Korrekt verarmen

Menschen, die auf die Sozialsysteme angewiesen sind, werden zur Anpassung an die woke Agenda genötigt — ihre Not wird dadurch in keiner Weise gelindert.

Die vermeintliche Armutsbekämpfung der Sozialpolitik gleicht hierzulande der Verteilung von glasierten Brotkrumen. Die Sozialhilfe genügt zwar nicht bis zum Monatsende, doch der Bescheid ist wenigstens gendergerecht formuliert. Auf dieser Ebene bewegt sich die vorgebliche Armutsbekämpfung. In der Geschlechterwahl wird den Menschen großzügig eine für existenzielle Belange bedeutungslose Freiheit gewährt, während die eigentliche Not keinerlei Linderung erfährt. Familien werden atomisiert, gemeinschaftsbildende Bande perforiert und der Mensch an sich individualisiert und damit vereinzelt. Nun nimmt diese unsägliche Politik die Kinder ins Visier.

Wir sollten die Familienministerin nach China schicken — nein, nicht auf Dauer, nur zu einem der international besuchten Seminare zur „Politik der Armutsbekämpfung“. Denn anstatt für Bürger die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine sogenannte staatliche Daseinsvorsorge zu schaffen, damit sie durch Arbeit ihren Unterhalt verdienen können — sei es durch Ausweitung der Aufgaben im öffentlichen Dienst, inbegriffen zielgerichtete Fortbildung, sei es durch Start-up-Unterstützung in die Selbstständigkeit oder sei es mithilfe temporärer steuerlicher oder direkter Subventionierung eines Arbeitsplatzes in privaten Unternehmen —, statt Hilfe zur Selbsthilfe, also Arbeitsplätze zu schaffen, gefällt sich die bourgeoise Regierung darin, Almosen zu verteilen, hält die Bedürftigen über der Hungergrenze, reglementiert und kujoniert sie durch Hartz IV mit einer Hürde von Vorschriften, Auflagen und Sanktionen.

Anstatt also Eltern unterstützend in die Lage zu versetzen, für ihre Kinder zu sorgen, wird die Individualisierung auf die Spitze getrieben:

  • Die deutsche Sprache wird missgebildet, statt Kollektivbegriffe wie Menschen, Freunde, Kollegen, Genossen et cetera wird auf Teufel komm raus individualisiert, statt die „Sprache zu pflegen“ (Goethe) wird mittels „Amerikanismen“ die Kommunikation nicht nur verfremdet, sondern die Muttersprache auch verarmt.
  • Das Intimste des Intimen, die Sexualität, wird entäußert als Ware nicht nur in den Massenmedien hypostasiert, zudem wird mit „gendern“ und der Kategorisierung in Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI) in einer un- beziehungsweise übernatürliche Rolle das eigene Geschlecht „zur Wahl gestellt“.
  • Die Frau wird in ihrer sozialen Mutterrolle als „Gebärende“ zum Fortpflanzungsvehikel definiert, die statt Anerkennung eine „Rentengutschrift“ bekommt, während beispielsweise in Frankreich Mutter und Vater familienfördernd einen zehnprozentigen Aufschlag auf ihre Rente für die Erziehung dreier Kinder erhalten.

Und jetzt noch die Kindergrundsicherung!

Was da Verständnis heischend mitleidig sozial daherkommt, ist nichts anderes als die weitere ideologische Zersplitterung der traditionellen Familie von Mutter, Vater, Kind(er).

Familie ohne Eltern ist längst Usus: Alleinerziehende sind Familie — mit oder ohne Partner. Auch die Grundlage der staatlichen sozialen Armutssicherung ist individualisiert — und der vorläufige Gipfel ist nun die Kindergrundsicherung. Nicht die Eltern werden, wie verfassungsrechtlich geboten, durch Erhöhung von Hartz IV finanziell in eine — wenn auch prekäre — Lage versetzt, für ihre Kinder zu sorgen und sie zu erziehen, sondern der Staat nimmt nunmehr den Nachwuchs direkt ins Visier …