Kopftuch und Emanzipation

Im Manova-Exklusivgespräch diskutiert Walter van Rossum mit den Autoren Sabine Kebir, Yavuz Özoğuz und der Sängerin Nina Maleika über die Rolle und Rechte von Muslimas im Spannungsfeld von Modernisierung, Unterjochung und Traditionswahrung.

Die meisten werden jetzt abwinken. Das wissen wir doch schon: Frauen werden im Islam unterdrückt. Selbstverständlich müssen wir uns für ihre Befreiung einsetzen. Man könnte allerdings einwenden: Es wäre doch wenigstens höflich, wenn wir die vermeintlich unterdrückten Frauen vorher fragten, ob sie von uns befreit werden wollen. Im Übrigen hat das Thema jegliche Unschuld verloren. Im Jahre 2001 überfiel eine westliche Militärallianz Afghanistan, angeblich auf der Suche nach Osama bin Laden. Um sensibleren westlichen Gemütern den barbarischen Krieg annehmbarer zu machen, erfand man im Beiprogramm eine moralische Spezialoperation: die Befreiung der afghanischen Frauen und Mädchen aus den Klauen islamistischer Fanatiker. In den folgenden 20 Jahren haben unsere Krieger das Land in unvorstellbarem Ausmaß verwüstet, Zehntausende Afghanen und mindestens so viele Afghaninnen und ihre Kinder wurden getötet. Keine Frau befreit. Dem Eifer unserer Menschenrechtler hat das keinen Abbruch getan.

Der Koran hat sich wenig zur weiblichen Bekleidung geäußert. An einer Stelle ist die Rede davon, dass Frauen ihren Ausschnitt verhüllen mögen. Die christliche Bibel verkündet da ganz andere Maßnahmen. Wie kann es also sein, dass ein Fetzen Stoff zu einem Quadratmeter islamistischer Landnahme umfrisiert wird?

Was erlaubt dem Westen muslimische Paarungsverhältnisse als Täter-Opfer-Beziehung zu kriminalisieren? Und warum thematisiert man Gleichstellungsfragen fast nur im muslimischen Kontext und nicht in japanischen, jüdischen oder hinduistischen Kulturen?

„Die westliche Angst vor dem Orient suggeriert, dem verschleierten Orient stehe ein offen zugänglicher Okzident gegenüber, der den undurchsichtigen Machenschaften der islamischen Welt schutzlos ausgeliefert sei.“ (Christina von Braun, „Die verschleierte Wirklichkeit“)


Walter van Rossum im Gespräch mit Sabine Kebir, Nina Maleika und Yavuz Özoğuz

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