Der geheilte Pessimist

Dirk C. Fleck erklärt im Gespräch mit Florian Ernst Kirner, woher er die Kraft nimmt, in Anbetracht der Weltlage nicht zu resignieren.

Als Baby wurde er versteckt, als Kind spielte er in den Trümmern seiner Heimatstadt Hamburg. Heute ist Dirk C. Fleck ein Autor und Zeitzeuge, der gerne lebt und sich für den Frieden und die Natur einsetzt. Im Gespräch mit Florian Ernst Kirner erzählt er unter anderem, wie er sich vom Pessimismus heilte.

Ein lockerer Plausch über Gott, die Welt und die eigene Geschichte. Zwei interessante Männer aus den „Extremen“ Deutschlands: ein Hamburger und ein Bayer. Es fühlt sich an, als säße ich neben ihnen, während ich den ruhigen Stimmen lausche.

Dirk C. Fleck blickt auf ein aufregendes Leben zurück. Er wurde 1943 aus einer illegalen Verbindung geboren und die ersten Jahre lang versteckt. Seine Eltern hatten den Krieg am eigenen Leib erlebt, doch das ist nicht der Grund für sein starkes Friedensengagement, sagt er. Es sei eher ein in ihm angelegtes Bedürfnis.

Er und Florian Ernst Kirner sprechen über die Vergangenheit Deutschlands und den Umgang der heutigen Deutschen mit ihr. Im Geschichtsunterricht und in Dokumentarfilmen werden wir immer wieder an die unvorstellbaren Schrecken der Nazi-Zeit erinnert, doch fühlen wir bei diesen Bildern überhaupt noch etwas? Am Bahnhof von Dachau starren junge Menschen auf ihre Smartphones und blenden ihre Umwelt aus.

Welchen Schwierigkeiten sieht sich die Menschheit ausgesetzt? Was können wir tun? Wo ist unser Gefühl, unser Bewusstsein für die großen Verluste in der Artenvielfalt, die die Menschen zu verantworten haben? Gibt es Hoffnung für die Spezies Mensch? Für die Erde? Wie entkommen wir der großen Bewusstlosigkeit? Und wäre das überhaupt hilfreich?

Nur halb ironisch betont Dirk. C. Fleck den tröstlichen Aspekt unserer Bewusstlosigkeit:

„Wir bringen uns um durch eigene Schuld und wissen es, Gott sei Dank, nicht. Weil — sonst würde ja Panik entstehen. Und Panik ist nicht gesund in einer Gesellschaft, wie wir wissen.“

Das Gespräch führt die zwei Männer über ihre sehr persönlichen Erfahrungen zu Erkenntnissen, die ihnen selbst und vielleicht auch uns allen in unserem Leben und Wirken weiterhelfen können.

„Nichtwissen ist der Kitt, der die Wahrheit zusammenhält. Nicht zu wissen, bedeutet Demut“, erinnert uns Dirk C. Fleck. Denn unsere ganze Diskussionskultur beruht auf Wissen. Irgendwann müssen wir „den ganzen Mist“ loslassen, wenn wir in unserer Seele Samen aufblühen lassen wollen in einem Sinne, den unser Verstand gar nicht begreifen kann.