Krieg und Demokratie

Im Manova-Exklusivgespräch erklärt die resolute Bürgerin Annett Kleischmantat, wie sie den Neubau einer Munitionsfabrik verhindern möchte.

Krieg ist etwas so Ungeheuerliches, dass die meisten von uns am liebsten gar nicht daran denken möchten — weder daran, wie er in anderen Ländern bereits wütet, noch daran, dass er auch in Deutschland wieder Realität werden kann, und dies auch deshalb, weil die meisten nicht daran denken möchten. Nicht so Annett Kleischmantat aus Leipzig. Die ehemalige Pflegeheimleiterin nimmt das Wort Demokratie ernst und weiß, dass es bedeutet, als Bevölkerung selbst mitzumischen, anstatt das Weltgeschehen Politikern und Wirtschaftsakteuren zu überlassen.

Ihr Lebenslauf zeigt bereits, dass sie für ihre Werte einsteht und dafür auch Risiken eingeht. Immer wieder verlor sie deshalb ihre Arbeit. Behielt dafür aber ihre Würde und Lebensfreude, die ihr wiederum die Kraft gibt, sich trotz vieler Rückschläge immer wieder für ein menschenwürdiges Leben und Frieden zu engagieren.

2012 startete sie eine Petition, um die Pflegebedingungen in Deutschland zu verbessern. Ohne Erfolg. Es gab sogar einen Artikel in der Leipziger Volkszeitung, in dem stand: „Leipzigerin scheitert mit bundesweiter Initiative.“ Annett Kleischmantat verlor vorübergehend den Glauben an die Demokratie und sagte: „Petitionen sind für mich vorgetäuschte Bürgerbeteiligungen.“

Nun beschloss sie erneut, eine Petition zu starten, denn am 12. Februar 2024 machte Bundeskanzler Scholz den ersten Spatenstich für eine neue Munitionsfabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Dort sollen ab kommendem Jahr Artilleriemunition, Sprengstoff und Komponenten für Raketenartillerie gefertigt werden. Das möchte die gebürtige Leipzigerin verhindern. Nun könnte ihr die Erfahrung der Petition von damals nutzen, um dieses Mal erfolgreich zu sein.

Ziel der Petition ist nicht nur, den Neubau der neuen Munitionsfabrik zu verhindern, sondern den friedliebenden Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland eine konkrete Handlungsmöglichkeit zu geben und damit auch zu verstehen, dass Demokratie bedeutet, als Bevölkerung mitzumachen und nicht nur zu kritisieren.

Sie möchte 500.000 Unterschriften auf Papier sammeln und die insgesamt etwa 90 Aktenordner dann nach Berlin in den Petitionsausschuss bringen. Die Unterzeichner sind dabei nicht nur einmal gefragt, sondern begleiten den gesamten Prozess im Idealfall mit und reisen nach Berlin, falls die Politiker wie damals einfach nicht weiter auf die Petition eingehen. Es ist ein Instrument, um eine große Öffentlichkeit für die Bedeutung des Friedens zu erreichen und Druck auf die Politik auszuüben.

Auf der Website der Petition stellt sie fertige Unterschriftenlisten zum Ausdrucken bereit. Damit kann jeder auf seine Mitmenschen zugehen, neue Leute kennenlernen, sich vernetzen, aktiv werden und aus der Ohnmacht herausfinden.

Obwohl Annett Kleischmantat in Ihrem Leben viele Hürden und Enttäuschungen erlebte, ist ihre Lebensfreude ungebrochen und in der politischen Atmosphäre der heutigen Zeit eine wohltuende Kraftquelle. Auch darüber spricht sie mit Elisa Gratias im neuen Manova-Video.


Elisa Gratias im Gespräch mit Annett Kleischmantat

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