Pandemie der sexualisierten Gewalt

Im Manova-Exklusivgespräch diskutiert Walter van Rossum mit den Therapeutinnen Birgit Assel, Valeria Petkova und der Sängerin Morgaine über Traumata durch Misshandlung, die keine Einzelfälle sind, und darüber, wie eine Heilung möglich ist.

Sexualisierte Gewalt an Kindern geschieht vermutlich millionenfach — meist im Halbdunkel traulichen Familienlebens. Bezeichnend, dass wir nicht mal das Ausmaß dieser Misere kennen. 2022 wurden 15.500 Fälle angezeigt. Wie jeder Sachkundige weiß, liegt die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von einer Million Opfer in Deutschland. Das sind Menschen, die etwas erlitten haben, das sie meistens ein Leben lang begleitet. Man schätzt, dass in Deutschland 3 bis 5 Prozent der Bevölkerung pädophile Neigungen haben. Das wären bis zu fünf Millionen Menschen. Das müssen nicht alles Täter sein. Und mehr und mehr wehren sich die Opfer dagegen, ein Dasein als Opfer zu führen. Deshalb lehnen sie auch den Begriff „Missbrauch“ ab.

Sexuelle Gewalt an Kindern ist leicht zu verurteilen — es ist schwer, sie zu verstehen. Was geschieht in den Pädoringen, Netzwerken, in denen meist bieder wirkende Väter ihre Kinder anbieten und ihrerseits mit Kindern der anderen versorgt werden? Und ganz undurchdringlich wird es, wenn man an die geschätzt eine Million Kinder denkt, die jährlich entführt werden und verschwinden. Von Zeit zu Zeit hört man von gewerblichem Kinderhandel und Prostitution mit Minderjährigen und solchen Ringen in höchsten Kreisen. Vor einigen Jahren sorgte in Belgien der Fall Dutroux fast für eine Staatskrise. Kürzlich brachte sich in einem New Yorker Gefängnis Jeffrey Epstein unter mysteriösen Umständen um. Der Millionär hatte jahrelang reiche Prominente mit Minderjährigen versorgt.

Die Sängerin Morgaine wurde seit ihrem zweiten Lebensjahr unter anderem von ihrem Großvater sexuell misshandelt. Bis heute leidet sie unter enormen psychischen und physischen Störungen, die vermutlich nie ganz ausheilen werden. Doch Morgaine hat sich entschlossen, darüber zu reden. Sie versteht es als Schritt auf dem Weg einer Heilung. Sie spricht nicht nur darüber, sie singt auch von ihrem Weg: „Schattenlicht. Vom Trauma zur Heilung“ heißt ihr neues Album. Jeder Song eine Station auf ihrem Kreuzweg.

Die Traumatherapeutin Birgit Assel und die Psychotherapeutin Valeria Petkova berichten davon, welche therapeutischen Wege und Umwege sie gehen, um schwer traumatisierten Menschen wenigstens wieder Vertrauen zu geben. Offenbar lehnen nicht wenige Therapeuten Opfer sexueller Gewalt als Patienten ab, weil sie mit eigenen Traumatisierungen zu kämpfen haben. Birgit Assel erinnert sich, gelegentlich an den Rand ihrer Kräfte geraten zu sein.


Walter van Rossum im Gespräch mit Birgit Assel, Valeria Petkova und Morgaine

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Hier können Sie das Album bestellen:Schattenlicht