Der Ausweg

In einem Rubikon-Exklusivgespräch fragt Elisa Gratias den Publizisten Ullrich Mies, ob und wie es gelingen kann, dem globalen Maßnahmenstaat zu entkommen oder ihm Widerstand zu leisten.

Kurt Tucholsky zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der Weimarer Republik und wanderte 1929 nach Schweden aus, noch bevor die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. In einem Brief an seinen Bruder Fritz schrieb er über Deutschland: „Du glaubst nicht, wie das Land von außen aussieht: ein Haufen neurasthenischer Irrer, die samt und sonders, jeder für sich, unrecht haben. So etwas von Missverständnissen, von Nebeneinander, von Aneinandervorbeireden …, nein, mein Lieber, dazu bin ich nicht auf der Welt.“ Dieses Zitat ersetzt mit zwei weiteren das Vorwort des neuen Sammelbandes „Auswandern oder Standhalten“ von Ullrich Mies, der Ende Februar 2023 erschien. Ähnlich wie vor knapp 100 Jahren verließen in den letzten Jahren viele Menschen, darunter Publizisten, das Land, weil sie sich dort nicht mehr wohl oder sicher fühlten. Für dieses Buch konnte Ullrich Mies als Herausgeber Autorinnen und Autoren gewinnen, die über ihre persönlichen Erfahrungen in Bezug auf das Thema berichten. Ist Auswandern die Lösung? Oder holt der „globale Faschismus“, wie Ullrich Mies den Prozess bezeichnet, der die weltweite Politik bestimmt, uns nicht sowieso überall ein?

Ullrich Mies ist ein Mann der deutlichen Worte. Das kommt auch in den Titeln drei seiner vier bereits erschienenen Bücher zum Ausdruck: „Fassadendemokratie und Tiefer Staat“, „Mega-Manipulation“ und „Der Tiefe Staat schlägt zu“. Sein vorletztes Buch „Schöne neue Welt“ befasste sich mit dem Wandel der westlichen Demokratien in totalitäre Regime.

Ich empfand die Wortwahl und die Ausführungen von Ullrich Mies stets als überspitzt, bis ich „Der Tiefe Staat schlägt zu“ zu der Zeit las, als die Pandemie-Maßnahmen in vollem Gange waren. Da ich seit 9 Jahren in Spanien wohne, erlebte ich die strenge, zweimonatige Quarantäne dort mit, in der die Bevölkerung nur zum Einkaufen im nächstgelegenen Supermarkt und zum Müllraustragen aus dem Haus gehen durfte. Seitdem kann ich nachvollziehen, warum Ullrich Mies die Entwicklungen genau beim richtigen Namen nennt.

Nun veröffentlichte Mies ein Buch zum Thema Auswandern, in dem unter anderem namhafte Autoren und Journalisten wie Sven Böttcher, Herman Ploppa, Kayvan Soufi-Siavash und Anselm Lenz ihre eigenen Erfahrungen und Überlegungen zu der Frage „Exil oder Widerstand?“ beschreiben.

Die Corona-Maßnahmen ähnelten sich in der ganzen Welt. Die zentrale Frage lautet heute im Gegensatz zum letzten Jahrhundert also: Kann man der Gefahr überhaupt entkommen? Was versprechen sich Menschen davon, ins Exil zu gehen, und was sind ihre Beweggründe? Darüber sprach ich mit Ullrich Mies.


Elisa Gratias im Gespräch mit Ullrich Mies


Hier können Sie das Buch bestellen:Auswandern oder Standhalten? Politisches Exil oder Widerstand?“.