Größenwahn und Stadtbild

Verwahrloste Innenstädte für die Massen, Protzbauten für „die da oben“ — die neue Zweiklassengesellschaft nimmt Gestalt an.

Wir brauchen mehr „Whataboutisms“ — jene Argumentationsform, die, um von einem Missstand abzulenken, immer gleich mehrere andere ins Feld führen. Sie beschweren sich über die Corona-Regeln? Ja, aber was ist mit der Obdachlosigkeit, dem Krieg in Jemen, dem drohenden globalen Klimakollaps? Der Autor findet Whataboutism durchaus legitim und liefert in diesem Beitrag ein Musterbeispiel dafür. Alle kritisieren Donald Trump für sein neues gigantisches Bauprojekt: einen Ballsaal für die „Eliten“ des Landes. Aber steht es uns Deutschen zu, hier zu urteilen? In München, der Heimatstadt Michael Sailers, prunkt schon lange das „Straußoleum“, ein noch von Franz Josef Strauß in Auftrag gegebener Neubau der bayerischen Staatskanzlei. Das Schloss Bellevue, imperialer Amtssitz des Bundespräsidenten, muss gefühlt alle paar Jahre für teures Geld saniert werden. Und „natürlich“ braucht es auch ganz dringend einen Neubau des Kanzleramts — größer als das Weiße Haus in Washington. Negative Erwähnung in den Medien findet dergleichen aber nur, wenn der Verantwortliche böse ist — wie im Fall Donald Trumps. Und da das Geld für all die Neubauten und Renovierungen irgendwo herkommen muss, spart man am Lebensraum für die „kleinen Leute“, der zunehmend bröckelt und verkommt. Wenn ein Politiker wie Friedrich Merz nur zaghaft andeutet, dass irgendetwas mit unserem „Stadtbild“ nicht stimmen könnte, dann ist er — man ahnt es schon — ein Rassist.

Donald Trump, so höre ich, ist mal wieder größenwahnsinnig geworden. Der seltsame Mann, den ein ehemaliger UN-Waffeninspekteur neulich als „dumm wie Dreck“ bezeichnete, den andere je nach Nachrichtenlage für genial bis faschistisch, nett bis idiotisch halten und den wohl deswegen niemand so recht verstehen will und soll, weil man ihn dann nicht mehr so toll als Buhmann der halben Welt verkaufen könnte, dieser eigentümliche Mann will nämlich einen Ballsaal bauen. Ans Weiße Haus hin, und so richtig protzig, nämlich „bis zu“ 300 Millionen Euro teuer — umgerechnet; er blecht selbstverständlich in Dollar, weil man dafür vielleicht noch ein bisserl länger etwas kriegt.

Das ist freilich ein starkes Stück. Was will der Mann denn da feiern in seinem Saal, der achttausend Quadratmeter groß werden soll? In erster Linie doch wohl sich selbst und seine superreiche Clique von narzisstischen Zelebritäten, während der Rest der US-amerikanischen Gesellschaft in Elend und Verfall versinkt. Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass der in den USA unter dem ehemals orange gefärbten Feuerschädel sowieso ins Kraut schießende Neofeudalismus in galoppierendem Tempo jedes Maß verliert!

Das ist schon möglich, und gegen den Grundverdacht, dass die „westliche Welt“ mit Hurra in einen solchen Neofeudalismus hineinstürmt oder vielmehr schon bis zu den Ohren drinsteckt, ist kaum ein Argument zu finden, das nicht irgendwie auf den verlogenen „Unsere Demokratie“-Quatsch hinausläuft, mit dem man hierzulande um so intensiver bombardiert wird, je weiter die Enteignung, Umverteilung nach oben und somit die Feudalisierung der Kanaillokratie vorankommt.

Trotzdem — und übrigens ohne den Donald verteidigen zu wollen — leiste ich mir jetzt mal ein paar Portionen Whataboutism. Sie wissen schon: Das ist diese Argumentationstechnik, die angeblich dazu dienen soll, durch Aufzählung aller möglichen Neben- und Fremdprobleme vom Hauptproblem abzulenken, weshalb das Totschlagwort „Whataboutism“ spätestens seit der „Corona“-Kampagne immer dann zum Einsatz kommt, wenn man überhaupt mal auf ein Problem hinweisen möchte. Weil es bekanntlich nur noch vier oder fünf Probleme auf Erden gibt: Pandemien, Klima, Putin, rechts und eben Trump, wobei es sich im Grunde um ein einziges Problem handelt, weil Pandemien vom Klima kommen und Putin sowieso hinter allem steckt und das Ganze insgesamt rechts ist und so weiter bla bla.

Ich habe umgekehrt den Verdacht, dass es eine ziemlich deutsche Angewohnheit ist, einerseits sämtliche schlimmen Dinge einem Schuldigen anzukreiden — der historisch betrachtet notfalls auch eine eigens zu diesem Zweck verbeigewissenschaftlerte „Rasse“ sein kann — und andererseits von sämtlichen Problemen abzulenken, indem man immer wieder das gleiche „Hauptproblem“ davor bugsiert wie einen schwarzen Paravent, damit man die anderen nicht mehr sieht.

Also baut der Donald jetzt einen Ballsaal. Achttausend Quadratmeter! Das hört sich in der Tat monumental und typisch irrsinnig an — auch ohne den Hinweis des Hamburger Witzblatts „Die Zeit“, dass der Neubau selbstverständlich auf dem rechten Flügel des Geländes entsteht: „Rechtsdrall als Folge — das passt ins Bild“; mithin also dem östlichen Teil, wg. Putin, hi hi. Allerdings hatte ich vor vielen Jahren das Vergnügen, mir mal das Weiße Haus in Washington anzuschauen, und war erstaunt, wie verhältnismäßig klein das Ding ist. Der Saal soll nun zwar größer werden als das Haus selbst, aber trotzdem: Unsere nette Münchner Olympiahalle umfasst knapp 430.000 Quadratmeter, da passt Donalds Ballklitsche also ungefähr 54mal hinein, vom Weißen Haus ganz zu schweigen, das wahrscheinlich in der Backstage-Garderobe Platz fände.

Nun gut, der Vergleich hinkt, und unfair ist er sowieso, schließlich gastierten und gastieren da ja wirkliche Idole wie Tina Turner, Prince, Katy Perry, SDP, Alice Cooper und Ed Sheeran. Oder sagen wir: Halbidole — die echten Größen wählen das Stadion nebenan, da ist so viel Platz, dass ein Weißes Haus neben einer der Toiletten nicht groß auffiele. Und ein Trump mit seinen — geplant — 999 Tanzgästen sowieso nicht.

Der Vergleich braucht aber immer noch zwei Krücken, drum wechseln wir mal das Berufsfeld vom Showgeschäft, in dem Donald Trump wie Alice Cooper zu Hause ist, hin zur sogenannten „Politik“, was seit dem endgültigen Scheitern demokratischer Ideen und Utopien heißt: der Führung von Menschenmassen zum Zwecke ihrer möglichst effektiven Ausbeutung im Sinne des Kapitals. Auch da ist Donald Trump tätig, ebenso wie einst der Große Vorsitzende der bayerischen Staatspartei, Franz Josef Strauß. Der indes hat sich zwar gerne in Ballsälen, mit deren Erstellung aber eher nicht aufgehalten. Als ihm bald nach seiner Krönung das Prinz-Carl-Palais als ministerpräsidentischer Amtssitz trotz schweineteurem Umbau nicht mehr „repräsentativ“ genug war, musste was Größeres her, und da fiel sein Auge auf die Ruine des Armeemuseums am Hofgarten.

Die entsprach einerseits den militaristischen Neigungen des ersten deutschen Nachkriegs-Kriegsministers, andererseits war da zwischen Residenz und der mickrigen US-Botschaft richtig viel herrschaftlicher Platz, und so entstand ein Plan für die mit einiger Sicherheit größte Staatskanzlei der ganzen Welt und aller Zeiten, zumindest für einen nicht einmal unabhängigen „Freistaat“: Gut 18.000 Quadratmeter sollte das Monument mit zwei gigantischen Seitenflügeln abdecken, den gesamten Hofgarten nicht mitgerechnet. Auch da hätte ohne weiteres irgendwo ein Weißes Haus hineingepasst, ohne groß aufzufallen. Dass das Traumschloss — oder die „U-förmige Gebäudewurst“, wie die damals noch journalistisch tätige „Süddeutsche Zeitung“ meinte – dann doch ein bisserl kleiner geriet und nicht noch diverse weitere Paläste mit zehntausenden Quadratmetern am Marstallplatz hinzukamen, verdanken München und die Welt keinem Anfall von Demut oder Vernunft, sondern dem plötzlich-unerwarteten Ableben des bayerischen Imperators, dessen inkommensurable Nachfolger einfach nicht das Format hatten, einer Millionenbevölkerung den epochalen Wahn des Dahingeschiedenen auch ohne seine irdische Leibhaftigkeit aufzuzwingen.

Anders gesagt: Dem Strauß war im Zweifelsfall Deutschland zu klein, für Streibl genügten ein Bierzelt und eine „Zirbelstube“, für Beckstein und Stoiber ein Schreibtisch. Trotzdem ist auch der 1993 fertiggestellte Rudimentärpalast noch fast doppelt so groß wie Trumps Bude – ohne Ballsaal.

Mag sein, dass München ein Biotop für derlei Anflüge von Megalomanie ist. Allerdings schmiedete hier zwar schon der Hitler seine Massenpredigten in einer Zehn-Zimmer-Wohnung am Prinzregentenplatz; die ins Lächerliche geblähten Pläne für seine Metropole Germania entstanden jedoch erst in dieser selbst, der durch ihre Verwüstung 1945 die Umbenennung immerhin erspart blieb und in der der deutsche Größenwahn infolge Teilung bis 1990 nur noch halbgar köchelte, zumal das neue Hauptdorf Bonn kein fruchtbarer Boden für solche Anfälle war. In München wiederum sind aber immer wieder notorische Bauherren tätig, an deren eskalierenden Großphantasien sich regelmäßig ihr eigener Größenwahn entzündet, unnötigerweise angefeuert von einer Bau- und Spekulantenmafia, die die gesamte Stadtverwaltung inklusive Stadtrat so fest im Griff hat wie der selige Strauß seinen Parteiladen.

Wir erinnern uns beispielsweise an Jürgen Schneider, der das Bauen oder vielmehr Restaurieren herrschaftlicher Palastbauten so sehr liebte, dass er ein unüberschaubares Geflecht von Betrugsfirmen knüpfte, um ihm weiterhin frönen zu können — bis es 1994 „plopp!“ machte und das Milliardenkonstrukt zusammenklappte wie ein Kartenhaus aus Carrara-Marmor. Immerhin die Gebäude stehen noch und sind recht hübsch; die normale Bevölkerung, die die „Peanuts“ für die Pleite blechen musste, darf sie allerdings nur von außen bewundern und auf keinen Fall bewohnen: weil in solchen Buden nun mal nur Geld haust; aber das ist ein anderes Thema.

Dass die halbe Münchner Altstadt derzeit als entkernte Geisterruine herumsteht, verdanken wir einem weiteren Größenwahnsinnigen: dem Österreicher René Benko, der möglicherweise auch erst durch den vorübergehenden Besitz gewaltiger Altbauten seinem Wahn verfiel. Nicht zu reden von dem momentan relativ alleinherrschenden Magnaten Ralf Büschl, der seinem Ziel, die gesamte Münchner Wohnstadt in ein Ensemble von weitestgehend identischen, historisch einmalig hässlichen Zigarettenautomatenkästen zu verwandeln und dafür unersetzliche Lebensräume wie Giesing und den Eggarten unwiederbringlich zu vernichten, schon recht nahe gekommen ist. Dass er es vollends verwirklicht, könnte wohl nur die Abwahl der von ihm geschmierten Organisationen SPD, CSU, FDP und „Grüne“ verhindern. Oder ein plötzlicher Zusammenbruch des größenwahnsinnigen Imperiums, von dem manche munkeln, er stehe bald bevor.

Halb- bis vollkriminelle Spekulanten, politische Mafiosi und durchgeknallte Gierbauherren sind aber nur eine Triebfeder des architektonischen Größenwahns, der den explodierenden deutschen Neofeudalismus durchzieht und prägt wie ein Pilzmycel. Residieren tun in den Megaresidenzen vor allem die Herren des neuen Reichs, die von den unangemessenen Räumlichkeiten offenbar so „inspiriert“ werden, dass sie gar nicht mehr anders können als verächtlich hinabzuschauen auf den Pöbel und sich selbst für Götter zu halten. Wie sonst wäre es zu erklären, dass geistige Nullpömpel wie Merz, Scholz, Söder, Habeck, Pistorius, Baerbock, Whatafool, Özdemir, Faeser, Klingbeil, Dröge, Esken … ach, wer zählt sie alle auf? – dass derart hohle Seifenblasenkicker sich befähigt und befugt finden, Millionen „normale“ Menschen in den wirtschaftlichen Untergang und einen industriellen Massenselbstmord via Krieg gegen eine Atommacht zu befehlen?

In den wuchernden Protzbauten der Führer spiegelt sich aber auch der Fanatismus ihrer Untertanen, der pseudomoralische Furor, mit dem sie gegen ihre vermeintlichen Gegner zu Felde ziehen, sie vernichten wollen, weil sie ihre blinde Hingabe an ein verwahrlostes, kaiserlich nacktes Pack von stammelnden Kretins in Frage stellen — durch ihre bloße Existenz und die Weigerung, sich zu unterwerfen.

Das funktioniert auch umgekehrt: in dem devoten Unterhaken und Mitbrüllen der Masse, die irgendwelche blöden Parolen „gegen rechts“ oder irgendwas nachbetet, weil sie ihr Seelenheil in der Einswerdung mit der herrschenden Bande erblickt. Auch darin spiegelt sich eben das, was Führer befällt, denen man nicht rechtzeitig Grenzen setzt — auch bauliche: der Größenwahn.

Dessen notwendiges Gegenbild wiederum ist der Slum, heutzutage meistens blank betoniert, eigenschaftslos gigantisch und perfekt zu überwachen. Darin haust der Pöbel, die Masse, die die Führerbande trägt, um von ihr mit vermeintlichem Sinn erfüllt zu werden, und wär’s nur der Opfersinn: An der Ostfront — Verzeihung: „Ostflanke“ – zu verrecken ist doch immerhin was, wenn dadurch der Herren Reich erhalten bleibt und alles andere sowieso nur noch niederschlagend, leer und unerträglich ist.

Und genau das schlägt sich eins zu eins im letztens vielbebrabbelten „Stadtbild“ nieder: Protz hier, Elend da, und dazwischen nichts als graue Depression, unerträgliche Leere, repetitive Ödnis eines entfesselten nihilistischen Totalitarismus und zu Staub zerfallene Fossilien irgendwelcher uralten Träume, von denen niemand mehr zu sagen weiß, was das eigentlich war oder werden sollte.

Da könnten wir wieder beim Donald und seinem Ballsaal sein. Aber das wäre nun eben der wahre, der trügerische Whataboutism: die Blendgranate oder die linke Hand des Illusionisten, die uns ablenken soll, während man uns den Geldbeutel aus der Hosentasche lupft. Mit etwas Abstand betrachtet mag es durchaus verständlich sein, dass es so einen Ballsaal braucht. Es ist ja kaum zweihundert Jahre her, dass Andrew Jackson seine Amtseinführung als US-Präsident feiern wollte und das Weiße Haus von 20.000 Jublern überrannt wurde. Um sie hinauszuräumen, mussten Badewannen voller Whisky mit einem Schuss Orangensaft im Garten aufgestellt werden. Welcher Staatschef — insbesondere mit einer Fake-„Erstürmung“ des Capitols, einem „Russiagate“ —Schwindel und diversen missglückten Attentaten im Lebenslauf – möchte sich heute so etwas antun? Dann doch lieber ein Ballsaal, dessen Eröffnung im Januar 2029 zudem sehr wahrscheinlich Trumps letzte Amtstat sein wird.

Ach so, Whataboutism: Das neue Bundeskanzleramt, an dem derzeit in Berlin gewerkelt wird, kostet nicht dreihundert, sondern mindestens tausend Millionen Euro — und zwar, im Gegensatz zu Trumps Dorfdisco, aus Steuergeld. Und es soll nicht 8.000 und auch nicht 13.000, sondern 50.000 Quadratmeter abdecken, samt unüberwindlichem Wassergraben im mittelalterlichen Trutzburgstil, um das Volk bei dräuender Revolutionsstimmung draußen zu halten.

Der aktuelle Darsteller Fritz Merz, der das irre Projekt mehr oder weniger geerbt hat, hält es für unerlässlich, weil, wie er meint, mehr Effizienz nun mal mehr Platz erfordere. Denken wir da kurz an Otto von Bismarck, dessen Reichskanzlerei auf lediglich 400 Quadratmetern logischerweise scheitern musste? Oder doch mal wieder an Adolf Hitler, der ganz andere Vorstellungen von „Effizienz“ hatte als der preußische Hering, womöglich aber die gleichen wie sein geistiger Enkel Merz?

Oder wir denken, und damit sei das Thema erledigt, an das offizielle Staatsoberhaupt, den amtierenden Spaziergangsverhetzer Frank Spalter. Dessen Amtssitz wird nämlich derzeit ebenfalls aufgehübscht.

Dass der sogenannte Bundespräsident in einem protzigen Riesenschloss residiert, ist vom Grunde her nachvollziehbar: Schließlich haben die Träger dieses Titels spätestens nach Gustav Heinemann ansonsten nicht mehr viel von dem gezeigt, was der Boulevard „Format“ oder „Größe“ nennt, sondern eher das Gegenteil: eine miese, verlogene, zunehmend menschenfeindliche Gesinnung — da muss man schon kompensieren. Aber was treiben die Herren da eigentlich so in ihrem gigantischen Prachtbau, der rein optisch Franz Josef Straußens gigantomanischer Reichs-, Verzeihung: Staatskanzleiphantasie kaum nachsteht und einen Ballsaal übrigens schon enthält?

1986/87 wurde das Schloss Bellevue auf Geheiß des Nazisohns Richard von Weizsäcker für viel Geld komplett renoviert und saniert. Wenige Jahre später klagte der „Ruck“-Demagoge Roman Herzog, es handle sich um eine „Bruchbude“, in der pausenlos Licht und Strom ausfielen, und „stinken tut’s immer“. Aufzüge waren außer Betrieb, es gab kein Wasser, und Gerüchten zufolge mussten sogar zum Huldigungsempfang geladene Fußballnationalspieler schwitzen, weil die Klimaanlage nicht funktionierte. 2004 bis 2006 ließ der Vorzeige-Imperialist Horst Köhler den Laden für 24 Millionen Euro noch einmal gründlich renovieren.

Wohnen allerdings tut der Präsident schon lange nicht mehr dort, sondern in der mit lediglich 400 Quadratmetern Wohnfläche ziemlich bismarcklich bescheidenen Villa Wurmbach, und repräsentiert wird nebenan im bis 1998 für umgerechnet etwa 83 Millionen Euro erbauten „Bundespräsidialamt“ sowie im Schloss Charlottenburg. Gehaust wird in Bellevue offenbar aber doch, denn zwanzig Jahre nach der Multimillionensanierung ist schon die nächste fällig, die diesmal fünf Jahre dauern und gleich das Zwanzigfache, nämlich 500 Millionen Euro kosten soll — und sicher das Dreifache kosten wird. Der präsidiale Tross zieht derweil in ein für 205 Millionen Euro neu errichtetes Gebäude im Regierungsviertel, das allerdings angemietet werden muss und 16 Millionen Euro jährlich kostet — also 1,33 Millionen Monatsmiete. Tja, dem Deutschen muss es schon wirklich gutgehen, gemessen an dem, was er sich die gelegentlichen Hetzreden und parteipolitischen Parolenausstoßungen seines ansonsten völlig nutzlosen „Oberhaupts“ kosten lässt …

Und jetzt, nach all dem, fragen wir noch mal: Wieso trompetet die deutsche Staatspropaganda aus allen Rohren, Donald Trump sei größenwahnsinnig geworden, weil er einen Ballsaal bauen lässt?

Tja, so ist das manchmal mit dem Whataboutism: Er ist leicht zu durchschauen, zumindest umgekehrt.


Größenwahn und Stadtbild_ Achtung, Whataboutism! Belästigungen #40 von Michael Sailer

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