Zwischen Chaos und Kosmos

Das große Flimmern, das wir gerade erleben, ist eine große Chance, in eine neue Ordnung zu finden.

Versöhnung, Heilung, Frieden — wie geht das? Wie können wir aus dem Irrenhaus, als das sich unsere Welt offenbart, heraustreten und gesund werden? Die Autorin versucht, das Verständnis füreinander zu fördern und Einzelne dazu zu ermutigen, bei sich selbst anzufangen. Jede Perspektive — so unverständlich sie auch erscheinen mag — hat ihre Bedeutung. Jeder hat die Freiheit, die Dinge so zu sehen, wie er will. Dahinter steht die Einladung, sich des eigenen und zwangsläufig begrenzten Blickwinkels bewusst zu werden und die Möglichkeiten zu erkennen, die sich daraus ergeben.

Wir leben in verschiedenen Welten. Auf der einen Seite: Menschen, die daran zweifeln, dass alles Gute von oben kommt, dass Vater Staat uns wohlgesonnen ist und die globalen Institutionen im Sinne der Allgemeinheit handeln. Auf der anderen: Menschen, die an dem Gedanken festhalten, dass alles doch noch irgendwie in Ordnung ist. Dazwischen: Jede Menge Bubbles, mehr oder weniger Unverständnis, Befremden, manchmal Feindseligkeit. Auf der einen wie auf der anderen Seite: wenig Durchlässigkeit. Jeder glaubt, woran er will.

Auch für die sogenannten Verschwörungstheoretiker ist für jeden etwas dabei. Das Buffet ist reich bestückt: Außerirdische, UFO-Sichtungen, Neue Weltordnung, Mind Control, Illuminati, Untergang der Titanic, Hitlers Tod, Kennedy-Mord, Mondlandung, Lady Di, 9/11, QAnon, Adrenochrom, Pizzagate, flache Erde, Innererde, AIDS, Martin Luther King, Bilderberg, Chemtrails, HAARP, Reichsbürger, Reptiloide, rituelle Gewalt, Klimawandel, Deep State, COVID-19 und viele, viele mehr.

Doch wer sich mit Mind Control, Deep State und Bilderberg beschäftigt, hat nicht automatisch ein offenes Ohr für Außerirdische, flache Erde oder Reptiloide. Jeder hat seine eigenen Grenzen, was er für potenziell möglich hält und was nicht. Unser inneres Glaubenssystem ist nicht offen für alles, was angeboten wird, und wählt aus, was noch durchgeht und was nicht.

Meine Wahrnehmung gehört mir

Als die großen Schiffe der Europäer kamen, so ist es überliefert, haben die Ureinwohner Amerikas sie nicht gesehen. Sie kannten nur kleine Boote. Wofür wir kein Abbild haben — so wird das Phänomen erklärt — das nehmen wir nicht wahr. Das, was nicht als Bild in unserem Kopf existiert, gibt es für uns im Außen nicht. Damit lässt sich erklären, warum so viele Menschen die Chemtrails nicht sehen oder das Unrecht, das so vielen zugefügt wird. Wir können eben nur das wahrnehmen, worauf unsere Antennen ausgerichtet sind.

Niemand von uns sieht das Ganze. Wir laufen alle gewissermaßen mit Taschenlampen durch das Dunkel und sehen jeweils nur den Ausschnitt, den wir beleuchten.

Unsere Augen sehen nur, was vor uns ist. Viele Tiere haben einen schärferen Blick als wir und weit ausgeprägtere Sinne. Doch anders als Tiere haben wir die Fähigkeit, uns Geschichten zu erzählen und aus einer einzigen Sinneswahrnehmung einen ganzen Roman zu machen.

Auch die menschliche Wahrnehmung ist unterschiedlich ausgeprägt. Was manche für völligen Quatsch halten, ist für andere eine Evidenz. Für manche Menschen ist es offensichtlich, dass absichtlich Feindbilder entworfen und Kriege geschürt werden, für andere, dass es Geistheilung gibt, Innererde oder Außerirdische. Manche Menschen können die Stimmung in einem Raum erspüren, die Aura sehen oder mit Pflanzen und Tieren kommunizieren, manche glauben nur, was wissenschaftlich nachvollziehbar ist.

Es hängt von jedem einzelnen ab, wo er seine Grenzen zwischen realer Machbarkeit, Nichtwissen und Täuschung setzt. Doch seien wir uns darüber bewusst, dass jeder von uns in einer Blase lebt. Wer sich wünscht, dass andere sich für seine Sichtweise öffnen, der tue es zunächst selbst. Bezichtigen wir uns nicht gegenseitig der Unglaubwürdigkeit und der geistigen Umnachtung, sondern hören wir uns erstmal zu. Vor allem dann, wenn wir in den sogenannten alternativen Medien unterwegs sind und zu spüren bekommen haben, wie es ist, von anderen nicht ernst genommen zu werden. Machen wir es nicht ebenso wie diejenigen, die behaupten, einen Deep State gebe es nicht.

Freier Wille

Es heißt, die Erde sei eine Art Lernplanet. Hier darf sich jeder aussuchen, welche Erfahrungen er machen will und welche Bedingungen er sich schafft, sein Bewusstsein weiterzuentwickeln oder nicht. Wofür jemand gekommen ist und auf welcher Bewusstseinsebene er sich bewegt, das kann nur jeder selbst ergründen.

Sehe ich das Abbild der äußeren Welt als feindlich oder freundlich? Glaube ich, dass das Leben mir grundsätzlich wohlgesonnen ist, oder bilde ich mir ein, dass die Ereignisse gegen mich sind? Suche ich mir immer einen, der schuld ist, und einen anderen, der mich rettet, oder übernehme ich selbst die Verantwortung für das, was mir passiert? Nehme ich das Leben als Experimentierfeld oder will ich es vor allem bequem haben?

Orientiere ich mich an einer äußeren Autorität und suche auch im Erwachsenenalter nach einem Vater, der mich beschützt, einer Instanz, die die Bösen bestraft und die Guten belohnt, oder wage ich es mir vorzustellen, dass da vielleicht niemand ist? Kein Papa, kein Staat, kein Richter, kein Weltraumpolizist, der uns gute Noten gibt. Niemand, der unsere Kriege verhindert, niemand, der uns rettet, niemand, der uns Absolution erteilt für das, was wir getan haben. Niemand, der in das Geschehen eingreift, weil es etwas gibt, das über allem steht: unseren eigenen freien Willen.

Ecce homo

Kein Petrus wird uns an der Himmelstür abweisen, kein Erbsenzähler die Guten in den Himmel und die Schlechten in die Hölle schicken. Kein strafender Gott wird ein letztes Gericht über uns halten.

Wir sind es selbst, der uns gegenübersteht. Ecce homo. Sieh dich an, Mensch. Das hast du getan. Dafür hast du dein Leben gegeben.

Bist du dem Ruf deiner Seele gefolgt oder hast du sie verkauft? Nach welchen Werten hast du gelebt? Warst du glücklich? Hast du Freude verbreitet? Hast du nach innen geschaut oder nach außen projiziert? Hast du für Frieden gesorgt oder für Spaltung? Hast du gelogen oder die Wahrheit gesagt? Hast du dich dafür eingesetzt, das Lebendige zu schützen und zu ehren, oder hast du vor allem deinen eigenen Vorteil gesehen?

Auch für diejenigen, die lieber sterben, als sich einzugestehen, Fehler gemacht zu haben, kommt diese Stunde der Wahrheit. Mit dieser Gewissheit können wir uns aus dem Irrenhaus befreien, das die Welt geworden ist. Chaos bedeutet Öffnung. Vielleicht sieht es dort, wo die Taschenlampe hinleuchtet, tatsächlich irre aus. Vielleicht begegnen uns Perverse und Verrückte, die die Projektionen auf die Spitze treiben. Es flackert und die Bilder sind verzerrt. Doch plötzlich wird ein neues Bild da sein und eine neue Ordnung wird sichtbar, ein neuer Kosmos.

Chaos und Kosmos — beide sind Teil eines sich ständig weiterentwickelnden Ganzen. Im Moment sieht es nicht gut aus. Doch es geht vorbei. Eine neue Ordnung formt sich, wenn das Rumpelstilzchen beim Namen genannt wird, ohne den Teufel an die Wand zu malen und alle Energien in die Bekämpfung dessen fließen zu lassen, was nicht mehr gut ist.

Loslassen statt verfestigen

Diese Mitte zu finden braucht ein feines Gespür und viel Übung. Der Ansatz der traditionellen chinesischen Medizin zeigt, wie es gehen kann. Nicht die Krankheit wird benannt und damit verfestigt, gewissermaßen in ein Korsett gepresst. Das Wort kann ein Gefängnis sein. Krebs, Aids, COVID-19 — wer das hört, denkt an das Schlimmste und schafft damit die Grundlage dafür, dass es auch eintritt. Wenn jedoch etwa von einer Blockade die Rede ist, vom Überschuss einer bestimmten Energie, von einem gestörten Gleichgewicht, verfolgt uns kein Schreckgespenst. Wir erhalten die Einladung, in ein neues Gleichgewicht, eine neue Ordnung zu finden.

Der Geistheiler Bruno Gröning, der in den Nachkriegsjahren nachweislich unzählige Menschen geheilt hat, bevor es ihm verboten wurde, hat nicht das Übel ins Zentrum gestellt, sondern die Heilung (1). Aus der Traumaforschung ist bekannt, dass ein Organismus heilen kann, indem die gesunden Anteile gestärkt werden. Die Kunst ist, das Übel zu benennen, ohne ihm immer neue Namen und Formen zu geben und seine Namen Legion werden zu lassen.

Bruno Gröning hat die Kranken aufgefordert, sich an einen universalen Heilstrom anzuschließen und ihm zu übergeben, was nicht gut ist. Alle Elemente stehen uns zur Verfügung, um uns zu befreien. Erde, Wind, Wasser, Feuer — viele gute Geister stehen uns jetzt zur Seite, wenn wir sie rufen.

Wir haben Unterstützung. Wir sind nicht alleine. Wir müssen nur selbst den Funken in uns entzünden, den Impuls der Bereitschaft für unsere Heilung und Befreiung.

Wer sich für Unterstützung öffnet, der bekommt sie. Doch nicht von einem Papa, der die bösen Jungs verprügelt. Die Macht, die uns den freien Willen gegeben hat, lässt uns allen Spielraum und ermöglicht jede Erfahrung. Auch die, das Kinderzimmer in die Luft zu sprengen. Wie auch immer die Ereignisse geartet sind, die uns auf diese Weise begegnen: Sie sind nichts weiter als die Frage, ob wir den Teufelskreis am Laufen halten oder den Kreislauf durchbrechen, der uns gefangen hält.