Im Schatten der Queen

An den großen Trauerfeiern für Elisabeth II. zeigt sich die ungleiche Bewertung von Menschenleben — minütlich am Hungertod sterbende Kinder finden vergleichsweise kaum Beachtung.

„Es ist doch die Queen!“ Mit dieser Begründung wird das massenmediale Flutlicht gerechtfertigt, welches nun auf die Trauerzeremonie für die verstorbene Königin Großbritanniens geworfen wird. Ganz so, als wäre die Queen als Mensch mehr wert gewesen als alle anderen, was jedem humanistischen Ideal widerspricht. Was sagt dieses Medienereignis über unser Verständnis von Menschlichkeit und Gleichberechtigung? Was verrät es über unser Verhältnis zum Leben und zum Tod?

Die Queen hat es auf das beachtliche Alter von 96 Jahren gebracht. Ein Alter, das weiß Gott nicht jeder erreicht.

Während nun nach massenmedialer Darstellung ein „Meer aus Tränen“ die Welt überflutet, geraten derweil die Einzelschicksale vieler einfacher Menschen, ohne Adelstitel und weltweiter Bekanntheit, vollkommen in den Hintergrund. Dabei ist anzunehmen, dass für diese vielen unsichtbaren Toten weitaus mehr Tränen fließen als bei dieser propagandistisch hochgejazzten Trauerfeier. Etliche der Menschen, die nun der Königin gedenken — so lässt es sich zumindest vermuten — geben sich wohl einer Art von Ersatzgefühl hin. Wer von ihnen kannte die Queen schon persönlich oder hatte zu ihr ein persönliches, emotionales Verhältnis?

Wo bleibt die Anteilnahme für die Menschen abseits des medialen Scheinwerfers? Wann werden Trauerzeremonien für die Kinder abgehalten, die alle fünf Sekunden an Unterernährung versterben? Für die vielen Kriegstoten? Für jene Menschen, die sich in diesen unsicheren Zeiten aus Verzweiflung das Leben nehmen? Ihr Tod findet in den etablierten Medien schlicht nicht statt.

In seiner neuen Podcast-Folge weist Jens Lehrich auf diese ungleiche Anteilnahme für Verstorbene hin. Er appelliert an uns, die derzeit für die Trauerzeremonie der Queen aufgewendete Energie auf unser unmittelbares Umfeld zu richten und uns bewusst zu machen, welche Nöte und Sorgen die Menschen um uns herum haben.

Abschließend lädt er die Hörerinnen und Hörer dazu ein, ihre Sichtweise zu diesem Thema „in die Kommentare“ zu schreiben, um aus diesen Anregungen später eine neue Podcast-Folge zu produzieren. Da Spotify über keine Kommentarfunktion verfügt — was im Eifer der Podcast-Produktion außer Acht gelassen wurde — schreiben Sie gerne Ihren Kommentar zu der Folge an: leserbriefe@rubikon.news.



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