Wie lange gibt es noch kritische Medien im Netz?

Zensur wird zum Standard, nicht nur bei Google.

YouTube gehört zu Google und so ist es kein Wunder, dass auch für diesen Dienst Zensoren — sogenannte Moderatoren — arbeiten, deren Anzahl in nächster Zeit auf 10.000 erhöht werden soll, davon 1.500 in Deutschland. Als Begründung wird angeführt, dass extremistische, sexistische und terroristische Inhalte von YouTube verschwinden sollen.

Redaktionelle Vorbemerkung: Die IT-Redaktion möchte in ihrer Kolumne „Schöne neue Welt“ Autoren eine Plattform bieten, die sich kritisch mit der Informationstechnik und den in diesem Feld handelnden Akteuren auseinandersetzen. Wir freuen uns über jeden Artikel, der die technische, aber auch politische, ökonomische, psychologische, physische und soziale Auswirkung und Sicht der IT hinterfragt beziehungsweise behandelt. Bitte kontaktieren Sie uns unter it@rubikon.news.

Eine der wesentlichen Aufgaben der YouTube-Zensoren ist, künstliche Intelligenz zu trainieren. Bei netzpolitik.org kann man lesen:

„Die Unterstützung durch Methoden des Machine Learning ermögliche, dass die Moderatoren fast fünfmal mehr Videos entfernen würden als früher. 98 Prozent aller Videos, die wegen ‚gewalttätigem Extremismus‘ gelöscht würden, hätte der Algorithmus markiert. Dies helfe dem Unternehmen, siebzig Prozent dieser Inhalte innerhalb von acht Stunden nach dem Upload zu löschen, die Hälfte davon schon innerhalb von zwei Stunden. Die eingesetzte künstliche Intelligenz ersetzt nach Aussage von YouTube die Arbeitskraft von 180.000 menschlichen Moderatoren.“

Gelöscht werden aber nicht nur Filme, sondern auch Accounts und Kommentare, ohne dass die betroffenen Nutzer eine Begründung erhalten.

Das Gefährliche ist, dass YouTube damit ein Instrument hat, mit dem es ohne öffentliche Begründung beliebige Inhalte von YouTube (und aus der Google-Suche) verschwinden lassen kann. Man hat kein Anrecht auf Veröffentlichung bei privaten Internet-Unternehmen. Den menschlichen Moderatoren muss nur von der Geschäftsleitung vorgegeben werden, was auf YouTube tabu ist; und bei der Google-Suche gleich mit. Die künstliche Intelligenz wird dann ganze Arbeit leisten und die vorgegebenen Inhalte verschwinden lassen. In letzter Zeit mehren sich die Anzeichen, dass dies insbesondere kritische Inhalte und Personen betrifft.

Dies kann auch KenFM betreffen. Wenn die ungeheure Diffamierung Ken Jebsens durch den angeblich linken Politiker Lederer von YouTube ernst genommen würde, wäre es für mich nicht überraschend, wenn dieser YouTube-Kanal in nächster Zeit gesperrt würde.

Dann würde eine Abhängigkeit deutlich, in der die allermeisten kritischen Zeitgenossen gebunden sind. Um Öffentlichkeit zu erreichen, nutzen sie die Kommunikationsangebote der US-Amerikanischen Internet-Unternehmen wie YouTube, Facebook oder Twitter, die gerade damit begonnen haben, die Verbreitung von Inhalten zu unterbinden oder wenigstens zu erschweren, die nicht auf der Linie der herrschenden Meinung sind. Gegenwärtig scheint es kein wirksames Mittel zu geben, sich dagegen zu wehren . Diese Abhängigkeit ist leider nicht auf Kommunikationsdienste beschränkt, sie ist umfassend: Anwendersoftware, Betriebssystem, Smartphone Apps, Hardware etc.

Was tun?

Kritische Menschen sollten sich die Aufgabe stellen, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Nur so wird es auf Dauer möglich sein, der Zensur zu entkommen, die ja leider nicht nur auf die US-Amerikanischen Internet-Unternehmen beschränkt ist. Unter anderem will auch die EU mitmischen. Auf Rubikon wird es deshalb in der nächsten Zeit immer wieder Texte geben, mit denen gezeigt wird, worin die Abhängigkeit konkret besteht und was man tun kann, sich daraus zu lösen. Es ist an der Zeit.


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