Das Poetikon

Dichtung für eine (R)evolution aus Geist und Liebe. Teil 5.

Eine neue Video-Serie im Aufwind: Poesie für den Wandel. Der Schauspieler Hans Kremer spricht alte und neue Texte, Fragmente und Gedichte, die im Lichte der MetAMORphose der Menschheitsfamilie Mut machen, zum Nachdenken anregen und aufzeigen, dass Kunst und Schönheit — gerade in diesen stürmischen Zeiten — kein Luxus, sondern Lebensmittel für den Geist und damit für das Leben selbst sind. In einer von Utilitarismus geprägten Welt verlieren wir diese Tatsache oft aus den Augen und unsere Seele verkümmert. Die Kunst ist ein Tor zur Metaphysik, führt uns aber auch zu Lösungswegen auf anderen Ebenen. Sie kann uns auch jetzt mitten in dieser Apokalypse inspirieren, unsere Träume zu leben und Wirklichkeit werden zu lassen, denn wir sind Schöpferwesen. Die Dichtung ist der Anfang und das Ende der Wissenschaft, wie Hölderlin in seinem „Hyperion“ schreibt. Mit Dichtung kann man Wahrheiten formulieren, die viel mehr sind als die Summe der einzelnen Worte. Und Dichtung als Kunst folgt dem Prinzip der Schönheit und bildet somit eine heilsame Perspektive auf die Lebendigkeit. Die Künstler leben uns mit ihrer Sensibilität und inneren Beweglichkeit vor, wie ein tänzerischer, humorvoller, tiefgründiger Umgang mit den Gegebenheiten das Fundament für eine neue Gesellschaft im Einklang mit der Natur werden kann und wie politisch das Persönliche ist.

„Die Kirche der Liebe“
Text der Katharer
Aus dem Jahr 1148

Die Kirche der Liebe, die die Katharer bereits vor fast 900 Jahren propagierten, kann man auch umschreiben mit Gemeinschaft oder Zusammenhalt im Bewusstsein der Liebe.

Die Katharer lebten ihren christlichen Glauben ähnlich wie die Katholische Kirche in einer Dualität zwischen Geist und Materie. Allerdings lehnten sie die Reglementierungen des Papsttums ab und pflegten in ihren Ritualen einen direkten Zugang zum Göttlichen. Anstatt sie in ihrer traditionellen Verschiedenheit anzuerkennen, wurden die Katharer vom Heiligen Stuhl in Rom, der damals schon anfing, seine imperialen Machtgelüste über die Welt auszubreiten, erbittert bekämpft und als Ketzer in mehreren verheerenden Kreuzzügen vernichtet.

Aber ähnlich wie in den großen Glaubensrichtungen aller Kulturen und Zeiten wohnt auch diesen beiden Formen des Christentums eigentlich eine theistische (= ganzheitliche) Wurzel inne, jenseits des weitverbreiteten und pyramidal machtfördernden Dualismus: Einheit in Liebe und Liebe in Einheit.

Das ist göttliche Ganzheit, der Urgrund allen Seins, aus dem auch wir als individuelle Teile der Ganzheit beschaffen sind.

Im Bewusstsein der Liebe leben wir diese Einheit in der Zweiheit/Vielheit. Das ist es auch, was Die Kirche der Liebe einst für die Katharer und für uns heute bedeutet: Eins mit dem Ganzen und zugleich einzigartiger — individueller — Bestandteil des Ganzen zu sein. Keine Abspaltung, die das Anderssein und Fremde ausschließt, sondern eine alle Unterschiede achtende, alles in sich einende Verbundenheit, die zugleich auch heilt. Die Kirche der Liebe fördert das Gefühl der Menschheitsfamilie. Das macht uns in zerrüttenden Zeiten stark.

Zu diesem sehr grundsätzlichen und wesentlichen Aspekt der Überwindung von Spaltung, wie beispielsweise der in Links und Rechts, die heute inmitten dieser weltweiten Systemkrise nötiger denn je ist, kann ich den Vortrag des Schweizer Philosophen Armin Risi auf NuoViso.TV sehr empfehlen, den er auf der „Für- den-Frieden-Konferenz“ gehalten hat (1).

Die Kirche der Liebe lobt die Liebe als die höchste Kraft im Universum. Denn sie überwindet alle Grenzen. Gemeint ist aber nicht, dass sie alles vereinheitlicht oder gleichschaltet, so wie das der bisher gepredigte Globalismus tut, sondern — zum Beispiel kulturelle — Unterschiede in ihrer individuellen Vielfalt respektvoll im Austausch verbindet.

Mit dem Überwinden der Ich-Haftigkeit ist auch nicht das Selbst (bewusste Sein), sondern die falsche Identifikation mit dem Selbst, die Verabsolutierung des Selbst, beschrieben. Es geht also nicht um das Auflösen von Gegensätzen in ein vermeintliches Nichts, sondern um das liebevolle und bereichernde Integrieren von Gegensätzen ins Ganze.

Dieses Glaubensbekenntnis der Katharer ist ein Text, der uns einlädt, alles, was wir tun, in Liebe zu tun. Auch wenn wir jetzt unser Gesicht zeigen …

Hierzu hat Christina von Dreien einen wunderbaren aktuellen Newsletter verfasst, den ich jedem, der sich für Freiheit, Frieden und Wahrheit einsetzt, ans Herz legen mag (2).

In der Liebe sein ist keine Schwäche, heißt nicht zu allem Ja und Amen zu sagen oder sich gänzlich aus dem weltlichen Geschehen zurückzuziehen. Im Grunde ist es eine Haltung und Grundeinstellung, die Unbesiegbarkeit freilegt, weil sie uns mit unserem höheren Selbst und der Quelle allen Seins zurückverbindet.

Dadurch ermöglichen wir uns, mit Adlerblick ein Stück weit über die relativen Geschehnisse hinauszusehen, anstatt sich von jeder system-immanenten Hiobsbotschaft hinwegraffen zu lassen. Das ganze Geschehen aus Adlerperspektive sehend, ist zu erkennen, wie dieses uns spaltende System aus dem letzten Loch pfeift und sich durch den Entzug unserer Aufmerksamkeit in Luft auflösen wird. Durch die Kirche der Liebe nähren wir wie von selbst das lebensbejahende und menschliche und entziehen dem Unmenschlichen, diabolischen, unsere Lebenszeit.

Jeder Mensch hat seine ganz spezifische Aufgabe — auch jetzt in dieser verrückten Wendezeit. Gerade bei einer politischen Wende ist das spirituelle Fundament ausschlaggebend, um immer wieder in seine Mitte zu kommen und sich zu erden. In diesen Zeiten hat eine (weltzugewandte) ganzheitliche Spiritualität eine sehr politische Dimension.

Liebe funktioniert nur frei-willig. Sonst ist es Zwang. Aus dem Zwang eines inzwischen offen autoritären Systems wollen wir uns nun befreien. Das geht auch (nur) in Liebe.

Das spaltende System zerstört sich von selbst, indem es immer grotesker seine Fratze zeigt und die Menschen erwachend erkennen lässt, in was für einem Unrechtskonstrukt sie sich in Sicherheit wähnten. Entziehen sie diesem System ihre freiwillige Zustimmung, fällt es wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

In Liebe für die Wiederherstellung des wirklichen Menschenrechts sowie einer natürlichen und freiheitlichen Ordnung einzustehen, ist beispielsweise auch spielerisch und leicht machbar, in dem man in seinem Ort oder Stadt unter Einhaltung aller Abstands- und Anstandsregeln spazieren geht anstatt zu demonstrieren. Hier können wir viel lernen von der Tradition der Freiheitsbewegung in der DDR. Werden wir kreativ!

Das Menschenrecht, das Common Law, ist in uns. Es ist uns von Natur aus gegeben, man könnte auch sagen von Gott gegeben. Kein Mensch vergibt Menschenrechte. Wir leben sie ganz intuitiv und wissen sofort, ob wir im Sinne dieses natürlichen Menschenrechts in Harmonie und Einklang mit der allumfassenden Natur fühlen, denken, sprechen und handeln oder nicht. Deswegen brauchen wir auch keine Gesetzestexte vor uns herzutragen, um Gesicht für unsere Befreiung zu zeigen — was ja absurderweise inzwischen als politische Äußerung in unserer sogenannten Demokratie verboten ist und/oder denjenigen heutzutage schon infolge medialer Hetze in die extremistische Verschwörungstheoretiker-Ecke stellt, sondern können als freie Menschen einfach dafür einstehen …

„Wer dazu gehört, weiß es …“



Quellen und Anmerkungen:

(1) https://youtu.be/WsMadwO8Igg
(2) https://christinavondreien.ch/web/content/35066