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Frieden geht uns alle an!

Frieden geht uns alle an!

Ostermarsch-Rede vom 1. April 2018.

Am 31. März 2018 verlieh mir das Düsseldorfer Friedensbündnis, bestehend aus der regionalen pax-Christi-Organisation, der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und dem Friedensforum Düsseldorf, den Düsseldorfer Friedenspreis.

Der seit 2002 jährlich ausgelobte Düsseldorfer Friedenspreis offenbart eine der Quellen für die Attraktivität und Beständigkeit der Friedensbewegung, wenn sie sich in ihrem Charakter Ernst nimmt. Sie hat die Verantwortung, das zu tun, da eine Elite internationaler NuklearwissenschaftlerInnen, darunter 17 NobelpreisträgerInnen, die sogenannte Weltuntergangs-Warn-Uhr (Doomsday-Clock) im letzten Januar auf zwei vor zwölf vorgestellt haben, dies ist ein Wert, der an die gefährlichsten Zeiten des Kalten Krieges erinnert.

Die Weltuntergangs-Warnuhr wurde erfunden

„an der Universität Chicago von Forschern, die am Manhattan Project beteiligt gewesen waren und folglich die Atombombe für die USA im Zweiten Weltkrieg mitentwickelt hatten. Nach dem Krieg und den verheerenden Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki wollten sie die Supermächte und die Menschheit vor den Gefahren der nuklearen Aufrüstung warnen. (...) Die ‚Doomsday Clock‘ war auch auf dem Titelbild der ersten Ausgabe des Fachmagazins ‚Bulletin of the Atomic Scientists‘ zu sehen“ (1).

Die Demonstration „Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen – Für Entspannung in Europa!“ vom 10. Oktober 1981, zu der fast eine halbe Millionen DemonstrantInnen nach Bonn kamen, machte mit den Sätzen auf:

„Die 80er Jahre werden mehr und mehr zum gefährlichsten Jahrzehnt der Geschichte der Menschheit. Ein 3. Weltkrieg wird aufgrund der weltweiten Aufrüstung immer wahrscheinlicher (...) Wir sind aufgerufen, uns mit Mut, Kraft, Phantasie und langem Atem gegen einen drohenden Atomkrieg zu wehren und Alternativen zur gegenwärtigen Militärpolitik zu entwickeln.“

Den langen Atem hat die Friedensbewegung, leider aber nicht in gleicher Weise ihre gemeinsame Vorgehensweise. In Bonn sprachen FriedensaktivistInnen mit und ohne weitere Organisationszugehörigkeiten, KünstlerInnen, Intellektuelle, Gewerkschaftler, ChristInnen, Kommunisten, Grüne, Sozialdemokraten – und das aus dem In- und Ausland. Unter den DemonstrantInnen war noch ein breiteres Spektrum, so unter anderem auch buddhistische Mönche aus Vietnam, Soldaten und Kriegsdienstverweigerer...
Volkmar Deile, einer der Organisatoren der Aktion, schrieb damals, es sei notwendig, die nationalen Bewegungen zum Thema Frieden und Atom international zu vernetzen. Zitat:

„Der 10.10.1981 hat gezeigt, dass fast alle Strömungen der Friedensbewegung sich auf einen Aufruf als Plattform einigen können. Diese Fähigkeit muss unbedingt erhalten werden“ (2).

Der Düsseldorfer Friedenspreis steht für diese Öffnung und die Tradition des gemeinsamen Engagements vieler Kräfte für das Überleben der Menschheit. Man kann das an den bisherigen PreisträgerInnen wunderbar nachzeichnen:

Manja Aschmoneit erhielt als erste den Düsseldorfer Friedenspreis, weil sie als einfache Bürgerin „im Alltag für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden“ eintritt; wie es in der Laudatio hieß.
Als Hanna Jaskolski den Preis 2003 erhielt, ging er an eine zivilcouragierte Aktivistin gegen die nukleare Gefahr, die mit zivilem Ungehorsam in Büchel/Eifel am Standort der US-amerikanischen Nuklearsysteme für den Kriegsfall ihren Widerstand einbrachte und Blockaden mittrug, und die für die Umsetzung von Gandhis aktiver Gewaltfreiheit auch Gefängnisstrafen auf sich nahm, die sie eher noch bestärkten.

Ihr folgte Barbara Gladysch, die mit den ‚Müttern für den Frieden‘ Kinder aus Tschernobyl zur Erholung nach Deutschland einlud und begleitete. Dann war die Antifaschistin Inge Holzinger als Ostermarschiererin der ersten Stunde die nächste Preisträgerin. Sie wurde auch als Whistleblowerin bezeichnet, da sie als erste über die Aktivitäten zur Aufstellung von Kriegsführungskapazitäten für die NATO und die Bundeswehr in Kalkar und Uedem aufklärte.

Danach wurden Matthias Werner und Hubert Ostendorf für Ihre Arbeit für Obdachlosenzeitungen und für Menschen am Rand der Gesellschaft geehrt. Ihnen folgte mit Willi Hoffmeister ein Gewerkschaftler, Betriebsrat, Kommunist und Mitbegründer der Ostermarsch-Bewegung an Rhein und Ruhr. 2010 unterstützte das Friedensbündnis die Aufklärungsarbeit von Wolfgang Kuhlmann, der in Newslettern die Wahrheit über die NATO-Kriege der Gegenwart verbreitete, während die Bundesregierung mit sogenannten Fortschrittsberichten ihren Krieg in Afghanistan schönfärbte.

Im Folgejahr wurde der evangelische Pfarrer Friedhelm Mayer unter anderem für seine Solidaritätsarbeit für Arbeiter, die von Werksschließungen bedroht waren, geehrt. Und 2012 erhielten Eva und Otto Klippenstein den Friedenspreis für ihr Engagement unter anderem für vietnamesische Bootsflüchtlinge, die schon in den 70er Jahren begonnen hatte.

2014 ehrte der Preis den Künstler Klaus Klinger, der mit Wandgemälden in interkulturellen Projekten unter anderem in Nicaragua, Chile, Senegal und Kuba vor den Folgen des Krieges anschaulich warnte und der menschliches Miteinander künstlerisch als Hoffnungsquelle ins Straßenbild brachte.

Außer Personen gab es noch Ehrungen für Initiativen und Organisationen, so das „Psychosoziale Zentrum“ zur Begleitung traumatisierter Geflüchteter, der Verein Mosaik für seine Arbeit gegen Ausgrenzung, die Flüchtlingsinitiative „Stay“ und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, die als erste und größte Bewegung antifaschistischen Widerstands den Schwur der befreiten Häftlinge von Buchenwald als Ziel bewahrt (3):

„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“

Alle diese so unterschiedlichen Menschen und Initiativen/Organisationen eint das „Nein“ zu Krieg, das ein „Ja“ zum Leben ist.

Die Aufgabe der Friedensbewegung unserer Tage besteht genau darin, das große Bündnis zu schmieden, das die unterschiedlichsten Kräfte vereint, die sich für die gemeinsame Vision einer in diesem Sinne anderen Welt einsetzen, die alleine zukunftsfähig ist.

Dazu habe ich ein Gedicht geschrieben, das ich auf dem Ostermarsch am Samstag, vorgetragen habe:

Dies ist es, wofür wir alle gekommen sind...

Du, Mann an den Atomknöpfen,
tief unten im Bunker,
wenn sie dir den letzten Befehl geben,
du sollst jetzt doch abdrücken
für die unendliche Gerechtigkeit,
dann gibt es für uns alle nur eins –

give peace a chance!

Du, Frau am Monitor,
wenn sie dir den neuen Befehl geben,
du sollst Werbefeldzüge erfinden
für eine noch breitere Begeisterung
für den atomaren Vernichtungsschlag
gegen den unfassbaren Feind in Osten,
dann gibt es für uns alle nur eins –
give peace a chance!

Du, Vertreter des Volkes,
wenn sie dir eine Zusage
abverlangen, dein Ja
zu uneingeschränkten Mitteln
für die Sicherheit im Abendland,
dann gibt es für uns alle nur eins –
give peace a chance!

Du, Mutter oder Vater
vom lebendigen Leben träumender Kinder,
wenn sie dich auffordern, du sollst sie ermutigen,
ihr sollt keine Drückeberger sein,
du sollst noch einmal Ruhe geben,
dann gibt es für uns alle nur eins –
give peace a chance!

Du, Junge oder Mädchen,
Kind deiner Eltern, wenn sie dir auf dem nächsten Fest
ein neues Computerspiel schenken,
schnellere Punkte für den Tod,
am sauberen Display Level two
Adventure nine,
dann gibt es für uns alle nur eins –
give peace a chance!

Du, Mensch, Heimat von Träumen,
Träger meiner Hoffnung auf den Menschen
im Leben auf Erden -

give peace a chance!


Quellen und Anmerkungen:

(1) https://web.de/magazine/wissen/doomsday-clock-nah-weltuntergang-31324078
(2) Das Buch zur Demonstration 1981, Berlin (West), S. 183 ff.
(3) https://www.buchenwald.de/fileadmin/buchenwald/download/der_ort/Buchenwaldschwur.pdf


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