die einen ansprechen, sind bunt. Schwarz bis braun, gelockert bis fest und weiß. Glänzend sind vor allem die Brüste. Nicht, dass sie andere Körper sinnlich berührten, nein, dadurch, dass sie sich empor und zugleich nach vorne drücken, entsteht eine fordernde Geste, welcher nur Kunden nicht widerstehen können. Liebende bleiben winterlich kahl zurück.

Er resigniert und zugleich gerät er in eine besonnene Euphorie. Sich nur nicht zu erkennen geben. Selbst im Zwiegespräch eine fast schon lächerliche Zurückhaltung. Die Grammatik wird bemüht. Fremde Zeiten, die man sonst nicht in Betracht zieht, werden bemüht, als befände man sich auf einer Lustrutschbahn hinein (hinab?) in ein kühlendes Nass. Wenn sie lachen, die da drüben, könnte man weinen, ob ihrer verwegenen Leichtigkeit. Manchmal sind sie auch bieder, aber selten. Meistens erheben sie sich und ihre Ware in ein, wie soll man sagen, künstlerisches Selbst.

Sie tauschen sich aus, verformen sich, indem sie die Ware preisen, und verbiegen diese dadurch, dass sie eine Art schaukelnde Unschuld zur Schau stellen, die, würden sie dies so daheim vor ihrem Mann oder der Familie zelebrieren, eine nutzlose Lächerlichkeit erzeugten, in der sie dann jämmerlich ertränken. Aber so verwegen sind sie nicht. Sie sind einfach und zugleich in ein höllisches Rot getaucht. Sie sind Rachen und breit gespreizte Wonne zugleich. Man möchte ihnen hörig sein und sie in den Grund der Hölle wünschen, wo sie zerstückelt den Geist des ewig Verpassten kennenlernen, dem sie, als Mund oder als Auge oder als ledernes Schenkelstück, nur noch Verachtung schenken.

Es ist spät. Das Gelächter des inneren Kreises versiegt allmählich. Die Dunkelheit des immer Gleichen entsteht. Der rumpelnde Verkehr verschmutzter Münder, in denen Sorge und Rache, Lust und innere Leere die Männer zu Idioten, Herrscher zu dümpelnden Frachtkähnen der Zwänge und Demokraten in die Welt der ungesagten Wahrheiten verweben. Ausgetrocknet flüstern sie Bürgerbeteiligung, bevor sie kraftlos und verängstigt in die Arme federnder Sprunggänse fallen, die sie hopsend in den Horizont der Bedeutung heben, wo sie zappelnd zuckend verenden.

Stillstand

Der Trost des Traumwandelns. Eine passive, stoische Lebensführung. Vermeiden von Schmerz. Lust als gestalterische Kraft. Ein Anheben, um wieder zusammenzufallen. Wellenform. Schwingend weil poetisch, fallend weil ohne Kraft, emporhebend weil gewollt. An deren Ende: Stillstand!

Eine Idee

Den Zeitpunkt finden, um eine Idee, ein Gefühl, Sprache werden zu lassen. Das ist die Kunst. Ein Zögern und Stolpern, ein Vorauseilen und Innehalten. Rhythmen der Seele, aufnehmende Ströme von vormals Gedachtem, bündelnde Wellenlinien der in der Zeit gefangenen Anfänge.

Abgebrochen haben sie Wunden gerissen, angebunden finden sie Sprache, Bilder und Raumverhältnisse, in die sie stürzen wie klettern. Wirbelnde, blinde Gesichte der Ahnungen bilden Geschichten, in denen sich Augen öffnen, Münder bewegen, Gedanken verbinden, als gäbe es einen Trost über den Alltag hinweg.

Reflexion

Das Hermetische meiner Arbeiten, die völlige Abgrenzung gegenüber der herrschenden Kunst und vor allem Kunstrezeption, ist ein unbewusster Schutz vor Vereinnahmung. Natürlich muss ich allmählich beginnen mich nach „Draußen“ zu begeben.

Doch in welcher Form ist mir noch schleierhaft. Meine Verachtung für die da draußen ist eine unheimliche. Ich verstehe sie nicht. Es ist wahrscheinlich ein Gemenge aus Neid und Verachtung. Bloß, worauf soll ich neidisch sein. Ich verbinde mit einer Veröffentlichung eine innere Ruhe und die Gewissheit, Abstand zu haben gegen die Menschen. Ich möchte nicht Teil einer Unterhaltungskultur sein.

Literatur als Sediment, das gefällt mir. Anschauung mit gesellschaftlicher und politischer Relevanz. Doch sagt man Politik, so meint man Macht. Die Gestaltung ist nur eine Krücke der Macht, damit sie überhaupt beweglich ist, ansonsten wäre sie doch starr und versteinert. Heute scheint Gestaltung nur noch Machterhalt zu sein, sie transportiert keine Dynamik mehr. Ein Volk im Herbst seiner Existenz, so würde Nietzsche sagen. Sich ihr auszusetzen, bedarf es an Kraft.

Nicht umsonst sagt Hannah Arendt, dass das „sich Aussetzen“ eine gewisse Immunität voraussetzt. Können das Künstler haben? Diese Immunität? Ihre Sensibilität und Aufnahmefähigkeit spricht dagegen, ihr Drang sich zu entäußern, spricht dafür. Sie sollten sich vereinen, eine politische Kraft werden, sie sollten einen Weltbezug und eine Gegenkraft gegen das Herkömmliche bilden.

Das Kommende

Das Leid immer wieder vor Augen und der Mut, es anzusehen, schwinden von Jahr zu Jahr. Es zieht mich wie ein Gewicht auf die Ebene einer ausgetrockneten Landschaft. Rinnsale der Gleichgültigkeit enden an meinem zitternden Gesicht. Diese Gleichgültigkeit will meine Augen, und meine Zunge lechzt nach ihr, um sie zu liebkosen.

Doch über meinem Körper tobt ein Sturm, Elendsgestalten wirbeln durch die Zeit, Mörderaugen und Angstgesichte gleiten an verzweifelten Gesichtern herab. Die Schwäche der Mächtigen mit ihren Engelskleidern hängt wie ein schweres Gewitter in den kahlen Gebirgen der vergangenen Zeit. Geschichte nennen sie es und doch ist es nur ein unendliches Wiederholen des Gleichen. Verbrämt durch Königtum, Tyrannei, Diktatur oder wissenschaftlich technischem Fortschritt. Der Körper ist immer noch Ausdruck einer Zerstörung des Gleichgewichts. Der Tod ist Hoffnung für die Mächtigen und Grund genug, um ihre Macht an Gleichgesinnte weiterzugeben. Nie war es anders.

Im Kleinen wie im Großen sind wir diesen Mechanismen ausgeliefert. Heute sind es wissenschaftlich ausgebildete Nacktschnecken, die, auf Regen angewiesen, über ausgetrocknete Straßen gleiten oder an hohen Glasgebäuden kleben. Es gilt zu überleben und nur der Zufall kann es richten. Diese Leerstudierten haben kein Organ für die Umsicht. Ausgebildet an Universitäten, werden ihre Sinne abgerichtet, als ob man ihnen die Gliedmaßen abschnitte. Stolpernde Körper, die in Täler rollen, um auf Berge zu gelangen. Stumm in ihrer Sprache, benetzen sie mit ihrem glänzenden Schleim nur schmutzige verglaste Obelisken der Macht in der Hoffnung, aufgesaugt zu werden.

Denn im Inneren herrscht ein knisterndes Vakuum, das die Wände nach innen zieht und es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis das Gebäude implodiert und alle, die an ihm kleben, mitreißt. Daraus entstehen seltsam stolze, aufrechte Männer und Frauen, in modisch gekleidete Körper und glänzend zuversichtliche Gesichter gehüllt. Nun haben sich die Mauern in ihnen selbst errichtet, sodass sie, selbst wenn sie es wollten, nicht mehr aus sich selber heraustreten können, was ein Naturgesetz ist. Sie wurden durch ihre Gier gehemmt und sind nun eine Schraube, die auf einem Band liegt. Sie warten darauf, dass ein Gott kommt, sie aufnimmt und in die Mutter der Vergleichbarkeit schraubt. Was bleibt, ist eine lose Verbindung, deren Zweck nur eine Möglichkeit zulässt.

Tage der Hoffnung werden wieder entstehen. Sie sind nicht voraussehbar. Sie kommen einfach und stellen Räume bereit. Doch wer erahnt sie, findet sie, sucht sie? Sie sind nicht sichtbar. Auch riechen kann man sie nicht oder gar hören. Sie entgehen unseren fünf Sinnen und doch sind sie da. Vielleicht ist die Ahnung, jenes Gebilde, das aus den Gefilden des Lebendigen in uns Breschen des Gleichgewichts schlägt, ein Vorbote oder ein Raumöffner, sodass wir gleichzeitig in sie hinein gehen und hinein gezogen werden.

Sind wir einmal darin enthalten, beginnen wir zu summen, zu singen, zu musizieren. Dabei sieht es von außen betrachtet aus, als stünden wir still, als hielten wir inne, um zu horchen, als hätte etwas unsere Sinne gereizt. Denn auf einmal entstehen Sturzbäche von Bildern, Zusammenhänge, Stimmen, die sich zu einer ― auf einmal ― lebbar sinnreichen Zukunft verbinden.