Das Tahiti-Projekt

Die Zerstörung der Welt oder Leben im Ökoparadies? Begleiten Sie den Hamburger Spitzenjournalisten Cording auf seiner Reportagereise. Teil 25.

Eine Vorschau auf das Jahr 2022 — aufgeschrieben mehr als ein Jahrzehnt früher: Die Welt droht in einem Chaos aus natürlichen und menschengemachten Katastrophen unterzugehen. Nur auf Tahiti wächst ein neues ökologisches Paradies heran. Omai, der junge Präsident der Insel, versucht, sein Land zu beschützen. Der Hamburger Spitzenjournalist Cording lässt sich vom Idealismus Omais anstecken und wird unversehens in eine Affäre ungeheuren Ausmaßes hineingezogen. Denn die Mächtigen der Welt haben es auf die Rohstoffvorräte Tahitis abgesehen. Manova veröffentlicht jede Woche ein Kapitel aus Dirk C. Flecks visionärem und spannendem Roman. Hier finden Sie alle vorherigen Teile.

Die doppelstöckigen Sightseeingbusse rollten im Schritttempo am Weißen Haus vorbei. Niemand stieg an diesem regnerischen Morgen aus, um seine Kamera durch das schmiedeeiserne Gitter auf den Amtssitz des amerikanischen Präsidenten zu richten, das wurde vom Bus aus erledigt. Der kurz geschorene Rasen glitzerte im Blitzlichtgewitter der Touristen, und die konisch gestutzten Büsche standen wie lackierte Wachen vor der Zentrale der Macht.

Dennis Phelbs blieb die Tristesse dieses Sommertages verborgen. Die Jalousien seines im Westflügel liegenden Arbeitszimmers waren wie immer herunter gelassen. Der Chefberater des Präsidenten verrichtete seine Arbeit am liebsten bei Kunstlicht. Er ließ sich einen kräftigen Kaffee kommen und studierte die Papiere, die dem amerikanischen UN-Botschafter von einer Geheimkonferenz der AOSIS-Staaten auf Tahiti zugespielt worden waren. Auf den Vertreter der Komoren, der bei dieser Konferenz ebenfalls anwesend war, konnte man sich verlassen. Washington bezahlte ihn nicht umsonst. Aber Phelbs hasste die Riege der in ihrem Sold stehenden Denunzianten, die sie mit Nebensächlichkeiten aus aller Welt nur so überschütteten. Die AOSIS-Staaten hatten also vor, die Vollversammlung als Bühne zu missbrauchen. Toll. Vermutlich ging es wieder einmal um so weltbewegende Themen wie das Korallensterben bei Surinam, den Küstenschutz der Grenadinen oder die Höhe des UN-Hilfsfonds für die Überlebenden der in den Fluten versunkenen Inselreiche Tuvalu und Kiribati, die ersten AOSIS-Mitglieder, die von der Landkarte getilgt worden waren. Was sollte dieser Mist? Warum landete das bei ihm?

Er knallte die Füße auf den Schreibtisch und lehnte sich zurück. Seit drei Jahren war er nun im Amt, drei Jahre, in denen er zur Verblüffung des politischen Establishments zum einflussreichsten Berater des Präsidenten avanciert war. Keiner seiner Vorgänger hatte es zu einer ähnlichen Machtfülle gebracht. Seine herausragende Stellung beruhte auf den lückenhaften Erfahrungen der übrigen präsidialen Berater, vor allem in außenpolitischen Fragen, und wie es der Zufall wollte, lagen genau diese dem Präsidenten besonders am Herzen. Selby verstand sich in dieser äußerst instabilen Weltlage als Friedenspräsident, er übte sich in dieser Rolle so leidenschaftlich, dass ihm der Sinn für den Zusammenhang von Wirtschaft und Verbrechen völlig abhanden gekommen war. Die meisten seiner Berater waren doch ferngesteuerte Interessenvertreter, dachte Phelbs bei sich, abgestellt, um in Washington den obersten Segen zu erzwingen, wenn wieder einmal eine profitversprechende Attacke gegen die Menschlichkeit geritten werden sollte.

Er nahm noch einmal die Mappe aus dem Büro des UN-Botschafters zur Hand, die er vorhin nur flüchtig durchgeblättert hatte. Es musste vielleicht doch mehr dahinter stecken, sonst hätte der Mann, von dem er einiges hielt, ihm die Papiere nicht zukommen lassen. Als er zu lesen begann, traute er seinen Augen kaum. Was sollte das? Sind sie nun völlig durchgeknallt bei der AOSIS? „Wir beschuldigen die Vereinigten Staaten von Amerika und die Volksrepublik China, sich in den Hoheitsgewässern Polynesiens widerrechtlich an den Bodenschätzen eines anderen Landes zu bereichern“, las er. „Wir fordern die beiden Länder auf ...“ — das übliche Blabla. Natürlich entsprach nichts davon der Wahrheit, das musste er ja wohl am besten wissen. Sollten jetzt etwa auch schon die Ärmsten der Armen dazu übergegangen sein, die Lüge zum Primat ihrer Politik zu erheben? Schwer vorstellbar — die AOSIS war ein Zusammenschluss paradiesischer Gärten, denen seit Jahrzehnten übel mitgespielt wurde. Dort herrschte noch ehrliche Empörung ...

Phelbs rief Robert McEwen in Dallas an. Er musste Global Oil zumindest in die Lage versetzen, den abstrusen Vorwürfen, die morgen vor der Vollversammlung auch gegen den Öl-Multi erhoben werden sollten, prompt und gezielt zu widersprechen.

„Hi, Bob, Dennis hier!“, rief er, als er McEwens brummige Stimme vernahm. „Halten Sie sich fest! Sie werden morgen vor der UN-Vollversammlung als Hühnerdieb im Hinterhof Polynesiens geoutet! Wenn Sie interessiert sind, schicke ich Ihnen den genauen Wortlaut der Anklage zu. Ich denke, dass Sie darauf antworten sollten. Würde sonst ein schlechtes Licht auf unser Land werfen. Können Sie mir verraten, Bob, wieso ausgerechnet die liebe AOSIS so versessen darauf ist, einen übermächtigen Gegner wie Global Oil in Misskredit zu bringen — und das ohne irgendwelche Beweise?“

„Dennis!“, unterbrach McEwen, „hören Sie mir zu: es gibt die Beweise. Alles entspricht den Tatsachen.“

„Verarschen Sie mich nicht, Bobby. Das ist nicht lustig. Sie werden sich also morgen dazu äußern, öffentlich und korrekt, wie sich das gehört. Mehr verlangt der Präsident nicht.“

„Einen Scheißdreck werden wir tun. Das können Sie dem Präsidenten ausrichten. Und sagen Sie ihm, dass, gesetzt den Fall, es müsste tatsächlich eine Klarstellung erfolgen, er es sein wird, der sich öffentlich und korrekt dazu äußern muss!“

Phelbs zog die Füße vom Schreibtisch. Jedes Haar seines Körpers hatte sich aufgestellt.

„Wie darf ich Ihre letzten Bemerkungen verstehen, Bob?“, hakte er so gefasst wie möglich nach.

„Sie haben die Unterlagen doch studiert. ‚Ein von den Regierungen der Vereinigten Staaten und China gesponsertes Konsortium hat unter Führung von Global Oil damit begonnen, die Manganvorkommen im Südpazifik großflächig abzubauen‘, steht dort. Können Sie alles nachlesen. Von amerikanischer Regierungsseite sind übrigens der Energieminister, der Finanzminister sowie die NSA involviert ...“

McEwen ließ seinem Telefonpartner einige Sekunden Zeit, den Schock zu verdauen.

„Das Weiße Haus kann jetzt folgendes tun“, ließ er sich schließlich vernehmen. „Entweder, der Präsident entlässt zwei seiner wichtigsten Minister sowie den NSA-Chef, übernimmt die Verantwortung für seinen Sauladen und tritt anschließend selbst zurück. Das wäre demokratisch gehandelt, für solche Gesten ist er doch angetreten. Sollte Präsident Selby aber aus irgendeinem Grund im Amt bleiben wollen, dann müsst ihr euch anders entscheiden. Was läuft denn in Wirklichkeit ab, Dennis? Verantwortlich handelnde Politiker haben sich mit der Wirtschaft kurzgeschlossen, um einen von der UNO gelegten Ressourcenengpass zu beheben, damit die Volkswirtschaften der beiden Supermächte USA und China wieder auf Trab kommen. Und mit ihnen die gesamte Weltwirtschaft. Ein Verbrechen kann ich darin ehrlich gesagt nicht erkennen. Wenn sich der Präsident unsere stichhaltigen Argumente also zu eigen macht, bleibt er nicht nur im Amt, er demonstriert sogar Führungskraft, er zeigt, dass Amerika seine Verantwortung für die Welt ernst nimmt, wenn nötig unter Umgehung schwachsinniger Richtlinien und gegen den Widerstand der UN-Bürokratie. Lasst das morgen in Genf den Botschafter erklären, das reicht. Übermorgen kräht kein Hahn mehr danach, was viertausend Meilen hinter Honolulu bei den Hottentotten passiert.“

Nachdem er aufgelegt hatte, rief Phelbs im Büro des Präsidenten an und bat die Sekretärin um einen dringenden Gesprächstermin.

„Natürlich noch heute! Was dachten Sie denn?!“

Er knallte den Hörer auf und lud sich die Tagesordnungspunkte der morgigen Vollversammlung auf den Schirm. Die AOSIS-Botschafterin Marie des Iles war erst als siebte Rednerin an der Reihe. Vorher befasste sich das Gremium mit dem internationalen Terrorismus, den Folgen des japanischen Erdbebens, den Wasserkriegen in Bolivien und Brasilien, der UN-Reform, dem Armutsbericht der Vereinten Nationen und der Änderung der Genfer Konvention. McEwen hatte vermutlich Recht, da würde ein Schürftanker vor Makatea kaum ins Gewicht fallen. Trotzdem beunruhigte ihn die ganze Sache mehr, als er sich eingestehen wollte.

Als die Präsidentin von Trinidad und Tobago am späten Nachmittag vor die Mikrofone trat, hatten sich die Reihen im Sitzungssaal der Generalversammlung bereits erheblich gelichtet. Von den achthundert Delegierten, die noch vor wenigen Stunden heftig über die Festlegung der neuen Mitgliedsbeiträge gestritten hatten, befand sich nur noch ein versprengter Haufen in den Bänken. Wenn es hoch kam, waren es zweihundert. Das reichte nicht einmal für eine Empfehlung an den Sicherheitsrat. Die meisten Anwesenden blätterten während der Rede ungeniert in den Akten, niemand hörte den Ausführungen der zierlichen Frau wirklich zu. Die schweren Anschuldigungen, die sie gegen die Vereinigten Staaten und China erhob, verpufften im nebulösen Reich des Desinteresses. Erschwerend kam hinzu, dass Marie des Iles nicht den frischesten Eindruck machte, die lange Reise nach Genf und der damit verbundene Zeitunterschied hatten ihre Spuren hinterlassen.

Cording, der die Debatte des Nachts zusammen mit Omai, Maeva, Steve und Rudolf via Satellit im Präsidentenpalast von Papeete verfolgte, zeigte sich dennoch beeindruckt von dem tapferen Vortrag der AOSIS-Botschafterin, die ankündigte, den völkerrechtswidrigen Raubzug der Supermächte nicht nur der ISA zu melden, sondern auch vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen, was ihr zum ersten Mal Beifall einbrachte. So ganz in den Wind geschossen, wie er anfangs vermutete, war dieser erste Vorstoß, von dem sich hier alle so viel versprochen hatten, also nicht.

Marie des Iles schloss ihre Rede mit einigen persönlichen Bemerkungen, die Cording tief beeindruckten.

„Ich möchte nun zum Abschluss versuchen, Ihnen mit einem Bild des Kommunikationsforschers Rosenberg noch einmal die Kernaussage meines Vortrags zu verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Sie leben an einem Fluss“, sagte sie und faltete ihr Manuskript zusammen. „Sie sehen ein Kind im Wasser treiben, das mit dem Ertrinken kämpft. Was tun Sie? Sie springen hinein und retten das Kind. Kaum haben Sie es ans Ufer gezogen, entdecken Sie zwei weitere Kinder in der Strömung. Also springen Sie erneut in die Fluten, wie es Ihr Gewissen befiehlt. Nachdem Sie gerade im Begriff sind, sich von den Anstrengungen Ihrer Rettungsaktionen zu erholen, bemerken Sie drei, vier weitere Kinder, die flussabwärts treiben. Wann ist für Sie der Punkt erreicht, wo Sie die Sisyphosarbeit einstellen und stattdessen flussaufwärts gehen, um die Gründe für das rätselhafte Verbrechen in Erfahrung zu bringen?“, Sie legte eine Pause ein und suchte die Augen ihrer Zuhörer. „Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?“, fragte sie eindringlich. „In der Welt, in der wir leben, sterben täglich vierzigtausend Kinder den Hungertod! Sie sind Opfer eines weltweit agierenden kapitalistischen Systems. Unsere erste Aufgabe ist es daher, mit den Machtstrukturen zu brechen, die als einziges dem Geld verpflichtet sind. Die immerfort jenes Unglück produzieren, gegen das wir schon so lange vergeblich anzukämpfen versuchen. Dabei bin ich davon überzeugt, dass alle Menschen dieses Planeten unter den politischen und wirtschaftlichen Strukturen leiden, die so wirksam die Zerstörung befördern. Auch diejenigen, die den größten Reichtum anhäufen, zahlen einen bitteren Preis dafür: sie mutieren zu psychischen und spirituellen Krüppeln. Was ist das für ein Leben? Unsere Art ist anders. Und ich weiß, dass wir bei weitem in der Mehrzahl sind!“

Wieder entstand eine kurze Pause. Mit Genugtuung registrierte Marie des Iles, dass sie das Interesse der noch anwesenden Delegierten geweckt hatte. Keiner rührte sich. „Auf Tahiti hat man damit begonnen, vom puren Überleben ins Leben zurückzufinden“, fuhr sie fort. „Das Tahiti-Projekt hat die Menschen aus der Konsumabhängigkeit befreit und sie mit den Wurzeln ihrer Kultur in Berührung gebracht. Tahiti hat sich der modernsten technischen Mittel bedient und eine radikalökologische Wende eingeleitet, die seine Menschen wieder mit der Natur in Einklang bringt, anstatt diese auszuschlachten. Was sich in Polynesien ereignet, ist ein erster kleiner Hoffnungsschimmer. Deshalb sollten wir mit ganzem Herzen für das Tahiti-Projekt einstehen. Es funktioniert! Wir sollten es verteidigen wie unseren eigenen Augapfel — überall auf der Welt. Trinidad und Tobago und einige andere AOSIS-Staaten prüfen bereits, wie sie dem Beispiel folgen können. Ich danke Ihnen.“

Nachdem der spärliche Applaus verklungen war, gab der Sitzungspräsident bekannt, dass der amerikanische UN-Botschafter seinen Redebeitrag zurückgezogen habe und verkündete das Ende der Versammlung. Cording blickte zu Omai hinüber. Die Amerikaner hatten es nicht einmal für nötig befunden, Stellung zu beziehen! Sie fühlten sich so sicher, dass sie glaubten, die Anschuldigungen einfach auf sich beruhen lassen zu können. Sie spekulierten darauf, dass ihr ungeheures Vorgehen innerhalb kürzester Zeit in der Informationsflut der Medien unterging. Unfassbar.

Cording wurde speiübel angesichts dieses eiskalten Kalküls, das seiner Meinung nach durchaus aufgehen konnte. 800 Billiarden Botschaften feuerte die Medienmaschine aus Fernsehen, Radio, Printerzeugnissen, Computernetzwerken und Werbung jährlich ab. Dieses Trommelfeuer hatte die Köpfe und Herzen der Menschen mittlerweile taub gemacht, die Mediengesellschaft zeichnete sich nicht durch einen besonders hohen Grad an Aufklärung aus, sondern durch Zynismus und Gleichgültigkeit. Das hätte er bedenken müssen, als er sich Omai leichtfertig als Retter empfahl. Er streichelte Maevas Haar, die auf dem Boden hockend zwischen seine Beine gerutscht war. Es war Steve, der die Sprache als erster wiederfand.

„Was ist, Leute? Was sitzt ihr so deprimiert herum? ‚Das Tahiti-Projekt. Es funktioniert!‘ Da haben wir ihn doch, unseren Slogan! Wir hämmern ihn raus. Jeden Tag. Vergesst die offiziellen Gremien und Ausschüsse, vergesst einfach alles, was sie uns in ihrem verlogenen System als Kontrollmöglichkeit anbieten. Das Einzige was zählt ist das Internet. Das Internet bedeutet Anarchie, das Internet ist überall. Und das Schönste daran ist: sie können es nicht umfassend kontrollieren!“

Er tigerte wild gestikulierend vor ihnen auf und ab. Cording hatte den Jungen noch nie so echauffiert erlebt.

„Wie ist unsere Ausgangslage?“, fragte Steve und fixierte jeden Einzelnen von ihnen. „Schauen wir genau hin. Wir haben es dort draußen mit einem Milliardenheer betrogener, sorgenvoller Menschen zu tun, die nur darauf warten, dass man ihnen eine Identifikationsfigur liefert, an die sie ihre Hoffnungen hängen können. Diese Identifikationsfigur wird Omai sein. Omai, der Öko-Ghandi. Wer eignet sich besser für diese Rolle, als der Präsident Polynesiens? Der Mythos vom Südseeparadies ist nach wie vor quicklebendig. Nutzen wir ihn doch. Bereichern wir ihn um das, was hier beispielhaft als Lösungsmöglichkeit in Szene gesetzt wurde. Omai wird zur Kultfigur der jungen aufgeklärten Generation werden, das verspreche ich. Jetzt, da die Ressourcen für jeden erkennbar geplündert und die Sozialsysteme verrottet sind, wächst der Widerstand gegen die Mächtigen auf andere Weise, als wir es bisher gewohnt waren. Die Idee des Tahiti-Projekts wird sich dort draußen auswirken wie ein Virus im weltweiten Computernetz. Tahiti ist lediglich der Anlass, um den Stein des Umdenkens ins Rollen zu bringen ...“

Omai stand auf und drückte dem Jungen seine geschlossene rechte Faust aufs Herz. Dann deutete er auf sein eigenes Herz und forderte Steve auf diese Weise auf, es ihm gleichzutun. Steve gehorchte und war von der Geste wie benommen. Cording hatte das Gefühl, Zeuge eines historischen Augenblicks geworden zu sein: Omai hatte sich einverstanden erklärt, in die Rolle des Öko-Ghandis, die ihm ein achtzehnjähriger Knabe aus gutem Londoner Hause aufgezeigt hatte, hineinzuwachsen ...

Steve legte sichtlich bewegt noch einige Details seiner Strategie dar. Von der Gründung eines Internet-Parlaments war die Rede, in der Millionen Menschen abstimmen würden und nicht nur ein paar korrumpierte Abgeordnete. Er sprach davon, die getrennt arbeitenden und teilweise zerstrittenen Umweltschutzorganisationen — von Greenpeace bis Earth First!, von der Wilderness Society bis Robin Wood — unter dem Synonym „Tahiti-Projekt“ zu vereinen. Er wollte zu Spenden aufrufen und die ökologisch ausgerichtete Wirtschaft ins Boot holen, deren Vertreter wie alle Ökonomen einen untrüglichen Instinkt für neue Märkte besaßen. Seine Begeisterung war so mitreißend, dass sich innerhalb weniger Minuten die Stimmung in Omais Büro total gedreht hatte.

Vor dem Einschlafen erzählte Steve Cording von einem New Yorker Radiosender, der seit einigen Tagen über nichts anderes als das Tahiti-Projekt berichtete.

„Der Moderator nennt sich Shocking Turner, ich werde morgen mit ihm Kontakt aufnehmen. Gute Nacht.“



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