Orwell 2.0

Mindermeinungen dulden Facebook und Twitter nicht mehr.

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ So steht es im Grundgesetz. Das heißt, dass Sie für Ihre Meinungsäußerung keine Strafen zu befürchten haben. Jemanden wegen einer „falschen“ Meinung zu bestrafen, ist inzwischen aber auch gar nicht mehr notwendig...

Schreien ohne gehört zu werden

Stellen Sie sich vor, Sie dürfen Ihre Meinung lautstark heraus brüllen, so laut Sie können. Sie dürfen sogar ein Megafon benutzen. Nur, keiner kann Sie hören. Sie befinden sich in einem schallisolierten Raum, aus dem kein Laut nach draußen dringt. Aber das Schöne ist, Sie merken es gar nicht. Sie können so richtig Dampf ablassen und die unmöglichsten Schimpfwörter benutzen, aber keiner bekommt es mit. Man lässt Ihnen Ihren Drang, an die Öffentlichkeit zu gehen, nur die Öffentlichkeit, die Sie glauben zu haben, gibt es gar nicht. Sie befinden sich in der Matrix. Jetzt werden Sie sagen, ach, das hätte ich doch bemerkt. Mir würde so etwas gar nicht passieren. Und überhaupt, ich habe ja nichts zu verbergen, wer sollte mich sperren?

Okay, dann stellen Sie sich einmal folgende Fragen: Sind Sie gegen die Kriege der Nato und der USA? Sie hätten da noch einige Fragen bezüglich 9/11 und dem WTC7? Haben Sie eventuell etwas gegen die Flüchtlingswelle, die derzeit über Europa schwappt? Finden Sie Pegida gut? Haben Sie etwas gegen die derzeitige Regierung? Finden Sie eventuell, die marktradikale AfD sei eine echte Alternative? Nutzen Sie Facebook oder Twitter?

Twitter und Facebook sind die derzeitigen Quasimonopolisten für den Kurznachrichtenaustausch zwischen Privatpersonen aber auch die Möglichkeit für Firmen, mit ihren potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Und Twitter und Facebook müssen sich nicht um das Grundgesetz kümmern. Sie regeln ihre Angelegenheiten über Verträge mit ihren Kunden, von denen gewiss nicht einmal 10 Prozent sich diese „Verträge“ überhaupt durchgelesen haben.

Sperren mit Shadowbanning

Shadowbanning ist auf Twitter bereits längere Zeit gang und gäbe, glaubt man den einschlägigen Meldungen dazu. Auch wenn Twitter das abstreitet. Dazu gibt es bereits eine Testseite, die einem mitteilt, ob das eigene Konto dem Shadowbanning unterliegt (1).

Und Twitter hat eine Passage in ihren AGBs, die genau dieses Shadow-Banning beschreibt.

„ …wir identifizieren mittels technischer Methoden solche Accounts, die beleidigendes […] Verhalten zeigen. Wenn dies der Fall ist, ergreifen wir Maßnahmen, um bestimmte Funktionen zu beschränken. So können Tweets zeitweise etwa nur Followern sichtbar gemacht werden…“ (1).

Dass diese Zensurmethode jetzt auch auf Facebook angewendet wird, meinen viele Benutzer seit dem Wahlkampf zur letzten Bundestagswahl aber spätestens seit Einführung des verfassungswidrigen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes des Justizministers Heiko Maas erkennen zu können. So schreibt David Berger von Philosophia Perennis:

„Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Kamen früher von Facebook jeden Tag etwa 20.000 bis 60.000 Klicks zu Philosophia Perennis (PP), sind es seit etwa drei Wochen nur noch circa 1.000 pro Tag. Diese Zahlen sind so eindeutig, dass wir mit größter Sicherheit davon ausgehen können, dass Facebook PP etwa 10 Tage vor der Bundestagswahl mit einem bis zur Stunde andauernden „Shadowban“ belegt hat. Das heißt, sobald ein Link zu PP auf Facebook geteilt wird, wird dieser Link automatisch als „Spam“ eingestuft und nur noch einer ganz kleinen Zahl an Usern angezeigt.“

Mit dieser Maßnahme dürfte sich Facebook einfach in extrem skrupelhafter Weise gegen das kurz vor der letzten Bundestagswahl vom Bundestag verabschiedeten NetzDG von Heiko Maas abzusichern suchen. Politik-Digital hat bereits vor einigen Wochen vor genau dieser Folge des Maas-Gesetzes gewarnt:

„Die kurzfristigen Folgen werden vermutlich verheerend sein. Waren schon in der Vergangenheit Missbrauchs-Vorwürfe und Beschwerden…“ (2).

Auch Michael Erle warnte bereits 2017 vor dem Shadow-Ban in Facebook und Twitter, allerdings mit dem besonderen Bezug auf Russland, nämlich, dass dort durch diese Technik unliebsame Opposition unterdrückt werden kann (3).

Interessant, dass keiner daran denkt, dass so etwas hierzulande auch möglich ist. Unter dem Strich sind sich alle Autoren einig. Unliebsame Stimmen werden durch diese Technik unterdrückt, die inzwischen nicht nur Twitter und Facebook, sondern auch andere soziale Medien erreicht hat.

Willkommen in der Matrix sowie selbst verschuldeten Unmündigkeit!


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Quellen und Anmerkungen:

(1) http://wp.shadowban.de/
(2) https://bayernistfrei.com/2017/10/03/ddr-2-0-facebook-belegt-philosophia-perennis-links-mit-shadowban/
(3) http://politik-digital.de/news/netzdg-shadowban-und-facebook-loeschung-152762/