Friede sei mit euch!

Papst Franziskus stärkt Menschen, die Frieden in der Ukraine und im Gazastreifen wollen, den Rücken.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat die Ukraine aufgefordert, Verhandlungen mit Russland zu suchen, um das Sterben zu beenden. Er verwendete dabei den Begriff „Weiße Fahne“. Dieser Begriff stört einige und wird mit der Aufforderung zur Kapitulation in Verbindung gebracht, nicht mit Verhandlungen, um das Blutbad zu beenden. Ein Waffenstillstand würde aber ohne Zweifel vielen Menschen das Leben retten, nicht nur in der Ukraine, sondern auch im Gazastreifen. Die Worte des Papstes werden zwar kritisiert, sie zeigen aber Wirkung: Sie stärken Menschen, die das sinnlose Sterben und die Zerstörungen schnell beenden wollen.

Es wird geschätzt, dass in der Ukraine schon 400.000 Menschen in diesen Massakern getötet oder verletzt wurden (1). Im Gazastreifen sind bis zum 12. März 2024, laut Jazeera, mindestens 31.184 Palästinenser seit dem 7. Oktober 2023 bei israelischen Angriffen umgebracht worden und 72.889 Menschen wurden verletzt (2, 3).

Ist Gott bei den Soldaten, wenn sie in den Krieg ziehen?

Es ist zu begrüßen, dass Papst Franziskus die Ukraine auffordert, Verhandlungen mit Russland zu suchen, um das Sterben zu beenden. Zu erinnern ist aber auch, dass die Kirchen, auch die katholische, in vielen Armeen dabei sind. Die Kirchen erlauben es, dass Feldprediger, Militärbischöfe, Feldrabbiner und Militärimame Soldaten in Kriegseinsätzen begleiten und ihnen einreden, sie müssten keine Angst haben, Gott sei mit ihnen, wenn sie gegen das Böse und für den Frieden kämpften. „Soldaten, die tagtäglich mit dem Tod konfrontiert werden, können besser damit umgehen, wenn sie an Gott glauben“, erklärte der Militärpfarrer Bernd Kuchmetzki am 10. Mai 2015. 2017 gab es in Deutschland 82 katholische und 94 evangelische Militärseelsorger für die rund 180.000 aktiven Soldaten. Für rund 1.000 Soldaten also einen Priester (4).

Zwar wird heute gesagt, die Rolle der Armeeseelsorger sei heute eine andere. Sie sollen Soldaten seelsorgerisch zur Seite stehen. Wenn sie lernen zu töten, perfekt und effektiv bei Massenmorden des Krieges? Wie Psychologen und Psychiater in Armeen sollen auch die Feldprediger Soldaten von Armee- und Kriegstraumata bewahren. Nicht wenige Soldaten wurden durch Kriegserlebnisse und schon durch einen Militärdienst ohne Kriegseinsatz seelisch krank (5).

Gefahr, dass Atomkraftwerke in Kriegen zerstört werden

Immer noch besteht im Ukrainekrieg die Gefahr, dass ein Atomkraftwerk in der Ukraine und vielleicht auch in Russland beschädigt wird, mit schrecklichen Folgen für ganz Europa. Ukrainische Projektile sind auch schon in Moskau und St. Petersburg eingeschlagen. In der Nähe von St. Petersburg liegt das AKW Leningrad mit vier Atomreaktoren. In der Ukraine stehen 15 Reaktoren in Betrieb und in Russland 49 Anlagen, radioaktive Pulverfässer.

Der Krieg in der Ukraine könnte zu einem Weltkrieg werden, wenn noch NATO-Truppen zum Einsatz kommen, wie der französische Präsident Emmanuel Macron es vorgeschlagen hat.

Kriege in Europa dürften gar nicht mehr inszeniert werden mit seinen vielen Kernkraftwerken, den Atommülllagern und den Wiederaufbereitungsanlagen für abgebrannte Brennstäbe von Atomreaktoren. In Sellafield in Großbritannien und in La Hague in Frankreich gibt es solche Wiederaufbereitungsanlagen. Die Zerstörung einer solchen Einrichtung könnte große Teile Europas unbewohnbar machen (6, 7).

Bild: Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine das beschossen wurde, mit seinen sechs Reaktoren. Heute ist diese Anlage unter russischer Kontrolle. Blick von Westen auf das Kernkraftwerk Saporischschja mit den Blöcken 1 bis 6 (von rechts nach links). Die beiden hohen Kamine gehören zum Wärmekraftwerk Saporischschja, die beiden weißen Gebäude links von ihnen sind dessen Kesselhäuser. (Aufnahme von 2009) (Bild aus der Liste der Kernreaktoren in der Ukraine)

Der Krieg in der Ukraine begann 2014

Nach dem Putsch von 2014 in Kiew begann der Krieg in der Donbassregion (8). Dieser Krieg forderte schon 14.000 Opfer und große Zerstörungen in der Donbassregion. Es gelang nicht, diesen Krieg 2014 mit den beiden Minsk-Abkommen zu stoppen. Die Westmächte rüsteten nach 2014 die ukrainische Armee auf und bildeten sogar ukrainische Soldaten im Ausland aus, vor dem Krieg von 2022.

Wenige Wochen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, 2022, saßen Delegationen Russlands und der Ukraine in Istanbul am Verhandlungstisch und erzielten eine Vereinbarung, die auf Druck von Großbritannien und den USA nicht umgesetzt wurde. Diese Verhandlungen waren konkret und fast bis zu einem unterschriftsreifen Abschluss gediehen, wie es unter anderem die Berliner Zeitung berichtete (9).

Friedensgipfel von Erdogan mit der Ukraine und Russland?

Nun will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen neuen Versuch starten für einen Friedensgipfel, an dem auch Russland teilnehmen sollte. Er hat sich als Gastgeber für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine angeboten. Erdogan traf sich kürzlich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Istanbul (10).

Zu hoffen ist, dass diese Friedensverhandlungen zustande kommen und zum Frieden oder wenigstens zu einem Waffenstillstand führen werden.

Verlogen: „Verteidigungsministerien“ statt „Kriegsministerien“

Die „Weiße Fahne“ des Papstes empörte gewisse Kreise, die Russland mit allen Mitteln militärisch in die Knie zwingen wollen. Fast niemand stört es heute hingegen, dass in den Medien seit Jahrzehnten immer von „Verteidigungsministerien“ die Rede ist, nicht von „Kriegsministerien” wie vor dem Ersten Weltkrieg in der Zeit von Bertha von Suttner.

Die „Verteidigungsministerien“ mit ihren „Verteidigungsministern“ führen und führten offen oder verdeckt Angriffskriege, in der Ukraine, im Gazastreifen, im Jemen, in Syrien, in Afghanistan, in Libyen, in Somalia, in Pakistan, in Nicaragua, in Panama, in Grenada, auf den Falkland Inseln, in Vietnam, Laos, Kambodscha und so weiter.

Diese „Verteidigungsministerien“ verbraten Milliarden für die Aufrüstung und sorgen mit dem Filz der Politik und der Rüstungsindustrie dafür, dass mit Waffenlieferungen der Krieg in der Ukraine, im Gazastreifen und in vielen anderen Konflikten weitergehen kann. Früher war man ehrlicher, man sprach von „Kriegsministerien“, wenn man einen Krieg begann, um ein Land unter Kontrolle zu bringen und es wirtschaftlich ausbeuten zu können.