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Agenten des Imperiums

Agenten des Imperiums

Das amoralische Verhalten vieler Prominenter beruht auf ihrem Interesse, den für sie profitablen Status quo aufrechtzuerhalten.

Bette Midler hat mit ihrer Lasst-sie-Kuchen-essen-Bemerkung über eine Verknappung von Säuglingsnahrung für Schlagzeilen gesorgt, als sie den Amerikanern auf Twitter riet: „Versucht’s mal mit Stillen! Es ist kostenlos und jederzeit verfügbar.“

Natürlich gibt es viele Gründe, warum Eltern nicht in der Lage sein könnten, ihr Baby ausreichend mit Muttermilch zu versorgen, unter anderem Gesundheitsprobleme und die langen Arbeitszeiten, die der Status quo in den USA häufig verursacht. Wenn den Menschen erzählt wird, wie sie auf ein systemisches Problem reagieren sollten, das die Reichen und Mächtigen geschaffen haben, lenkt dies von jeder Kritik an diesen Menschen und diesem System ab.

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„Für sie würde ich mit Freude mehr für Gas bezahlen.“ pic.twitter.com/MxUPUgUnKYK — Bette Midler, 11. März 2022.

Midler verwendet ihren Twitteraccount oft, um ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der weniger Glücklichen kundzutun wie etwa im März, als sie tweetete: „Für sie würde ich mit Freude mehr für Gas bezahlen“, mit einem Bild eines Kindes, das eine ukrainische Flagge hält. Midler hat ein geschätztes Nettovermögen von einer Viertelmilliarde Dollar.

Wo wir gerade bei der Ukraine sind: Bono und The Edge von U2 gaben kürzlich zur Unterstützung des die Welt bedrohenden Stellvertreterkriegs der USA gegen Russland ein Konzert in Kiew — natürlich haben sie das getan, verdammt noch mal. Bono, der sagt, er sei von dem Kriegsverbrecher George W. Bush „mittlerweile sehr angetan“, und der beim Weltwirtschaftsforum ein Loblied auf den Kapitalismus angestimmt hat und der sich 2016 mit dem Kriegstreiber Lindsey Graham verbündete, um imperiale US-Narrative über Syrien zu verbreiten, wird selbstverständlich im Jahr 2022 zur Unterstützung imperialer US-Narrative in einer Kiewer U-Bahn „Stand by Ukraine“ singen.

Der äußerst populäre indische spirituelle Führer, bekannt als Sadhguru Jagadish Vasudev, twitterte kürzlich „Möge Israel die Welt inspirieren“ und lobte die landwirtschaftlichen Praktiken des Apartheid-Ethnostaates, während dessen Tyrannei und Blutvergießen international für Schlagzeilen sorgen. Wenige der Erleuchtungshändler auf dem spirituellen Markt haben irgendetwas Nennenswertes über individuelles Erwachen zu verkünden, und praktisch alle von ihnen befinden sich im Tiefschlaf, wenn es um das Bewusstsein für die äußere Welt geht.

Horrorautor Stephen King traf neulich die bizarre Entscheidung und twitterte: „Ich stehe zu Nina Jonkowicz“ als Unterstützung für die durchgeknallte Schwätzerin, die das Wahrheitsministerium der US-Heimatschutzbehörde leiten wird. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

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„Ich stehe zu Nina Jankowicz“ — Stephen King, 10. Mai 2022.

Derartiges geschieht so häufig, weil innerhalb eines Imperiums, das durch Propaganda, Kapitalismus und massive Militärgewalt zusammengehalten wird, diejenigen, die im Imperium in den Status Prominenten erhoben worden sind, eine symbiotische Beziehung zu diesen Dingen haben.

Jemand, der eine Viertelmilliarde Dollar schwer ist, wird wohl kaum das Ende des Kapitalismus und die Beseitigung der riesigen Vermögensungleichheit unterstützen.

Jemand, dessen Reichtum und Status aus Hollywood kommen, wird sich wohl kaum gegen die imperiale Propagandamaschine stellen, deren wesentlicher Bestandteil Hollywood ist.

Jemand, der von der Status-quo-Politik profitiert, wird sich wohl kaum für eine relevante Opposition einsetzen.

Und das gilt auch andersherum. Die imperiale Maschinerie bringt keine Menschen nach oben, die ihr Ende wollen. Der antiimperialistische Journalist Aaron Maté wird niemals den Pulitzerpreis gewinnen. Der Antikriegskomiker Dave Smith wird niemals eine Rolle in einem Mainstream-Hollywood-Film spielen. Songs, die die Charts anführen, werden tendenziell Geld und Wohlstand glorifizieren und niemals den Widerstand gegen die Mechanismen bestärken, die sie ermöglichen.

In der Regel werden sie nicht reich und berühmt ohne die Kooperation mit Menschen, die die Macht haben, ihnen dies zu ermöglichen. Diese Menschen werden stets ein Interesse am Fortbestand der den Status quo prägenden Systeme haben, denn sie sind eng mit diesen Systemen verflochten. Sollten Sie das Ende des Kapitalismus oder des Imperiums oder der israelischen Apartheid oder der US-Sanktionen oder der Zündelei des Kalten Krieges erstreben, wird ihnen kaum einer von diesen Leuten auf ihrem Weg nach oben helfen.

Haben Sie erst einmal Ihre goldene Fahrkarte zu Ruhm und Glück erhalten, sehen Sie sich augenblicklich von Menschen umgeben, die sehr stark in dem Status quo-System engagieren, die sie nach oben gebracht haben. Sie gehen auf ihre Partys. Sie freunden sich mit ihnen an, denn es ist schwierig, normale Freundschaften mit normalen Menschen zu schließen, wenn Sie sehr berühmt sind. Ehe Sie sich versehen, befinden Sie sich in einer dicht abgeschotteten Echokammer des Status-quo-Weltbildes.

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„Bono besucht George W. Bush auf seiner Ranch in Texas: ‚Er hat ein riesiges Herz ... ganz zu schweigen von einer anständigen Stimme, sagte Bush.“ — ABC News, 27. Mai 2017.

Daher ist Ruhm in vielerlei Hinsicht eine sich selbst verstärkende Rückkopplungsschleife zur Unterstützung der etablierten Macht, und das ist ein großes Problem. Es ist deshalb ein großes Problem, weil es bedeutet, dass die Menschen mit den einflussreichsten Stimmen in unserer Gesellschaft zwangsläufig immer Menschen sein werden, die von Status-quo-Systemen enorm profitiert haben. Ihre Stimmen überschatten jene zahllosen Millionen, die unter denselben Systemen leiden, nicht etwa, weil sie gültiger oder wahrhaftiger wären, sondern einfach nur, weil sie besser verstärkt werden.

Was geschieht, wenn die lautesten Stimmen allesamt über die Welt und ihre Nation in einer Weise sprechen, die suggeriert, dass das System wunderbar funktioniert, während all die viel zahlreicheren Stimmen, die das Gegenteil sagen, praktisch ungehört bleiben?

So entsteht die Illusion, dass das System wunderbar funktioniert. Die Status-quo-Politik leistet gute Arbeit, und es sind keine grundlegenderen Änderungen vonnöten.

Auf diese Weise wird die Zufriedenheit der Prominenten mit der gegenwärtig etablierten Ordnung zu einer Art selbsterfüllender Prophezeiung, denn sie hält einen großen Teil der Bevölkerung in der Überzeugung, dass der Status quo funktionieren muss; dass alle Schwierigkeiten, die sie hat, finanziell zurechtzukommen und sich über Wasser zu halten, nicht auf ein Versagen des Systems, sondern auf sie selbst zurückzuführen ist; dass die Antwort nicht in Revolution und Wandel liegt, sondern in selbstzerstörerischen Selbstvorwürfen und erlernter Hilflosigkeit.

Ein Prominenter in einem oligarchischen Imperium zu sein, bedeutet, mit wenigen bemerkenswerten Ausnahmen, ein Agent des Imperiums zu sein. Die wirren plastikgesichtigen Freaks, die unsere Bildschirme füllen und unsere Weltsicht formen, sind ebenso sehr Teil der Unterdrückungsmaschinerie wie das Pentagon und die Polizeimacht.

Das sollte Ihnen bewusst sein, während Sie versuchen, sich in diesem Durcheinander zurechtzufinden.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst am 15. Mai 2022 unter dem Titel „Celebrities Are Such Scumbags Because They’re Invested In The Status Quo“ im Blog von Caitlin Johnstone. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektorat lektoriert.


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