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Abrüstung adé

Abrüstung adé

US-Präsident Trump lässt den Atomdeal mit dem Iran platzen.

US-Präsident Donald Trump erklärte unter großem Pomp am 8. Mai um 20 Uhr den Ausstieg der USA aus dem Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA): Er werde am nächsten Tag ein Dekret ausstellen, das die höchste Stufe an Sanktionen für den Iran einführt und auf jedes Land angewandt wird, das dem Iran dabei hilft, „eine Atomwaffe zu entwickeln“. Was natürlich nur eine Umschreibung für jede Art von nennenswerter Industrieinvestition sein wird. Nicht umsonst hatte der neue US-Botschafter Deutschland bereits aufgefordert, alle Handelsbeziehungen zum Iran abzubrechen. Wie bereits die Vorgeschichte, hier vor wenigen Tagen (1) darstellt, geht es in keiner Weise um Kernwaffen. Und deshalb werden wir jetzt nur kurz die Lügen und Verdrehungen der Tatsachen nennen, die Trump immer wieder anführte – so wie auch heute –, und dann deren wahrscheinliche Folgen.

Zunächst ist es kein „Aussteigen“ aus einem Vertrag, wie die Medien behaupten werden. Vielmehr wurde der Vertrag vom UNO-Sicherheitsrat ratifiziert und damit zu einem völkerrechtlichen Dokument. Darin sind Ausstiegsszenarien streng vorgeschrieben, aber an die meint Trump sich überhaupt nicht halten zu müssen. Deshalb ist es wieder mal ein Völkerrechtsbruch der USA. Der Vertrag sieht genaue Verfahren vor, um die Vorwürfe, die Trump wegen Verletzung des Vertrages hat, auszuräumen oder zu klären. Da es aber eigentlich nicht um Kernwaffen oder den Vertrag geht, sondern darum, einen Krieg gegen den Iran anzuzetteln, kann Trump die Verfahren gar nicht einleiten, weil sie zu dem Ergebnis kämen, dass der Iran NICHT gegen den Vertrag verstößt.
Fassen wir die Lügen kurz zusammen:

Der Iran würde insgeheim Kernwaffen entwickeln.

Sowohl der CIA als auch alle anderen Organisationen und Länder wissen, dass rein theoretische Überlegungen des Iran im Jahr 2003 zu den Akten gelegt wurden, lange vor dem Abschluss des JCPOA (1). Der Iran ist laut ausdrücklicher Erklärung der Atomenergie-Agentur, die von den Vereinten Nationen zur Überwachung eingesetzt wurde, voll im Plan und hat jede Bemerkung der Prüfer sofort bereinigt.

Kein anderes Land ist unter einem ähnlichen Beobachtungsregime wie der Iran. Indem sich Trump auf die Power-Point-Präsentation von Netanyahu (1) bezog, machte er sich endgültig lächerlich und unglaubwürdig.

Trump behauptet, durch den Vertrag werde ein Kernwaffenwettlauf eingeleitet.

Das Gegenteil ist der Fall. Es war ein wirksamer Eindämmungsvertrag – noch dazu in Einklang mit den Prinzipien der Islamischen Republik Iran. Wenn aber durch die weiteren Ereignisse ein Quasi-Zwang entsteht, eine Kernwaffe zu entwickeln, wird auch der Iran dazu bereit sein. Und wenn Saudi-Arabien oder Ägypten nun glauben, der Iran entwickle eine Waffe, weil der Vertrag aufgelöst wurde, werden sie natürlich auch sofort anfangen, Kernwaffen zu kaufen oder zu entwickeln. Da Israel bereits zwischen 200 bis 400 besitzt, brauchen wir das nicht zu erwähnen.

Der Iran wäre ein Unterstützer des internationalen Terrorismus und hätte Verbindungen zu Al-Kaida und ISIS.

Das hat überhaupt nichts mit dem Vertrag zu tun, ebenso wenig wie die folgenden Punkte. Und was natürlich ein Witz ist, weil niemand die beiden Terrororganisationen entschiedener in Syrien bekämpft als die iranischen Hilfseinheiten der Revolutionären Garden. Und gerade in diesem Jahr hatte es tödliche Anschläge einer ISIS-Zelle in Teheran gegeben, auf die der Iran mit Mittelstreckenraketen auf ein Hauptquartier der Terroristen antwortete. Stattdessen sind die Hauptunterstützer dieser Dschihadisten die USA, die Türkei über längere Zeit, Saudi Arabien und Katar. Sie agieren als Stellvertreterarmeen in Syrien, um für sie das Land zu destabilisieren. Das ist in so vielen Quellen nachzulesen, dass ich hier darauf verzichte, sie einzeln zu erwähnen.

Trump behauptet, sich um die einfachen Iraner zu kümmern.

Das ist vielleicht die größte Lüge von allen, denn die einfachen Iraner werden von den Sanktionen am härtesten getroffen. Absichtlich, weil Trump hofft, das Land dadurch zu destabilisieren. Es war schon immer der Plan gewesen, den Iran zu „erledigen“, wie General Wesley Clark in seinen denkwürdigen Memoiren und Videoclips erzählt hatte. Als siebtes Land, nach dem Irak, Syrien, dem Libanon, Somalia und dem Sudan.

Iran unterstützt Terroristen der Hisbollah, im Jemen und den Mörder Assad in Syrien.

Der Iran unterstützt die Hisbollah, das ist richtig, aber sie ist keine Terrororganisation, sondern stärkste Partei, gerade frisch ins Parlament des Libanons gewählt und grimmiger Verteidiger der südlichen Grenzen des Landes, gegen die Israel bereits zwei Mal vergeblich Krieg führte, ohne die wichtigen Wasser-Ressourcen des Libanon besetzen zu können. Durch die Hisbollah blieb dem Libanon das Schicksal Syriens erspart, deren Golanhöhen von Israel besetzt wurden, das dort nun Öl und Gas ausbeuten wird.

Der Jemen unterstützt den Iran mit Worten und humanitären Lieferungen, die aber durch eine Totalblockade immer wieder von Saudi-Arabien mit Hilfe der USA abgefangen werden. (Ein separater Artikel über den Jemen-Krieg öffnet die Augen, was wirklich dort passiert und erscheint parallel in Rubikon.News.)

Und ja, der Iran unterstützt die legitime Regierung Syriens beim Anti-Terror-Krieg gegen Einheiten, die von den USA und seinen Verbündeten bewaffnet, trainiert, finanziert und mit Aufklärung und Logistik unterstützt werden.

Die Quellen sind so zahlreich, dass ich mir einen Verweis erspare, inzwischen auch in veröffentlichten US-Dokumenten, die sogar die Gehälter der Terroristen-Söldner auflisten.

Was wird die Folge sein?

Die europäischen Partner der USA Großbritannien, Frankreich und Deutschland haben im Vorfeld den riesigen Fehler gemacht, zu erklären, der Vertrag hätte „Schwächen“ oder „Fehler“. Wie konnten europäische Politiker nicht erkennen, dass es Trump überhaupt nicht um Kernwaffen ging? Durch diese Erklärungen hofften sie angeblich, Trump zu beschwichtigen und zu beruhigen, haben damit aber den Vertrag und ihre eigene aktuelle Position geschwächt.

Als erste Reaktion erklärten die EU und die drei europäischen Unterzeichnerstaaten, sich weiter an den Vertrag halten zu wollen. Der Iran erklärte ebenfalls sehr diplomatisch, der Vertrag würde dann eben ein 5+1- statt ein 6+1-Vertrag, wenn die anderen Partner sich an den Vertrag halten. Dafür benötigten die anderen Partner aber ein entscheidend besseres Standing. Sie müssten in der Lage sein, den angedrohten Sanktionen der USA die Stirn zu bieten. Wenn sie Sanktionen der USA nachgeben, verstoßen sie gegen den Vertrag. Und das wird passieren. Wir haben gesehen, wie der Widerstand gegen weitere Russlandsanktionen in der Ukraine-Krise nach dem Abschuss von MH17 verschwand. Wir sahen Skripal, wir sahen Raketen gegen Syrien wegen angeblicher Giftgasvorfälle, die gar nicht stattgefunden hatten. Notfalls könnte auch wieder einmal eine False-Flag-Aktion zum Zusammenschluss der Reihen führen.

Übrig bleiben werden nur Russland und China als Vertragspartner. Und dann wird der Iran vor der Entscheidung stehen, weiter anzureichern, oder sich unter den Atomschirm der beiden Weltmächte zu begeben, was sicher eine gute Lösung wäre.

Jedenfalls wird dann außerhalb der Welt der NATO-Medien der allerletzte Medienkonsument wissen, wer der Aggressor ist.

Natürlich ist ein Krieg in der Zwischenzeit nicht ausgeschlossen. Israel ist hochgerüstet, warnt ständig vor Angriffen des Iran und droht zurück zu schlagen, klare Signale eines bevorstehenden Krieges. Dabei steht aber der Süden Syriens und des Libanon „auf der Speisekarte“. Im Iran wird man versuchen, mit US-Waffen die Atomanlagen zu zerstören. Falls Russland das zulassen wird, was derzeit unklar ist. Denn Russland unternimmt alles, um einen Weltkrieg hinauszuzögern. Hoffen wir, dass es gelingt.

Deutschland wieder mal auf der falschen Seite

Und deutsche Politiker stehen wieder auf der falschen Seite. Was hier passiert ist surrealer als der Vorlauf zum 1. Weltkrieg, ganz zu schweigen von seiner Fortsetzung im 2. Weltkrieg.

Seit Jahren ist klar zu erkennen, was sich entwickelt, und Deutschland beharrt darauf, ein Musterschüler der USA zu sein, die die größten Verbrechen auf der Welt begeht, ohne dafür belangt zu werden.

Zuzulassen, dass die USA ein Militär- und Geheimdienstbudget von 1000 Milliarden Dollar pro Jahr aufbauen, war der größte Fehler. Die Oligarchen der USA versuchen nun, mit aller Macht eine Blockpolitik zu betreiben und die Welt zumindest in zwei Einflussbereiche zu teilen, wenn sie die ganze Welt schon nicht beherrschen können. Es dürfte ihnen klar sein, dass sie Asien nicht mehr davon abhalten können, den Westen bald zu überholen. Aber sie wollen neben Amerika wenigstens Europa und Afrika weiter beherrschen. Und dafür sind ihnen alle Mittel recht, auch Kriege.

Sie werden versuchen, das chinesische Seidenstraßenprojekt zu verhindern, um das Vordringen Chinas nach Europa zu verhindern, und weiter daran arbeiten, Russland zu destabilisieren, um dessen Ressourcen ausbeuten zu können und China davon abzuschotten.

Und während die USA wie ein Gorilla mit einer Handgranate wirken, umringt von Diplomaten Russlands, des Irans, Chinas, die sich bemühen, den Gorilla zu beruhigen und aus dem Raum zu drängen, ohne dass der den Stift zieht, stehen die Spitzenpolitiker Europas wie Schuljungen herum und versuchen, sich brav zu verhalten, was der Gorilla von ihnen zu erwarten scheint.


Quellen und Anmerkungen

(1) Jochen Mitschka, Der nächste Krieg, 2018, online: https://www.rubikon.news/artikel/der-nachste-krieg Seite zuletzt aufgerufen am 08.05.2018.


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