Realitätsferne Rekrutierung
Im Manova-Exklusivgespräch erläutert der Oberstleutnant a. D. Jürgen Rose, warum die neue Wehrpflicht infrastrukturell, personell und rechtlich gar nicht umsetzbar ist, und welches Ereignis ihn zum Bundeswehr-Kritiker werden ließ.
Die Bundeswehr braucht Soldaten. Es fehlen etwa 80.000. Es fehlen aber auch Reservisten — also Soldaten, die eine militärische Ausbildung absolviert haben, jedoch keine Berufssoldaten sind, die aber im Ernstfall einberufen werden könnten. Es gab einmal die allgemeine Wehrpflicht für junge Männer. Auf Wunsch der Wehrtüchtigen soll jetzt „ein neuer attraktiver Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert“, geschaffen werden. Geplant ist der Versand eines Fragebogens an die junge Generation: Jungs müssen den ausfüllen, Mädchen dürfen, wenn sie wollen. Noch weiß man nicht, was der Fragebogen wissen will, doch so erhält man schon mal einen hübschen Überblick über die Gesinnungslage der Jugend.
Wenn das mit der Freiwilligkeit nicht klappt — und danach sieht es eher aus — , dann käme die alte Wehrpflicht. Allerdings müssten sowohl für die Freiwilligen also auch für die Zwangsverpflichteten erstmal enorme administrative Strukturen und Institutionen geschaffen werden, ganz abgesehen von Kasernen und dem entsprechenden Ausbildungspersonal. Das wird enorme Summen kosten und sehr lange dauern. Freundlicherweise scheint der Russe noch so lange zu warten.
Jürgen Rose war mal überzeugter Soldat. Sein Dissens mit der real existierenden Bundeswehr entzündete sich vor fast 30 Jahren an der Frage der Wehrpflicht.
Walter van Rossum im Gespräch mit Jürgen Rose
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