Der Weckruf

Ein Musiker fordert die schweigende Mehrheit der Künstlerinnen und Künstler auf, in der Coronafrage endlich Farbe zu bekennen.

Als im März letzten Jahres die ersten Grundrechte fielen, schwiegen KünstlerInnen, MusikerInnen, Intellektuelle und mehr oder weniger Prominente fast ausnahmslos. Man kann vielleicht Verständnis dafür haben. Die Situation war noch neu und verwirrend, viele hatten Angst, Leben zu gefährden. So mancher wollte erst mal abwarten. Dann, falls sich die autoritären Tendenzen im Staat verfestigten, könne man ja immer noch aufbegehren. Jetzt, fast ein Jahr später, erleben wir mehr Grundrechtseinschränkungen, längere und härtere Lockdowns, eine wirtschaftliche und psychosoziale Katastrophe, schlimme „Kollateralschäden“ überall, die Gewöhnung an eine verstümmelte Demokratie, an Duckmäuser- und Denunziantentum. Und die KünstlerInnen schweigen noch immer — obwohl sie selbst mit monatelangem De-facto-Berufsverbot hart getroffen wurden. „Was muss noch passieren, damit ihr den Mund aufmacht?“, fragt der Gitarrist, Komponist und Poetry-Slam-Künstler Jens Fischer Rodrian. Etwas Besseres als den künstlerischen Tod findet ihr überall. Nicht weil es eine Diktatur ist, wagst du es nicht — vielmehr weil du es nicht wagst, droht es eine Diktatur zu werden!

Wann, Kolleginnen und Kollegen, wann?

Wann denkst du, es reicht, jetzt stirbt alles, wofür Menschen seit Jahrhunderten gelebt und gekämpft haben, das hat doch alles nichts mehr mit Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit zu tun?

Wann empörst du dich darüber, dass die Mächtigen ihren Reichtum in Windeseile vermehren, gerade jetzt, in diesen unruhigen Zeiten, während Millionen Menschen ums Überleben kämpfen oder in Armut sterben?

Wann wird es für dich unerträglich, dass ein außer Kontrolle geratenes Finanzsystem und seine maßlosen Schergen nur noch die eigenen Interessen nähren und ganze Länder in den Abgrund reißen?

Wann beleidigt es deinen kritischen Geist, deinen wachen Verstand, dass die Journalisten der Leitmedien ihrer wichtigsten Aufgabe, der Aufklärung, nicht mehr nachkommen und man kaum etwas erfährt

  • über den Widerstand der Menschen aus anderen Ländern,
  • über die Toten, die falsch behandelt wurden und deshalb starben,
  • über das Gerichtsurteil aus Portugal, das die Quarantäne verbot, aus Ecuador, das die Maßnahmen als völlig unverhältnismäßig einschätzt, aus Weimar, das der deutschen Regierung ein katastrophales Zeugnis ihrer gescheiterten Lockdown-Politik ausstellte,
  • über die BürgerInnen in Dänemark, die das Infektionsschutzgesetz verhinderten,
  • über die ArgentinierInnen, die auf der Straße den Lockdown beendeten,
  • über den Umstand, dass man während einer Pandemie Tausende Intensivbetten abgebaut, den Gesundheitsetat gekürzt und den Verteidigungsetat erhöht hat,
  • über die Zweifel an Impfstoffen, die in so kurzer Zeit entwickelt und nicht ausreichend getestet wurden,
  • über die Anweisungen an Ärzte und Apotheker, mögliche Impfrisiken zu verschweigen,
  • über die Menschen in Afrika, Indien und anderen Teilen der Welt, die sterben werden, weil sie aufgrund der Maßnahmen keinen Zugang zu Wasser, Medikamenten und Arbeit haben?

Wann verlangst du, dass die ungezählten Toten der maßlosen Maßnahmen eine Stimme bekommen?

Wann sagst du Nein zu all dem Irrsinn, der soviel Leid evoziert, vor allem bei unseren Kindern, die das Lächeln verlernen?

Wann gehst du auf die Straße und löst die besorgten Menschen ab, die seit März 2020 friedlich Fragen stellen, sich immer wieder beschimpfen, diffamieren und mit schwerem Geschütz von der Straße vertreiben lassen müssen?

Wann erhebst du deine Stimme und verlangst einen fairen Diskurs statt Willkür und Ausgrenzung?

Wann, Kolleginnen und Kollegen, schreibt ihr Lieder, Gedichte und zeigt der Welt, still oder laut, dass wir nicht ohnmächtig zuschauen, wie das Menschsein abgeschafft wird?


Für die, die jetzt nicht schweigen:

„Es gibt ein Leben vor dem Tod“

„Die Armada der Irren“