Haltet den Dieb!

Wo steckt das Geld der Kunden der Lebensversicherungen?

Skandalös ist der Umgang der Lebensversicherer mit ihren Kunden schon lange. Bereits 1983 bestätigte das Landgericht Hamburg, dass es sich hierbei um legalen Betrug handelte. Die Branche hat das stets bestritten. Geändert hat sie an ihren Praktiken so gut wie nichts. Die fünfte und vorerst letzte Folge der Rubikon-Serie zum legalen Betrug der Lebensversicherer behandelt die Frage, wo die Kundengelder landen. Wo wird das Geld der Kunden versteckt?

Die Lebensversicherer häufen Jahr für Jahr ein immer gewaltigeres Vermögen in Form von Kapitalanlagen an. Das heißt, die eingezahlten Kundengelder verwandeln sich erfolgreich in Zinspapiere, in Grundstücke, in Immobilien, in Windkraftanlagen, in Aktien und andere Dinge, die allesamt satte Gewinne abwerfen.

2016 hatten die Kapitalanlagen der deutschen Lebensversicherer einen Gesamtwert von 1.151 Milliarden Euro. Ein Vermögen, das eigentlich den Kunden gehört. Die Konzerne kassierten dafür Zinsen und Kapitalerträge von rund 47 Milliarden Euro. Mit einem Rohertrag von 22,7 Milliarden Euro gehören die Lebensversicherer zu den erfolgreichsten in der deutschen Wirtschaft. Sie verblüffen mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von geradezu sagenhaften 20,56 Prozent im Jahr 2016.

Wie kann es nun sein, dass ausgerechnet die Versicherungskunden auf Diät gesetzt werden? Also jene Menschen, die mit ihren unerschütterlichen Einzahlungen der Versicherungswirtschaft diesen Erfolg erst ermöglicht haben. Die einfachste Erklärung: Weil die Politik das zulässt.

Schlimmer noch: Weil sie die Menschen sogar mit aller Macht in solche private Vorsorgeprodukte hineintreibt und den Anbietern keine klaren Vorgaben gibt, wie die Kunden fair zu behandeln sind. Noch viel schlimmer: Weil sie mit unsäglichen Gesetzen wie dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) die Konzerne geradezu anleitet, ihre Kunden zu hintergehen. Mit diesem Gesetz wurde den Konzernen 2014 hochoffiziell erlaubt, die Beteiligung ihrer Kunden an den Bewertungsreserven quasi zu stoppen. Wieso ist das so ungerecht?

Betroffen sind Kunden, deren Vertrag heute ausläuft und die zuvor 30, 40 oder mehr Jahre brav eingezahlt haben. Deren Beiträge wurden in Form von Staatspapieren, Aktien oder Immobilien angelegt. Oft sind diese Anlagen im Laufe der Zeit im Wert gestiegen, alles in allem sogar um 165 Milliarden Euro (bis 2016). Diese Schatulle soll – so will es die Bundesregierung – nun für die Kunden weitgehend verschlossen bleiben.

Doch es gibt noch mehr milliardenschwere Töpfe, an die die Kunden nicht oder nur schwer herankommen. Der wichtigste mit stark steigender Tendenz heißt Zinszusatzreserve. Derzeit enthält dieser Reservetopf 60 Milliarden Euro, doch bis 2025 sollen dort 150 Milliarden Euro gebunkert werden. Die Versicherer machen das angeblich, damit sie hieraus die hohen Garantiezinsen, die sie in den 1990er Jahren Neukunden zugesagt haben, zahlen können.

Doch dafür brauchen sie diese Reserve gar nicht. Bis heute hat noch kein Kunde auch nur einen Cent aus dieser Reserve erhalten. Und der Anteil der Kunden, die noch relativ hohe Garantiezinsen bekommen, wird Jahr für Jahr geringer. Doch die Zinszusatzreserve wird jedes Jahr größer. Weitere milliardenschwere Finanztöpfe, in denen Gelder zwischengelagert werden, ohne dass die Kunden hieraus direkte Ansprüche hätten, heißen „Schlussüberschussfonds“ und „freie RfB“.

Für 2016 beziffert die Rubikon-Studie die Gesamtsumme in den Reservetöpfen mit 233 Milliarden Euro. Und so langsam stellen sich immer mehr Menschen die Frage: Sollten diese Gelder nicht endlich jenen Versicherten, die seit der Finanzkrise stark um ihre Altersversorgung bangen, zugeteilt werden?


Wer alle Einzelheiten über den legalen Betrug mit Lebensversicherungen lesen will, findet die Studie hier.

Wer als Pressevertreter Kontakt mit dem Verfasser der Studie aufnehmen will, erreicht diesen über den Informationsdienst für Rente und Alterssicherung, Holger Balodis, balodis@vorsorgeluege.de.


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