Strauchelnder Karrierebub

Der CDU-Jungstar Philipp Amthor steht im Verdacht, für seine KI-Firma Milliardengelder aus dem Corona-Konjunkturpaket abzocken zu wollen.

Im 50-Milliarden-Corona-Konjunkturpaket von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sind vier Milliarden für Künstliche Intelligenz (KI), Quanten & Co vorgesehen. So viel Staatsknete lockt allerlei und auch dunkle Gestalten an, die sicher schon seit Jahren auf geplante Subventionen für diesen Bereich schielen. Etwa die dubiose Firma Augustus Intelligence, die den Jungunions-Star der CDU, Philipp Amthor, als Direktor anheuerte und mit Aktienoptionen überschüttete. Nun ist aufgeflogen, dass Amthor und einige Mitprofiteure „money for nothing“ einsacken wollten.

Augustus Intelligence wurde am 12. Juni 2020 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als Der Spiegel berichtete, dass Amthor im Bundestag Lobbyarbeit für das US-Unternehmen des deutschen Jungmanagers Wolfgang Haupt betrieben hat und dafür mit Luxusreisen, Aktienoptionen und einem Direktorenposten belohnt wurde. Seither steht Amthor im Ruf der Käuflichkeit, obwohl die korruptiven Regeln für deutsche Abgeordnete keine Strafverfolgung für derartige Fälle zulassen.

Augustus Intelligence gibt auf seiner Website als Geschäftsziel an, es wolle „sichere Lösungen für Künstliche Intelligenz“ verkaufen und behauptet, Datenzentren in den USA zu betreiben und Software zur Gesichts- und Objekterkennung zu haben. Journalistenrecherchen in den USA und im Internet konnten aber keine nennenswerte Geschäftstätigkeit feststellen. Dafür gab es rege Lobbyarbeit im Berliner Regierungsviertel: Amthor öffnete Türen zu Altmaier wie auch zu Maut-Pleitier und Digitalminister Andreas Scheuer (CSU). Der hat schon gezeigt, wie man dreistellige Millionenbeträge an Privatfirmen verschiebt, ohne Gegenleistung und ohne Verantwortung für das verschleuderte Steuergeld übernehmen zu müssen.

Ähnliches könnten Haupt und Amthor mit ihrer Augustus-Firma im Sinne haben: In ihr und um sie herum finden sich Top-Vertreter des deutschen Sicherheitsapparates und der Wirtschaft, etwa der Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der wegen Rechtsradikalismus geschasste ehemalige Ex-Verfassungsschutzboss Hans-Georg Maaßen, der Ex-Boss des Bundesnachrichtendienstes (BND) August Hanning, der Unternehmensberater Roland Berger und der Milliardärserbe August François von Finck. Neben Verfassungsschutz (VS), BND und Militärischer Abschirmdienst (MAD) knüpft Augustus Intelligence über Guttenberg auch Beziehungen zum britischen Auslandsgeheimdienst MI6 an, über Ex-Minister David Miliband.

Pläne geplatzt — Subventionen futsch?

Am Personalmanagement muss Amthors Firma noch arbeiten: Zwei ehemalige Manager, die im Dezember letzten Jahres gefeuert wurden und nun gegen Augustus Intelligence klagen, packten aus: Sie werfen der Firma Geschäftspraktiken vor, die von „Betrug, Illegalität und Korruption“ durchdrungen seien. „In Wahrheit“, sagt die vom Der Spiegel zitierte Klageschrift, „hatte die Firma das behauptete Funding nicht, hatte auch kein Produkt und weder substanzielle Kunden noch Einnahmen.“

Für einen Sack voll Luft Multi-Millionen-Staatsknete abzocken ist aber auch ein Geschäftsmodell und die Milliarden prasseln derzeit nur so aus Altmaiers Wirtschaftsministerium heraus, besonders in Richtung Digitalisierung.

Wenn da eine Firma mit Geheimdienstkontakten und Top-Lobbyismus Überwachungstechnologie anbieten kann — da kommt Berlin ins träumen. Die World Socialist Web Site (WSWS) stellt sich dagegen die Frage, „(...) ob Augustus Intelligence überhaupt ein Wirtschaftsunternehmen ist, oder ob es sich um eine verdeckte Geheimdienstoperation handelt?“

So etwas schließt sich jedoch keineswegs aus. National Security Agency (NSA) und Central Intelligence Agency (CIA) sind selbstverständlich in allen einschlägigen Firmen mit dabei beziehungsweise deren Gründer, das erweisen zahlreiche Einzelfälle sowie besonders Edward Snowdens Enthüllungen: Snowden war zwischen NSA, CIA und diversen Intelligence-Firmen hin- und hergewechselt, bevor er kapierte, dass die eigentlich keine netten Sachen machen.

Von dieser Liga, zu der man auch Cambridge Analytica (CA, Netzmanipulation der Trump- und Brexit-Wahlen) zählen kann, ist die Luxus-verliebte Amthor-Clique aber noch weit entfernt. Hinter CA standen tatsächlich Geheimdienste beziehungsweise die Strategic Communication Laboratories (SCL) Group, ein britisch-US-amerikanisches Unternehmen für Verhaltensforschung und strategische Kommunikation, das für MI6, CIA und so weiter arbeitet. Die Mainstream-Journaille verschwieg komplett die mit drei Klicks recherchierbare Verbindung der Wahl-Manipulateure zu SCL und damit zu CIA und Co. Medienschweigen ist unter Umständen auch ein Indiz für geheimdienstliche Drahtzieher. Wer die Öffentlichkeit über deren Machenschaften informieren will, kann in die Fänge einer Unrechtsjustiz geraten, wie aktuell der Hacker und Enthüllungs-Journalist Julian Assange.


Quellen und Anmerkungen:

Hannes Sies, Fall Assange: Totalitäre Geheimjustiz mit neuen alten Bezichtigungen
Hannes Sies, Deep State hinter Trump? Der Mercer-Milliardärsclan, SCL und die NSA
Peter Schwarz, Affäre Philipp Amthor: Was steckt hinter Augustus Intelligence?