Die Terror-Macher

Je intensiver man sich mit terroristischen Ereignissen befasst, desto tiefer blickt man in die Abgründe des Tiefen Staates.

Mein tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer der Bluttat in Hanau. Ihnen wurde unendliches Leid zugefügt, sie werden auf Jahre oder Jahrzehnte traumatisiert sein und die dunklen Schatten dieser Tragödie bis zum Ende ihres Lebens in sich tragen. Viele werden sich fragen: „Was ist der Mensch für eine Kreatur? Wie kommen diese Niedertracht und Widerwärtigkeit in unser Leben?“ So weit, so tragisch, übel und desillusionierend. Doch trotz alledem versuche ich, einen klaren Verstand zu bewahren und aus weniger emotionaler Sicht die Geschehnisse zu betrachten. Ein Blick in die Herrschaftsmedien verdeutlicht bereits, in welchem Rahmen die Mächtigen diese Gewalttat interpretieren wollen.

Ein Kommentator der NZZ schreibt am 22. Februar 2020 (1):

„Der Terror wütet wieder in Deutschland.“

Ebenfalls am 22. Februar schreibt die Tagesschau (2):

„Einem Medienbericht zufolge befürchten die Sicherheitsbehörden weitere Gewalttaten als Reaktion auf das Attentat von Hanau. SPD und Grüne wollen derweil verpflichtende Psychotests für Waffenbesitzer prüfen.”

Die Welt berichtet am 23. Februar (3):

„60 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass die AfD eine Mitverantwortung für rechtsextremistische Gewalttaten wie die in Hanau trägt. Das ergab eine Umfrage des Instituts Kantar für BILD am SONNTAG.”

Im Titel seines 2019 veröffentlichten Buches „Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst. Wie man Manipulationen durchschaut“ bringt NachDenkSeiten-Herausgeber Albrecht Müller es auf den Punkt.

Müller befasst sich mit dem unendlichen Strom an Bullshit, der den Menschen täglich von Politik und Medien serviert wird. Was Müller jedoch nicht erwähnt, ist die dreckige Arbeit der Geheimdienste.

Müllers Appell habe ich seit Jahrzehnten in Fleisch und Blut. Spätestens seit 9/11 — der Mutter aller Lügen — glaube ich nicht nur wenig, sondern nahezu gar nichts mehr von dem, was die Menschheit von den Zentren der Macht und ihren medialen „Regierungsassistenten“ an „Wahrheiten“ präsentiert bekommt.

Ein spannendes Buch hatte Jürgen Elsässer 2008 vorgelegt, als er noch brillanter linker Journalist war und für die Junge Welt schrieb, bevor er endgültig ins rechtsradikale Lager abdriftete: „Terrorziel Europa. Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste“ (4).

Dort weist er nach, dass die Geheimdienste eigentlich immer ihre Dreckspfoten mit in Terrorplots hatten. Das dürfte sich bis heute nicht geändert haben.

Im 16. Kapitel seines Buches „Das Netz der Gladiatoren. In vielen NATO-Staaten haben die USA während des Kalten Krieges einen unkontrollierbaren Terroruntergrund geschaffen“ befasst sich Elsässer mit der NATO-Geheimstruktur Gladio.

Das letzte Kapitel trägt die Überschrift „Die Putschisten — Deutschland ist auf dem Weg in eine Notstandsdiktatur.“ Dort nimmt er sich die Maximal-Extremisten in der CDU, insbesondere Schäuble vor.

Noch umfassender zu Gladio hat Daniele Ganser gearbeitet, sein Buch trägt den Titel „NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung“ (5). Das war vor 12 Jahren.

Was die Hanau-Morde anbelangt:

Ich misstraue, wie viele andere, die sich bereits zum Thema äußerten, der Story, die vor uns ausgebreitet wird, einschließlich des Bekennerschreibens. Zu viele Terrorereignisse, die in den letzten Jahrzehnten geschahen, erwiesen sich im Nachhinein als Geheimdienst-Plots.

Um es kurz zu machen: Aus meiner Sicht ist die offizielle Darstellung nicht plausibler als die Annahme, es handele sich bei den Hanau-Morden um ein Ereignis, bei dem eine Geheimdienstbeteiligung zumindest nicht auszuschließen ist.

Dass alle, die Zweifel an offiziellen Darstellungen früherer Terrorereignisse äußerten, zu Spinnern erklärt wurden, ist integraler Teil solch staatsterroristischer Operationen.

Das Fass ist voll

Die Zentren der Macht haben der Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten zu viel zugemutet: vom neoliberalen Terror gegen die Mehrheit der Menschen bis hin zu NATO-Ostexpansion, Ukraine-Putsch, neuen verfassungsfeindlichen Kriegen zur Ressourcensicherung, der planvollen Wiederbelebung des Kalten Krieges, der Zerlegung des Nahen und Mittleren Ostens mit dem Ziel einer neuen „geopolitischen Landkarte“, zahllose Lügengeschichten über Giftgasangriffe in Syrien, „rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen“, den Skripals, den White Helmets, Bellingcat, dem MH17-Prozess und so weiter und so fort.

Von dem Ausmaß der Herrschaftslügen hat die halbwegs aufgeklärte Öffentlichkeit ganz einfach die „Schnauze“ randvoll. Es passt nichts mehr hinein!

Nicht nur ich, sondern Millionen Menschen in Deutschland und Europa haben jedes Vertrauen in die Parteien und die Politik verloren, halten sie für systemisch verrottet und kapitalistisch-strukturell-kriminell.

Man muss kein Anhänger der AfD sein, man kann sie als Exzess-Partei begreifen, als rassistisch, neoliberal, was auch immer. Die dumme Verlogenheit der herrschenden Ignoranten liegt darin, ihre eigene Verantwortung für das Entstehen der AfD zu bestreiten. Fakt, nicht Fake ist:

Diese Partei ist das Ergebnis der faschistoiden Kaderpolitiker in der CDU und ihrer neokonservativen transatlantischen Mittäter in der SPD, die unser Land und den gesellschaftlichen Frieden vor die Wand gefahren haben. Die AfD, deren Rassismus nun für die Hanauer Gewalttat herhalten muss, ist das logische Resultat der menschenverachtenden marktradikalen und kriegstreibenden Politik der deutschen Herrschaftsfraktionen.

Auf den Punkt bringt das jenseits des Rubikons bisher einzig das Nachrichtenportal German-Foreign-Policy.com. Dort heißt es in einem aktuellen Beitrag (6):

„Die politische Rechtsverschiebung, die das Berliner Establishment nach dem Massenmord von Hanau beklagt, ist eng mit der aggressiven deutschen Weltpolitik der vergangenen Jahre verflochten. So ist der antimuslimische Rassismus parallel zu den Kriegen des Westens — auch Deutschlands — in der islamischen Welt und zum sogenannten Anti-Terror-Krieg erstarkt. Einfluss gewonnen hat er auch durch Überlegungen in den deutschen Eliten, frühere Arbeitskräfte aus der Türkei und Nordafrika loszuwerden, weil sie dem Bedarf der deutschen Industrie für den globalen Konkurrenzkampf nicht mehr entsprechen; popularisiert hat derartige Pläne schon vor Jahren das damalige Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin, dessen Buch dazu vom mächtigen Bertelsmann-Imperium publiziert wurde. Auch Nationalismus ist vom deutschen Polit-Establishment forciert worden, während die Bundesrepublik zur klar dominanten Macht in der EU aufstieg. Die Auslandseinsätze wiederum haben in der Bundeswehr ultrarechte Kräfte befeuert. Profiteur, nicht aber Ursache dieser Entwicklung ist die AfD.“

Ein Psycho- und Soziopath, der aus der Tiefe Deutschlands aufgestiegen sein soll, ist nun aber als Täter für die Hanauer Morde identifiziert, so die offizielle Version. Da drängt sich mir die Frage auf:

Wie bezeichnet man Politiker, die durch ihre neoliberale Politik im Innern den Unfrieden gesät und seit 9/11 im Nahen und Mittleren Osten, in der Ukraine et cetera ganze Leichenberge, gigantische Zerstörungen und Flüchtlingsströme als Ergebnis ihrer verbrecherischen Politik „produziert“ haben?

Sind das normale Menschen? Sind das nicht die weitaus gefährlicheren Psycho- und Soziopathen, die aus ihren Ämtern entfernt werden müssten?

Der italienische Geheimdienstexperte Aldo Giannuli, der bisher 23 lieferbare Bücher zu Geheimdienstverbrechen und Mafia-Morden im Komplott mit schmutzigen Regierungen veröffentlichte, sagte im Interview mit einem Freund sinngemäß:

„Es geht darum, falsche Spuren zu legen. Geheimagenten sammeln Informationen und sie sind auch damit beschäftigt, welche in Umlauf zu setzen. Und irgendwann findet sich ein Journalist, vielleicht lässt er sich kaufen, vielleicht, aber nicht notwendigerweise, arbeitet er auch für einen Geheimdienst, dem wir einen Scoop kredenzen, vielleicht nicht den ganz großen, vielleicht nur einen halben, und dann finden wir einen anderen Journalisten, dem wir einen anderen Happen hinwerfen. Oder wir platzieren auf dem Schreibtisch eines Staatsanwalts einen anonymen Brief, ein Foto, so etwas, und dann gibt es vielleicht jemanden bei der Polizei, der Karriere machen will, und dem präsentieren wir dann einen bestimmten Beweis auf dem Silbertablett. Und das alles verdichtet sich ganz langsam zu einem Gesamtbild. Und für so etwas braucht es natürlich eine gute Regie, die weiß, wann man eine bestimmte Nachricht verbreiten muss, wann man zwei Empfänger verschiedener Nachrichten zusammenbringen muss, damit die sich in ihrer Meinung gegenseitig bestärken. Das sind komplexe Operationen, die mit langem Atem und großer Akribie umgesetzt werden. Das politische Verbrechen ist nie eine einfache Angelegenheit, und die Flut an Informationen, egal ob wahre oder falsche, soll die Ermittler in den Wahnsinn treiben und ihre Nachforschungen über Hunderte falscher Spuren ins Leere laufen lassen.“

Wer auch immer für die Morde von Hanau verantwortlich ist:

Diese Morde fügen sich aus meiner Sicht nahtlos in die Strategie der Spannung ein: Sie sollen ablenken von den politischen Geschehnissen in Thüringen, von Defender 2020, von der Krise der CDU, damit sich diese real herrschende deutsche Ausbeuter-Union wieder konsolidieren kann.

Bundeskanzlerin Angela Merkel musste aus der Schusslinie. Es wird sich zeigen, wohin dieser Psycho-Krieg gegen die Zivilgesellschaft, diese Angstproduktion nach Innen führen wird, beispielsweise zu welchen Gesetzesverschärfungen.



Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.nzz.ch/meinung/das-attentat-von-hanau-terror-der-aus-der-mitte-der-mitte-der-gesellschaft-kommt-ld.1541731
(2) https://www.tagesschau.de/inland/hanau-reaktion-gewalttaten-103.html
(3) https://www.welt.de/politik/live206002937/AfD-nach-Hanau-Muessen-uns-fragen-warum-wir-in-Verbindung-gebracht-werden.html
(4) Jürgen Elsässer: „Terrorziel Europa. Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste“, Sankt Pölten-Salzburg, 2008, S. 271ff, 318ff
(5) Daniele Ganser: „NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung“, Zürich 2008
(6) https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8196/