Spiegel & Co. entlarven Rubikon

Die Quarantäne hat schwerwiegende Folgen für die Leitmedien.

Mittlerweile widmen Tagesschau und heute-journal einen erheblichen Teil ihrer Berichterstattung üblen Verschwörungstheoretikern, die ihren pandemischen Botschaften zu widersprechen wagen. Am Samstag veröffentlichte der Spiegel vier Seiten zum Thema und macht Rubikon zu einem der Hauptangeklagten. Am Sonntag folgte umgehend die Süddeutsche und schrieb alles beim Spiegel ab. Vielleicht ist es zu viel der Mühe, auf solche Postillen auch noch zu reagieren. Eigentlich genügt es, einige ein paar Wochen alte Ausgaben zu lesen und abzuwarten: Der Mainstream bringt sich gerade selbst um die Ecke. Alle Beatmung kommt zu spät!

Was ist eine Verschwörung? Wenn mindestens zwei sich verbünden, um einem Dritten zu schaden. Was sind Verschwörungstheorien? Überlegungen, Untersuchungen, Theorien oder Hypothesen, wer die mindestens zwei sind und warum sie was machen. Oder um es an einem aktuellen Thema zu illustrieren. Unter der Überschrift „Das Geschäft mit den Viren“ heißt es in einem Artikel im September 2009:

„Doch ein Kampf um Leben und Tod fand im Marienhospital nicht statt. ‚Die Krankheitsverläufe waren milder als bei der normalen Influenza; wir haben die Leute nach Hause geschickt und ihnen gesagt, sie sollen sich ins Bett legen‘, berichtet der Mediziner. ‚Das Virus, über das so viel Aufheben gemacht wird, ist vollkommen banal. Gegen die normale Grippe werde ich mich impfen lassen, aber doch nicht gegen die Schweinegrippe!‘

Was den Klinikchef so irritiert, ist der Gegensatz zwischen seiner täglichen Erfahrung als Mediziner und der Aufregung um die Schweinegrippe bei den staatlichen Gesundheitswächtern. Nachdem Deutschland bereits für eine halbe Milliarde Euro Impfstoff gegen den Erreger bestellt hat, sollen nun sogar noch einmal Millionen Dosen nachbestellt werden — für weitere rund 500 Millionen Euro.“

September 2009 war ungefähr der Höhepunkt der letzten angeblichen Superpandemie — der sogenannten Schweinegrippe. Bald entpuppten sich alle Behauptungen über die außergewöhnliche Gefährlichkeit des Schweinegrippeerregers als pure Panikmache. Da blieb die Frage nicht aus, wer oder was hinter diesem globalen Fehlalarm stecken mochte. 2018 recherchierte dasselbe Blatt über Sinn und Unsinn des aus dem Boden gestampften Impfstoffes:

„Das verdeutliche, wie riskant die Impfkampagne war, sagt Becker-Brüser [Herausgeber des pharmakritischen ‚Arznei-Telegramms‘, Anm. d. Red.]. ‚Meines Erachtens wurde das Risiko von den zuständigen Behörden negiert. Man wollte impfen, man wollte den Impfstoff loswerden, den man gekauft hatte.‘ Zumindest von der irischen Regierung ist laut ‚British Medical Journal‘ bekannt, dass den zuständigen Behörden die internen Nebenwirkungs-Berichte von GlaxoSmithKline vorlagen. Dennoch lief die Impfkampagne in Irland uneingeschränkt weiter.“

Es gibt in diesem Zusammenhang ein noch heute sehenswertes Interview, das Monitor im Dezember 2009 mit Michael Kochen, dem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, geführt hat und das von der ARD ausgestrahlt wurde — Überschrift: „Horrorszenarien — die Schweinegrippe und die Medien“.

Was sagt uns das alles? Zu Zeiten der Schweinegrippehysterie gab es innerhalb der sogenannten Mainstreammedien offenbar noch Inseln des Widerspruchs, Oasen des Zweifels, bescheidene Bekundungen von Pluralismus in den Redaktionen. Die beiden zitierten Artikel standen im Spiegel („Das Geschäft mit den Viren“, „Hersteller von Schweinegrippe-Impfstoff ignorierte Risiken“). Doch machen wir uns nichts vor: Spiegel und ARD haben damals schon kräftig das Verbreiten von Panik trainiert.

Investigativer Journalismus hat unvermeidlich mit Verschwörungen zu tun und produziert also Verschwörungstheorien.

Machenschaften der Energiekonzerne, subversive Seilschaften in den Parteien, islamistische Konspirationen, mafiose Intrigen von Siemens, betrieblich organisierte Puffbesuche bei VW, systematischer Umsatzsteuerbetrug. Die Aufdeckung oder auch nur Entdeckung solcher Fälle beruht auf Verschwörungstheorien. Nur nennt die mediale Branche das nicht so. Verschwörungstheorien in ihrem Verständnis sind doofe Theorien, die nicht mitspielen dürfen.

Und man tut gerne so, als seien Verschwörungstheorien eine Textsorte, der man auf Anhieb die krankhaften oder abwegigen Motive ablesen könnte. Im Moment gibt es ein Dutzend Bücher auf dem Markt, die Verschwörungstheorien den Garaus machen wollen — vermutlich in der Hoffnung, so noch Reste von Vernunft retten zu können —, doch keines dieser Bücher kann auch nur ansatzweise valide Kennzeichen für abwegige Verschwörungstheorien nennen. Es gibt gute und es gibt schlechte Verschwörungstheorien. Das ist alles.

In der Regel ist es heute so:

Wenn von Verschwörungstheorien die Rede ist, errichtet man eine Demarkationslinie zwischen Drinnen und Draußen. Wer darf mitreden und wer nicht? Was gilt noch als zumutbare Überlegung und was nicht? Doch die Demarkationslinie basiert nicht auf Argumenten, sondern funktioniert über pathologische Zuschreibungen.

Sage und schreibe zehn Autoren hat Spiegel jetzt (Nr. 20/9.5.2020) darauf angesetzt, eine solche komplett argumentationsfreie Trennwand zu errichten. Die Zitadelle des Mainstreams ballert auf alles, was dem pandämonischen Totalitarismus unserer Tage entgegensteht. Das fabelhafte Rechercheteam hat drei Zentralorgane gefährlichen Wahns ausgemacht:

„Neben dem Querfront-Magazin Rubikon sind das die zwei deutschsprachigen Ableger eines staatlichen russischen Medienunternehmens, RT Deutsch und Sputnik.“

Die Kollegen hätten vielleicht noch erwähnen sollen, dass rubikon.news ein Internet-Magazin ist. Und vielleicht hätten sie noch erläutern sollen, warum es ein Querfront-Magazin sein soll. Mit Querfront bezeichnet man den strategischen Zusammenschluss von diametral entgegengesetzten Extremisten — beispielsweise von Faschisten und Kommunisten. Selbstverständlich erfolgt die Einschätzung als Querfront-Magazin seitens des Spiegels ohne jeden Beleg. Es gäbe auch keinen, wie der Spiegel gewiss weiß. Man zitiert einfach ein paar Pegidatypen, die auch ihre Probleme mit der Coronapolitik haben, fertig ist die Querfront. Infamie oder Hilflosigkeit? Beides. Nun wüsste man natürlich ganz gerne, was das Querfront-Magazin rubikon.news denn auf dem Kerbholz hat?

„Das Magazin Rubikon ist eine Art Hausmedium der Protestler. ‚Hygienedemo‘-Mitgründer Lenz verbreitet hier von Anfang an seine Thesen. Rubikon wurde 2017 gegründet und veröffentlicht immer wieder verschwörungsideologische Beiträge. Im Beirat sitzen auch Journalisten, die für Weltnetz.tv und RT Deutsch arbeiten. Rubikon sucht außerdem Kontakt zu Fake-News-Verbreitern wie Ken Jebsen, der mit seinem YouTube-Kanal KenFM momentan massiv von der Coronakrise profitiert.“

Nicht zu vergessen, irgendwie noch mit dabei der „prorussische Journalist Ulrich Gellermann“. So sehen grausam schlechte Verschwörungstheorien aus: kein Argument, allein der Glaube an ein riesiges Verschwörungskartell und die hastige Montage grotesker Zusammenhänge. Doch was eint dieses Kartell der Irren? Auf ganzen vier Seiten des Mainstreammagazins findet man keinen einzigen Satz über Absichten oder Thesen dieser Finsterlinge. Das sagt alles: zehn Autoren und kein Thema.

Wenn ich den Kollegen aushelfen darf:

Die „Verschwörungstheoretiker“ arbeiten an der Wiederherstellung eines wenigstens minimalen Pluralismus.

Und die besteht in diesem Fall aus einer überaus mühsamen Sammlung und Sichtung von Informationen und Überlegungen, die der Proklamation der coronaren Apokalypse widersprechen. Darüber ließe sich reden — über Argumente also. Doch genau das verweigern die Fürsten der Zitadelle von Anfang an. Man lässt sich nicht die schöne Katastrophe verwässern. Und heute könnten Diskussionen glatt den Endsieg verhindern.

Wer einen Beitrag zu einem Thema aus der Zitadellenredaktion liest, hat alle gelesen. Fast wörtlich schreibt die Süddeutsche, was wir schon im Spiegel lesen mussten und was zuvor oder danach von der Bild-Zeitung noch massentauglicher verbreitet wird, um schließlich von der Tagesschau hübsch bebildert zu werden.

Diese Sorte Journalismus funktioniert nur im Rudel und wenn er jede abweichende Meinung kriminalisiert oder pathologisiert. Das ist nicht neu, aber es nimmt gerade hysterische Züge an.

Irgendwie scheinen die Herrschaften zu ahnen, dass die Nummer Corona bald zu Ende geht. Die Mainstreammedien haben die Pandemie geradezu herbeigeschrieben. Das hat ihnen teilweise verblüffenden Zustrom beschert. Mittlerweile scheuen sie auch keine quasifaschistischen Durchhalteparolen. Doch allmählich müssen sie die totale Kontrolle abgeben.

Auf den Seiten von rubikon.news finden sich Hunderte Beiträge von oder über bedeutende Wissenschaftler weltweit, die die ganze coronare Aufregung für einen absurd kostspieligen Fehler halten und ausgezeichnete wissenschaftliche Argumente ins Feld führen können. All diese Nobelpreisträger, Stanford-Professoren und weltberühmten Experten mussten in den medialen Untergrund (oder was Spiegel & Co. dafür halten) gehen, um noch gehört zu werden.

Was glaubt die Zitadelle denn, warum ein Mann wie Professor Detlev Krüger, 27 Jahre lang Chef der Virologie an der Charité und Vorgänger von Christian Drosten, ausgerechnet Sputnik ein Interview gibt, um seine Zweifel an der Handhabung der Pandemie auszudrücken? Russisch gesteuerte Virologie?

Es ist nicht ausgemacht, wer recht hat. Aber es gab keine Diskussionen. Dafür haben die medialen Apokalyptiker mit brachialen Mitteln gesorgt.

Doch die Diskussionen werden kommen, dafür haben wir gesorgt.