Donner über Deutschland

Ein beispielloses Kampfjet-Manöver der NATO wird im Juni die Bevölkerung belästigen und das Bedrohungsszenario gegen Russland verstärken.

Frieden schaffen mit immer mehr und immer lauteren Waffen — nach diesem Motto scheinen die NATO-Gewaltigen zu agieren. Im Juni wird ein Flugmanöver mit bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten die Mitgliedstaaten „schützen“, für unsere Werte kämpfen und gegenüber Erzfeind Russland die Muskeln spielen lassen. Das Getöse der martialischen Überflieger könnte zur Tortur für Mensch und Tier werden und wird Westeuropa in keiner Weise sicherer machen. Im Gegenteil könnte es Wladimir Putin weiter reizen und Gegenreaktionen provozieren. Zu schweigen davon, dass man das hierfür verpulverte Geld für so viel sinnvollere Projekte einsetzen könnte.

„Riesige NATO-Übung im Juni“ (1). So lautet eine Schlagzeile des ZDF am 31. März 2023. „Air Defender wird das bisher größte Kampfjet-Manöver der NATO überhaupt …“ Große Teile Deutschlands sind davon betroffen.

„Laut Bundeswehr werden mehr als 200 Kampfjets und andere militärische Luftfahrzeuge an dem Manöver teilnehmen, dazu bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 22 Nationen.“

Dass alsbald Kampfjets über unsere Köpfe hinwegdonnern, ist also sehr wahrscheinlich.

Laut Google Maps braucht man mit dem Auto 16 Stunden von Berlin nach Kiew und da herrscht Krieg. Kampfjets überbrücken diese Strecke erheblich schneller. Vertrauensbildende Maßnahmen, die so wichtig wären, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, sehen anders aus. Doch das Pulverfass wird weiter aufgefüllt, während die Lunte immer kürzer wird. Die Eskalationsgefahr nimmt gewaltige Ausmaße an, meine Sorge um das Wohlergehen zahlloser Menschen auch. Dieses Manöver ist eine riesige Gefahr für die Sicherheit Europas, für uns, für unsere Kinder und Enkel. Wir alle wollen doch leben!

Die Risiken werden riesig sein

Es ist alternativlos, um die Stärke der NATO sichtbar zu machen, werden die Befürworter sagen. Für wie blöd hält man Wladimir Putin eigentlich? Auch Russland hat Geheimdienste. Über die Kräfteverteilung dürfte er also bestens informiert sein. Unsere Schlagkraft muss trainiert werden, werden die Befürworter sagen. Auch wenn das unvermeidlich wäre, stellen sich Fragen. Warum muss das Manöver über dicht bewohntem Territorium sein? Warum muss es so nah an einem Kriegsgebiet sein?

Was wird ein solches Manöver kosten und was könnte mit all dem Geld Gutes für die Menschen getan werden? Der Antworten ließen sich viele finden: Das Schulsystem muss dringend verbessert werden. Menschenwürdiges Altern muss gesichert sein. Der Klimawandel braucht riesige Anstrengungen, um aufgehalten zu werden.

All das und vieles mehr wäre dringend nötig. Und was werden die Kampfjetflüge für die Natur bedeuten, allem voran für die Vögel?

In einer solchen Situation müsste es lautstarken Protest geben, voran unter unseren Volksvertretern. Doch der bleibt aus.

Für alle Politikerinnen und Politiker, denen der Inhalt unseres Grundgesetzes entfallen ist, hier ein Auszug aus Artikel 1. Artikel 1, Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland:

„(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

In Artikel 2, Absatz 2 des Grundgesetzes heißt es weiter:

„Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“

In meinen Augen steht Air Defender in krassem Widerspruch zu unserem Grundgesetz. Dass das die Politikerinnen und Politiker unseres Landes offenbar total ignorieren, ist unbegreiflich.

Orte des Friedens

In dieser Situation haben friedliebende Bürgerinnen und Bürger der sächsischen Gemeinde Weinböhla ihren Ort zum Ort des Friedens erklärt. Und sie meinen damit, dass die Nutzung von Waffen in ihrem Heimatort sowie im Lauftraum über Weinböhla zu militärischen Zwecken unerwünscht ist, sowohl zu Testzwecken, als auch im Ernstfall. Und sie laden friedliebende Menschen in anderen Orten herzlich ein, sich dieser Initiative anzuschließen.

Menschen wollen leben, Menschen wollen Frieden, nicht immer mehr Kriegsopfer, nicht immer mehr Leid und nicht immer mehr Waffen. Sie wollen Friedensverhandlungen, wenn die Interessen verschiedener Länder aufeinanderprallen. Sie wollen vertrauensbildende Maßnahmen, statt immer mehr Provokation.

Frieden schaffen ohne Waffen

„Frieden schaffen ohne Waffen.“ Diesen Appell verfassten Robert Havemann (2) und Rainer Eppelmann (3) bereits im Jahr 1982 (4). Er ist dringlicher denn je.


Quellen und Anmerkungen

(1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/air-defender-nato-uebung-auswirkungen-100.html
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Havemann
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Eppelmann
(4) https://www.jugendopposition.de/node/150380