Sog aus der Zukunft

Die geschichtlichen Ereignisse scheinen auf ein ganz bestimmtes Ergebnis zuzulaufen — weil alles keineswegs zufällig geschieht.

China kam viel besser aus der Pandemiekrise als der demokratische Westen. Das wussten die Autoren der Rockefeller-Stiftung erstaunlicherweise bereits 2010. In ihrem Zukunftsentwurf „The Future of Technology and International Development“ nimmt das inzwischen berüchtigte Lockstep-Szenario die aktuell weltweit praktizierte Coronapolitik auf frappierende Weise vorweg. „Is this real life or exercise?“, so hieß es damals zu 9/11, als sich vier Flugzeuge plötzlich zeitgleich verselbstständigten. Auch heute muss man sich fragen: Fließt der Strom der Ereignisse noch gemäß seiner eigenen Dynamik, oder sind entlang der Ufer längst hohe Staumauern aufgezogen, die die Richtung der Geschichte machtvoll vorgeben? Geht das alles noch mit rechten Dingen zu, oder werden wir mal wieder — und nun im ganz großen Stil — manipuliert?

„Erst das Ereignis, dann die Geschichte“ — so formulierte Daniele Ganser einmal pointiert das kleine Einmaleins aller historischen Forschung. Damals ging es um die berüchtigte Meldung zu WTC7 und dessen tatsächlichen Einsturz 20 Minuten später. Nun, selbst von solch lobenswerter Haltung geleitet, ist eine neutral objektive Historik bekanntlich ein selten erreichtes Ideal, wenn nicht gar reines Wunschdenken, denn allzu oft sieht es ganz anders aus — in den Geschichtsbüchern —, bezüglich der wirklich großen Epen der Zeit gilt allzu oft die lakonische Formel: Die Sieger schreiben die Geschichte. Doch nun scheint selbst dieses Diktum zu wanken und einer völlig neuen Ära Platz zu machen,

in der es Leute gibt, die schreiben
erst die Geschichte, dass sie siegen werden —
und dann siegen sie ...

Scripted Reality scheint de facto in der Realität angekommen, also in der echten, in der Real Reality, also dieses Zeug, ganz ohne Bildschirm und so, wie hieß es noch mal — ach ja, Wirklichkeit!

Wenn man sich da doch wenigstens in der heilen Welt der Lindenstraße wähnen könnte. Denkwürdig der Moment seinerzeit, als ich am Radio Zeuge wurde, wie eine Hörerin am Telefon eine Schauspielerin im Studio in ihrer Lindenstraßenrolle ansprach:

„Ich wollte Ihnen nur mal sagen, SIE MACHEN DAS GANZ, GANZ TOLL. LASSEN SIE SICH NICHT UNTERKRIEGEN!“

Böses, Dunkles, Finsteres schwante mir damals. Böses, Dunkles, Finsteres musste uns bevorstehen, wenn wir weitergehen auf diesem Pfad des gesellschaftlich medialen Gonzotrashs. Doch die Heile-Welt-Kuschel-Seifenoper mit ihrem rituell zelebrierten Cliffhangerfinish lief bekanntlich im März 2020 — welch Sinnbild! — nach 30 Jahren aus, und die bittere Wahrheit ein Jahr später ist: Wir sind wohl kollektiv angekommen in der perfekt inszenierten Welt der Trumanshow.

Wer hier eintritt, lasse alle Hoffnung fahren

Muss man es so drastisch formulieren? Immerhin schaffte der gute Truman ja noch das Happy End und fand den Ausweg aus seinem sinistren TV-Knast, aber das war eben Hollywood.

Man muss nicht unter Beziehungswahn leiden, um auf die Idee zu kommen, dass Corona-world Elemente der maximal abgründigen Mediensatire mit Jim Carrey aus dem Jahr 1998 aufweist. Wie im Film scheint die Story, der große Plot von heute, längst vorgescripted, und Details werden spontan dazugescripted. Was nicht passt, wird husch, husch beigescripted. Und springt die Nadel mal allzu krass auf dem Plattenteller des Propaganda-Pop, rückt eine selbst ernannte Schreibtisch-GSG9 aus, damit das mediale Panikorchester wieder in seiner ganzen unheiligen Harmonie erklingt. Alles natürlich nur für den guten Zweck, damit es in Stein gemeißelt und unumstößlich heißt:

Pandemie ist bitter — Impfung ist süß

Also sagen wir es doch alle im Chor — Achtung, Aerosole! —: Demokratie Adee! Hat doch gar nicht wehgetan. Freiheit? Weg damit! Überwachung rund um die Uhr — warum sind wir da nicht schon viel früher drauf gekommen? Ich zum Beispiel will auch sowieso gar nichts mehr — Ammasonn weiß doch, was gut für mich is'. Wo soll ich unterschreiben? Pflegestufe vier von Geburt an, warum denn nicht? Die Technik ist doch da! Ist doch schön, wenn man sich so schön schön fühlt. Wo ist das Problem bitte schön?

Waren es nicht romantische Zeiten, als der philosophische Geist, ja, der Poet noch das letzte Wort hatte: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

Hach, herrlich! Da läuft einem doch direkt ein Schauer über den Rücken. Wie doch die Zeit vergeht. War er nicht süß, dieser traumschlafende, dieser fabulierende Mensch von gestern, von letzter Woche, mit seinen naiven, aber ja, doch irgendwie auch rührenden G e f ü h l e n , beinahe kindlich und so süß. Wie er versuchte mit lyrischen Regungen, die Welt zu erklären, fast wie Höhlenmalerei — so hilflos, so geworfen ... Man musste ihn einfach knuddeln, man musste ihn einfach lieb haben, diesen kleinen Racker, diesen Biobody, diesen analogen Stümper, so zart, so fragil, so verletzlich. Auf eine herrliche Vergangenheit werden wir bald zurückschauen können aus unserem künftigen ewigen Nichts.

Lockstep — Ausschnitt aus dem Pandemie-Szenario der Rockefeller-Stiftung 2010

„Einigen wenigen Ländern erging es jedoch besser — insbesondere China. Die rasche Verhängung und Durchsetzung einer obligatorischen Quarantäne für alle Bürger sowie die sofortige und nahezu hermetische Abriegelung aller Grenzen durch die chinesische Regierung rettete Millionen von Menschenleben, stoppte die Ausbreitung des Virus viel früher als in anderen Ländern und ermöglichte damit eine schnellere Erholung nach der Pandemie.“

Noch mal zur Erinnerung: Dies sind Zeilen aus dem Jahr 2010!

„Chinas Regierung war nicht die einzige, die extreme Maßnahmen ergriff, um ihre Bürger vor Risiken und Kontakt mit dem Virus zu schützen. Während der Pandemie ließen nationale Regierungen auf der ganzen Welt ihre Autorität spielen und verhängten strenge Regeln und Einschränkungen, vom obligatorischen Tragen von Gesichtsmasken bis hin zur Kontrolle der Körpertemperatur an den Eingängen zu Gemeinschaftseinrichtungen wie Bahnhöfen und Supermärkten.“

Wir sind jetzt circa gerade hier, doch die Fortsetzung folgt:

„Selbst nachdem die Pandemie abgeklungen war, wurde diese autoritäre Kontrolle und Überwachung der Bürger und ihrer Aktivitäten beibehalten und sogar intensiviert. Um sich vor der Ausbreitung zunehmend globaler Probleme — von Pandemien und transnationalem Terrorismus bis hin zu Umweltkrisen und steigender Armut — zu schützen, verstärkten führende Politiker in aller Welt ihre Macht.“

Lockstep heißt Gleichschritt, Lockstep heißt: Im Gleichschritt Marsch! Schon zehn Jahre vor Event201 wurde hier unser aller Zukunft zusammengesponnen. Doch nicht einfach so, nach vorne hin — nein, vom Jahr 2025 aus wurde damals fiktional die Vergangenheit memoriert, obwohl sie noch gar nicht geschehen war.

Regnostik heißt das Zauberwort

Und ein eloquent akademisches Branding, ein, rein vom Wording her, tough starkes Geblubber ist auf jeden Fall schon mal eine perfekte Basis für ein solides Fundament …

Gnosis ist die Erkenntnis und Regnostik muss dann wohl in etwa das Rückwärts-erfinden
einer zukünftigen Vergangenheit von noch weiter vorn aus sein – ich hoffe, man kann mir folgen. Man imaginiert sich quasi ad hoc aufs Siegerpodest der Skiabfahrt und erinnert sich dann nur noch, wie perfekt die Kurven und der Sprung am Holmenkollen gelaufen sind.

Hokuspokus — so sehn Sieger aus!

Da ist noch ein anderer geistiger Twist in der Birne dieser Leute, in ihren Thinktanks, in ihren Denkpanzern, als etwa beim chinesischen großen Sprung nach vorn, als es hieß: In fünf Jahren haben die Zahlen so und so auszusehen, koste es, was es wolle. Planwirtschaft im klassischen Sinne ist einfach zu oldschool — das kann man den Leuten heut nicht mehr verkaufen. Und auch diese rohe Gewalt, à la Mauerschützen oder Platz des Himmlischen Friedens, ist marketingtechnisch ganz schwierig today. Und eben, historisches Unrecht kann doch auch viel smarter daherkommen und effektiver noch dazu. Und am Ende ist es sowieso wieder das altbewährte Hauruckverfahren.

Bekanntlich muss man die Leute einfach nur so schnell über den Tisch ziehen, dass sie die Reibung, die dabei entsteht, als Nestwärme empfinden.

Und Speed — das können wir doch am besten in Zeiten von Digidigi!

Überwachung meets Kapitalismus

Shoshana Zuboff, die den aufkommenden Überwachungskapitalismus als Erste so benannt hat, sieht uns gar in der Situation der amerikanischen Ureinwohner, die ihre Schätze, ihr Land, ihre Lebensweise für eine Handvoll glitzernder Glaskugeln hergegeben haben.

Es ist ja bekannt, dass sich weite Teile der Bildschirmelektronik von heute ganz gezielt der Reiz-Reaktions-Mechanismen der guten alten Slot Machine, des Einarmigen Banditen, bedienen. Das Blinken und Piepen all der Endgeräte spielt virtuos auf der Klaviatur unserer Dopamin ausschüttenden Hirnsynapsen. Wie sind wir also auf den pawlowschen Hund gekommen? Das Medium ist die Message — der Rhythmus der Geräte formatiert uns, ihr Inhalt ist dagegen kaum mehr als Folklore oder Deko.

Und so, oh Wunder der Choreographie, welch Quadratur des Kreises, verschmelzen Kapitalismus und Kommunismus nun zu einem einzigen hybrid totalitären Superirgendwas, einem Milliardärssozialismus im Horrorschick von 1984. Über den Pol des eiskalt deregulierten Marktliberalismus schlägt die Nadel um in die be- und erdrückende Pseudosolidarität eines volksfürsorgenden Gluckenstaates.

Und zur Maske bleibt nur zu sagen: Nie war Be-vor-Mund-ung anschaulicher auf zwei Beinen unterwegs

Das Ende der Geschichte, nun ist es doch noch über uns hereingebrochen.
Wer hätte das gedacht — Halleluja!

In Anbetracht des aufkommenden digital/biotech/transhumanistischen Overkills möchte man zu den Amish People flüchten — Leben ohne TV, Auto und Internet. Gerade hatte ich diesen Gedanken bei Keks und Kaffee noch erwogen, da schneit tatsächlich die Meldung herein: „Amisch sind offenbar die erste US-Population mit Herdenimmunität!“ Das Rezept: keine Maßnahmen, stattdessen gesunde Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft und noch mehr Gemeinschaft. Offenbar gab es zahlreiche Infektionen, die jedoch zu 90 Prozent symptomfrei verliefen. Herrlich — und wie blamabel für das Heer von Universitäten auf dem Globus. Intelligenz kann so einfach sein, und wie sind wir dabei, uns im akademischen Wirrwarr vollends zu verstricken.

Bestellung beim Universum

Dieser psychologische Kunstgriff der Regnostik, diese Bestellung-beim-Universum-mäßige Affirmationsakrobatik, ist in Wahrheit eine Art schwarzmagisches Denken, das eine fundamentale Grundregel unseres Daseins missachtet — das Polaritätsgesetz. Wer das eine will, nährt automatisch den Gegenpol unbewusst mit. Wer für sich das Licht auserkoren hat — kleiner Wink an allzu simplifizierte Kitsch-Esoterik —, befördert, ob er will oder nicht, die Finsternis gleichermaßen. Und wer die märchenhafte Vision vom Himmel auf Erden propagiert — in welchem zeitgeschichtlich gefärbten Anstrich auch immer –, wer sich gar auserkoren fühlt und mit missionarischem Eifer auf den Weg macht, diese Leute haben noch immer das maximale Unheil in die Welt gebracht. Schwab, Gates und Konsorten reihen sich hier nahtlos ein im unseligen Olymp früherer legendärer Finstermänner der Geschichte. Wer schützt uns vor den Sirenengesängen dieser Pseudophilanthropen, wer stoppt den desaströsen Voodoozauber dieser weltentrückten Freiheitsvernichter?

Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Ich weiß nicht mehr genau, wer das gesagt hat — aber ich mags. Ein Zen-Mönch, den ich eine Weile kannte, hat es so ausgedrückt: Wir können uns nicht in ein neues Leben hineindenken, wir können uns nur in ein neues Denken hineinleben. Das ist der Weg der weißen Magie, das ist der Weg der hellen Seite der Macht. Erst das Ereignis, dann die Geschichte — fangen wir heute damit an.