Der Verschwörungsmythos

Nicht alles, was Regimegegner behaupten, ist wahr; das Manöver der Mächtigen, Kritik mit dem Etikett „Verschwörungstheorie“ abzutun, ist jedoch billig.

Was ist überhaupt eine Verschwörungstheorie? Teilweise wird der Begriff verwendet gegen jeden, der Autoritäten in Frage stellt, der vorherrschenden Weltanschauungen widerspricht oder der glaubt, dass heimliche Interessen unsere führenden Institutionen beeinflussen. Als solcher dient er dazu, Widerspruch im Keim zu ersticken, und jene einzuschüchtern, die versuchen, sich gegen Machtmissbrauch aufzulehnen. Man muss das kritische Denken nicht aufgeben, um davon überzeugt zu sein, dass mächtige Institutionen mitunter heimlich zusammenwirken, konspirieren, vertuschen und korrupt sind. Natürlich gibt es tatsächlich falsche und dubiose Verschwörungsmythen. Der Autor gibt nicht vor, in jedem Fall genau zu wissen, was Sache ist. Er rät zu gesunder Demut und einem sich immer wieder selbst in Frage stellenden Lernprozess.

von Charles Eisenstein

Vor einigen Tagen amüsierte mich eine Kritik meines Essays The Coronation, in welcher der Autor sich absolut sicher zeigte, dass ich ein heimlicher Verschwörungstheoretiker sei. Er wirkte derart überzeugend, dass ich beinahe selbst daran glaubte.

Was ist überhaupt eine Verschwörungstheorie? Teilweise wird der Begriff verwendet gegen jeden, der Autoritäten in Frage stellt, der vorherrschenden Weltanschauungen widerspricht oder der glaubt, dass heimliche Interessen unsere führenden Institutionen beeinflussen. Als solcher dient er dazu, Widerspruch im Keim zu ersticken, und jene einzuschüchtern, die versuchen, sich gegen Machtmissbrauch aufzulehnen. Man muss das kritische Denken nicht aufgeben, um davon überzeugt zu sein, dass mächtige Institutionen mitunter heimlich zusammenwirken, konspirieren, vertuschen und korrupt sind. Falls es genau das ist, was der Begriff Verschwörungstheorie bezeichnen soll, dann sind offensichtlich einige jener Theorien schlicht wahr. Erinnert sich irgendwer an Enron? Iran-Contra? COINTELPRO? Vioxx? Irakische Massenvernichtungswaffen?

In Zeiten von COVID-19 hat eine weitere Ebene von Verschwörungstheorien Berühmtheit erlangt, die weit über spezielle Geschichten von Verschwörungen und von Korruption hinausgeht, und bei der die Verschwörung zum entscheidenden Erklärungsprinzip erhoben wird für den Lauf der Dinge. Befeuert durch die autoritären Reaktionen auf die Pandemie — ob gerechtfertigt oder nicht, sind Lockdown, Quarantäne, Überwachung und Nachverfolgung, Zensur von Fehlinformation, Aufhebung der Versammlungsfreiheit und weiterer bürgerlicher Freiheiten und so weiter tatsächlich autoritär, behauptet diese Erz-Verschwörungstheorie, dass ein bösartiger und machthungriger Geheimbund von Insidern die Pandemie vorsätzlich herbeigeführt habe oder sie zumindest rücksichtslos ausnutze, um bei den Menschen eine solche Angst zu erzeugen, dass diese klaglos eine totalitäre Weltherrschaft hinnehmen in ständigem medizinischen Ausnahmezustand, also eine Neue Weltordnung (NWO).

Darüber hinaus ziehe diese bösartige Gruppe, diese Illuminati, die Strippen bei allen größeren Regierungen, Firmen, den Vereinten Nationen, der WHO, der Seuchenschutzbehörde, den Medien, den Geheimdiensten, den Banken und den NGOs. Sprich, alles, was uns gesagt werde, sei Lüge, und die Welt sei fest im Griff des Bösen.

Und was halte ich von dieser Theorie? Ich halte sie für einen Mythos. Und was ist ein Mythos? Ein Mythos ist nicht dasselbe wie eine Fantasie oder eine Einbildung. Mythen transportieren Wahrheit, und diese Wahrheit muss nicht eine wortgetreue sein. Die klassischen griechischen Mythen beispielsweise scheinen rein der Unterhaltung zu dienen, bis man sie decodiert und erkennt, dass jeder der Götter bestimmte psychosoziale Kräfte verkörpert.

Auf diese Weise bringen Mythen Licht ins Dunkle und offenbaren Verdrängtes. Sie erfassen die Wahrheit über die Psyche oder die Gesellschaft und transformieren sie in eine Geschichte. Die Wahrheit eines Mythos hängt nicht von einer objektiven Verifizierbarkeit ab.

Das ist einer der Gründe, warum ich in „The Coronation“ sagte, meine Absicht sei weder, das Verschwörungs-Narrativ zu verteidigen, noch es zu widerlegen, sondern darauf zu schauen, was es beleuchtet. Schließlich ist es ja weder beweisbar noch widerlegbar.

Wie viel Wahrheit steckt in dem Verschwörungsmythos? Unterhalb der Ebene einer allzu wörtlichen Auslegung liefert er uns wichtige Information darüber, dass wir eine große Gefahr außer Acht lassen.

Erst einmal führt er uns das schockierende Ausmaß der Entfremdung zwischen Öffentlichkeit und Institutionen der Macht vor Augen. Während all der politischen Kämpfe der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg bestand zumindest breiter Konsens über grundlegende Fakten und darüber, wo Fakten zu finden seien. Die Schlüsselinstitutionen der Wissensproduktion — Wissenschaft und Journalismus — genossen breites öffentliches Vertrauen.

Wenn die New York Times und die CBS Abendnachrichten berichteten, Nordvietnam habe die USA im Golf von Tonkin angegriffen, dann glaubten die meisten Menschen dies. Wenn die Wissenschaft sagte, Atomkraft und DDT seien sicher, glaubten auch dies die meisten Menschen. Bis zu einem gewissen Ausmaß hatte man sich dieses Vertrauen erworben. Journalisten widerstanden mitunter den Interessen der Mächtigen, wie beispielsweise Seymour Hersh mit der Aufdeckung des Massakers von My Lai, oder Woodward und Bernstein mit ihrem Watergate-Bericht. Die Wissenschaft als Speerspitze der Weiterentwicklung unserer Zivilisation hatte den Ruf des objektiven Strebens nach Wissen unter Missachtung traditioneller religiöser Kräfte, ebenso wie den Ruf, stolze Verachtung zu hegen für politische und finanzielle Motive.

Heute liegt das breite, konsensbasierte Vertrauen in Wissenschaft und Journalismus in Trümmern. Ich kenne mehrere hoch gebildete Menschen, die tatsächlich glauben, die Erde sei flach. Wenn wir Menschen, die an die Flachheit der Erde glauben, und viele Millionen Anhänger weniger extremer alternativer Narrative — historisch, medizinisch, politisch und wissenschaftlich — abtun als Ignoranten, dann verwechseln wir das Symptom mit der Ursache. Ihr Verlust an Vertrauen ist ein klares Symptom für einen Verlust an Vertrauenswürdigkeit.

Unsere Institutionen der Wissensproduktion haben wiederholt das öffentliche Vertrauen verraten, genauso wie unsere politischen Institutionen.

Jetzt werden viele Menschen ihnen nicht mehr glauben, selbst wenn sie die Wahrheit sagen. Für gewissenhafte Ärzte, Wissenschaftler oder Beamte muss dies frustrierend sein. Für sie stellt sich das Problem dar als eine verrückt gewordene Öffentlichkeit, eine stetig steigende Flut antiwissenschaftlicher Irrationalität, die die öffentliche Gesundheit bedroht. Aus dieser Perspektive betrachtet wäre die Lösung eine Bekämpfung des Unwissens. Es ist beinahe so, als ob Unwissen ein Virus wäre, tatsächlich habe ich diesen Ausdruck so schon einmal gehört, das durch dieselbe Art von Quarantäne, zum Beispiel durch Zensur, kontrolliert werden muss, wie wir sie im Falle des Coronavirus praktizieren.

Ironischerweise sind diese beiden Bemühungen von einer weiteren Art der Unkenntnis durchdrungen: der Unkenntnis des Terrains. Was ist das erkrankte Gewebe, auf dem das Virus der Unkenntnis Halt findet? Der Verlust des Vertrauens in die Wissenschaft, in den Journalismus und in die Regierungen spiegelt ihre seit Langem bestehende Korrumpierung: ihre Arroganz und ihr Elitedenken, ihre Allianz mit Unternehmensinteressen und ihre institutionalisierte Unterdrückung von Widerspruch. Der Konspirationsmythos verkörpert die Erkenntnis eines profunden Auseinanderklaffens zwischen den öffentlichen Posen unseres Führungspersonals und ihren wahren Motiven und Plänen. Er lässt eine politische Kultur erkennen, die für den normalen Bürger undurchschaubar bleibt, eine Welt der Verschwiegenheit, des Image, der PR, der Meinungsmache, der Optik, der Gesprächsthemen, des Wahrnehmungsmanagements, des Erzählungsmanagements und des Informationskrieges. Es ist wenig verwunderlich, wenn Menschen glauben, hinter dem Vorhang wirke eine andere Realität.

Zum Zweiten verleiht der Verschwörungsmythos der authentischen Intuition eine erzählerische Form, dass nämlich die Welt regiert werde von einer inhumanen Macht. Wer oder was könnte jene Macht sein? Der Verschwörungsmythos verortet die Macht in einer Gruppe böswilliger Menschen, die Befehle entgegen nehmen, in einigen Versionen von außerirdischen oder dämonischen Instanzen. Hierin liegt ein gewisser psychologischer Trost, weil jetzt jemand verantwortlich gemacht werden kann in einem wohl vertrauten wir-gegen-die Narrativ und einer Opfer-Täter-Retter Psychologie. Eine Alternative für uns wäre, die „unmenschliche Macht“ in Systemen oder Ideologien zu verorten, nicht in verschworenen Gemeinschaften. Das ist psychologisch weniger dankbar, weil wir nicht mehr so leicht das Gute im Kampf gegen das Böse identifizieren können; schließlich sind wir selbst aktiv Teil dieser Systeme, die unsere gesamte Gesellschaft durchdringen.

Systeme wie das Schulden-basierte Geldsystem, das Patriarchat, die Vorherrschaft der Weißen oder der Kapitalismus können nicht überwunden werden, indem man jene Menschen bekämpft, die all dies verwalten. Sie bieten Raum und Gelegenheit für Bösewichte, aber die Übeltäter sind Funktionäre; Marionetten, nicht die Puppenspieler selbst.

Die wesentliche Erkenntnis der Verschwörungstheorien ist daher wahr: Dass diejenigen, die wir für die Mächtigen halten, lediglich Marionetten sind der wirklichen Macht auf dieser Welt.

Vor einigen Wochen telefonierte ich mit jemandem, der in der Obama Administration eine hohe Position gehabt hatte, und der immer noch in elitären Zirkeln verkehrt. Er sagte: „Es fehlt jemand, der den Bus fährt.“ Ich war eigentlich ein wenig enttäuscht, weil sich in der Tat ein Teil in mir wünscht, das Problem wäre eine Sippschaft heimtückischer Verschwörer. Warum? Weil dann die Probleme unserer Welt ziemlich leicht zu lösen wären, zumindest im Prinzip. Einfach jene Bösewichte ermitteln und eliminieren. Das ist die vorherrschende Hollywood-Formel für das Wiedergutmachen des Unrechts auf dieser Welt: Ein heldenhafter Kämpfer stellt und besiegt den Bösen, und fortan leben alle glücklich und zufrieden.

Hmm, das ist dieselbe Grundformel mit Hilfe derer wir Bakterien für einen schlechten Gesundheitszustand verantwortlich machen und sie mit dem geballten Waffenarsenal der Medizin abtöten, um uns danach auf immer ein sicheres und gesundes Leben zu ermöglichen, oder mit der wir Terroristen töten, Migranten durch eine Mauer draußen halten und Kriminelle einsperren, und all das wiederum, um danach auf immer ein sicheres und gesundes Leben führen zu können.

Dieselbe Schablone wird dort angelegt, wo Verschwörungstheorien unbewusste Orthodoxien übernehmen. Sie entspringen demselben mythischen Pantheon wie die sozialen Missstände, welche sie beklagen. Dieses Pantheon könnte die Bezeichnung „Abschottung“ tragen, und eines seiner Hauptmotive ist der Krieg gegen das jeweils Andere.

Das bedeutet nicht, das Vorhandensein eines Bakteriums zu leugnen — oder einer Verschwörung: Watergate, COINTELPRO, Iran-Contra, Mercks Medikament Vioxx, Fords Vertuschung der Explosionsgefahr seines Pinto, Lockheed-Martin’s Schmiergeldkampagne, Bayers wissentlicher Verkauf von HIV-verseuchtem Blut und der Enron-Skandal zeigen eindrücklich, dass Verschwörungen stattfinden unter Beteiligung mächtiger Eliten. Keiner der oben genannten Fälle jedoch war ein Mythos: ein Mythos ist etwas, das die Welt erklärt; er wächst auf geheimnisvolle Weise über sich selbst hinaus. Daher ist die Verschwörungstheorie zum Kennedy-Mord — die ich, wie ich gestehe, und dies zweifellos auf Kosten meiner Glaubwürdigkeit, als buchstäblich wahr erachte — ein Eingangsportal in das Reich der Mythen.

Der Verschwörungsmythos, den ich hier anspreche, ist jedoch viel größer als jedes einzelne dieser speziellen Beispiele: Er besagt, dass die Welt wie wir sie kennen, das Ergebnis einer Verschwörung sei, und dass die Illuminati oder Kontrolleure ihre bösen Götter seien. Für jene, die daran glauben, wird der Mythos zu einer allumfassenden Lehre, die jedes Ereignis in ihr Erklärungsschema presst.

Es ist ein Mythos mit einem klangvollen Stammbaum, der zurückgeht mindestens bis zu der Zeit der Gnostiker des ersten Jahrhunderts. Gnostiker glauben, dass ein böser Demiurg (Anm. des Übersetzers: ein Schöpfergott) die materielle Welt erschaffen habe aus einer vorgegebenen göttlichen Essenz. Indem er die Welt erschafft im Angesicht seiner eigenen Deformation, bildet er sich ein, ihr wahrer Gott und Gebieter zu sein.

Man muss daran nicht wortgetreu glauben und auch nicht wortwörtlich an eine böse Verschwörung zur Kontrolle der Welt, um aus diesem Mythos Einsichten zu gewinnen — Einsichten in die Arroganz der Mächtigen beispielsweise, oder in die Art der Verfälschung, mit der die Welt unserer Erfahrung schöngefärbt wird.

Was ist das, das den größten Teil der Menschheit dazu bewegt, sich einem System zu beugen, das die Erde und die Menschheit in den Ruin treibt? Welche Macht hat uns da im Griff? Es sind nicht nur die Verschwörungstheoretiker, die Gefangene einer Mythologie sind. Die Gesellschaft als Ganzes ist genauso betroffen. Ich nenne es die Mythologie der Abgrenzung: Ich bin abgegrenzt gegenüber dir, Materie ist abgegrenzt gegenüber dem Geist, das Menschliche ist abgegrenzt gegenüber der Natur. Diese Mythologie begreift uns als eigenständige und abgegrenzte Identitäten in einem realen Universum aus Kraft und Masse, aus Atomen und leerem Raum.

Weil wir — gemäß dieses Mythos — abgegrenzt sind gegenüber anderen Menschen und gegenüber der Natur, müssen wir ständig unsere Konkurrenten dominieren und die Natur bezwingen. Daher besteht Fortschritt in der Stärkung unserer Fähigkeit, die jeweils Anderen zu kontrollieren. Der Mythos erzählt die Geschichte der Menschheit nach als einen Aufstieg von einem Triumph zum nächsten, vom Feuer zur Domestikation, zur Industrie, zur Informationstechnologie, zur Gentechnik, zu den Sozialwissenschaften, allesamt mit dem Versprechen, uns ein Paradies der Kontrollmöglichkeit zu schaffen. Genau dieser Mythos ist es, der uns motiviert, die Natur zu unterwerfen und zu zerstören, indem er Gesellschaftsordnungen schafft, die bestrebt sind, den gesamten Planten in Geld zu verwandeln — ganz ohne dass dafür irgend eine Verschwörungstheorie notwendig wäre.

Es ist die Mythologie der Abgrenzung, die das hervorbringt, was ich in „The Coronation“ als „zivilisatorische Neigung“ zur Kontrolle bezeichnet habe. Das Lösungsmuster für jedes Problem besteht darin, etwas zu finden, das kontrolliert werden muss — unter Quarantäne stellen, nachverfolgen, einsperren, ausgrenzen, dominieren oder töten. Sollte die Kontrolle scheitern, wird noch stärkere Kontrolle die Lösung bringen. Um ein soziales und materielles Paradies zu erlangen, muss alles kontrolliert werden, jede Bewegung nachverfolgt, jedes Wort mitgehört, jede Transaktion aufgezeichnet. Dann kann es keine Kriminalität mehr geben, keine Infektionen, keine Desinformation.

Wenn die gesamte herrschende Klasse diese Formel und diese Vision akzeptiert, dann werden sie alle ganz selbstverständlich einvernehmlich handeln, um ihre Kontrolle zu verstärken. Alles geschieht im Namen eines übergeordneten Gesamtwohles.

Wenn auch die Öffentlichkeit dies akzeptiert, wird sie keinen Widerstand leisten. Es handelt sich hier nicht um eine Verschwörung, obwohl es sicherlich so erscheinen mag. Dies ist eine dritte Wahrheit innerhalb des Verschwörungsmythos. Ereignisse werden in der Tat sorgfältig so organisiert, dass sich alles in Richtung von mehr und mehr Kontrolle entwickelt, nur dass die organisierende Macht selbst der Zeitgeist ist, eine Ideologie … ein Mythos.

Eine Verschwörung ohne Verschwörer

Wir wollen den Verschwörungsmythos nicht abtun als nur reinen Mythos. Er ist nicht nur ein wichtiges psychosoziales Diagnoseinstrument, sondern macht auch das sichtbar, was sonst kaum wahrnehmbar ist innerhalb der offiziellen Mythologie, mit der die wesentlichen Institutionen unserer Gesellschaften in ihrer ganzen Mangelhaftigkeit uns wie ein Hammelherde immer näher an ein Hightech-Paradies heranführen.

Dieser dominante Mythos macht uns blind für die einzelnen Datenpunkte, welche die Verschwörungstheoretiker für ihre Erzählungen heranziehen.

Dies könnten Dinge sein wie behördliche Kontrolle der pharmazeutischen Industrie, Interessenkonflikte innerhalb von Institutionen des Gesundheitswesens, die zweifelhafte Effizienz von Masken, die weit übertriebenen Todeszahlen, totalitäre Überregulierung, der fragwürdige Nutzen von Lockdown-Maßnahmen, Sorgen hinsichtlich nicht-ionisierender Frequenzen elektromagnetischer Strahlung, der Nutzen von natürlichen und ganzheitlichen Ansätzen zur Stärkung des Immunsystems, die Biological Terrain Theory (Anm. des Übersetzers: Eine Theorie, die besagt, dass pathogene Mikroorganismen nur auf bestimmten Substraten gedeihen können), die Gefahren der Zensur im Namen des „Kampfes gegen Desinformation“, und so weiter. Es wäre schön, wenn man die zahlreichen stichhaltigen Argumente und legitimen Fragen vorbringen könnte, die von alternativen COVID-Narrativen zutage gefördert werden, ohne als rechter Verschwörungstheoretiker eingestuft zu werden.

Der gesamte Ausdruck „rechter Verschwörungstheoretiker“ ist ein wenig befremdlich, da es traditionell die Linke ist, die am ehesten und effektivsten dazu neigt, bei den Mächtigen einen Machtmissbrauch zu erkennen. Traditionell ist es die Linke, die Unternehmensinteressen beargwöhnt, die uns zur „Hinterfragung von Autoritäten“ drängt, und die tatsächlich Hauptopfer von regierungsseitiger Unterwanderung und Beobachtung ist. Wenn vor fünfzig Jahren jemand gesagt hätte, dass „es da ein geheimes Programm gäbe unter dem Namen COINTELPRO, das Bürgerrechtsgruppen ausspäht und unter ihnen Zwietracht sät mit Drohbriefen und fingierten Gerüchten“ wäre das nach heutigen Maßstäben eine Verschwörungstheorie gewesen.

Dasselbe vor 25 Jahren mit:

„Es gibt ein geheimes Programm in welchem die CIA Drogenverkäufe in amerikanischen Großstädten fördert, um mit dem Geld rechte paramilitärische Organisationen in Mittelamerika zu finanzieren.“

Dasselbe beginnend in den 1980er Jahren mit regierungsseitiger Unterwanderung von Umweltgruppen und Friedensaktivisten.

Oder die jahrzehntelange Verschwörung innerhalb der Immobilienwirtschaft mit der Abschottung ganzer Wohnviertel, um schwarze Menschen auszugrenzen.

Mit dieser Geschichte im Hintergrund fragt man sich, warum es nun plötzlich die Linke ist, die uns alle ermahnt, „dem Mann“ zu glauben — den Erklärungen der Pharmazeutischen Industrie und den von ihnen finanzierten Organisationen wie der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC und der WHO? Warum bekommt Skepsis gegenüber diesen Organisationen das Etikett „rechts“? Es ist ja nicht so, dass nur die Privilegierten durch den Lockdown beeinträchtigt wären. Er richtet das Leben duzender oder hunderter Millionen Menschen des globalen Prekariats zugrunde. Das UN-Welternährungsprogramm warnt, dass bis Ende des Jahres 260 Millionen Menschen hungern werden. Die meisten davon sind schwarze oder braune Menschen in Afrika oder Asien.

Man könnte argumentieren, dass eine Verengung der Debatte auf epidemiologische Fragen der Sterblichkeit an sich bereits eine privilegierte Grundhaltung ausdrückt, die das Leiden jener ausblendet, die von Anbeginn an sowieso am Rande stehen.

„Verschwörungstheorie“ ist zu einem politischen Schmähbegriff geworden, der benutzt wird, um jede Sichtweise verächtlich zu machen, die von den Überzeugungen des Mainstream abweicht. Grundsätzlich kann jede Kritik an herrschenden Institutionen als Verschwörungstheorie denunziert werden. Tatsächlich steckt in dieser Denunziation eine perverse Wahrheit.

Wenn man beispielsweise glaubt, dass Glyphosat tatsächlich gefährlich ist für die menschliche Gesundheit und die der Ökosysteme, dann muss man logischerweise auch glauben, dass Bayer/Monsanto diese Information unterdrückt oder ignoriert, und man muss auch glauben, dass die Regierung, die Medien und der Wissenschaftsbetrieb zu einem gewissen Grad beteiligt sind an dieser Unterdrückung. Wenn dem nicht so ist, warum sehen wir dann keine Überschriften in der New York Times wie: „Monsanto-Whistleblower enthüllt Gefahren von Glyphosat“?

Informationsunterdrückung kann stattfinden ohne bewusste Steuerung. Durch die gesamte Geschichte hindurch sind Hysterie, intellektuelle Marotten und Massenwahn spontan gekommen und wieder gegangen. Dies ist geheimnisvoller, als dass es durch eine einfache Verschwörungstheorie erklärbar wäre. Eine unbewusste Koordination von Verhaltensweisen kann sehr leicht wie eine Verschwörung aussehen, und die Trennlinie zwischen beiden ist unscharf.

Nehmen wir den Betrug mit den Massenvernichtungswaffen, der als Vorwand diente für den Einmarsch im Irak. Möglicherweise gab es Leute in der Bush-Administration, die wissentlich die erfundenen „Yellowcake“-Dokumente benutzten, um zum Krieg aufzurufen; möglicherweise war ihr Wunsch nach Echtheit dieser Dokumente sehr groß, oder vielleicht dachten sie „Zugegeben, dies ist fragwürdig, aber Saddam muss Massenvernichtungswaffen haben, und selbst wenn nicht, dann will er sie, und deshalb ist das Dokument grundsätzlich wahr...“ Menschen glauben leicht und schnell das, was ihren Interessen dient, oder was in ihr bestehendes Weltbild passt.

In ähnlicher Weise brauchten die Medien kaum Ermunterung, um damit zu beginnen, für den Krieg zu trommeln. Sie wussten bereits, was zu tun war, ganz ohne Anweisungen bekommen zu haben. Ich glaube nicht, dass sehr viele Journalisten die Lüge mit den Massenvernichtungswaffen glaubten. Sie gaben vor, daran zu glauben, weil ihnen unbewusst klar war, dass dies das Narrativ des Establishments war. Das würde sie auszeichnen als seriöse Journalisten. Das würde ihnen Zugang verschaffen zur Macht. Das würde ihren Job sichern und für ihre Karriere förderlich sein. Vor allem aber gaben sie vor, daran zu glauben, weil jeder vorgab, daran zu glauben. Es ist schwierig, sich gegen den Zeitgeist zu stellen.

Der britische Wissenschaftler Rupert Sheldrake berichtete mir von einem Vortrag, den er vor einer Gruppe von Wissenschaftlern gehalten hatte, die sich an einer namhaften britischen Universität mit dem Verhalten von Tieren befassten. Er sprach über seine Forschung an Hunden, die genau wissen, wann ihre Besitzer nach Hause kommen, und weitere telepathische Phänomene bei Haustieren. Der Vortrag wurde in einer Atmosphäre höflicher Stille aufgenommen. In der darauf folgenden Teepause aber kamen alle sechs der anwesenden hochrangigen Wissenschaftler, einer nach dem anderen, zu ihm, und wenn sie sicher waren, dass sonst niemand zuhörte, erzählten sie ihm von eigenen Erfahrungen dieser Art mit ihren eigenen Haustieren oder dass sie von der realen Existenz von Telepathie überzeugt seien, dass sie darüber aber nicht mit ihren Kollegen sprechen könnten, da diese alle so konventionell seien.

Als Sheldrake klar wurde, dass alle sechs ihm so ziemlich das Gleiche erzählt hatten, sagte er zu ihnen:

„Warum outet ihr euch nicht? Ihr hättet alle miteinander so viel mehr Spaß!“

Er sagt, dass bei Vorträgen, die er in wissenschaftlichen Einrichtungen hält, fast immer Wissenschaftler dabei sind, die ihn danach ansprechen und von persönlichen Erfahrungen berichten, die sie von der Existenz psychischer oder spiritueller Phänomene überzeugt hätten, dass sie darüber aber nicht mit ihren Kollegen sprechen könnten aus Sorge, als etwas schräger Vogel betrachtet zu werden.

Es handelt sich hier nicht um eine vorsätzliche Verschwörung zur Unterdrückung psychischer Phänomene. Die sechs Wissenschaftler hatten sich nicht vorher zusammengetan, um gemeinsam Information zu unterdrücken, die sie als richtig erkannt hatten. Sie behalten ihre Meinungen für sich wegen der Normen ihrer Subkultur, der grundlegenden wissenschaftsspezifischen Paradigmen und der sehr realen Bedrohung ihrer jeweiligen Karriere. Die Verfolgung und Verleumdung, die Sheldrake erfährt, offenbart, was mit einem Wissenschaftler geschieht, der freimütig eine von der offiziellen wissenschaftlichen Realität abweichende Meinung äußert.

Daher könnten wir schon sagen, dass eine Verschwörung im Gange ist, aber der Verursacher ist eine Kultur, ein System, eine Geschichte.

Ist dies oder eine bewusste Verschwörungsabsicht eine befriedigendere Erklärung für die scheinbar unaufhaltsamen Trends — die keinesfalls erst mit COVID begonnen haben — in Richtung Überwachung, Rückverfolgung, Abstandsgebot, Keimphobie, Sicherheitswahn und der Digitalisierung von Unterhaltung, Entspannung und Sozialleben ausschließlich in häuslicher Umgebung? Wenn der Verursacher tatsächlich eine kulturelle Mythologie und ein System ist, dann bieten uns Verschwörungstheorien ein falsches Ziel, sind eine Ablenkung. Abhilfe kann nicht darin bestehen, diejenigen bloßzustellen und aufzuschreiben, die uns diese Trends aufgedrängt haben. Natürlich gibt es auf dieser Welt viele schlimme Akteure, unbarmherzige Menschen, die abscheuliche Taten begehen.

Aber haben diese das System und die Mythologie der Abschottung geschaffen oder ziehen sie einfach nur ihren Nutzen daraus? Sicherlich, solchen Leuten sollte Einhalt geboten werden, aber wenn wir es damit bewenden lassen, und wenn wir die Entstehungsbedingungen dafür unverändert lassen, dann werden wir einen endlosen Krieg zu führen haben. Genau wie in der Theorie vom biologischen Terrain (Bioterrain) Keime Symptome und Nutznießer erkrankten Gewebes sind, so sind verschwörerische Umtriebe Symptome und Nutznießer einer erkrankten Gesellschaft: einer Gesellschaft, die vergiftet ist durch Kriegsmentalität, Angst, Vereinzelung und Kontrollsucht. Diese tief eingegrabene Ideologie, der Mythos der Vereinzelung, liegt jenseits der Erfindungsgabe irgendeines Menschen. Die Illuminati, falls es sie denn gibt, sind nicht ihre geistigen Eltern; es ist angemessener zu sagen, dass die Mythologie ihr Urheber ist. Nicht wir erschaffen unsere Mythen, sie erschaffen uns.

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Bisher habe ich noch immer nicht gesagt, ob ich den Mythos einer Verschwörungstheorie im Sinne einer neuen Weltordnung für wahr halte oder nicht. Im Grunde allerdings, habe ich es bereits gesagt. Ich habe gesagt, dass er wahr ist in seiner Gestalt als Mythos, ungeachtet seines Verhältnisses zu überprüfbaren Fakten. Aber was ist mit den Fakten? Komm, Charles, sag mal, gibt es hinter dieser COVID-Angelegenheit wirklich eine Verschwörung oder gibt es sie nicht? Es muss doch objektive Tatsachen geben. Soll man Chemtrails für wahr halten? (Anm. des Übersetzers: Kondensstreifen, die umgedeutet werden als Reste einer vorsätzlichen Ausbringung von Chemikalien in der Atmosphäre.) Ist SARS-CoV-2 das Ergebnis von Genmanipulation? Ist Mikrowellenstrahlung von Mobilfunksendemasten ein Faktor? Schleppen Impfstoffe Viren aus tierischen Zellkulturen in Menschen ein? Ist Bill Gates der Mastermind hinter einem gewaltsamen Zugriff in Form eines medizinischen Ausnahmezustandes? Wird die Welt von einer luziferischen Elite regiert? Wahr oder nicht wahr? Ja oder nein?

Auf diese Frage würde ich mit einer Gegenfrage reagieren: Warum willst du wissen, was ich denke, obwohl doch klar ist, dass ich kein Experte auf irgendeinem dieser Gebiete bin? Könnte es sein, dass du dir wünschst, mich in einem Informationskrieg auf der einen oder auf der anderen Seite einordnen zu können? Dann wirst du wissen, ob es in Ordnung ist, diesen Aufsatz gut zu finden, ihn weiterzugeben, oder meinen Podcast zu abonnieren. In einer wir-gegen-die Kriegsmentalität ist das Wichtigste, zu wissen, auf welcher Seite jemand steht, damit man nicht aus Versehen dem Feind Hilfe leistet oder Trost spendet.

Aha — Charles muss auf der anderen Seite sein. Denn er hat eine unzulässige Gleichwertigkeit postuliert von einem durch Fachleute geprüften, evidenzbasierten und wissenschaftlich respektablen Wissen einerseits und verwirrten Verschwörungstheorien andererseits.

Aha — Charles muss auf der anderen Seite sein, denn er hat eine unzulässige Gleichwertigkeit postuliert von einer Unternehmens- und Regierungsseitigen Propaganda für eine Neue Weltordnung einerseits und tapferen Whistleblowern und Dissidenten, die zur Aufdeckung der Wahrheit ihre Karrieren riskieren, andererseits.

Wird hier sichtbar, wie totalisierend Kriegsmentalität sein kann?

Kriegsmentalität durchdringt und polarisiert Gesellschaften, für die Fortschritt das Ergebnis eines Sieges ist — Sieg über ein Virus, über die Dummen, über die Linke, über die Rechte, über die psychopathischen Eliten, über Donald Trump, über Vorherrschaft der Weißen, über die liberalen Eliten… Jede Seite benutzt dieselbe schematische Formel, und diese Formel braucht einen Feind. Deshalb spalten wir uns bereitwillig in „wir und die“, und vergeuden damit 99 Prozent unserer Energie für ein fruchtloses Tauziehen, ohne dabei jemals auf den Gedanken zu kommen, dass die Formel selbst die wahre böse Macht sein könnte.

Hiermit will ich nicht fordern, irgendwie alle Konflikte aus menschlichen Angelegenheiten zu verbannen. Ich möchte stattdessen eine Mythologie in Frage stellen — die beide Seiten betrifft — die jedes Problem im Sinne eines Konfliktes wahrnimmt. Streit und Konflikt haben ihren Platz, aber auch alternative Handlungsstränge sind möglich. Es gibt noch mehr Wege der Heilung und der Herstellung von Gerechtigkeit.

Ein Aufruf zur Demut

Haben Sie jemals bemerkt, wie sich Ereignisse selbst so zu organisieren scheinen, dass sie Ihre Weltsicht bestätigen? Selektive Wahrnehmung und einseitige Bestätigung erklären hier einiges, aber ich glaube, dass da noch etwas Eigenartigeres am Werke ist. Wenn wir in einen Zustand tiefen Glaubens oder eines tief gehenden Verfolgungswahns geraten, scheint es so, als ob dieser Zustand bestätigende Ereignisse heraufbeschwören würde. Die Realität organisiert sich so, dass sie zu unseren Geschichten passt. In einem gewissen Sinne IST dies eine Verschwörung, allerdings nicht eine von der Menschheit verursachte. Hierin könnte ein dritte Wahrheit bestehen, die dem Verschwörungsmythos zu eigen ist: das Vorhandensein einer organisierenden Intelligenz hinter den Ereignissen unseres Lebens.

Dies ist keinesfalls gleichzusetzen mit der Vorstellung des New Age, dass Glaubensinhalte Realität erschaffen. Es bedeutet vielmehr, dass Realität und Glauben sich gegenseitig bedingen und sich gemeinsam entwickeln innerhalb eines einheitlichen Ganzen. Die intime und geheimnisvolle Verbindung zwischen Mythos und Realität bedeutet, dass der Glaube niemals einseitig abhängig ist von den Fakten. Wir sind die Herrscher über die Fakten — was nicht bedeutet, dass wir ihre Erzeuger sind. Herrscher über sie zu sein bedeutet nicht, tyrannisch oder respektlos mit ihnen umzugehen oder sie außer Kraft zu setzen. Der weise Herrscher achtet auf den renitenten Untertan, so wie ein Fakt das Narrativ herausfordert. Möglicherweise handelt es sich nur um einen verwirrten Unruhestifter, wie eine einfache Lüge, möglicherweise aber ist es ein Signal für Disharmonie im Königreich.

Möglicherweise hat das Königreich seine Legitimität verloren. Möglicherweise hat der Mythos seine Gültigkeit verloren. Es könnte gut sein, dass die lautstarken Attacken gegen abweichende Meinungen zu COVID unter Einsatz des verleumderischen Begriffes „Verschwörungstheorie“ genau jene Schwäche der orthodoxen Weltanschauung offenbaren, die aufrechterhalten werden soll.

Falls das so wäre, würde es nicht bedeuten, dass orthodoxe Weltanschauungen insgesamt alle falsch sind. Von einer Gewissheit zur nächsten zu springen bedeutet das Überspringen des heiligen Bodens der Ungewissheiten, des Nichtwissens, der Demut, die allesamt aufnahmebereit wären für wirklich neue Information. Was die Gelehrten aller Glaubensrichtungen vereint, sind ihre Gewissheiten. Wer erscheint uns vertrauenswürdig? Am Ende ist es doch die Person, die die nötige Demut besitzt, zugeben zu können, sich auch einmal geirrt zu haben.

An all jene, die kategorisch jegliche Information ablehnen, die ernsthaft die Schulmedizin, die Lockdown-Politik, Impfstoffe und so weiter herausfordert, würde ich die Frage stellen: Braucht Ihr derartig hohe Mauern um Euer Königreich? Würde es Schmerzen verursachen, diesen aufrührerischen Untertanen zuzuhören, statt sie mit einem Bann zu belegen? Wäre es so gefährlich, sich eventuell in einem anderen Königreich umzusehen, nicht unter Führung Eures eigenen loyalen Ministers, sondern geleitet von den intelligentesten und gastfreundlichsten Parteigängern auf der anderen Seite? Wenn Ihr nicht daran interessiert seid, die paar Stunden zu opfern, die notwendig wären, um die folgenden abweichenden Meinungen zu verkraften, okay. Ich halte mich auch lieber in meinem eigenen Garten auf. Wenn Ihr aber überzeugte Parteigänger seid bei diesen Themen, was könnte es dann schaden, Feindesland zu besuchen? Normalerweise tun Parteigänger das nicht.

Sie verlassen sich auf die Berichte ihrer eigenen Führer über den Feind. Falls sie irgendetwas wissen über die Ansichten von Robert F. Kennedy Jr. oder Judy Mikovitz, dann nur aus der Perspektive von jemandem, der sie widerlegen will. Hören Sie also Kennedy selbst, oder wenn sie wollen nur Mediziner, hören Sie David Katz, Zach Bush oder Christiane Northrup.

Dieselbe Einladung möchte ich gerne an diejenigen richten, die die vorherrschende Meinung ablehnen. Findet die gewissenhaftesten Ärzte und Wissenschaftler, die die Mehrheitsmeinung vertreten, und taucht ein in ihre Welt.

Nehmt die Grundhaltung eines respektvollen Gastes ein, nicht die eines feindlich gesinnten Spions. Wenn Ihr das tut, dann werdet Ihr unter Garantie einzelne Punkte finden, die jegliches Narrativ in Frage stellen, mit dem Ihr gekommen wart.

Die Brillanz einer herkömmlichen Virusforschung, die Wunder der Chemie, die von Generationen von Wissenschaftlern entdeckt worden sind, die Intelligenz und Aufrichtigkeit der meisten dieser Wissenschaftler und der echte Altruismus der Beschäftigten im Gesundheitswesen, die an der Front arbeiten und die auch angesichts der schweren Gesundheitsrisiken für sich selbst keinerlei politische oder finanzielle Interessenkonflikte haben, all dies muss auch Teil eines jeglichen zufriedenstellenden Narratives sein.

Nach zwei Monaten obsessiver Suche habe ich bisher noch kein zufriedenstellendes Narrativ gefunden, das allen Einzeldaten gerecht wird. Das bedeutet nicht, dass man nicht handeln soll, denn Wissen ist schließlich nie sicher. Aber in dem Strudel konkurrierender Narrative und den zugrunde liegenden disparaten Mythologien, können wir trotzdem nach Handlungsoptionen Ausschau halten, ungeachtet der Frage, welche Seite recht haben mag. Wir können nach Wahrheiten suchen, die für uns beinahe unsichtbar sind vor lauter Rauch und Lärm der Schlacht. Wir können Annahmen in Frage stellen, die beide Seiten für jeweils selbstverständlich richtig halten, und wir können Fragen stellen, die von keiner der beiden Seiten gestellt werden. Wenn wir uns mit keiner der beiden Seiten identifizieren, können wir aus beiden neues Wissen gewinnen.

Wenn ich dies verallgemeinere für ganze Gesellschaften, bedeutet es, alle Stimmen zu Wort kommen zu lassen einschließlich derer, die am Rande stehen, um darauf einen breiteren sozialen Konsens aufbauen zu können, mit dem ein Heilungsprozess einsetzen kann für die Polarisierung, die unsere Gesellschaften in Stücke reißt und die sie lähmt.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Conspiracy Myth“. Er wurde von Matthias Thomsen vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.