Krieg gegen die Friedensbewegung

Damit die Friedensbewegung nicht zu alter Stärke erblüht, werden Friedensaktivisten mit allen Mitteln verleumdet und bekämpft.

Wer sich heutzutage für den Frieden einsetzt, braucht eine schusssichere Weste. Es sind komische Zeiten… Friedensaktivisten werden diskreditiert und Kriegstreiber werden mit Netflix-Serien und Friedensnobelpreisen überhäuft. Ein einziger Doppelstandard-Irrsinn. Von dem früheren Glanz der Friedensbewegung, als sich breiter Widerstand gegen Kriegsvorbereitungen und Säbelrasseln erhob, ist heute nur noch wenig übrig. Der Krieg ist heute salonfähiger als je zuvor und die, die dagegen ihre Stimme erheben, werden immer stärker bekämpft.

Das Säbelrasseln wird multimedial begleitet. Was damals „embedded Journalists“ an der Front waren, sind heute die Alpha-Journalisten an der neuen Propaganda-Front: den heimischen Bildschirmen.

Bei Friedensaktivisten wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Jede Rede, jeder Satz auf den Kopf gestellt und die Historie durchforstet, um das Worst-of herauszufiltern.

Wehe dem, der vor X Jahren in einem Kommentar oder einer E-Mail ein falsches Wort benutzt oder sich ungenau ausgedrückt hat. Egal wie klein der Fauxpas, egal wie ausführlich die Erklärung oder Richtigstellung:

Der mediale Pranger wird bereitet und die „Medialen Kugeln“ fliegen aus allen Richtungen.

Wie man Friedensaktivisten diskreditiert, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wie der Coca-Cola-Geschmack wird die Diffamierung länderspezifisch an die Menschen angepasst.

Hierzulande wird man schnell als „rechts“ oder „Antisemit“ abgestempelt, weil das in der deutschsprachigen Gesellschaft ein Ausschlusskriterium ist. In den USA zum Beispiel wird man als „Sozialist“ oder „Kommunist“ gebrandmarkt, um von der Mehrheitsgesellschaft geächtet zu werden.

Auch wenn die negativen Bezeichnungen wechseln, die Funktion dieser Kampfbegriffe ist immer dieselbe: „Mit dem redet man nicht“ — „Hört dem bloß nicht zu“ — „Achtung, der ist gefährlich, ein Verrückter“ et cetera.

Ganz anders verhält es sich mit Kriegstreibern, Waffenproduzenten und Säbelrasslern. Für ihren „Job“ — Menschen töten oder Werkzeuge liefern, mit denen Andere Menschen töten können — wird Verständnis aufgebracht. Es werden Arbeitsplätze und Handelsrouten gesichert. Der einzelne Arbeitsplatz um die Ecke zählt mehr als die unzähligen Menschenleben irgendwo anders auf der Welt.

Heute zählen die Taten immer weniger, dafür kommt es auf das mediale Image an. Nicht das, was du tust, ist ausschlaggebend, sondern wie man dich in den Medien verpackt.

Ein paar Beispiele des doppel-standardischen Irrsinns gefällig?

Barack Obama ist ein Drohnenmörder und Kriegstreiber — und bekommt den Friedensnobelpreis sowie bald eine neue Netflix-Serie.

Julian Assange ist Journalist und Gründer von Wikileaks, dessen Leaks bis heute einen Wahrheitsgehalt von 100 Prozent haben — doch er sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis und wird (zumindest massen-) medial geächtet.

Emmanuel Macron knüppelt wöchentlich seine Bevölkerung nieder, weil die ihrem Unmut freien Lauf lässt, nachdem sie jahr(zehnt)elang ausgeblutet wurde — und er wird hier „Stern am Himmel des europäischen Firmaments“ genannt.

Ken Jebsen ist ein kritischer Journalist und hat in seiner Radiosendung jahrelang Holocaust-Überlebende sprechen lassen — und er wurde wegen einem aus dem Zusammenhang gerissenen Satz in einer privaten E-Mail aus seiner langjährigen Sendung im RBB gegangen.

Noch Fragen?

Ja, jede Menge. Aber leider stellt die heutzutage keiner. Und wenn doch, dann ist man Verschwörungstheoretiker, Spinner oder rechts. Beziehungsweise links, je nachdem, in welchem Land man sich befindet.

Der Krieg hat eine große Interessensgemeinschaft und diese ist äußerst gut vernetzt. Von Wirtschaft über Politik bis hin zu Denkfabriken und Medien. Dieses Konglomerat des Todes versteht es ausgezeichnet, seine Interessen so zu verpacken, dass die breite Masse das Gefühl bekommt, es geschehe alles zu ihrem Besten.

Dass die Kriege immer nur der kleinsten Minderheit nutzen und für die 99 Prozent Leid, Tod, Schmerz, Zerstörung und Traumata bedeuten, das schaffen Spindoktoren umzudeuten und umzudrehen.

Eine große Friedensbewegung darf nicht sein, denn wegen Gewaltlosigkeit brechen Aktien ein. Menschenleben werden in der Geschäftsbilanz der Kriegstreiber nicht einberechnet.

Es wird Zeit für eine Lobby für den Frieden. Die Politik, die diese eigentlich bilden sollte, hat schon lange die Seiten gewechselt. Darum ist es Zeit, dass wir uns selbst vertreten.

Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?


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