Es ist verboten zu gehorchen!

Im Manova-Exklusivgespräch diskutiert Walter van Rossum mit dem Sänger und Autor Jens Fischer Rodrian, dem Pastor Jürgen Fliege und der Sängerin und Moderatorin Nina Maleika über den Konformismus der Künstler und der Intelligenzija.

Man durfte bereits seit Längerem Zweifel am Kunstbetrieb, der Kulturindustrie oder ganz allgemein an der spirituellen Verfassung des Abendlandes hegen. Vor drei Jahren kam es dann endgültig zur Bruchlandung. Das Geistesleben hatte im Handumdrehen den Betrieb eingestellt. Das heißt nicht, dass sich besonders viele Künstler oder Intellektuelle ausdrücklich mit den sogenannten Coronamaßnahmen einverstanden erklärt hätten. Sie sind abgetaucht und haben vermutlich eher verlegen zugeschaut, wie die einigermaßen komplexe moderne Rationalität durch den Dummsprech von Politik und Medien ersetzt wurde. Sie haben, ohne mit der Wimper zu zucken, dabei zugesehen, wie ein nicht ganz unerheblicher Teil der Menschen für dumm oder kriminell erklärt wurde und wie ein eh schon bescheidener Pluralismus sich auf quasitotalitär angeordnete Wahrheit verengte. Dieser sagenhafte und großflächige Konformismus hat die gesamte Aura des Geistes dramatisch verdunkelt.

Der unter Corona geborene Radikalkonformismus hat sich längst in nämlicher Qualität fortgesetzt: anlässlich des russisch-ukrainischen Krieges und der fortschreitenden Militarisierung der Gesellschaft. Er wird sich zweifelsohne auch unter der Klimadiktatur wacker behaupten und schweigend den Quatsch der sogenannten Identitätspolitik begleiten. Um es ganz klar zu sagen: Es geht hier nicht um diese oder jene Meinung, sondern darum, wie eine ganze Branche, die mit ihrem Nonkonformismus geradezu geprahlt hat, die elementaren Errungenschaften der Moderne preisgegeben hat ― allen voran den diskursiven Pluralismus.

Jens Fischer Rodrian hat Herbert Grönemeyer einen offenen Brief geschrieben, in dem er ihn an seine Aufforderungen zum Eigensinn und Widerspruch erinnert hat. Nina Maleika gehörte zu dem Team, das unter der Regie von Dietrich Brüggemann eine Reihe von satirischen Videos über die Coronamaßnahmen unter dem Titel #allesdichtmachen gedreht hat. Der Mainstream geriet umgehend außer sich über diesen Frevel. Etliche Schauspieler distanzierten sich daraufhin von den Videos. Was Nina Maleika mehr erboste, als erst nicht daran teilgenommen zu haben. Jürgen Fliege hat den Verrat der Kirche während der Coronajahre scharf kritisiert. Der Segen der Kirche für Panzerlieferungen an die Ukraine heute macht ihn fassungslos.

Nicht wenige Künstler haben sich zu Missionaren der Impfung gemacht, im irrigen Glauben dann würde die Party weitergehen. Aber es gibt auch einen strukturellen Konformismus in der Branche mit der Lizenz zur kontrollierten Abweichung.

Nicht jeder, der dichtet, tanzt oder singt, muss politische Statements äußern. Aber Kunst ist immer Stellungnahme. Deshalb genießt sie auch einen eigenen Schutz. Und die Fama der Künste beruht auf der Behauptung, dass sie mit ihren Mitteln an der Definition unserer Realitäten im höchsten Maße beteiligt ist. Auf jedem zweiten Buchumschlag lesen wir, dass dieser Roman die Gegenwart durchdringe oder jenes Essay der Gesellschaft ihre Wahrheit vorhält und so weiter. Vermutlich wird von diesem Georgel nichts als ein gequetschtes Lüftchen bleiben. Die Künstler haben uns von fast allen Illusionen über die Bedeutung der Kunst befreit.


Walter van Rossum im Gespräch mit Jens Fischer Rodrian, Jürgen Fliege und Nina Malaika


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