Der 9/11-Mythos

Seit zwei Jahrzehnten ranken sich spektakuläre Ungereimtheiten um den 11. September 2001 — Mathias Bröckers deckt sie in seinem neuen Buch auf.

Der Journalist Mathias Bröckers hat es 20 Jahre lang abbekommen: Ächtung, Entmenschlichung, Ausgestoßen-Werden und trotzdem hat er seinen Humor behalten. Er war weltweit einer der ersten, die sich kritisch mit den Ereignissen der Terroranschläge des 11. September 2001 auseinander gesetzt haben, und dafür hat er den Preis bezahlt. Rückblickend auf zwei Jahrzehnte Aufklärungsbemühungen zum 11. September legt Bröckers jetzt ein kurzweiliges Buch vor, das sich entlang seiner persönlichen Erfahrungen von den ersten Eindrücken des Terroranschlags bis in die Gegenwart schlängelt: „Mythos 9/11“. In seinem leichtfüßigen Tonfall enthält das Werk einige Kalauer, die so unverhofft daherkommen, dass sie den Autor doch schmunzeln lassen („Friedhofsnobelpreisträger Obama“). Ohne sich allzu sehr in die kriminaltechnischen Details zu vertiefen, die man in der angegebenen Fachliteratur nachlesen kann, gibt das Buch einen kleinen Einblick in die große Welt der haltlosen Behauptungen der amerikanischen Regierung über die Terroranschläge. Narrative, die von den Massenmedien wohlwollend und im Stil einer Dauerwerbesendung weiterverbreitet wurden und werden.

Doch wie man früher wusste, wird der Bote, der die schlechte Nachricht überbringt, gehängt. In unseren Zeiten, in der Herrschaft mit Soft-Power-Techniken ausgeübt wird, spart man sich das Blut. Es reicht, wenn einen die herrschaftskonformen Massenmedien im Vollbesitz der Dominanz über den öffentlichen Diskurs mit primitiven, wenngleich wirkungsvollen Assoziationen als nicht-satisfaktionsfähig erklären.

Das magische Zauberwort, das das ermöglicht, heißt „Verschwörungstheoretiker“, womit der, der es über die Kritiker der offiziellen Geschichte des 11. September stülpt, in der Regel soviel sagen will wie: „Ich will nicht, dass du recht hast, du machst mein Weltbild kaputt, und dafür musst du exkommuniziert werden.“ Die Botschaft wird gemeinhin gut verstanden, und der Bezeichnete darf sich sodann ohne weitere Erklärungen als Häretiker und von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen ausgestoßen sehen.

Mit dem Eigenleben des Begriffes „Verschwörungstheorie“ beschäftigte Bröckers sich schon vor den Anschlägen des 11. Septembers und er formulierte damals neuen Thesen, um dessen Wesen zu verstehen. In diesen neun Thesen tritt die Widersprüchlichkeit, ja, die Sinnlosigkeit des Begriffes vollends zutage, denn dieser vereinigt im medialen Sprachgebrauch drei verschiedene Begriffe auf tendenziöse Art zu einem, und zwar erstens pseudowissenschaftliche Dummheiten oder rhetorische Gags (die Erde ist flach, vielzelliges Leben ist eine Verschwörung der Einzeller et cetera), zweitens politisch instrumentalisierbare Sündenbockbehauptungen (bevorzugt über „die Juden“), und drittens Aussagen über potenzielle Staatsverbrechen westlicher Staaten. Der propagandistische Trick der Leitmedien besteht darin, ihre Leser glauben zu lassen, für diese drei verschiedenen Bereiche sei ein einziger Überbegriff „Verschwörungstheorie“ sinnvoll.

Bröckers stellte schon 2001 fest, dass die offizielle Geschichte des 11. Septembers eine Sündenbockbehauptung über Moslems ist, deren bis heute andauernde politische Instrumentalisierung bereits damals zu erahnen war. Denjenigen, denen diese Einsicht fehlt und die dem falschen Spiel der Leitmedien mit dem Wort „Verschwörungstheorie“ auf den Leim gehen, werden hingegen mit pseudowissenschaftlicher Unlogik schließen, dass sich Fragen nach möglichen Staatsverbrechen nur aus einer verrückten bis gar antisemitischen Geisteshaltung ergeben können.

Genauso ist es Bröckers natürlich ergangen, und er schildert die wesentlichen Schritte seines Ausgestoßen-Werdens, nennt Namen, an die man sich in Zukunft vielleicht erinnern wird, weil sie sich, wenn nicht juristisch, so doch moralisch, im Falle eines Verbrechens gegen die Menschheit der Strafvereitelung im Amt der öffentlichen Meinungsbildung schuldig gemacht haben.

Das jetzt im Westend-Verlag erschienene Buch liefert ein Stück Zeitgeschichte mit autobiographischem Zugang. Es ist ein Mahnmal der Achtsamkeit, eine Achtsamkeit, die der überwältigenden Mehrzahl der gegenwärtigen Journalisten der großen Leitmedien anscheinend fehlt, die nämlich darin besteht, die Propaganda der herrschenden Klasse zu erkennen und dann die Aufrichtigkeit zu haben, diese zu entblößen.

Danke, Mathias Bröckers!