Nie wieder ist jetzt
Die neue Single von Morgaine, der Palästinenserin Meera Eilabouni und der Israelin Ayam ist ein dreisprachiger Friedenssong, mit dem sie sich für eine Zukunft in Koexistenz auf Augenhöhe, für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einsetzen.
„Nie wieder ist jetzt, heißt immer für Frieden.“ Anstatt die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, wollen die Künstlerinnen hoffnungsvoll das Neue gestalten. Mit ihrem Lied „Nie wieder ist jetzt“ möchten sie zeigen, wie es auch gehen kann. Und weil dieser Satz immer und für alle gelten muss, unabhängig von Herkunft, Religion oder anderen Schubladen. Dieser Song ist aus Schmerz entstanden, aber er trägt Hoffnung in sich auf eine bessere Zukunft.
Manchmal ist Musik die letzte Sprache,
wenn Worte versagen.
Nie wieder ist jetzt.
Mein Herz blutet, weil israelische Freunde von mir, die das Nova Festival mitveranstaltet haben, an diesem Tag ermordet wurden. Mein Herz blutet, weil ein anderer Bekannter von mir bis zum 13. Oktober als Geisel festgehalten wurde. Mein Herz blutet, weil palästinensische Freunde von mir unzählige Angehörige in Gaza verloren haben — und ich seit über zwei Jahren fast täglich die Bilder und Videos dieses schrecklichen Krieges und Genozids gesehen und miterlebt habe.
Die Geschichte von Leid, Trauma, Unterdrückung und Gewalt in diesem Land geht schon so unglaublich lange zurück und wird von Generation zu Generation weitergetragen. Die Geschichte von all diesen Grausamkeiten und der Entmenschlichung begann nicht erst mit dem 7. Oktober 2023, sondern schon lange davor.
Es macht mich unglaublich traurig, dass in den Herzen vieler Menschen scheinbar nur Platz für eine Seite ist — dass man wie bei einem Fußballspiel für oder gegen eine bestimmte Seite zu sein scheint, anstatt einfach mit den Zivilisten, mit den unschuldigen Menschen auf beiden Seiten mitzufühlen.
Man kann und sollte Leid nie miteinander vergleichen.
Mein Herz weint, weil ich mich mit diesem Land und den Menschen darin unglaublich tief verbunden fühle. Ich habe viele Freunde aus und in Palästina und Israel, viele von ihnen sind selbst Musiker und Musikerinnen und dort in der Friedensbewegung aktiv. Vor einigen Jahren begann ich, mir selbst ein bisschen Hebräisch beizubringen. Ich empfinde eine tiefe Verbundenheit mit diesem Ort, denn er wird für immer einen besonderen Platz in mir haben — dort in Eilat, am Roten Meer, begann meine Heilung, als ich 18 Jahre alt war. Es war der Wendepunkt in meiner Missbrauchsvergangenheit, der Moment, in dem ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass Heilung überhaupt möglich sein kann.
Seit 2014 engagiere ich mich aktiv für die Menschenrechte in Gaza und für Frieden zwischen dem palästinensischen und dem israelischen Volk. 2016 schrieb ich mein Friedenslied „Weltfriedensutopie“.
Zu dieser Zeit entstand auch zum ersten Mal die Idee, ein dreisprachiges Friedenslied auf Deutsch, Hebräisch und Arabisch zu schreiben. Damals hatte ich allerdings noch nicht die passenden Musikerinnen dafür gefunden — aber die Idee und Vision für dieses Lied habe ich nie ganz losgelassen. Ich habe sie immer in mir getragen.
Nach dem 7. Oktober 2023 habe ich fast 2 Wochen lang durchgehend geweint. Ich war voller Schmerz und Trauer, habe geahnt, dass dies nur der Beginn von weiterem unendlichem Leid sein würde und gleichzeitig wusste ich ganz tief in mir, dass jetzt der richtige Moment gekommen war — dass es gerade jetzt so wichtig ist, lauter und stärker denn je für Frieden und Humanismus einzustehen.
Im Sommer 2024 entdeckte ich die queere palästinensische Sängerin und Friedensaktivistin Meera Eilabouni, die in der Westbank aufgewachsen ist und inzwischen in Berlin lebt. Sie war sofort begeistert von der Idee und von dem Song — und sagte direkt zu. Wir machten uns auf die Suche nach einer israelischen Sängerin — was sich als weitaus schwieriger herausstellte, als wir gedacht hatten. Nach unzähligen Anfragen, Absagen, sogar Verboten durch Agenturen und langen Monaten des Wartens meldete sich schließlich die Israelin Ayam bei mir.
Auch in ihr war dieser große Wunsch nach Frieden, nach Verbindung und nach Mitgefühl für alle Menschen, die unter diesem so lange andauernden „Konflikt“ leiden. Ich teilte mit beiden meine Vision für das Lied und das Musikvideo — und mit der Zeit nahm alles immer mehr Form an. Die Entstehung war ein Prozess, voller intensiver Gespräche, Tränen, aber auch voller Liebe, Freude und tiefer Dankbarkeit.
Mit unserem Lied „Nie Wieder ist Jetzt“ möchten wir zeigen, wie es auch gehen kann. Und weil dieser Satz immer und für alle gelten muss, unabhängig von Herkunft, Religion oder anderen Schubladen. Es ist unsere musikalische Vision von einer friedlichen Zukunft in Koexistenz. Zwischen Beton und Hoffnung. Zwischen Wut und Mitgefühl. Wir singen, weil Schweigen sich falsch anfühlt. Frieden ist kein Traum. Er ist eine Entscheidung. Jeden Tag neu.
„Nie wieder ist jetzt“ ist nicht nur ein politisches Statement — es ist vor allem ein menschliches. Ein Lied für alle, die genug haben von Hass, Spaltung und Angst. Ein Lied für die, die trotzdem noch an Liebe glauben.
Dieser Song ist aus Schmerz entstanden, aber er trägt Hoffnung in sich. Er ist laut und ehrlich — so wie das Leben selbst. Und er erinnert uns daran, dass Musik heilen kann, dass Verbindung möglich bleibt, auch wenn alles um uns herum zerbricht. Eine Erinnerung daran, dass wir nicht wegsehen dürfen, wenn Menschlichkeit verloren geht.
Wir glauben daran, dass wir mehr gemeinsam haben, als uns trennt. Dass es möglich ist, Brücken zu bauen — auch dort, wo alles in Schutt und Asche liegt. Wir haben diesen Song nicht geschrieben, weil wir Antworten haben. Sondern weil wir Fragen stellen: Wie viel Leid braucht es noch, bis wir endlich verstehen, dass kein Mensch weniger wert ist als ein anderer?
Nie wieder ist jetzt. Nicht irgendwann — jetzt. Dieser Song ist keine Flucht ins Träumen, sondern ein Aufstehen. Ein Nein zu Hass, Angst und Gleichgültigkeit. Ein Ja zu Menschlichkeit, Mut und Mitgefühl.
Frieden. Salam. Shalom.