Fanatische Unmenschlichkeit

Wenn man bestimmte ideologische Narrative zu Corona konsequent zu Ende denkt, offenbart sich ihre Absurdität.

Der Corona-Faschismus hat schon einigen interessanten Ansichten zu einer unverdienten Beachtung verholfen. Neuerdings etwa die geplante Einführung einer Impfpflicht — gegen eine Zoonose, die nicht ausgerottet werden kann, mit Impfstoffen, die keine sterile Immunität herstellen, und zum Preis einer gesellschaftlichen Spaltung, die bis in die eigene Familie reicht. Kein Vorschlag scheint dumm, unmenschlich oder absurd genug zu sein, um nicht ernsthafte Rezeption in den Massenmedien zu erfahren. Eine davon ist die, Ungeimpften zusätzlich den Zugang zur Krankenversorgung zu verwehren. Denkt man diese Idee einmal konsequent zu Ende, offenbart sich nicht nur ihre Absurdität, sondern auch ihre vollkommene Unmenschlichkeit.

Vorweg sei gesagt: Weshalb ich vom Corona-Faschismus spreche, habe ich mit Bezug auf Hannah Arendt in einem zweiteiligen Artikel ausführlich begründet.

Die derzeitigen Corona-Maßnahmen werden marktschreierisch und unter Rückgriff auf ideologische Pseudoargumente und Vorschläge vorangetrieben. Ein Bezug zur Realität ist schon lange nicht mehr vorhanden. Dementsprechend nutzt auch der letzte unwichtige Narzisst jede sich bietende Gelegenheit, seine Persönlichkeitsstörung für einige Minuten ins Rampenlicht der Paranoia zu stellen und möglichst extreme, möglichst groteske Forderungen zu stellen. Einige Male wurde schon darüber schwadroniert, Ungeimpften die Behandlung im Falle einer SARS-CoV-2-Erkrankung zu verwehren, ihnen die Kosten selbst aufzuerlegen oder die Krankenkassenbeiträge für sie zu erhöhen.

Begründung: Sie gefährdeten sich selbst und die Gesellschaft und bürdeten letzterer mit ihrem Egoismus die Behandlungskosten auf, die nicht zu tragen wären, wenn sie sich impfen ließen. Gut so! Recht so! Erklären wir diese „Logik“ doch einmal zur Grundlage weiterer Überlegungen, um die Staatskasse zu schonen. Versetzen wir uns in die Gemüter geiziger Politiker und denken wir das einfach konsequent zu Ende, denn wir sollten nicht bei Ungeimpften Halt machen. Da ist noch viel Luft nach oben, welche die entsprechenden Ideologen nicht konsequent ausschöpfen. Machen wir das also stellvertretend für sie.

Abgeraucht

Da ist zunächst das ganz Offensichtliche: Jährlich sterben rund 121.000 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Das sind mehr Menschen, als im Jahr 2020 angeblich an COVID-19 gestorben sind. Dem voraus gehen aber oft auch kostenintensive Behandlungen. Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verstopfte Blutgefäße, all das sind Schäden, die sich Raucher selbst zufügen. Denn Rauchen ist eine bewusste Entscheidung. Niemand muss rauchen, jeder kann aufhören. Es ist reiner Egoismus, der die Raucher zu ihrem Handeln treibt. Durch ihren Egoismus bürden die Raucher der Gesellschaft immense Kosten von jährlich rund 79 Milliarden Euro auf.

Hinzu kommt: Raucher gefährden durch den ausgestoßenen Qualm ihre Mitmenschen unmittelbar. Passivrauchen ist in hohem Maße schädlich. Raucher gefährden also durch ihr egoistisches Verhalten nicht nur sich, sie gefährden insbesondere andere und die Gesellschaft als Ganze. Seien wir daher konsequent: Verwehren wir Rauchern ab sofort jegliche Behandlungen. Sie haben sich ihre Krankheiten immerhin selbst zuzuschreiben. Ich fordere daher: Keine Behandlung für Raucher mehr aufgrund ihrer selbstverschuldeten gesundheitlichen Schäden. Zudem könnte man Raucher gesellschaftlich stigmatisieren.

Man sollte sie als Raucher markieren, auch wenn sie gerade nicht rauchen, damit jeder sich von ihnen fernhalten und so der Gesundheitsgefahr entgehen kann.

Doch auch hier müssen wir noch nicht aufhören. 300.000 Menschen sterben jährlich wegen Übergewichts — und damit schon wieder mehr, als 2020 angeblich an COVID-19 gestorben sind. Ursachen dafür sind zumeist ungesundes Essen und mangelnde Bewegung. Durch Übergewicht entstehen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, die der Gesellschaft jährlich mindestens 20 Milliarden Euro Euro Steuerausgaben aufbürden, wobei die Kosten kontinuierlich mit der Anzahl der Übergewichtigen ansteigen.

Bedenkt man, dass ein großer Teil dieser Kosten vermieden werden könnte, indem die Menschen sich einfach gesund ernährten und Sport trieben, dann ergibt sich daraus nur eine logische Konsequenz: selbst schuld. Behandlung verweigern! Egoistisches Verhalten muss bestraft werden! Warum sollten wir als Gesellschaft die Kosten für den Egoismus dieser Minderheit tragen?

Kein Verkehr mehr

Doch auch hier muss noch nicht Schluss sein. Denn die Folgen des Verkehrs, insbesondere auf den Autobahnen, kosten Deutschland jährlich 149 Milliarden Euro. Kosten, die zulasten der Umwelt, anderer Menschen und der künftigen Generationen gehen. Extreme Umweltschäden, Klimawandel und gesundheitliche Gefahren gehen mit dem Straßenverkehr einher. Autofahrer bürden uns also extreme Kosten auf, die von der Gemeinschaft getragen werden müssen!

Ein großer Teil dieser Kosten entsteht durch Unfälle. Dadurch werden auch Fußgänger gefährdet. Autofahrer stellen somit eine Bedrohung für sich und ihre Mitmenschen dar. Dieses egoistische Verhalten kann die Gesellschaft nicht tolerieren. Daher: Behandlung von Autofahrern aufgrund von Unfallschäden verweigern. Autofahrer kräftig zur Kasse bitten!

Potenzieller Autofahrer ist dabei jeder, der einen Führerschein besitzt. Für eine leichtere Überprüfung sollte ein zentrales System errichtet werden, das neben Impfstatus, Krankenversicherung, Raucherstatus und Fettleibigkeitsstatus auch den Führerschein beinhaltet. Für eine schnelle Überprüfung.

So kann jeder Sanitäter auf einen Blick sehen, ob die Rettung des Geschädigten der Gesellschaft nicht nur noch höhere Kosten aufbürdet. Also behandeln wir nur noch Menschen, die sich gesund ernähren, regelmäßig Sport treiben und mit dem Fahrrad fahren? Halt! Auch Radfahrer sind in Unfälle verwickelt.

Im Jahr 2019 starben so über 400 Radfahrer. Kosten für Behandlungen der Verletzten? Werden schon irgendwie hoch sein. Es ist ja auch nicht so, als bräuchte man heutzutage noch irgendwelche seriösen oder verlässlichen Daten, um mitzudiskutieren. Ein munteres Drauflosraten tut es ebenso gut. Also: Fahrradfahrer provozieren oft Unfälle. Sie fahren rücksichtlos, halten sich an keine Verkehrsregeln und sind meistens ohnehin Ökoterroristen. Wer beim Radfahren verunglückt, ist eben selbst schuld. Hätte ja zu Fuß gehen können.

Auch ereignen sich jährlich 1,3 Millionen Sportunfälle in Deutschland. Diese verlangen kostenintensive Behandlungen und oft langwierige Rehabilitationsmaßnahmen. Egoistische Extrem(isten)sportler verursachen dadurch Kosten von 1,65 Millionen Euro jährlich. Wer also Sport treibt, bürdet sich und der Gesellschaft hohe Kosten auf, und das für rein egoistisches Verhalten. Sind wir als Gesellschaft bereit, diese Kosten zu tragen?

Ich plädiere für: Nein! Dies beißt sich allerdings mit den Gefahren durch Übergewicht aufgrund mangelnder Bewegung. Wenn wir also Menschen nicht mehr behandeln, weil sie sich weigern, Sport zu treiben, ebenso wie Menschen, die Sportunfälle erleiden, wen behandeln wir dann letztendlich noch? Ist vielleicht zwangsverordnetes Fettabsaugen die Lösung? Das ist aber auch teuer!

Es steht dann auch infrage, ob all diese Menschen überhaupt noch eine Krankenversicherung brauchen. Man könnte sie einfach davon ausschließen. Das aber läuft den Interessen der Versicherungsgesellschaften zuwider. Denn diese brauchen ihre Beitragszahler, wollen nur ihrerseits dafür so wenige Leistungen wie möglich erbringen.

Eines wird deutlich: Wenn man Ideologien und ihre schwachsinnigen Auswüchse einmal konsequent zu Ende denkt, führen sie sich nicht nur selbst ad absurdum, sondern es zeigt sich auch, dass das Ergebnis von niemandem wirklich erwünscht ist. Im Beispiel hier würde es nämlich dazu führen, dass niemand mehr eine Behandlung erhält, da nahezu jeder Behandlungsbedarf eine Folge des eigenen Verhaltens sein kann.

Man könnte diese Ideologie auch ganz konsequent auf all jene anwenden, die sich haben impfen lassen. Denn dass diese Impfung teils gravierende Nebenwirkungen hat, das ist ja mittlerweile jedem klar. Darüber wird man im Idealfall vor der Impfung auch informiert.

Wer die Spritze dennoch nimmt, der geht sehenden Auges das Risiko ein, hohe Kosten für die Gesellschaft zu verursachen. Denn einige der Impfschäden können dauerhafte Behinderungen nach sich ziehen.

Es ist dann rein egoistische Angst, die den Einzelnen dazu bewegt, sich dennoch impfen zu lassen. Auch für diesen Egoismus wollen wir als Gesellschaft auf keinen Fall aufkommen!

Die Moral aus der Geschicht'

Wenn man also diese Forderungen und die Pseudoargumentation konsequent zu Ende denkt, dann ist in der Vorstellung der Ideologen nur ein klinisch reines Gesundheitssystem, das von niemandem mehr in Anspruch genommen wird, vertretbar. Wobei sich dann die Frage stellen würde, wozu wir ein solches Gesundheitssystem überhaupt noch unterhielten. Schaffen wir es doch gleich ab, schließen alle Krankenhäuser, die daran angeschlossene Pharmaindustrie, lösen alle medizinischen Fakultäten auf.

Das geht wiederum natürlich nicht, weil an der Krankheit der Menschen eine riesige Industrie und Lobby hängt, die jährlich Milliarden verdient, ohne dass die Menschen in der Summe gesünder werden. Die Übergewichtigkeitsrate etwa steigt in vielen westlichen Ländern seit Jahren. Wenn aber so riesige Profite eingefahren werden, worüber beschweren sich die Akteure dann?

Es ist ein generelles und völlig natürliches Risiko, welches das Leben und die Partizipation an einer Gesellschaft mit sich bringt, das momentan von ideologischen Sirenen vollkommen verleugnet wird.

Einer Gesellschaft entstehen immer Kosten, aufgrund ganz verschiedener Umstände. Das zu leugnen, wird selbst einem Karl Lauterbach nicht gelingen. Doch der Sinn einer Gesellschaft besteht gerade darin, die Lebensrisiken für den Einzelnen erträglich zu machen und sich um ihre Mitglieder in solcherlei Hinsicht zu kümmern. Sonst wäre ein Staat, eine organisierte Gesellschaft vollkommen überflüssig.

Der Staat dient der Organisation des Zusammenlebens. Forderungen, einzelne Menschen aufgrund bestimmter Verhaltensweisen auszuschließen, gehen nicht nur vollkommen an der Realität vorbei, sie offenbaren auch den undemokratischen, ja autoritären und tyrannischen Charakter derjenigen, die sie aussprechen, und werfen daher ein bezeichnendes Licht auf die Akteure unserer Politik und die gesellschaftliche Entwicklung insgesamt.

Diese Tyrannei entspringt nicht zuletzt der Ökonomisierung der gesamten Welt, einschließlich des Menschen. Alles wird in Geld, in Kosten und Gewinn umgerechnet. Dies führt dazu, dass das gesamte gesellschaftliche und individuelle Leben einzig als Bilanzrechnung geführt wird. Auf diese Weise wird jedoch das Leben erstickt und in einengende Kostensparmaßnahmen eingesperrt. Aber Leben verursacht nun einmal Kosten, eine Gesellschaft verursacht Kosten, und diese Kosten sind Teil des Lebens, aber eben nicht der einzige, ausschließliche Faktor — und sie können von einer Gesellschaft wie der deutschen auch getragen werden.

Wollen wir diese Denkweisen mit all ihren faschistischen Folgerungen überwinden, müssen wir uns vom ökonomischen Denken befreien. Das Leben ist keine Kosten-Nutzen-Rechnung. Der Mensch dient nicht der Ökonomie, ist keine Profitmarge, kein Kapital. Daher sollten wir aufhören, ihn ständig zu bewerten, zu vermessen und in Geld umzurechnen. Alles andere führt in den Faschismus, wie wir derzeit wieder gut beobachten können.