Wir Wasserwesen

Alle Menschen entstammen dem feuchten Element — für kurze Zeit dorthin zurückzukehren, entfaltet mitunter therapeutische Wirkung.

Fische, Kraken und Wale leben im Wasser, wir Menschen dagegen sind eindeutig „Landtiere“. So scheint es jedenfalls auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir jedoch: Wir bestehen zu einem Großteil aus Wasser und verbringen die ersten neun Monate im feuchten Milieu des Mutterbauchs. Dort erleben wir ein paradiesisches Gefühl der Geborgenheit. Nichts fehlt, nichts sollte anders sein. Im Erwachsenenleben können wir diese Erfahrung bis zu einem gewissen Grad wiederholen: indem wir uns in warmem Wasser treiben lassen. Dass dies sehr angenehm ist, weiß jeder, der schon einmal eine Badewanne oder eine Thermenlandschaft aufgesucht hat. Bestimmte Therapien und Wellnessanwendungen nutzen diesen Effekt bewusst zu Heilungszwecken. Watsu oder Aquabalancing etwa. Der Autor hat die Methoden als vorübergehende Rückkehr ins Paradies erlebt. Ein Text zum #Wasserspezial.

Schon als Kind habe ich mich im warmen Wasser einer Badewanne immer sehr wohl gefühlt. Warum das so ist, wusste ich damals noch nicht. Später sagte mir mein Vater, dass alles Leben auf der Erde aus dem Wasser kommt. Unser salzhaltiges Blut enthält noch heute dieselben 84 Substanzen wie das Meerwasser, wenn auch mit insgesamt geringerem Salzgehalt als die heutigen Weltmeere, denn das Meer ist für uns Tiere wie Pflanzen die Urheimat.

Bei uns Menschentieren ist die Zeit vor unserer Geburt zudem besonders lang: neun Monate. Diese Zeit verbringen wir im warmen Wasser des Bauchs unserer Mutter, umfangen von ihrem Uterus, was uns das Leben lang empfänglich macht für Umarmungen.

Was wir Geburt nennen und als Anfang unseres individuellen Lebens betrachten, ist in Wirklichkeit nur der Übergang vom Wasserleben ins Landleben.

Den haben unsere tierischen Vorfahren vor etwa 400 Millionen Jahren vollzogen. Als menschliche Individuen vollziehen wir ihn bei der Geburt noch einmal. Wir sind dann also schon neun Monate alt und haben diese Monate im warmen Wasser verbracht, bei ungefähr 38 Grad Celsius, voll versorgt, nicht einmal essen oder atmen mussten wir.

Pränatales Paradies

Die Erinnerung an diesen — für die meisten von uns paradiesischen — Urzustand steckt noch in uns. Jedes Mal, wenn ich in eine warme Badewanne steige oder in einer Therme ins Warmwasserbecken, ist dieses Gefühl wieder da: Hier fehlt mir nichts, hier geht’s mir gut, hier bin ich in Mutter Natur geborgen und gut aufgehoben.

Basierend auf dieser Erkenntnis haben sich seit den 1980er Jahren in den USA und Europa die Warmwassertherapien entwickelt. Ausgehend von Watsu (Wasser-Shiatsu) entstanden Wassertanzen, Aquabalancing und andere Varianten dieser so heilsamen Methoden der Rückführung in pränatale Zustände. Ich habe diese Methoden in den späten 1980er Jahren in München kennengelernt und bald darauf die erste Watsu-Ausbildung in Europa organisiert, für die ich Harold Dull, ihren Gründer und Entwickler, nach Deutschland holte.

Wurzeln und Wasser

Frühjahr 2024. Sogar in Deutschland gilt Kriegstüchtigkeit wieder als etwas Gutes. Trotz aller Warnungen schreitet die Umweltzerstörung weltweit ungebrochen fort, nicht zuletzt auch durch das Militär. Weltliche wie psychische Krisen erreichen Kipppunkte und spitzen sich zu einer Metakrise zu.

In diesen Zeiten wäre eine Rückkehr zum Paradies unserer persönlichen und evolutionären Herkunft hilfreicher denn je. Denn unsere Wurzeln sind nicht im Himmel, wie die Religionen uns weismachen wollen, sondern, um bei der Pflanzenmetapher zu bleiben, in der Erde. Genauer: Sie liegen im Wasser.

Denn auch der Landgang der Pflanzen, die ja Wurzeln brauchen und die Voraussetzung für tierisches Leben an Land sind, gelang nur in Kooperation mit Algen und Pilzen; erst durch die Myzelien von Pilzen konnten die Landpflanzen Wurzeln entwickelten, mit denen sie Nährstoffe und Wasser aufnehmen.

Warmes Wasser macht friedlich

Von den römischen Thermen über die Hamams des islamischen Kulturraums und die Badehäuser des Mittelalters waren Warmwasserbäder schon immer Stätten der Begegnung, an denen die Menschen friedlicher miteinander umgingen als an Land, denn warmes Wasser macht friedlich.

Noch tiefer ist das Einsinken in einen tiefen Frieden mit sich selbst und der Welt für viele im Flotation-Tank, früher Samadhi-Tank genannt, einer Art Meditationsbadewanne, die auf den Delphinforscher John Lilly zurückgeht. Darin kann jeder im körperwarmen Wasser von hohem Salzgehalt schwerelos auf dem Rücken liegen, ohne dass die Nase untertaucht. Es ist dort völlig still und dunkel, eine Rückkehr in den Mutterbauch und Eintauchen in die Zeitlosigkeit jenseits von Geburt und Tod. Friede, Stille, Genuss. Für gestresste Zeitgenossen unvergleichlich heilsam.


Am 22. März ist Weltwassertag. Es ist wichtig, dass Medien es nicht dabei bewenden lassen, stets nur auf den neuesten Wahnsinn in der Welt zu reagieren, sondern selbst in das Agieren kommen. Deshalb setzen wir zusammen mit einer Reihe von weiteren Medienportalen selbst ein Thema auf die Agenda. Die beteiligten Medienpartner, bei denen in der Woche vom 18. bis 24. März im Rahmen des #Wasserspezial Beiträge zu finden sein werden, sind derzeit:

Manova
Zeitpunkt
Fair Talk
apolut
Radio München
Punkt.Preradovic
Terra Nova