„Flowtopia“ für alle!

Simon Marian Hoffmann von der Demokratischen Stimme der Jugend skizziert im Rubikon-Impulsvortrag seinen Plan für eine friedlichere und gerechtere Welt.

Sogenannte Freiheit gibt es im Kapitalismus nur gegen Ausbeutung. Wer frei entscheiden will, braucht Geld. Je mehr wir davon haben, umso freier und angeblich glücklicher sind wir, so saugen wir es schon mit der Muttermilch auf. Und die Mainstreammedien mit ihren Politik-Marionetten verkaufen uns diesen Raubtierkapitalismus seit Jahrzehnten als das menschenfreundlichste System überhaupt. Dass nur ein paar wenige Superreiche mit ihren Großkonzernen wirklich davon profitieren und der Großteil der Bevölkerung spätestens im Alter in die Armuts-Röhre schaut, das wird immer mehr Menschen klar. Doch nur wenige haben das Selbstbewusstsein, deutlichen Protest zu äußern und neue Konzepte für eine gerechtere, friedliche Welt laut zu denken. Einer von ihnen ist der erst 23-jährige Simon Marian Hoffmann von der „Demokratischen Stimme der Jugend“.

Es ist 18.45 Uhr, als der junge Mann barfuß die Bühne des Star Event Centers in Hannover betritt. 800 Zuschauer, unter ihnen auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, sind gespannt, was der engagierte Zukunftsaktivist zu sagen hat. Schon in jüngster Vergangenheit war Hoffmann immer wieder durch spektakuläre Aktionen aufgefallen. Unter anderem hatte er sich gemeinsam mit Mitgliedern seiner Organisation im Frühjahr dieses Jahres im Bundestag angekettet und so auf die unverantwortlichen Lasten aufmerksam gemacht, die der Jugend durch das jetzige System aufgebürdet werden. „Es ist 12 Uhr“ war damals auf großen Bannern in Berlin zu lesen — und auch in Hannover stellte der kreative Aktivist diese Aussage vorne an.

„Ich stehe hier heute als Mensch und Jugendlicher, der große Zukunftsangst hat“, beginnt Hoffmann mit fester Stimme seinen 30-minütigen Impuls-Vortrag. Darin beschreibt er nicht irgendwelche naiven Weltverbesserer-Träume, sondern liefert der Politik konkrete Konzepte für eine bessere Zukunft und stellt dabei präzise Fragen. Fragen, die an den gesunden Menschenverstand appellieren, der — schaut man derzeit auf die aktuelle Weltlage — in der nationalen und internationalen Politik dringend benötigt wird.

Wieso haben Jugendliche kein Wahlrecht? Warum gibt es keine Jugendrente, wie einst Wilfried Schreiber sie bereits unter Adenauer empfohlen hatte? Wie schaffen wir endlich ein Bildungssystem mit Lernorten jenseits der Schulpflicht, an denen junge Menschen ihr wahres Potential leben dürfen und nicht zu Dienern eines unerbittlichen Hamsterrades herangezüchtet werden? Wer Simon Marian Hoffmann zuhört, versteht schnell, dass seine Konzepte aufgehen könnten — und zwar dann, wenn die Mächtigen endlich verstehen, dass in der Anhäufung materiellen Reichtums nicht der Sinn des Lebens liegt, schon gar nicht, wenn der Kampf darum auf dem Rücken der Masse ausgetragen wird.

Aber auch jeder Einzelne ist aufgerufen, sich seiner Würde bewusst zu werden und die vom kapitalistischen System vorgegaukelte aber kaum erreichbare materielle Komfortzone zu hinterfragen, die uns am Ende nicht glücklich macht, sondern uns Stück für Stück näher an den Abgrund treibt.

Hoffman fordert an diesem Abend auf eine berührende Art und Weise den Aufstand der Jugend, appelliert unter dem immer wieder aufbrausenden Applaus des Publikums an die jungen Menschen „so schnell zu laufen wie ihr könnt“, um eben nicht in diesem Sumpf zu landen — im kapitalistischen Sumpf, der nahezu jedes gesellschaftliche Mitglied nach unten zieht, aussaugt und ausschließlich nach Leistung und Profit, nicht jedoch nach Menschlichkeit bewertet.

„Geht Eure eigenen Wege“, das ist Hoffmans Botschaft, die gleichzeitig auch sein Konzept für eine bessere Gesellschaft ist. Denn zufriedene Menschen, die nicht tagein tagaus funktionieren müssen, sondern ihr Potential leben dürfen, müssen sich nicht mit Konsum betäuben, gehen empathisch miteinander um und stiften damit automatisch Frieden.

„Flowtopia“ heißt sein persönliches Konzept — ein Zustand, in dem alles im Fluss ist, in dem wir zu einer großen Menschheitsfamilie heranwachsen können, ohne uns ständig gegenseitig zu übervorteilen und zu bekämpfen.

Bundespräsident a.D. Christian Wulff zeigte sich am Rande der Veranstaltung fasziniert davon, wie es gelingen konnte, einen solchen Abend mit derart vielen Menschen aller Generationen in friedlicher Eintracht zu organisieren. Auch er schien sichtlich beeindruckt von Simon Marian Hoffmanns Worten an diesem Abend zu sein. Nicht nur die inhaltliche Stärke, sondern auch die Art seiner Präsentation offenbaren eine Ehrlichkeit und Authentizität, die man sich für die zukünftige Politikergeneration so dringend wünschen würde. Schon Herbert Grönemeyer wusste das, als er 1986 sang: KINDER AN DIE MACHT! 33 Jahre ist das jetzt her — bleibt unserem Planeten nur zu wünschen, dass es nicht noch einmal so lange dauert.