Die Laudatoren der Mörder
Die Springer-Presse führt ihre Tradition des Schulterschlusses mit der israelischen Regierung auch angesichts blutigster Verbrechen ungerührt weiter.
Wir kennen das Phänomen schon seit Jahrzehnten — je länger der Völkermord in Gaza andauert, desto befremdlicher erscheint es allerdings: Zwischen BILD und Welt einerseits und die israelische Regierung andererseits passt kein Blatt Papier. Irgendwann einmal in der Nachkriegszeit, unter dem Eindruck der Shoah, hatte Axel Springer seine journalistischen Mitstreiter auf unbedingte Gefolgschaft zum Staat Israel eingeschworen. Diesem Eid bleiben seine Nachfolger bis heute treu — ungeachtet dramatisch veränderter politischer Umstände. Auch viele 10.000 Opfer auf palästinensischer Seite bewirkten nicht, dass besagte Treue auch nur im mindesten in Wanken geriet. Für das Beschweigen oder Beschönigen des Massakers der israelischen Armee an den Gaza-Bewohnern bekam Springer-Vorstand Döpfner unlängst eine Ehrenmedaille vom Staat Israel. Diese war nach der verqueren Logik dieser „wunderbaren Freundschaft“ auch hochverdient. Im Windschatten durchaus treffender Kritik von BILD und Welt am Versagen der „links-grünen“ Denkrichtung wird den Nutzern dieser Medien dann permanent ein Narrativ untergejubelt, das einer Verhöhnung der Opfer von Völkermord gleichkommt.
„Die Israelis sind die Preußen Kleinasiens.“
Axel Springer
„Das ist Mathias Döpfner, der Vorstand des größten deutschen Medienhaus (Reichweite).“ Schamlos lächelt er beim Empfang einer „Ehrenmedaille“ vom Staat Israel im Rahmen eines Genozids. Axel Springer, Verleger von BILD, WELT, Berliner Zeitung, Politico und vielen anderen, befindet sich in verdienter Gemeinschaft.
Döpfner wurde von Israel mit der höchsten zivilen Auszeichnung des Präsidenten geehrt — der Medal of Honor. Verliehen hat sie Staatspräsident Isaac Herzog, der am 13. Oktober 2023 über Gaza sagte:
„Es ist ein ganzes Volk, das verantwortlich ist. Diese Rhetorik über Zivilisten, die angeblich nicht involviert wären, ist absolut unwahr (…) und wir werden kämpfen, bis wir ihr Rückgrat brechen.“
Offenbar erhält Döpfner den Preis als Belohnung für die Propaganda deutscher Medien für das israelische Genozid-Regime. So verbreitete BILD im September 2024 einen Beitrag über angeblich „geheime Hamas-Dokumente“. Netanyahu verwies daraufhin sogar ausdrücklich auf den BILD-Artikel — als Beleg dafür, dass ein Geiseldeal im Sinne der Hamas sei und man den Vernichtungskrieg gegen Gaza fortführen müsse.
Die Wahrheit: Der Beitrag war eine gezielte Lüge. Ein Mitarbeiter Netanyahus fälschte das Dokument und spielte es der BILD zu. Andere deutsche Medien wie das ZDF verbreiteten die Propaganda ebenfalls unkritisch weiter. Die New York Times stellte fest, dass diese Lüge dazu führte, dass der Druck auf Netanyahu, den Genozid zu beenden, daraufhin nachließ. Die BILD half also aktiv dabei mit, eine Waffenruhe zu verhindern.
In der Unternehmensphilosophie von Axel Springer steht übrigens ganz öffentlich, wofür der Konzern eintritt — darunter: „Wir unterstützen das Existenzrecht des Staates Israel und lehnen alle Formen von Antisemitismus ab.“
Am 9. Oktober 2023, nachdem Israels Regime seine Absicht zum Genozid unmissverständlich ausdrückte, zum Beispiel als Netanyahu äußerte: „Wir machen diese böse Stadt [Gaza] zu einer Insel aus Ruinen“, bekannte sich Axel Springer überdeutlich: „Wir stehen zu Israel“.
Döpfner bezeichnete sich selbst 2014 als „nichtjüdischen Zionisten“. In internen Nachrichten aus 2017 schrieb Döpfner unter anderem: „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“, zitiert von Tarek Baé am 27. Oktober 2025.
Der Genozid-Business-Clan von Trump, Kushner bis Döpfner sahnen ab
Auch der Axel Springer Verlag kann sehr lukrativ Israel-Solidarität mit Kohle machen verbinden.
Darin sind „King“ Donald Trump und seine Genozid-Business-Crime-Bande Vor- und Spitzenreiter. Sie hatten sich im Zuge des in Kraft tretenden „Friedensplans“ in Tel Aviv feiern lassen. Sie hatten bühnenreif Tränen vergossen und ihren Boss Donald hochleben lassen. Denn sie wissen: Genozid und Geschäft schließlich sich nicht aus. Es ist ein neues, unverschämt offenes Business-Konzept. Noch nie waren Staatspolitik und Business so eins — was man ansonsten als herausragendes Merkmal einer Oligarchie kennt.
Ein Clan-Mitglied wurde zum US-Sonderbeauftragten für den Nahen Osten ernannt: Steve Witkoff. Er war an der Immobilienfirma Stellar Management beteiligt. Danach hat Witkoff die Immobilienfirma Witkoff Group gegründet, mit der er heute an mehreren bekannten Gebäuden beteiligt ist. Wikipedia steuert noch weitere wirtschaftskriminelle Verwicklungen bei:
„Im September 2025 werden durch einen Investigativreport der New York Times die wirtschaftspolitischen und persönlichen Verquickungen zwischen der Trump-Familie und Steve Witkoff einerseits und den Vereinigten Arabischen Emiraten andererseits bekannt. Es geht um einen zwei Milliarden Dollar Deal, den der Nahost-Gesandte von Präsident Trump und Scheich Tahnoun bin Zayed Al Nahyan „als Geschäftspartner abgeschlossen haben und den US-Präsidenten und seine engste Umgebung bereichern. Die Vereinbarung zwischen Witkoff und Scheich Tahnoon ermöglichte den Emirates den Zugriff auf die fortschrittlichsten, in den USA entwickelten A.I.-Chips“.
Der zweite ist dessen Schwiegersohn Jared Corey Kushner, der schon in der ersten Amtszeit von Donald Trump im Gazastreifen war und von Hotelanlagen entlang der Küste von Gaza schwärmte — für seinesgleichen.
Auch über ihn weiß Wikipedia gut belegt zu berichten:
„Ab 2004 wirkte Kushner für das familieneigene Immobilienimperium und war seitdem für jährliche Milliardenumsätze der Kushner Companies mitverantwortlich. Nachdem sein Vater Charles Kushner 2005 wegen illegaler Wahlkampffinanzierung, Steuerhinterziehung und unerlaubter Zeugenbeeinflussung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, übernahm Jared Kushner die Unternehmensführung.“
Beide sind also hauptberuflich im Immobilienmarkt „unterwegs“. Politik verstehen sie als Akquise, eine sehr günstige und privilegierte Form der Marktbearbeitung.
Nun wollen sie aus Blut und Trümmern Baugold gemacht.
„From The River To The Sea“ ist keine verbotene Parole, wenn sie aus dem Hause des Axel-Springer-Verlages kommt. Axel Springer SE machte im Dezember 2024 mit „From The River To The Sea“ Werbung auf seiner israelischen Kleinanzeigen-Website „Yad2“ für Immobilienkäufe in den illegal besetzten Gebieten in der West Bank.
Westbank — „your next home“
Dabei präsentierte der Springerverlag auch eine Karte von den lukrativen Locations: Es zeigt ein Land, auf dem Palästina ausgelöscht ist. Nicht einmal die besetzten Gebiete sind besonders gekennzeichnet, sondern grafisch längst annektiert und israelisches Staatsgebiet.
Dazu schreibt das Internet-Portal The intercept am 5. Februar 2024:
„Springer’s Israeli classified ads website Yad2 — the largest Craigslist-like classified site in the country — publishes real estate listings across Israel, including rental apartments and sales in Israeli settlements that are considered) illegal under international law.
In December, Yad2 took out its own advertisement in an Israeli business paper to promote home sales on its site. ‚From the River to the Sea’, the ad, which appeared in The Marker, says in English, depicting a map of Israel and Palestine with pins dropped all over. The map has no ‚Green Line’ or other markings separating Israel’s internationally recognized borders and occupied Palestinian territory. Below the co-opted protest slogan, the ad continues in Hebrew: ‚Yad2 helps you look forward and build a future in your next home in Israel.’”
Hier folgt also den Auslöschungsfantasien israelischer Regierungsmitglieder die praktische Umsetzung.
From the River to the Sea ist in Israel ein sehr lukratives Geschäft. Und selbstverständlich hat der Springerverlag für diese vorauseilende Annexion auch einen mächtigen Geschäftspartner: die israelische Regierung.
Ausgerechnet der Presseprecher der Netanjahu-Regierung Hananya Naftali postete am 10. Dezember 2023 auf X dasselbe Bild von Israel, mit einer israelischen Flagge abgedeckt. Dazu kommt seine Parole:
„From the river to the sea“ mit einem „Yes“ für alle, die das für eine Karikatur halten könnten.
Man kann also recht sicher sagen: Der Springerverlag und die israelische Regierung arbeiten Hand in Hand. Das Faktum der Enteignung, der Vertreibung, des Völkerrechtsbruches stört sie dabei nicht. Im Gegenteil: Genau das schweißt sie zusammen.
In diesem Sinne hat der Axel-Springer-Konzern die höchste zivile Auszeichnung in Israel verdient.
Schlechtes Welt-Springer-Gewissen?
Ganz dick haut die Welt am 27. Oktober 2025 folgende Schlagzeile heraus:
„Üppige ‚Märtyrerrenten‘ für freigelassene palästinensische Terroristen.“
Wie immer hat die Welt dafür eine Quelle, die sprudelt nur so … aus Israel:
„Im Rahmen des Gaza-Friedensabkommens hat Israel Mitte Oktober 250 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Wie nun bekannt wurde, sind einige von ihnen inzwischen Schekel-Millionäre: Rund 160 erhielten sogenannte ‚Märtyrerrenten’ von der Palästinensischen Autonomiebehörde in Höhe von mehr als einer Million Schekel (rund 263.000 Euro). Das berichtete die israelische Nachrichtenseite „ynet“ unter Berufung auf einen Bericht der israelischen Organisation ‚Palestine Media Watch’.“
Wenn palästinische Gefangene jahrzehntelang im israelischen Gefängnis verbrachten, ihr Zuhause eine einzige Trümmerlandschaft ist, dann ist nichts bis wenig daran verwerflich, wenn sie Geld dafür bekommen, nach ihrer Freilassung irgendwie zu überleben.
Im Gegenteil: Wenn Palästinenser gegen die Besatzung kämpften, dann ist das — ganz grundsätzlich — ihr legitimes Recht und explizit im UN-Völkerrecht verankert.
Üppige Genozidrenten
Ganz anders sieht es mit den üppigen Genozidrenten aus, die zum Beispiel in Deutschland bezahlt werden, wenn namhafte Politiker und Medienschaffende verdammt hohe Gehälter und Renten ausgezahlt bekommen, die unter anderem den Genozid in Gaza leugnen beziehungsweise durch Beihilfe ermöglichen.
Wenn zum Beispiel Ulf Poschardt (Welt-Chefredakteur) oder Philipp Peyman Engel (Chefredakteur Jüdische Allgemeine) ihre Gehälter offenlegen und uns wissen lassen, welche Genozidrenten sie erwarten, dann können wir zusammen über die UN-Gerechtigkeit des palästinensischen „Rentensystems“ diskutieren.
Soweit mir bekannt, gilt das also nicht für Genozidrenten. Eigentlich. Tatsächlich bekamen viele Nazi-Funktionäre nach der Kapitulation des Dritten Reiches „üppige“ Renten.
Wie wäre es, wenn die Poschardts und die Engels über diese historische und aktuelle Kontinuität nachdenken.
Um keine falschen Fährten zu legen: Ich meine die Genozidrenten in Israel, die für Soldaten und Beteiligte am Genozid in Gaza bezahlt werden und die Genozidrenten, die Nazis bis zu ihrem Tode im Nachkriegsdeutschland erhalten hatten.
Dass palästinensische Gefangene, die gegen die israelische Besatzung kämpften, eine Entschädigung bekommen, ist ehrenwert und vorbildlich.
Also die Frage an die Poschardts und die Engels: Haben Sie sich für eine Rente all derer eingesetzt, die gegen die deutsche Besatzung gekämpft haben? Da muss nicht ‚Märtyrer‘ draufstehen, Widerstandskämpfer reicht vollkommen.