Keine geborenen Krieger

Friedfertigkeit wie auch „Kriegstüchtigkeit“ haben bestimmte psychosoziale Voraussetzungen, die man kennen sollte. Teil 1 von 2.

Die Menschheit wird nie aufhören, Krieg zu führen, weil die natürliche Aggressivität junger Männer nun mal in gewissen Abständen nach Entladung verlangt. So hören wir es immer wieder von den Verharmlosern staatlich organisierter Gewalt. Andere gehen eher davon aus, dass an und für sich harmlose Menschen ausschließlich von der Politik zu gefährlichem Handeln gedrängt oder verführt werden. Die Frage hat auch ganz praktische Relevanz. Wer sich für den Frieden engagieren will, sollte auch wissen, ob sich dabei auf die menschliche Natur bauen lässt. Sind wir von unseren Anlagen her friedlich, kooperativ, prosozial, „gut“ — oder doch eher neidisch, herrschsüchtig, destruktiv, „böse“? Ein Blick zurück in die Menschheitsgeschichte bringt Klarheit.

Seit die Menschen existieren …

„Als Krieg wird ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt bezeichnet, an dem planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, ihre Interessen durchzusetzen. (…) Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung“ (Wikipedia).

Von dem antiken griechischen Philosophen Heraklit ist der Satz überliefert: „Der Krieg ist der Vater von allen.“ 1642 schrieb der englische Philosoph Thomas Hobbes vom „Krieg aller gegen alle“ als ursprünglichen, als Naturzustand. Knapp 300 Jahre später knüpfte Sigmund Freud an einen anderen Ausspruch von Hobbes an und behauptete: „Der Mensch ist des Menschen Wolf“, eine „wilde Bestie, der die Schonung der eigenen Art fremd ist“, beruhend auf einer „primären“ — also vorgegebenen — „Feindseligkeit der Menschen gegeneinander“.

Wäre es so, müssten wir uns keine Gedanken darüber machen, wie es zu Kriegen kommt oder wessen Interessen in Kriegen umgesetzt werden: Es liegt uns halt irgendwie in den Genen ... Das hieße zudem: Kriege wären auf Dauer kaum zu vermeiden. Und wenn überhaupt, dann nur um den Preis, unsere wahre Natur, unsere „Anlagen“ zu unterdrücken.

Noch heute wird die These vom Krieg als ursprünglichen, quasi „natürlichen“ Zustand vertreten. Zwei Beispiele:

2009, beim Erhalt des Friedensnobelpreises, verkündete Barack Obama, jener US-Präsident, der mehr Kriegstage zu verantworten haben sollte als all seine Vorgänger: „Der Krieg kam, in der einen oder anderen Gestalt, mit dem ersten Menschen auf die Welt.“

Auf der Webseite des vom Trendforscher Matthias Horx gegründeten „Zukunftsinstitutes“ ließ sich 2024 erfahren: „Seit die Menschen existieren, gibt es kriegerische Auseinandersetzungen.“ Hier meinte man sogar, es ganz genau zu wissen: „Die gewalttätigsten Gesellschaften sind — oder waren — diejenigen, die für uns eher mit dem Attribut ‚friedlich‘ versehen sind. Jäger- und Sammlergesellschaften hatten die größten Mordraten, und in den meisten Regionen der Erde tobten tribale Kriege ohne Ende.

Im natürlichen Urzustand nahm man sich, was man kriegen konnte, Mitglieder eines anderen Stammes galten nicht als ‚die unsrigen‘, und die Tötungshemmung war, zumal in den vielen Knappheits-Situationen, kaum ausgeprägt.“ (2)

Gegenüber diesem „natürlichen Urzustand“ müssen — beziehungsweise sollen — natürlich die bürgerlichen Demokratien, wo Verarmung, Ausbeutung, Unterdrückung und Kriegstreiberei gesetzlich geregelt sind, als pure Erlösung erscheinen.

Reise in die Urzeit

Werfen wir also einen Blick in den aktuellen Stand der Erkenntnisse zur Menschwerdung. Da in der Archäologie aufgrund der geringen Zahl an Belegen vielfach auf Vermutungen und „Analogieschlüsse“ zurückgegriffen wird, ein Großteil der Thesen unter den Fachleuten selbst umstritten ist und schon ein einzelner neuer Fund das Bild durcheinanderwirbeln kann, besitzen manche der folgenden Angaben, insbesondere zu Datierungen, sicher nur vorläufige Gültigkeit. Die daraus von mir gezogenen Schlüsse dürften, hoffe ich, länger Bestand haben.

Gegenwärtig wird meist angenommen, dass die Abspaltung der zum heutigen Menschen führenden Linie von derjenigen, die zum heutigen Schimpansen führte, vor etwa sechs Millionen Jahren stattfand. Daraus entstanden zunächst noch relativ affenähnlich anmutende Wesen, auch als „Vormenschen“ tituliert. Von den sich daraus entwickelnden „Urmenschen“ und den „Frühmenschen“ als erste Vertreter der Gattung „Homo“ wird ab einer zwei bis drei Millionen Jahre zurückliegenden Zeit gesprochen. Für den „anatomisch modernen Menschen“, den Homo sapiens, ist bislang eine Existenz von circa 300.000 Jahren nachgewiesen.

Zum Prozess der Menschwerdung hat unter anderem die Nutzung des Feuers beigetragen. Dazu erfahren wir auf der Webseite „Planet Wissen“:

„Einige Funde deuten darauf hin, dass unsere Vorfahren (…) bereits vor rund 1,5 Millionen Jahren die Kraft des Feuers nutzten. Doch die Frage, ab wann es dem Menschen gelang, Feuer selbstständig zu entfachen, wird auch unter den Forschern noch heftig diskutiert. Viele gehen davon aus, dass dies dem Neandertaler mithilfe von Feuersteinen vor 40.000 Jahren möglich war.“

Sollten die genannten Zahlenangaben korrekt sein, hätten unsere Vorfahren knapp anderthalb Millionen Jahre mit Feuer hantiert, ohne herauszufinden, wie sie es selber machen konnten. Es verwundert nicht, dass andere Wissenschaftler, wie der Historiker James C. Scott, einen weitaus früheren Zeitpunkt dafür ansetzen: vor etwa 400.000 Jahren (3).

400.000 oder 40.000 Jahre? Hinter dieser bemerkenswerten Unschärfe von 360.000 Jahren verbirgt sich ein Grundproblem der Erforschung unserer frühesten Entwicklungsstufen: Über die allergrößte Zeit der Existenz immer menschlicher werdender Lebewesen vermuten wir zwar vieles, aber wissen äußerst wenig.

Keine repräsentativen Aussagen

In dem 2021 veröffentlichten Buch Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit fassen der Anthropologe David Graeber und der Archäologe David Wengrow den aktuellen Forschungsstand zusammen. Sie schreiben: Für unsere frühe Vorgeschichte liegen „kaum Funde vor. So gibt es (…) Tausende von Jahren, in denen die einzig verfügbaren Zeugnisse hominider Aktivitäten etwa aus einem einzigen Zahn oder vielleicht ein paar Splittern behauenem Feuerstein bestehen. (…) Wie sahen diese urmenschlichen Gesellschaften aus? Wir sollten wenigstens an dieser Stelle ehrlich sein und zugeben, nicht die geringste Ahnung zu haben. (…) In Bezug auf die meisten Perioden wissen wir nicht einmal, wie Menschen unterhalb des Kehlkopfs gebaut waren, ganz zu schweigen von der Pigmentierung, der Ernährung und all dem anderen“ (4).

2024 bestätigten der Archäologe Harald Meller, der Historiker Kai Michel und der Evolutionsbiologe Carel van Schaik: „Wir haben es mit einer verschwindend geringen Anzahl erhaltener Menschenknochen zu tun.“ Eine von ihnen zitierte Schätzung kam auf 3.000 entdeckte „Überreste des Homo sapiens, die älter als 10.000 Jahre waren“ (5).

Für die Gesamtzahl an Vor-, Ur-, Früh- und Jetztmenschen, die bis zu diesem Zeitpunkt die Erde bevölkert hatten, gibt es eine — notgedrungen höchst spekulative — Angabe von mehr als sieben Milliarden. Da die Population menschenähnlicher Wesen anfangs offenbar nur langsam wuchs, gehörten jedenfalls die allermeisten davon zur Gruppe der Homo sapiens.

Von Milliarden über die halbe Erde verstreuter Individuen einige tausend Überreste, von denen mit zunehmenden Zeitabstand immer weniger auffindbar sind: Das verdeutlicht, auf welch wackligen Füßen sämtliche verallgemeinernden Schlüsse über frühe menschenartige Lebewesen und Menschen stehen. Davon, dass einzelne Skelettteile einzelner Individuen für repräsentative Aussagen über große Gruppen lebendiger Menschen taugen könnten, kann keine Rede sein.

Informationen über psychosoziale Aspekte, über die geistig-seelische Verfassung ihrer vormaligen Besitzer enthalten Zähne und Schädelknochen, aus denen der übergroße Anteil dieser Funde besteht, ohnehin nicht. Also auch nicht darüber, ob sie kriegsgeil oder friedensliebend waren.

Erste „direkte Zeugnisse für das, was wir heute (…) als ‚Kultur‘ bezeichnen, reichen“ wiederum „nicht mehr als 100.000 Jahre zurück“ (6). Und erst seit knapp 50.000 Jahren kommen solche Zeugnisse allmählich häufiger vor.

Da gab es den Homo sapiens aber bereits mindestens 250.000 Jahre. Doch auch das, was wir über psychische Verfassung, Motive, Ziele und soziale Verhaltensweisen der Menschen in diesen 250.000 Jahren zu wissen glauben, beruht — mit Ausnahme der letzten fünf Jahrtausende — nahezu ausschließlich auf mehr oder weniger plausiblen Annahmen.

Wie vorläufig diese Annahmen sind, offenbarte einmal mehr die Meldung vom 6. Juni 2023, dass bereits vor 200.000 Jahren menschenähnliche Vorfahren ihre Angehörigen begraben haben sollen. Bislang war das nur dem Neandertaler und dem Homo sapiens zugebilligt worden — und zwar erst seit 100.000 Jahren. Diese Funde, heißt es dazu in der Meldung, „stellen das bisherige Verständnis der menschlichen Evolution infrage, wonach erst die Entwicklung größerer Gehirne komplexe Aktivitäten wie das Begraben der Toten ermöglichte“.

Fürsorge statt Mord

Der Anthropologe R. Brian Ferguson hat in diversen Fundstellen Hunderte von Homo-sapiens-Skeletten, die älter als 10.000 Jahre waren, daraufhin untersucht, ob sie Schäden durch Gewalteinwirkung aufweisen. Resultat: Das war nur bei einem Dutzend davon eindeutig der Fall (7). Das heißt, er fand keine archäologischen Beweise für Krieg in der Zeit, die mehr als 10.000 Jahre zurückliegt. Außerdem müssen Gewalteinwirkungen weder absichtlich noch von Menschen ausgeübt worden sein.

Freilich liegen auch für die Urzeit Indizien für zwischenmenschliche Gewalttaten vor; die früheste wird auf ein Alter von circa 430.000 Jahren datiert. Nachdem Meller, Michel und van Schaik in ihrem Buch Die Evolution der Gewalt „drei Millionen Jahre durchschritten“ bei ihrer „Suche nach Hinweisen auf Gewalt, (…) dabei keine bedeutende Spur (…) ausgelassen haben“, bilanzieren sie jedoch: „Es gibt nicht einmal eine Handvoll Belege für die absichtliche Tötung von Menschen“ (8).

Doch selbst wenn es sich bei diesen Tötungen um Morde gehandelt haben sollte — was in Ermangelung von Augenzeugenberichten nie zu klären ist —: Ein Mord ist kein Krieg. Und ein einzelner Mörder — über den im Gegensatz zum Opfer keinerlei Informationen zu beschaffen sind — kann nicht als stellvertretend für die damalige Menschheitspopulation gelten.

Harald Meller und seine Co-Autoren, die jene frühen Tötungsfälle diskutieren, merken an:

„Sucht man nach prähistorischen Belegen für Krieg, Mord und Totschlag, entdeckt man stattdessen Indizien von Pflege und Fürsorge. Der paläoarchäologische Befund bezeugt: Die Menschen haben sich gegenseitig geholfen und unterstützt, ansonsten wären viele Verletzungen einem Todesurteil gleichgekommen.“

Als Beispiel führen sie einen ebenfalls vor circa 430.000 Jahren verstorbenen Neandertaler an, der „an einer ganzen Reihe von degenerativen Krankheiten, Traumata, einer Verkürzung des rechten Armes und wohl Blindheit des linken Auges sowie massiver Schwerhörigkeit“ litt, dennoch ein Alter von „vierzig bis fünfzig Jahren“ erreichte — was nur bei „tägliche(r) Unterstützung“ seiner Gruppe inklusive Wundbehandlung denkbar war (9).

Kriterien für „Krieg“

Hinzu kommt: Nicht jede absichtliche zwischenmenschliche Gewaltausübung, ja noch nicht einmal jeder mit Waffen ausgetragene Konflikt ist ein Krieg. Um noch einmal Wikipedia zu Rate zu ziehen:

„Eine grundlegende Herausforderung bei der Typisierung von Kriegen ist die Frage, wann ein Krieg als solcher bezeichnet werden kann. In politischer und wissenschaftlicher Betrachtung wird häufig zwischen bewaffnetem Konflikt und Krieg unterschieden. Als bewaffneter Konflikt gilt ein sporadischer, eher zufällig und nicht strategisch begründeter bewaffneter Zusammenstoß zwischen kämpfenden Parteien.“

In „große(n) Forschungsprojekte(n)“, so heißt es dort weiter, gelte „das Maß von 1.000 Toten pro Jahr als grobe(r) Indikator dafür, dass ein bewaffneter Konflikt sich zum Krieg steigert“. Andere „Kriegsdefinitionen“ verlangten darüber hinaus „ein Minimum an kontinuierlichem planerischem und organisatorischem Vorgehen bei mindestens einem der Kontrahenten“ oder „dass mindestens eine der kämpfenden Parteien ein Staat sein muss, der sich mit seinen Streitkräften an der Auseinandersetzung beteiligt“.

Ein längere Zeit als Beleg für die älteste kriegerische Auseinandersetzung gewerteter Fund genügte den eben genannten Kriterien bestenfalls zum Teil. R. Brian Ferguson berichtet über die im heutigen Sudan liegende Ausgrabung:

„Dieser Friedhof, der als Fundstätte 117 bekannt ist, wurde Mitte der 1960er Jahre bei einer Expedition unter der Leitung von Fred Wendorf, einem Archäologen an der Southern Methodist University in Dallas, Texas, entdeckt und ist nach groben Schätzungen zwischen 12.000 und 14.000 Jahre alt. Er enthielt 59 gut erhaltene Skelette, von denen 24 in enger Verbindung mit Steinstücken gefunden wurden, die als Teile von Geschossen interpretiert wurden.“

Mittlerweile sind dort 61 Tote unterschiedlichen Alters und beiderlei Geschlechts gefunden worden; 41 Skelette weisen Verletzungen auf. Doch es ließ sich nicht eruieren, ob diese Toten gleichzeitig beerdigt wurden oder im Laufe einer ganzen Reihe von Jahren. In seinem Buch Als der Mensch den Krieg erfand verweist der Urgeschichtler Dirk Husemann darauf, dass Fred Wendorf „in der Nähe eine weitere Begräbnisstätte aus derselben Zeit“ entdeckte, in der „kein einziger Toter mit Verletzungen“ lag. Es wurde daher auch für möglich gehalten, dass in Fundstätte 117 absichtsvoll „nur jene zur letzten Ruhe gelegt wurden, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind“ (10).

Inzwischen stellte sich heraus, dass viele dieser Menschen Verletzungen durch Pfeile oder Speere aufwiesen, die zum Zeitpunkt ihres Todes bereits verheilt waren; das betraf drei Viertel der Erwachsenen. Dirk Husemanns Urteil dürfte daher stimmen: Ein Massaker ist „auszuschließen“. Allerdings belegen diese Befunde mehrfache zwischenmenschliche Gewalt.

5.988 Millionen Jahre ohne Kriegsnachweis

Doch selbst wenn wir — trotz kompletter Unkenntnis näherer Umstände — die etwa 12.000 Jahre zurückliegenden Verletzungen und Tötungen im Sudan als Zeichen von Krieg einordnen wollten, hieße das, von sechs Millionen Jahren Menschwerdung ausgehend: Es existieren für 5.988 Millionen Jahre, also für 99,98 Prozent davon, keine Belege für Krieg. Nehmen wir stattdessen die drei Millionen Jahre seit der Entstehung von Frühmenschen, also der Gattung „Homo“ als Bezugsgröße, können wir für 99,96 Prozent dieser Zeit dasselbe feststellen. Und selbst wenn wir nur die bislang nachgewiesenen 300.000 Jahre Homo-sapiens-Existenz zum Vergleich heranziehen, ist zu konstatieren: Für 96 Prozent der Lebenszeit „anatomisch moderner Menschen“ gibt es keinerlei Nachweis für irgendeine kriegerische Auseinandersetzung.

Auch Harald Meller, Kai Michel und Carel van Schaik geben zu Protokoll, dass für diese unendlich lange Zeit „bisher keinerlei archäologische Hinweise auf Krieg oder auch nur sporadische Konflikte zwischen Gruppen“ vorliegen. Die Archäologie spreche hier „eine deutliche Sprache: Menschheitsgeschichtlich betrachtet, scheint das kollektive, organisierte Hinmetzeln ein junges Phänomen zu sein“ (11).

Warum auch, so fragen der Psychologe Christopher Ryan und die Psychiaterin Cacilda Jethá in ihrem Buch Sex. Die wahre Geschichte, hätten sich unsere Vorfahren auf einem fruchtbaren, im Wesentlichen unbewohnten (12) Planeten mit unerschöpflichen Ressourcen auf strapaziöse Wanderungen begeben sollen, um irgendwo andere Menschen zu töten oder selbst getötet zu werden (13)? Dazu passt, dass auf den mittlerweile zu Tausenden entdeckten urgeschichtlichen Höhlenmalereien keine Kriegsszenen zu finden sind (14).

Erst vor circa 7.000 Jahren entstanden mehrere Massengräber, die von Fachleuten weitgehend übereinstimmend als Beleg kriegerischer Massaker eingestuft werden. Den frühesten bildlichen Darstellungen, bei der sich Bogenschützen offenkundig feindlich gegenüberstehen, wird momentan meist ein Alter von circa 5.000 Jahren zugeordnet.

Kriege, so lässt sich vermuten, waren vor allem ein Resultat des Entstehens autoritärer Sozialstrukturen, damit einhergehender ungleicher Besitzverteilungen, vielleicht zusätzlich angefacht durch Naturkatastrophen und deren vielfältige Auswirkungen.

Zwischenbilanz

Halten wir also bis hierhin fest: Sätze wie die eingangs zitierten von Barack Obama oder dem Zukunftsinstitut („Seit die Menschen existieren, gibt es kriegerische Auseinandersetzungen“) sind in keiner Weise belegbar. Daher sind diese Äußerungen ebenso unwissenschaftlich wie unseriös. Wer Derartiges dennoch verbreitet, muss sich fragen lassen, auf welcher Grundlage und mit welcher Motivation er das tut. Bei Obama liegt der Gedanke nahe: Kriege als zutiefst menschlich auszugeben, dürfte ihm erleichtert haben, ohne schlechtes Gewissen selbst welche anzuzetteln.

Ebenso dürfte es den heutigen Kriegshetzern in Regierungen und Massenmedien zupasskommen, auf eine vermeintlich in uns angelegte Bereitschaft zum oder gar Lust am Zerstören und Töten hinzuweisen, um uns die von ihnen angestrebte „Kriegstüchtigkeit“ schmackhaft zu machen, nach dem Motto: „Ihr wollt es doch sowieso!“

Grundsätzlich gilt:

Wer an das angeborene Zerstörerische im Menschen glaubt, erspart sich die irritierende Frage, wodurch Menschen erst „böse“ gemacht werden.