Der Feind in tausend Verkleidungen

Eine Reihe von Ereignissen lässt darauf schließen, dass es überhaupt kein Übel auf der Welt gibt, an dem nicht die Russen schuld wären.

Bei der Bundeswehr gerieten Lastwägen in Brand. Wer war's? Sie dürfen raten! Weder kann das Unglück durch ein Versagen deutscher Soldaten ausgelöst worden sein, noch ist es denkbar, dass sich in Deutschland selbst Kriegsgegner erheben und Militärgerät sabotieren. Unsere Landsleute stehen bekanntlich felsenfest hinter der Zeitenwende und würden so etwas nicht tun. Wirkliches Interesse an der Zerstörung von Bundeswehrfahrzeugen kann nur der Feind selbst haben: Russland. Wie der Erzbösewicht Fantomas in einer Spielfilmreihe der 60er-Jahre tritt der Russe in vielerlei Gestalt auf. Er hetzt, sabotiert, infiltriert. Und bevor er morgens aus dem Haus geht, zieht er — wie es der Liedermacher Dieter Süverkrüp sang — als Erstes seine Unterwanderstiefel an. Gerade dass man den Russen nicht auf den ersten Blick erkennt, zeugt von der Tücke seiner Vorgehensweise. Sogar nach dem beschaulichen Frankreich streckte er bereits seine Klauenhand aus. Wie der Autor in diesem Beitrag auf erschreckende Weise deutlich macht, müssen wir stets gewappnet sein und dürfen niemandem trauen.

Seitdem sich die deutsche Bundesregierung entschlossen hatte, Russland zu „ruinieren“, so Ex-Außenministerin Annalena Baerbock, marschieren, infiltrieren, unterwandern und verkleiden sich ‚die Russen‘ alle paar Tage und machen uns Angst — erst recht, wenn man davon nicht wirklich etwas mitbekommt.

Sie verkleiden sich als Journalisten, als Agenten im Cyber- und Informationskrieg, mithilfe von Schattenflotten, die unter „falscher Flagge“ Öl transportieren, das Deutschland boykottiert und dann teuer kauft, weil es als russisches Öl nicht identifiziert werden kann. Und dann gibt es ja noch die Schattenkrieger, die quer durch das friedliebende Europa ziehen, um uns am Krieg zu stören.

Ganz brennend aktuell und schrecklich ist das, was sich kürzlich in Erfurt zugetragen hat. „Standardinformierte“ haben davon nichts mitbekommen. Immerhin berichtete der Nachrichtensender n-tv am 26. Juni 2025 darüber:

„Kreml-Kanäle prahlen mit Anschlag auf Bundeswehr in Erfurt“

In Erfurt geraten am Wochenende, dem 21./22. Juni 2025, plötzlich mehrere Lastwagen der Bundeswehr in Brand. Die Polizei vermutet Brandstiftung, die Ermittlungen laufen. Jetzt schreiben russische Kanäle den Anschlag Moskau zu.

Russische Propaganda-Kanäle verbreiten Bilder und ein Video von brennenden Bundeswehr-Lastwagen in Erfurt und reklamieren den Vorfall als russischen Angriff. Offenkundig wurden die Aufnahmen in der Nacht zu Sonntag gemacht, als ein Feuer auf dem Gelände des Bundeswehr-Servicepartners MAN ausbrach, noch bevor Polizei oder Feuerwehr eintrafen.

Zwei Bilder zeigen die Fahrzeuge noch in unversehrtem Zustand. Ein Video zeigt aus gleicher Perspektive den Brand in einem frühen Stadium ohne Einsatzkräfte vor Ort. Flammen schlagen aus dem vorderen Bereich der Einsatzfahrzeuge, wie zu sehen ist. Offenbar wurden die Brände an den Achsen der Fronträder entzündet. Vier LKW brannten auf dem Werkstattgelände vollständig aus, zwei weitere wurden durch die Flammen beschädigt.

Die Kreml-Propaganda rechnet die Tat zwar Russland zu. Es ist jedoch bislang unklar, ob die russischen Propaganda-Kanäle auch auf anderem Wege an die Bilder hätten kommen können. Der Begriff „Erfurt“ wurde bis zum frühen Abend fast 400-mal in Kanälen erwähnt, berichtet t-online. Fast minütlich liefen neue Beiträge mit demselben Videomaterial ein. Schon mehr als 1,2 Millionen Nutzer sahen die Beiträge.

„In Erfurt in Deutschland wird diverses Militärgerät für die ukrainischen Streitkräfte zur Reparatur gebracht. Unser Volk entschied, dass das alles unnötig sei und die ukrainischen Streitkräfte solche Ausrüstung nicht brauchten. Also verbrannten sie sie einfach. So war das“, ist in den russischen Kanälen zu lesen. Die Bundeswehr bestätigte allerdings nicht, dass die Lastwagen für die Ukraine bestimmt waren, berichtet der MDR. (…)

Zweiter Bundeswehr-Brand innerhalb kurzer Zeit

Bislang gebe es keinerlei Hinweise auf Verbindungen zu einem ähnlichen Fall im niedersächsischen Soltau vor etwas mehr als zwei Wochen. Auch dort brannten sechs Bundeswehr-Lastwagen, die auf einem Werkstattgelände geparkt waren. Nach dem Brand wurde ein Bekennerschreiben entdeckt, berichtete der Norddeutsche Rundfunk.

Gleiches gilt für einen ähnlichen Fall auf einem Werkstattgelände in Berlin im Mai 2025. Dazu bekannte sich auf der linksextremen Internetplattform Indymedia eine Gruppe, die sich den Namen „Agenda 2029“ gegeben hat.

„Eine weitere Intensivierung eines globalen Krieges wird hier in Deutschland vorbereitet, daher müssen wir die Zentren der Kriegstreibenden sabotieren", hieß es in dem Schreiben (1). „Für den neuen Anschlag gibt es bisher noch kein Bekennerschreiben auf der Plattform“, so n-tv.de vom 26. Juni 2025 (2).

Dieser Bericht ist in vielerlei Hinsicht aufschlussreich: Wenn etwas in deutschen Medien unterschlagen wird, dann sind „russische Kanäle“ also die „Russen“ daran schuld. Warum berichten deutsche Medien nicht darüber?

Zum zweiten ist bemerkenswert, dass jene, die darüber berichten, dann auch schuld an dem sind, worüber sie berichten! Das wäre eine völlig neue „Schuldanalyse“!

Zum dritten haben sich eindeutig Menschen dazu bekannt, die sehr deutlich in einem deutschen Kontext handeln: Die Gruppe „Agenda 2029“, die sich zu diesen Sabotageaktionen bekannt hat, kann man naheliegend mit der Schröder‘schen „Agenda 2010“ in Verbindung bringen — was wohl sehr bewusst so gewollt ist. Damit haben Wladimir Putin und & Co. am allerwenigsten etwas zu schaffen.

Die so aufgeworfene Frage, was die „Agenda 2010“ mit dem Kriegsprogramm der aktuellen Bundesregierung zu tun hat, darf keinesfalls Zusammenhänge sichtbar machen.

Zum vierten will uns diese Berichterstattung vor allem von einem überzeugen: Wenn jemand gegen den Kriegswahn in Deutschland opponiert, dann können das doch nicht „Deutsche“ sein. Diese machen doch im Großen und Ganzen mit oder erschöpfen sich in sinnlosen Anklagen.

Dafür sind also die „Russen“ gut. Das war schon vor und im Zweiten Weltkrieg so und das soll auch beim Dritten Weltkrieg so bleiben. Irgendetwas muss doch Tradition bleiben.

Vor einem Jahr sind ‚die Russen‘ bereits in Paris einmarschiert – „Die unbekannte Delegation“

Was eigentlich ganz besonders gerne deutsche Kriegsziele sind, man erinnere sich an Verdun im Jahr 1916 oder Paris im Jahr 1940, ist nun den Russen vorbehalten. Das ausgesprochen heimtückische an diesem Vorstoß ist, dass sie eigentlich ausdrücklich ausgeladen worden sind.

Es sollte keine Russen bei der Olympiade in Paris 2024 geben. Sie wurden als Russen ausgeschlossen, weil sie als Russen zu Russland gehören und folglich den Krieg in der Ukraine unterstützen. Mit dem Ausschluss der Russischen Föderation wollte man gegen den Krieg ein Zeichen setzen. So. Alle Wetter.

Na ja, nicht gegen jeden Krieg, sondern nur gegen die, die die eigenen Kriege stören. Israel wurde folglich nicht von den Olympischen Spielen in Paris ausgeschlossen. Das ist nämlich bis heute kein Krieg, sondern die Ausübung eines „Selbstverteidigungsrechts“ in besetzten Gebieten.

Israel ist keine Ausnahme. Man hätte auch die Türkei von den Olympischen Spielen ausschließen können, denn sie hält Teile von Syrien, also kurdische Gebiete (Rojava) besetzt. Auch das ist … kein Krieg, keine Besatzung, sondern … etwas Anderes.

Und selbstverständlich gehören auch die USA dazu. Sie „verteidigen“ sich seit Jahrzehnten — überall auf der Welt. In Vietnam, in Afghanistan, im Irak, in Syrien und weiß der Teufel wo. Wenn man Führer der Welt ist, dann ist einem nichts fremd.

Zurück zu den Russen, die etwas ganz Anderes machen und sind. Das wissen wir seit zwei Weltkriegen. Und daran halten wir fest.

Gut, die Russen waren also als Nation nicht bei der Olympiade präsent. Aber sie waren teuflisch. Sie hatten ihre Sportkleidung gegen Sabotageklamotten eingetauscht und griffen an.

Am 26. Juli 2024 wurden mehrere Zugstrecken des Hochgeschwindigkeitsnetzes (TGV) sabotiert. Es wurden Kabelstränge, die neben der Bahnstrecke verlaufen, in Brand gesteckt. Dadurch kam es zu massiven Verzögerungen und Verspätungen. Zwar wusste niemand, wer dies gemacht hat, aber man wusste stattdessen ganz genau, dass dahinter nur die Russen stecken können/müssen. Das leuchtet ein! Sie sind naturgemäß nachtragend und wollten so den Olympia-Betreibern den olympischen Spaß verderben, der bekanntlich unpolitisch ist, solange man damit Politik machen kann.

Die staatliche Eisenbahngesellschaft Frankreichs SNCF sprach von „mehreren gleichzeitigen böswilligen Handlungen“. Mehr wusste man nicht, wollte man nicht wissen. Frankreichs Sportministerin Amelie Oudea-Castera äußerte sich erschrocken über die Brandanschläge auf das französische Schnellzugnetz. „Es ist absolut entsetzlich“, sagte sie und zeigte dabei großen Sachverstand.

Da die Sabotage an vier Stellen gleichzeitig verübt wurde, sprach sie von einer „Art koordinierter Sabotage“. Von SkyNews darauf angesprochen, wollte Oudea-Castera eine Beteiligung Russlands nicht ausschließen. Ihre Antwort: „Vielleicht“.

Alles klar. Russland steckt dahinter. Vielleicht. Da will sich Frankreich nicht lumpen lassen. Ohne jetzt penibel zu sein: Warum waren es nicht die Chinesen?

Eigentlich gab es recht schnell ein Bekennerschreiben, das die französischen Behörden als echt einstuften. Das störte jedoch eher. Denn es klang überhaupt nicht russisch:

„Die Ermittlungsbehörden nehmen das Bekennerschreiben ‚ernst‘, wie die Zeitung ‚Le Parisien‘ berichtet. Ihr zufolge deutet das Schreiben auf eine Urheberschaft einer ‚an die ultralinke gekoppelte gewalttätige Protestbewegung‘ hin. Die auch von der ‚New York Times‘ erhaltene E-Mail war demnach von einer Adresse sabotagetgvjo@riseup.net verschickt worden. ‚JO‘ ist die französische Abkürzung für die Olympischen Spiele. Unterzeichnet ist die E-Mail von einer ‚Unbekannten Delegation‘, die in der Tat bisher unbekannt war. Der Domain-Name ‚RiseUp‘ wird in Frankreich von radikalen Umweltgruppen, anarchistischen und antikapitalistischen Initiativen verwendet. Gemeldet in Seattle, soll sie der italienischen Anarchoszene entstammen“, so die Frankfurter Rundschau (FR) vom 28. Juli 2024 (3).

Okay, Russland ist viel, aber ganz bestimmt nicht „ultralinks“. Was macht man jetzt mit der aus der Luft gegriffenen falschen Fährte? Man achtet nicht auf halbwegs schlüssige Logik. Man lässt es wirken und wendet sich dem Bekennerschreiben zu. War bis dato alles klar, ist nun von einem „wirren Bild“ die Rede.

Was ist daran so wirr?

In dem Schreiben ist zu lesen:

„Sie nennen es ein Fest? Wir sehen darin die Feier des Nationalismus, eine gigantische Inszenierung der Unterjochung der Bevölkerung durch Staaten.“ Und weiter: „Hinter dem spielerischen und geselligen Schein bieten die Olympischen Spiele ein Experimentierfeld für die Kontrolle der Massen und unserer Bewegungen durch die Polizei.“ Die Organisation ruft auf zum „Sturz einer Welt, die auf Ausbeutung und Domination beruht“. (s.o.)

Keine Frage: Das sind große Ziele und klare Aussagen. Was ist aber daran „wirr“? Wirr ist doch eher, wenn man einen Vernichtungskrieg in besetzten Gebieten als „legitimen“ Verteidigungsakt ausgibt! Völlig wirr sind doch jene, die im US-Kongress aus dem Jubeln gar nicht mehr rauskommen, wenn Benjamin Netanjahu immer wieder betont, dass „wir“ siegen werden.

Und was ist daran „wirr“, wenn man den eliminatorischen Nationalismus im Nahen Osten verachtet und das „america first“ Gefasel für eine mörderische Drohung hält?

Noch mehr „Russen“ und/oder „Ultralinke“ – egal.

Drei Tage später waren Glasfasernetze von drei französischen Telekommunikationsunternehmen in der Nacht auf den 29. Juli 2024 Ziel von Sabotage-Aktionen:

„In Frankreich wurde in der Nacht auf den heutigen Montag erneut Glasfaser-Infrastruktur sabotiert. Nachdem Ende voriger Woche Leitungen an Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken mit Brandanschlägen angegriffen wurden, waren nun die Telekommunikationsunternehmen Bouygues Free 1337 und SFR Ziel der Sabotageakte. (…)“

Zu den Anschlägen auf die SNCF sagte der französische Innenminister Gérald Darmanin im Sender France 2, es seien Profile von Verdächtigen identifiziert worden. Die Vorgehensweise ähnele der von Ultralinken in der Vergangenheit. Damit spielte Darmanin möglicherweise auf Anschläge wie jenen im Oktober 2022 an, als in der Region Marseille an mindestens drei Stellen Kabel gezielt durchtrennt wurden.

Im April jenes Jahres waren auch vier Glasfaserstrecken im Raum Paris durchtrennt worden. Auch die deutsche Verkehrsinfrastruktur war bereits Ziel von Sabotage, ebenfalls im Oktober 2022. In Berlin wurden beispielsweise 2018 tausende Haushalte nach einem Brandanschlag von Strom und Internet abgeschnitten und 2014 mutwillig Glasfaserkabel durchschnitten“, schrieb heise online am 29. Juli 2024 (4).