Wahre Demokratie

Die Democracy-App könnte zu einem wertvollen Werkzeug werden, um Gegenmacht zur herrschenden Politik zu organisieren.

Die aktuelle Weltlage lässt Hoffnungen auf eine bessere Zukunft schwinden. Neben dem Konflikt in der Ukraine dämpft nun auch Israel jede eventuell noch vorhandene Zuversicht bessere Perspektiven betreffend. Die Welt scheint im Chaos zu versinken, doch muss sich die Lage oftmals erst verschlechtern, bevor sie besser wird. Um sich nicht zu sehr von den herrschenden Konflikten vereinnahmen zu lassen, sollten wir unsere Aufmerksamkeit auf jene Themen lenken, die real helfen können, uns aus der prekären Lage zu befreien und eine bessere Welt zu erschaffen.

Ich bitte den Leser um Nachsicht, wenn ich gleich zu Anfang meinen Unmut kundtue, aber es ist niederschmetternd und deprimierend, unsere Unfähigkeit zu beobachten, uns zu vereinen und zu organisieren, um dem herrschenden Wahnsinn Einhalt zu gebieten und ein friedliches und faires Lebensmodel in unserer Gesellschaft zu etablieren. Es geht ja nicht nur um die Kriege, die ein paar hundert beziehungsweise ein paar tausend Kilometer weit entfernt von uns wüten, sondern auch um all die kleineren Konflikte, die innerhalb unserer Gesellschaft ausgefochten werden und sogar in unseren Familien toben. Der bewaffnete Konflikt ist nur die herausragende Expression eines Problems, dessen Wurzeln viel tiefer in unserem Innern begraben liegen, als es den meisten von uns bewusst ist.

Doch um die Analyse dieser „Wurzel allen Übels“ soll es hier nicht gehen. Ich möchte unsere Aufmerksamkeit auf die Lösungen lenken, die das Potential haben, uns aus der Misere herauszuführen. Die einzigen Annahmen, die ich dabei als Prämisse stelle, sind die, dass der Mensch von Natur aus gut ist und dass er im Eigeninteresse handelt. Wäre er nicht gut, entzöge uns dies jegliche Grundlage für die Hoffnung auf ein besseres Gesellschaftssystem. Und Hoffnung ist das Einzige, was uns beim Anblick des Weges in Richtung Abgrund, den wir als Kollektiv beschreiten, noch übriggeblieben ist. Und sie ist nicht unbegründet, sondern strahlt aus den guten Taten vieler Menschen, die uns tagtäglich begegnen.

Die kritische Masse

Wie viele von uns informieren sich regelmäßig in den alternativen Medien? Die Mitgliederzahlen in den unzähligen Telegram-Gruppen sind oftmals fünf-, manchmal sogar sechsstellig. Die Popularität unabhängiger Nachrichtenportale wie die Nachdenkseiten, apolut.net und Manova.news, sowie auch die Klickzahlen von auf Videoportalen veröffentlichen Videos, die der alternativen Medienszene zuzuordnen sind, können uns schlussfolgern lassen, dass eine nicht geringe Masse von Menschen vorhanden ist, die sich für die wahren Vorgänge in unserer Gesellschaft hinter dem Schein interessieren.

Doch wie viele von uns nehmen an den Abstimmungen in der Democracy App teil? Nach meinen Beobachtungen lag die Teilnahme der letzten 50 Abstimmungen bei durchschnittlich 404 Personen! Nur 404 Personen, ein Armutszeugnis! Dabei ist die Democracy App ein mächtiges Instrument, dem wir helfen sollten, in unseren Alltag zu integriert zu werden.

Zwar ist sie in ihrer jetzigen Form nicht die Lösung all unserer Probleme, denn sie nimmt noch keinen realen Einfluss auf Entscheidungen und dient momentan lediglich dazu, uns eine Orientierung, beziehungsweise einen Überblick zu bieten. Sie hat jedoch in weiterentwickelter Form das Potential, realen Einfluss auszuüben und somit unsere Gesellschaft neu zu gestalten.

Wie diese Gesellschaft gestaltet wird, hängt davon ab, wie wir abstimmen werden. Ideal wäre es jedoch, wenn wir entdecken würden, dass wir letztendlich ein Instrument brauchen, welches uns hilft, unsere kollektive Produktivität zu lenken. Mit der Möglichkeit, Ideen oder Projekte zu wählen, wäre das Wählen von Parteien obsolet. Wir könnten zwar, so wie es im Parlament auch stattfindet, über Gesetze abstimmen, beispielsweise über Steuergesetze oder Arbeitsgesetze. Die größte Aufmerksamkeit würde aber den Abstimmungen über das Budget gewidmet werden, welche letztendlich darüber entscheiden, wofür wir als Gemeinschaft Arbeitskraft aufwenden.

Für welche Projekte die größten gemeinsamen Nenner bestünden, ist relativ einfach vorherzusagen. Der Mensch handelt vor allem im Eigeninteresse, weswegen er vermutlich für die Projekte abstimmen würde, die ihm Vorteile bieten, auch indirekt. Schulen, Straßen, Parks, Transport, Kommunikation, Freizeitangebote und vielleicht Erforschung und schließlich Realisierung günstiger und einfacher Energieumwandlungsprozesse. Bildung, Kultur und freie Wissenschaft sind Themen, für die ein überparteiliches Interesse innerhalb einer Gesellschaft besteht.

Lieber 300 hochwertige Computer für die Schulen, anstatt eine gepanzerte Limousine für den Bundestag. Lieber bezahlbarer Wohnraum für die Rentner, anstatt ein Palast für den Kanzler. Lieber die Erforschung von freier Energie, anstatt neueste Waffensysteme. Mehr Überwachung und Kontrolle der Oberschicht und der ihnen gehörenden Konzerne, anstatt die Gängelei und Paragraphenreiterei bei der Unterschicht.

So würde wahrscheinlich die Mehrheit entscheiden. Ziel ist es, den großen gemeinsamen Interessen Ausdruck zu verleihen, und die Democracy-App könnte uns als Sprungbrett dazu dienen. Sobald dieses Werkzeug eine gewisse Stabilität erlangt, wird das dahinterstehende Kollektiv in die Parlamente einziehen können, um realen Einfluss auszuüben. Man stelle sich eine Partei vor, die keine Macht einzelnen Mitgliedern überträgt, sondern sich selbst dezentral durch Abstimmungen organisiert.

Selbstverständlich werden unsere gemeinsamen Nenner erst durch Abstimmungen eruiert werden müssen, um eine gewisse Beständigkeit, Robustheit und Schlagkraft zu erreichen und um die Ideen sowie die daraus folgenden Projekte in der Gesellschaft manifestieren zu können. Das wird die Hauptaufgabe beim Aufbau eines alternativen Systems sein, und es wird zu Anfang nicht leicht erscheinen, da unsere Vorstellungen einer idealen Gesellschaft ziemlich unterschiedlich sind. Ich schreibe bewusst „erscheinen“, da wir uns letztendlich doch dasselbe wünschen: Eine friedliche und vor allem gerechte Gesellschaft, in der niemand zu verzweifeln braucht, und in der er das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, nicht verliert.

Vor uns liegt das fest umrissene Ziel, doch der Weg, der uns dorthin führen soll, liegt noch im Schleier der Ungewissheit verborgen.

Die Zerschlagung von Herrschaftsstrukturen

Die einen sehen das Problem in der kapitalistischen Wirtschaftsform, die anderen sehen im Sozialismus beziehungsweise Kommunismus keine Alternative. Nur wenige erkennen jedoch das Problem in den Hierarchien selbst, welche Machtakkumulationen hervorrufen, die früher oder später jeden Menschen korrumpieren werden. Es gilt somit, Machtkonzentrationen in jeglicher Form zu begrenzen. Die Idee der Gewaltenteilung, wie sie ursprünglich im Staat gedacht war, ist grundsätzlich erstrebenswert und sollte letzten Endes auch auf mächtige Wirtschaftssubjekte ausgeweitet werden.

Es ist bedauerlich zu sehen, wie Menschen durch antidemokratische Gebilde — wie beispielsweise Großkonzerne — ungeheure Macht erlangen und finanzielle Ressourcen besitzen, die häufig größer sind als die vieler Staaten weltweit. Und sie nutzen diese auch zu ihrem Vorteil, indem sie lobbyieren und „schmieren“ und es somit immer wieder schaffen, Interessen zum Nachteil der Allgemeinheit durchzusetzen.

Gleichzeitig werden wir von den etablierten Mächten aktiv davon abgehalten, die Macht zu erkennen, die wir als Gemeinschaft innehaben. Und falls es doch eine gesellschaftliche Bewegung schafft, eine Gefahr für das Establishment zu werden, versucht man gezielt, die führenden Köpfe zu korrumpieren, zu bedrohen, anzuschwärzen oder schlicht aus dem Verkehr zu ziehen. Machen wir nicht dieselben Fehler wie bisher. Konzentrieren wir die Macht nicht auf einzelne Akteure, die uns früher oder später enttäuschen werden, sondern behalten wir uns die Schwarmintelligenz. Sie ist das Mittel, mit der wir eine neue Gesellschaft aufbauen können. Wir haben die technischen Mittel dazu; wir müssen jedoch lernen, sie zu nutzen und ihre Mechanismen so zu gestalten, dass Machtmissbrauch unmöglich wird.

Der Vorteil der Democracy App besteht darin, dass sie die Idee der Dezentralität in sich trägt. Die Idee ist genial, doch sie braucht Zeit, um zu gedeihen und ihr volles Potential zu entfalten. Wir können uns sicher sein, dass das Projekt unter genauer Beobachtung steht und vielleicht auch schon Pläne zur Sabotage vorliegen. Ich kann mir auch vorstellen, dass das verwaltende Organ dieses Projektes einer latenten Gefahr ausgesetzt ist.

Die Frage nach der Verwaltung dieses Projekts wird letztendlich auch über dessen Erfolg bestimmen. Denn sobald das Projekt an Fahrt aufnimmt und somit auch an Macht gewinnt, wird sich herausstellen, ob die dahinterstehenden Menschen sich der Macht hingeben oder ob sie der ursprünglichen Idee treu bleiben und die Macht der Demokratie überlassen.

Wirkliche Macht kann das Projekt nur erlangen, wenn wir Menschen lernen, den demokratischen Mechanismus dezentral im Internet zu verankern.

Der Grundstein wurde gelegt

Bin ich naiv, wenn ich an das Gute im Menschen glaube? Selbstverständlich kommen mir ab und zu Gedanken, die mich erschaudern lassen: Was wäre, wenn Menschen sich für den Faschismus entscheiden würden? Was wäre, wenn das Unmenschliche das Menschliche dominiert? Mein Glaube ist eine Entscheidung, und ich habe mich entschieden, an das Gute im Menschen zu glauben, trotz all der entsetzlichen Dinge, die ich auf der Welt sehe. Ich habe mich entschieden, an die Menschen zu glauben, die ich beispielsweise auf Demonstrationen gesehen habe, oder Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe und die trotz einer anderen Meinung oder eines anderen Weltbildes Liebe in sich tragen und sie auf andere Menschen ausdehnen.

Trotz meiner Ansicht, dass Demonstrationen begrenzten Nutzen haben und ein Eingeständnis der eigenen Ohnmacht darstellen, weil es nur wenig bringt, Parolen zu rufen und auf die Einsicht jener zu hoffen, welche die herrschende Ungerechtigkeit verursacht haben, weisen sie auch positive Aspekte auf. Die meiner Meinung wichtigste Eigenschaft von Demonstrationen ist das Gefühl einer Gemeinschaft und die dabei entstehende Vernetzung. Wir sehen, dass wir nicht alleine sind. Wir sehen, dass wir gemeinsame Interessen haben, für die wir einstehen. Demonstrationen bieten eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Die Früchte dieser Vernetzung können wir in vielen entstehenden Projekten sehen, welche noch lokal begrenzt sind und folglich mit den Projekten der etablierten Mächte nicht konkurrieren können. Doch das brauchen sie auch nicht, sofern sie sich auf eine neue Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens konzentrieren, die das Althergebrachte obsolet werden lässt.

Der unaufhaltsame Fortschritt der Technologie lässt sich nur schwer bremsen. Warum also dagegen ankämpfen? Nutzen wir stattdessen die neue Art der Vernetzung und Informationsverbreitung zu unserem Vorteil. Der entscheidende Faktor für unseren Erfolg liegt darin, wie effektiv wir uns dezentral organisieren können.

Solange wir in einer pyramidalen Hierarchie verharren, sind diejenigen in den oberen Ebenen stets der Versuchung ausgesetzt, Macht zu ihrem eigenen Vorteil zu missbrauchen. Lasst uns die Menschen von dieser Last befreien.

Wie werden wir entscheiden?

Es lässt sich anerkennen, dass wir bereits Fortschritte erzielt haben. Unsere derzeitige Informationstechnologie wird aktiv genutzt, um Wissen zu verbreiten, das die etablierten Mächte bloßstellt und von ihnen als schädlich angesehen wird, weswegen sie darauf drängen, den Informationsfluss zu kontrollieren oder schlicht zur Zensur greifen. Meine Informationslage mag nicht perfekt sein, aber ich verfüge über die Möglichkeit, auf Erklärungsmodelle zuzugreifen, die erheblich von Mainstream-Ansichten abweichen und oft detaillierter sind und tiefer in die Materie eindringen. Doch selbst das ist kein Garant dafür, dass ich mich bei einer Wahl richtig entscheide. Wie können wir also gewährleisten, dass sich die wirklich guten Ideen in einer Gesellschaft durchsetzen?

Eine mögliche Vorgehensweise besteht darin, die erforderliche Mehrheit für den Sieg bei einer Wahl deutlich über einer einfachen Mehrheit zu halten. Dies begründe ich mit dem Postulat, dass die Menge an Liebe zu einer Idee proportional zur Menge der Wahlstimmen stehen wird. Je universaler und liebevoller eine Idee ist, desto mehr Anhänger wird sie finden, desto mehr Stimmen wird sie sammeln. Das gewährleistet, dass sich die wirklich guten Ideen durchsetzen, die der Gesellschaft die von uns ersehnte Zufriedenheit und Gerechtigkeit bringen. Schlussendlich geht es nämlich darum, der Gesellschaft Stabilität zu verleihen, was letztlich nur durch eine viel gleichmäßigere Verteilung von Gütern und Ansprüchen gewährleistet werden kann. Diesen stabilisierenden Prozess können wir mithilfe von Wahlen organisieren, indem wir die zu etablierenden Regeln zur Wahl stellen, die eine gerechtere Verteilung von Gütern und Ansprüchen ermöglichen.

Die vielen Türme zu Babel, die der Mensch in verschiedenen Formen baut, brechen immer wieder in sich zusammen, wobei sie oftmals große Verwerfungen und im schlimmsten Falle Kriege verursachen. Genau das wollen wir verhindern, und die Democracy-App bietet uns zumindest einen guten Anfang dafür. Lasst uns also bei diesem Projekt mitmachen und gemeinsam eine lebenswerte Zukunft nach unseren Vorstellungen bauen.


DEMOCRACY – Ein Erklärfilm