Die Rede der Spaziergängerin

Eine Bürgerin will nicht länger sprachlos sein — vor Entsetzen über Impfpflicht, „Sondervermögen“ und die Lügen der Politik.

Wenn du eine kleine Rede vor einigen Hundert Menschen zum Zeitgeschehen halten dürftest beziehungsweise müsstest — was würdest du sagen wollen? Unsere Autorin war zum ersten Mal zur Anmelderin und Leiterin einer Demonstration ernannt worden, eines sogenannten Spaziergangs, wie sie seit Monaten regelmäßig zum Corona-Thema stattfinden. Sie durfte am Anfang — ganz dramatisch durchs Megafon — ein paar Begrüßungsworte sprechen. Dies ist eine ungehaltene Rede, jedoch keine Rede, die nie gehalten wurde. Denn abgesehen von dem kapriziösen Einstieg wurde tatsächlich alles, was hier geschrieben steht, am vergangenen Sonntag öffentlich gesagt. Niemand sollte auf Befehl die Ärmel hochkrempeln und sie der Genspritze darbieten müssen. Kein Angehöriger eines Heilberufs sollte Angst haben müssen, als „Ungeimpfter“ seinen Job zu verlieren. Kein Politiker sollte lügen und nach der Wahl seine Versprechen einkassieren. Und mit dem „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro könnte man so viele schönere und wichtigere Dinge anfangen als Waffen zum Töten bauen. Eigentlich sollten all diese Aussagen selbstverständlich sein. Aber offensichtlich brauchte es unsere Autorin, um sie der irregeleiteten Menschheit wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Immer wenn ich die Zeit einfangen will, flieht sie. Und sie ist immer schneller. Fast immer.

Manchmal erhasche ich einen Augenblick. Dann ist sie, die Zeit, für kurze Zeit „meine“ Zeit. Für mich ist Zeit nicht nur physikalisch ein Rätsel, obwohl Physiker das Phänomen ja gut zu erklären wissen. Für mich bleibt sie letzlich ein großes Geheimnis. Eine Ahnung vielleicht.

Auch rückblickend lässt sie sich nicht vollständig erfassen. Nicht einmal für mich als einzelne Person. Wer könnte jemals all die Augenblicke, die erlebt wurden, zusammenfassen? Unvorstellbar. All diese Wirklichkeiten, die in der Zeit entstehen und wieder vergehen…

In meiner Wirklichkeit scheint heute die Sonne. Ich habe einen Plan für den Tag, nämlich nach Augsburg zu fahren, um meine Kinder zu besuchen. Ich werde frühstücken und einen Kuchen backen und außerdem spazieren gehen.

Die Enkelkinder besuche ich dieses Mal nicht, denn sie haben zum zweiten Mal Corona — mitsamt der ganzen Familie. Wenn ich mich anstecken würde, könnte ich die beiden Seminare absagen, die ich an den kommenden Wochenenden gebe. Das wäre blöd.

Für Sonntag hab ich auch schon einen Plan. Ich werde die Versammlung der Spaziergänger anführen. Ja, DER Spaziergänger. Wir sind in Peißenberg letztes Mal über 200 gewesen, manchmal waren wir 500. Seit Dezember gehen wir spazieren — mit Polizeischutz. Wenn ich mag, kann ich vorher ein paar Worte sagen. Mit Megaphon. Ich könnte über meine Sprachlosigkeit sprechen. Oder über meine Ängste. Zum Beispiel über die Angst, vor vielen Menschen zu sprechen: eine Urangst. Oder über die Angst, dass mir demnächst die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde als Heilpraktikerin für Psychotherapie entzogen wird.

Oder dass mein Hausarzt die Praxis schließen muss. Oder dass ich weiterhin vom öffentlichen Leben, von aller Kultur, ausgeschlossen werde, obwohl ich selbst — als Autorin — Kulturschaffende bin. Es ist die Angst vor dem Verlust der Zugehörigkeit. Die ist im Reptilienhirn angesiedelt und aufs Engste mit der Angst vor dem Tod verknüpft. Genauso wie die Angst, vor einer großen Menschenmenge zu sprechen. Wenn es den Mächtigen nicht passte, dann konnte so jemand hingerichtet werden. Früher.

Oder ich könnte über das Entsetzen sprechen, als ich feststellen musste, dass „mein“ Bundeskanzler gelogen hat, als er vor der Wahl gesagt hat, dass es keine Impfpflicht geben werde.

Oder über das Entsetzen, als ich feststellen musste, dass „mein“ Gesundheitsminister zu einer etwas  ganzheitlicheren  Betrachtung von Gesundheit nicht in der Lage ist, dass er die Naturheil-Verfahren sogar bekämpft und offenbar noch nie etwas von psychischen Erkrankungen gehört hat, die als Folge der Maßnahmen besonders bei  jungen Menschen so stark zugenommen haben. Über Impf-Nebenwirkungen gar nicht zu reden — das ist ein Tabu-Thema. Was soll ich denn mit so einem Minister anfangen, der nur wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf ein einziges Thema schauen kann.

Für mich ist das Spaziergehen mit dem Thema Freie Impfentscheidung auch nicht nur eine Frage der Freiheit. Mein Arm gehört sowieso immer noch mir. Die Freiheitsfrage grenzt auch direkt an das Thema Frieden. Weil wir ja jetzt Krieg haben. Also nicht wir direkt. Meine Angst ist, dass die Hilfsbereitschaft der Menschen ausgenutzt wird, damit ja kein Widerstand aufkommt, wenn ein 100-Milliarden-Geschäft mit Waffenhändlern gemacht wird. Kriegswaffen.

100 Milliarden. Das sind 1250,- pro Bürger — für jeden. Für jede Frau, für jedes Kind. Für alle. Ich hätte viele Ideen, was man stattdessen mit so viel Geld machen könnte.

Wenn es so leicht ist, ein Sondervermögen für das Töten, für Krieg, für das Erzeugen von Leid auszugeben, dann könnte es doch genauso leicht sein, stattdessen 100 Milliarden für das erste Grundeinkommen auszuschütten. Oder für die Sanierung des Bildungswesens — allgemein für das Soziale, für die Familien, für die Kinder.

Ich werde noch ein paar Worte zu der weißen Fahne sagen, die ich tragen werde. Die weiße Fahne steht für meine Sprachlosigkeit angesichts des kompletten Versagens patriarchaler Herrschaft — aber auch für den Wunsch nach Frieden. Überall soll Frieden sein! In allen Ländern. Deshalb schwenke ich keine Bayern-Fahne und auch keine Deutschland-Fahne und schon gar keine Ukraine- oder Afghanistan-Fahne. Auch nicht die von Syrien, Kongo oder Jemen. So viele Fahnen kann ich gar nicht tragen von all den Ländern, in denen Krieg herrscht. All dieses Töten! Afghanistan: etwa 2 Millionen Tote. Syrien: 570.000 Tote. Jemen: 120.000 Tote. Und so weiter und so fort…

Alle diese Toten wurden mit Waffen getötet, die in bemerkenswerter Übereinstimmung von den USA, Russland, Frankreich und Deutschland geliefert werden.

Und jetzt hör ich auf. Weil mich das so aufregt.

Und morgen dann werde ich friedlich, meine weiße Fahne schwenkend, mit dem Spazierstock vom Großvater, mit der Kraft der Ahnen hinter mir — spazieren gehen. Und ich freue mich, dass ich nicht allein sein werde.


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Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „Die Rede der Spaziergängerin“ bei Hinter den Schlagzeilen.