Mut zur Utopie

Ohne klare Visionen, Verstand und Herz fehlen uns die Zutaten für eine bessere Zukunft.

Unsere politischen Gegner scheinen genau zu wissen, wohin die Reise gehen soll — wir nicht unbedingt. Die Proteste gegen schädliche und unnötige Corona-Maßnahmen haben zwar zum Glück in letzter Zeit zugenommen, aber sie dürfen sich nicht im „Dagegen-Sein“ erschöpfen. Sich auf den Weg zu machen ist gut, aber auch die Richtung, in die wir gehen, muss sinnvoll sein. Ohne Utopien bleiben Bewegungen kraftlos — Gedanken drehen sich dann im Kreis, als gäbe es keine aufregendere Vorstellung als die Rückkehr zu den Verhältnissen der frühen Merkel-Jahre. Gerade Religionen motivierten ihre Anhänger auch durch eine positive Vision. Sie berührten Menschen in ihrer Ganzheit, im Herzen. Und gerade dies sollten wir den Vertretern einer Tyrannei, die sich überwiegend aus einem materialistischen Geist speist, auch voraushaben: Herz. Die Autorin schlägt in ihrem Artikel einen weiten Bogen von der aktuellen Protestbewegung über Naturmedizin bis hin zu Stellen aus der Bibel, die sie besonders beeindruckt haben.

Fast schon wieder vergessen? 2021 erlebten wir zum zweiten Mal Weihnachtstage und einen Jahreswechsel mit Kontaktbeschränkungen sowie anderen Corona-Maßnahmen. Wie kommen wir aus dieser Krise nur wieder heraus?

Manche nutzten die erst wenige Wochen zurückliegenden Feiertage für Demonstrationen oder Spaziergänge, andere verbrachten sie wie immer, wieder andere zogen sich in die innere Stille zurück und fragten sich vielleicht, ob die ganze Situation womöglich auch eine metaphysische Betrachtungsweise nach einem höheren Sinn erforderlich macht. Es braucht nicht noch einmal erwähnt zu werden, in welcher globalen Krise wir uns befinden. Wir haben es alle vor Augen und in den Ohren, beinahe rund um die Uhr. Corona, Corona! Neuerdings ist es das Mantra Omikron.

Doch fast wie in einer Parallelwelt berichtet die Regenbogenpresse Woche für Woche über die Privatangelegenheiten der Stars und Sternchen, die selbstredend ohne Maske und Abstandsregeln im Fotostudio oder vor der Kamera sind. Masken und Abstandsregeln scheinen nicht nur für die Regenbogenpresse nicht zu gelten, sondern auch nicht für TV-Produktionen. Doch solange die Unterhaltungsbranche sicher sein kann, dass der Applaus der Massen nicht ausbleibt, ändert sich vermutlich nichts. Christa und Christoph Kodron-Lundgreen schrieben in „20 Millionen unterm Regenbogen — Zur Kritik kleinbürgerlicher Ideologien in der Regelbogenpresse“ bereits 1976: „Kleinbürgerliches Denken verläuft im Zirkel.

Indem solches Denken in ständiger Wiederholung des Bestehenden sich erschöpft, in lustvoller Zustimmung zum stets Gedachten sich befriedigt, offenbart es seinen affirmativen Charakter. Was dem kleinbürgerlichen Denken völlig fehlt, ist ein Ansatz von Utopie, der Versuch, über das bisher Geltende und Bestehende hinauszugehen.

Utopie ist im kleinbürgerlichen Bezugsfeld gefährlich, denn sie verließe ja die altvertraute, Sicherheit vermittelnde, vorbestimmte Ordnung dieser Welt und wagte sich, gleich einem Frevler, aus den Zwängen der Gegenwart hinaus, negierte deren Unterordnung heischende Fatalität.“

Mut zu Utopien

Wir sind es so lange schon gewohnt, uns permanent berieseln zu lassen. Horrormeldungen in den Nachrichten wechseln sich mit immer peinlicher werdenden Unterhaltungsshows und immer aufdringlicherer Werbung ab. Und bei dem, was uns als Musik angeboten wird, überwiegen inzwischen, wie bei fast allem anderen aus dem weiten Feld der Reizüberflutung, die Quantität, die Beliebigkeit, der Lärm, das Fastfood, der Quickie, der schnelle Kick. Dieses System haben wir Menschen selbst geschaffen! Der Anteil von Bill Gates und anderen Milliardären ist daran vielleicht ja gar nicht mal so groß? Jeder hat auf seine Weise daran mitgewirkt durch Gedanken, Worte und Taten, durch gute oder weniger gute Entscheidungen oder durch Vermeidung, wenn Zeit zum Handeln da war, oder Hektik, wenn es Zeit zur Besonnenheit war. Es ist komplex, verzwickt, kompliziert - im wahrsten Sinne. „In seinem eigenen Bewusstsein dünkt ein jeder, und noch der unselbstständigste Kopf, sich souverän“, schrieb Hans Magnus Enzensberger bereits 1962 in einem seiner medienkritischen Essays über die „Bewusstseins-Industrie“.

Worauf kommt es jetzt und künftig wirklich an? Viele von uns kennen ja den Film „Schindlers Liste“ und denken womöglich, das sei ein Film über den Nationalsozialismus. Das stimmt aber nur bedingt, denn eigentlich ist es ein Film über jemanden, der in einem unmenschlichen System menschlich blieb und es auf diese Weise schaffte, vielen Kindern das Leben zu retten. Und nicht nur das. Mit dieser mutigen Tat pflanzte er in die Herzen der geretteten Kinder den Keim der Versöhnung. Dem Schutz aller Kinderherzen sollte, wie ich finde, höchste Priorität eingeräumt werden.

Meiner Ansicht nach ist das viel wichtiger, als möglichst schnell wieder ohne „Regeln“ ins Kino, shoppen, auf den Fußballplatz oder in die Kneipe gehen zu können. Wenn wir künftig eine Politik möchten, die positive menschliche Eigenschaften in den Vordergrund stellt, müssen wir heute damit beginnen, entsprechende Rahmenbedingungen für unsere Kinder zu schaffen. Hilft es überhaupt weiter, die Politik immer nur zu beschuldigen? Die Politiker waren auch mal kleine Kinder und jeder trägt sein Gepäck mit sich herum, das ihn zu dem machte, wer er ist. Jeder Mensch leidet eben auf seine Weise unter diesem Gepäck. Das gilt auch für alle Politiker und Politikerinnen, egal für welche Partei sie unterwegs sind.

Wie also kommen wir aus der Situation nur wieder heraus?

Diese Frage kann ich nicht beantworten, obwohl ich mich nächtelang damit plagte, denn seit dem Lockdown habe ich viele dieser schlaflosen Nächte erlebt. Aus dem Freundeskreis weiß ich, dass es mir damit längst nicht alleine so ging. Andere wiederum schlafen ruhig und beteiligten sich nicht an der Panik. Worin liegt der Unterschied? Sind es am Ende womöglich die schweigenden Lämmer, denen ein Vorwurf zu machen ist? Jene, die während all der Zeit seit dem Lockdown ihre Arbeit verrichtet haben, damit der Laden überhaupt weiterhin funktionieren konnte? Die Menschen an der Basis in den Supermärkten, Seniorenheimen, Kliniken, dem Handwerk und auch bei der Polizei und in so vielen anderen Bereichen. Sie gehören nämlich alle dazu.

Viele dieser schlaflosen Nächte, in denen ich mich ganz bewusst nicht ablenkte, mich manches Mal stundenlang der Dunkelheit und der Stille aussetze, brachten mich dazu, einmal Bilanz über mein eigenes Leben zu ziehen. Damit meine ich nicht etwa weltlichen Erfolg, womöglich die Höhe meines Bankkontos oder gar meine vermeintlich klugen Sprüche oder merkwürdige Ausgeburten meines Verstandes, der mich so viele Male in die Irre leitete, besonders dann, wenn ich nicht auf mein Herz hörte, bevor ich reagierte. Nein, die Bilanz bezieht sich auf alle Gedanken, Worte und Taten auf meinem Lebenskonto, auf meine ganz individuelle Matrix.

Und diese Bilanz hat mich keineswegs besonders froh gestimmt. Lichtblicke gab es auch, aber so mal alles gedanklich auf „die Goldwaage“ gelegt, dachte ich: Das hätte besser aussehen können! In der Schale mit den Goldstücken sah es nämlich recht übersichtlich aus, in der mit den unedleren Metallen war so einiges vertreten: Silber für zu viel reden/denken, Quecksilber für zu viel Falsches reden/denken und dann noch ein paar Halbedelsteine ohne beständigen Wert. Ich weiß nicht, ob jene, die diese Zeilen nun vielleicht lesen, das irgendwie nachvollziehen können.

So musste ich mir eingestehen, dass ich selbst in meinem Leben oft auch mehr Quantität als Qualität von mir gegeben habe. Es gibt heutzutage so viele Lebensratgeber. Viele drehen sich darum, mehr Erfolg, mehr Geld oder mehr Chancen beim Gegenüber zu haben. Manche beschreiben sogar ganz unverhohlen manipulative Methoden, um andere Menschen beispielsweise zum Kauf von irgendetwas zu bewegen — insbesondere zum Kauf dieser Bücher oder zur Teilnahme an irgendwelchen Workshops. Doch offensichtlich gibt es keinen Lebensratgeber, der Menschen einmal dazu anregt, all jene in den „inneren Gerichtssaal“ einzuladen, denen man bewusst oder unbewusst im Leben schadete, auf welche Weise auch immer.

Kämpfen wir vielleicht am Ende nur gegen uns selbst? Sind die Feinde, die wir im Außen zu bekämpfen versuchen, womöglich die in unserem Inneren? Unsere Schatten? Ich kann diese Fragen für niemanden beantworten, außer für mich selbst.

Und ganz sicher kennt kein einziger Mensch auf der Welt die ganze Wahrheit. Denn Wahrheit basiert bestimmt nicht auf Meinungen, Ideologien, Fernsehbildern, Unterhaltungsshows, Lotterien, sondern vielleicht auf dem, was vom Leben übrigbleibt, also von dem, was das Gewicht des Herzens letzten Endes ausmacht.

Ich habe die letzten Wochen, wenngleich auch, wie ich gestehen muss, erst sehr spät in meinem Leben, mehr als jemals zuvor dazu genutzt, um im Neuen Testament zu lesen und war ganz überrascht, was ich da alles fand. Einmal, als ich willkürlich in der Bibel blätterte, stieß ich auf eine Stelle bei Jeremia 15, 19: „Kehr um zu mir, dann nehme ich dich wieder in meinen Dienst. Wenn du nicht leichtfertig daherredest, sondern das sagst, was Wert hat, wirst du mein Bote bleiben.“ Und genau diese Stelle motivierte mich zu diesem Artikel.

Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!

Wir kennen die Geschichte zur Genüge. Sie wurde oft verfilmt, wird seit so langer Zeit in Kirchen und Schulen gelehrt. Doch der Mob, von wem auch immer beeinflusst, rief schließlich nur: Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn! Die Digitalisierung trägt heute mehr denn je dazu bei, andere zu „kreuzigen“, Menschen, die man persönlich gar nicht kennt, aufgrund von Meldungen aus dem Netz oder den anderen Medien zu verurteilen. Die Gefahr, vor dem Computer zur digitalen Ratte zu werden, wird dabei leicht übersehen. Das ging mir leider auch oft so, besonders seit dem Lockdown. Es ist alles miteinander verwoben, nicht nur im Internet, sondern auch im wirklichen Leben. In der Bibel steht auch, dass „das Wort Fleisch ward“, was so viel bedeutet, dass das, was ausgesprochen wird, nicht spurlos im Raum verschwindet, sondern irgendwann Früchte trägt. Nur welche?

Ob man an Jesus Christus glaubt oder nicht, die frohe Botschaft, die er verkündet hat; das Licht, das er vor mehr als 2000 Jahren in die Welt brachte, kann sich auf jeden Fall sehen lassen. So hat er in der Bergpredigt nicht nur das Gebot der Feindesliebe gepredigt, sondern noch eine Menge mehr, das zum Nachdenken und besonders zum Nachfühlen anregt.

Utopien brauchen beherzte Menschen

Warum lässt Gott das alles zu?, fragen sich viele angesichts des Elends in der Welt. Doch warum, so könnte die Gegenfrage lauten, lassen wir Menschen das alles zu? Wir Menschen ließen beispielsweise zu, dass Pharmakonzerne global extrem viel Einfluss bekommen konnten und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sehr viele bereitwillig für derartige Konzerne arbeiten. Auf der anderen Seite wünschen sich immer mehr Menschen Reformen im Gesundheitssystem. Millionen nutzen alternative Heilverfahren und Produkte, doch politisch schlägt sich das bisher nicht nieder. Wie Ulrike von Aufschnaiter in ihrem Buch „Deutschlands Kranke Kinder“ quellenbasiert und ausführlich darlegt, sind die monetären Verstrickungen inzwischen so engmaschig, dass ein Ausweg daraus nur mit gemeinsamem Engagement möglich ist.

Und ein solcher Ausweg sollte auch mehr Akzeptanz für die Natur- und sonstige Erfahrungsheilkunde im Gesundheitssystem beinhalten. Veronica Carstens, Ärztin und Ehefrau von Karl Carstens, der von 1976 bis 1979 Präsident des Deutschen Bundestages und von 1979 bis 1984 der fünfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland war, engagierte sich stets ganz besonders für die Naturheilkunde. Das Ehepaar gründete 1982 die Karl und Veronica Carstens-Stiftung, die noch heute für eine höhere Akzeptanz komplementärmedizinischer Methoden im Gesundheitssystem eintritt. 1983 gründeten sie eine Fördergemeinschaft für Erfahrungsheilkunde Natur und Medizin. Sieht man sich die heutige politische Führung an, stellt sich die Frage, wem diese Leute mehrheitlich eigentlich dienen.

Proteste gegen Corona-Maßnahmen führen zu keinen Lösungen, wenn die Menschen keine Ideen für Utopien und Visionen haben.

Wir versenden so viele Emojis mit Herzchen. Hier mal schnell und da mal schnell, doch eigentlich oft nur aus Gewohnheit. Für gemeinsame Lösungen sind in Zeiten wie diesen viele couragierte Herzen nötig, Menschen, die sich konstruktiv verbinden, um neue Wege zu gehen.

Wenn die Not am größten ist, ist Gott am nächsten. Diesen Spruch kennen viele. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass er stimmt. Wer oder was ist denn Gott? Ich persönlich finde darauf Antworten in der Bergpredigt, die im Neuen Testament bei Matthäus 5-7 steht, und ganz besonders im Hohelied der Liebe unter 1 Korinther 13. Dort heißt es:

„Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.“

Das beantwortet zumindest, was Gott nicht ist. Wir entscheiden, welche Samen wir heute aussäen und zu welchen Früchten sie führen werden.


Quellen und Anmerkungen:

Literaturtipps:

Michael Casey: Jesus ganz Mensch und ganz Gott — Leben und Lehre Jesu für unsere Zeit, Verlag Unio Mystica, 2004.

Phil Mason: Die Reise des Herzens: Das Handbuch zur Herzensrevolution, Verlag GloryWorldMedien, 2019.

Phil Mason: Quanten-Herrlichkeit: Die Wissenschaft von der Inbesitznahme der Erde durch den Himmel, GloryWorldMedien, 2020.