Der blinde Fleck

Viele sträuben sich noch immer gegen die Erkenntnis, dass die USA diesen Krieg provoziert haben, weil sie an ein solches Ausmaß von Niedertracht nicht glauben wollen.

Wenn etwas Schlimmes geschieht, klagen wir den Täter an; wenn etwas sehr Schlimmes, über die Maßen Grauenvolles geschieht, kann es jedoch passieren, dass dieser mit Vorwürfen gar nicht konfrontiert wird. In ihrer Naivität können sich Menschen einfach nicht vorstellen, dass jemand dazu fähig ist — speziell wenn es sich um einen „Freund“ handelt. Sie stecken dann lieber den Kopf in den Sand oder klagen jemanden an, der als Bösewicht im öffentlichen Diskurs schon gut eingeführt ist. Konkret handelt es sich bei diesem Freund um die USA, bei dem Dauerfeind um Russland. Aus machtpolitischen Gründen haben die Vereinigten Staaten Russland in diesen Krieg mit der Ukraine hineingelockt und -gedrängt. Es wäre nicht der erste von ihnen mitinszenierte Konflikt, der Hunderttausende von Opfern gekostet hat, aber es ist der erste seit Langem, der die Welt an den Rand einer atomaren Katastrophe gebracht hat. Gerade die Furchtbarkeit dieses Szenarios stellt für die USA eine Art Schutz dar. Weil nicht sein darf, was man sich nicht vorstellen kann. Nur ein klarer Blick auf die Wahrheit kann den Rest der Welt aber dazu motivieren, diesen globalen Tyrannen in seine Schranken zu verweisen.

Krieg ist mit Abstand das Schlimmste, was Menschen tun. Das Wahnsinnigste. Das Grausamste.Das Zerstörerischste. Das am wenigsten Nachhaltige. Diejenigen, die die Menschheit bewusst in noch mehr Kriege stürzen, obwohl diese vermeidbar wären, sind ohne Ausnahme die schlimmsten Menschen auf der Welt.

Und es gibt Berge umfangreich dokumentierter Beweise dafür, dass die Lenker des US-basierten Imperiums in der Ukraine genau dies in der Ukraine getan haben. Deshalb haben so viele westliche Analysten und Experten jahrelang gewarnt, dass die Handlungen westlicher Mächte die Ukraine in die Katastrophe führen würden. Deswegen auch prahlen die Manager des Imperiums noch immer offen damit, wie sehr der Stellvertreterkrieg in der Ukraine den US-Interessen dient. Sie haben die Ukraine wissentlich in den Krieg getrieben, um ihre eigenen geostrategischen Interessen voranzubringen, obwohl sie genau wussten, dass keine mächtige Nation es je zulassen würde, an ihren Grenzen derart vom Westen bedroht zu werden — und dann intervenierten sie in den Anfängen des Kriegs, um den Eintritt eines Friedens zu verhindern.

Wären diese Fakten allgemein bekannt, würde die US-Kriegsmaschinerie weltweit an Unterstützung verlieren — nicht nur wegen ihrer Handlungen in diesem Krieg, sondern auch für alle zukünftigen Kriege. Und genau deshalb verwendet man so viel Energie darauf, dass dies nicht zu einer allgemeinen Erkenntnis wird.

Das offizielle Mainstreamnarrativ in der gesamten westlichen Welt lautet, dass Putin allein deshalb in die Ukraine einmarschiert ist, weil er bösartig ist und den Frieden hasst. Das ist es, was der westlichen Öffentlichkeit von der politisch medialen Klasse eingetrichtert wird und was sie tatsächlich und buchstäblich über diesen Krieg glauben soll. Jeder, der dieser offenkundig lächerlichen Einschätzung mit Fakten und Beweisen widerspricht, wird als russischer Agent gebrandmarkt sowie in den sozialen Medien von Scharen von Pro-US-Trollen konfrontiert und kann die Hoffnung aufgeben, sich in den Massenmedien eine wichtige Plattform zu sichern.

Wichtig ist auch anzumerken, dass dieses Ausschalten jeglicher reifen, erwachsenen Analyse der Ereignisse, die zum Krieg geführt haben, tatsächlich kein einziges ukrainisches Leben rettet. Es wird dadurch auch nicht wahrscheinlicher, dass Russland das Kämpfen beenden und seine Truppen zurückziehen wird.

Das einzige, was dadurch verhindert wird, ist, dass die Menschen das US-Imperium als das sehen, was es wirklich ist. Es soll nicht die Ukrainer schützen, sondern das Imperium.

Das Schlimmste, das den Geheimdienstinteressen des US-Imperiums passieren könnte, wäre eine kritische Menschenmenge, der bewusst wird, dass all der Tod und all die Zerstörung in der Ukraine vom US-basierten Imperium hätte verhindert werden können, wenn dieses vor Russlands Haustür nicht so aggressiv agiert hätte, und dass diese Aggressionen stattdessen noch gesteigert wurden, um die strategischen Interessen der USA auf der Weltbühne voranzutreiben.

Würde jeder wirklich und zutiefst verstehen, dass all dies Leid, all diese Leichenberge einfach nicht hätten passieren können, wären die USA nicht fieberhaft darauf fokussiert gewesen, um jeden Preis die Weltherrschaft zu sichern, könnten die USA keine Zustimmung mehr für ihre Vorhaben erzeugen. Sie wären nicht länger in der Lage, internationale Unterstützung für ihre Aktionen gegen ihre Feinde zu gewinnen. Sie wären nicht länger in der Lage, die Welt davon zu überzeugen, die Dollar-Hegemonie zu stützen.

Es stimmt: „Russland verfolgte 2021 diplomatische Optionen zur Verhinderung eines Krieges, während Biden die Diplomatie ablehnte, weil er darauf bestand, dass Russland kein Mitspracherecht bei der NATO-Erweiterung habe. Und Russland bemühte sich im März 2022 um Diplomatie, während das Biden-Team erneut eine diplomatische Beendigung des Krieges verhinderte.“

Weil jedoch das US-Imperium über den neuesten und fortgeschrittensten Soft-Power-Apparat verfügt, versteht kaum jemand diese. Größtenteils haben nicht einmal diejenigen, die verstehen, dass der Westen diesen Krieg provoziert hat, auf einer instinktiv-emotionalen Ebene erfasst, was genau das bedeutet. Bei den meisten handelt es sich eher um ein oberflächliches intellektuelles Verstehen, ohne wirklich den Horror all dessen zu begreifen, ohne sich von der empörenden Natur dessen, was das US-Imperium getan hat, überwältigen zu lassen.

Der Westen wurde durch Täuschung dazu gebracht, einen weiteren teuflischen US-Krieg zu unterstützen — diesmal mit der zusätzlichen Dimension einer waghalsigen Politik am Abgrund einer atomaren Bedrohung, die alles irdische Leben bedroht.

Und das alles nur, um Moskau in einen weiteren militärischen Morast zu locken, sodass man in Ruhe Kriegspläne gegen China ausarbeiten kann, während man gleichzeitig US-amerikanische Energieinteressen voranbringt und Unterstützung für US-Militärbündnisse ausbaut. Es ist fast zu bösartig, um es zu begreifen. Es gibt keine Worte dafür.

Und dies ist einer der Gründe dafür, warum es so schwer ist, den Menschen zu vermitteln, was in der Ukraine geschehen ist: Sie sind nicht in der Lage, sich vorzustellen, dass irgendjemand so böse sein kann — schon gar nicht die Regierung, von der uns Hollywood beigebracht hat, dass sie vernünftig und humanitär ist.

Es ist so ungefähr das Ungeheuerlichste, das man sich nur vorstellen kann. Und doch existiert es und entfaltet sich noch immer in all seiner blutbespritzten „Herrlichkeit“.

Unsere Aufgabe ist es also, Menschen dabei zu helfen, dies zu sehen und zu verstehen — nicht nur intellektuell, sondern gefühlsmäßig. Ihnen zu helfen, tief drinnen zu verstehen, welchen Horror das US-Imperium mit dem Krieg in der Ukraine entfesselt hat — das Leiden, den Tod, die existenzielle Gefahr. Alleine können wir das US-Imperium nicht bekämpfen, aber jeder von uns kann das ihm Mögliche tun, um die „Konsensfabrik“ zu schwächen, die es benutzt, um die Welt zu beherrschen und zu terrorisieren.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „If Everyone Understood That The US Deliberately Provoked This War“. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratsteam lektoriert.