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Aprilscherz aus Latinoland

Aprilscherz aus Latinoland

Der #1A-Flop: Bericht über eine Demonstration am 1. April, die Argentiniens Präsident Mauricio Macri unterstützen soll — zur Verteidigung der Demokratie in einem Land, in dem sich immer weniger Menschen das Nötigste leisten können.

Wer sich die letzten Wirtschaftszahlen ansieht, hat nichts zu feiern. Ein Drittel der Argentinier gilt als „arm“, 6 Prozent als „extrem arm“, die industrielle Produktion ist um 7 Prozent gefallen, der Reallohn im freien Fall.

Mit der Lehrergewerkschaft führt Macri gerade einen Machtkampf und bietet eine Lohnerhöhung von 19 Prozent an, die Inflation liegt aber um die 40 Prozent. Und gerade hat die staatliche Gas-Gesellschaft die Gaspreise wieder um 40 Prozent erhöht. Die Löhne stagnieren, die Lebensmittelpreise galoppieren: Ein Liter Milch kostet umgerechnet 2 Euro, Drogerie-Artikel das Drei- bis Vierfache wie in Deutschland.

Nicht einmal Leute, die in Devisen verdienen oder gespart haben, können sich retten. Dollar und Euro werden wie vor dem Regierungswechsel gehandelt, während sie früher mit der Geldentwertung schritthielten.

„Wir verteidigen die Demokratie“, erzählt eine stark geschminkte Endfünfzigerin und wedelt mit der Nationalflagge. Andere rufen „Sí, se puede“, ja, wir schaffen das! Aber sie verraten nicht, was sie schaffen wollen.

Die Tageszeitung Clarín vermied eleganterweise, die Zahl der Demonstranten zu benennen und sprach nur von „tausenden“. Die Polizei nannte 25.000, auch eine höfliche Schätzung.

Demonstration

Die Regierung versuchte im Vorfeld, sich von dem Aufruf zu distanzieren. Sie habe damit nichts zu tun, hieß es aus der Casa Rosada, dem Regierungspalast. „Bewegt“ sei er gewesen, twitterte Macri trotzdem am Abend durch die Netze.

Der Unternehmersohn nimmt langsam zur Kenntnis, dass er zwar aus den Stichwahlen im November 2015 siegreich hervorgegangen ist, aber nicht gewonnen hat, sondern die Peronisten verloren haben, weil die Mehrheit von deren korruptem und intransparentem Regierungsstil einfach genug hatte.

Macri hat im Parlament keine eigene Mehrheit, und sogar seinen Koalitionspartnern war der Aufruf peinlich. Nach anderthalb Jahren Durchwursteln ist auch die Rechte mit Macri unzufrieden. Zwar hatte er, als Wahlgeschenk, Steuersenkungen an Großbauern und Minenbesitzer verteilt. Jedoch führt er auch das von den Peronisten eingeführte Sozialhilfemodell im Großen und Ganzen weiter. Er finanziert das mit Neuverschuldung, die inzwischen bei 192 Milliarden Dollar angelangt ist.

Auch die täglichen Straßenblockaden gehen weiter. Die Regierung lässt sie nicht räumen, weil sie Ausschreitungen und sogar Tote fürchtet. Die Opposition, und damit meint sie die Peronisten, hoffe auf ein Chaos, behauptet sie.

Richtig ist, dass sich an der Basis Wut aufgestaut hat, von der die politischen Parteien wenig profitieren. „Que se vayan todos“, alle sollen verschwinden, hört man immer häufiger bei Protesten. Und dass für kommenden Donnerstag die Gewerkschaft einen Generalstreik ausgerufen hat, war weniger deren Entscheidung, sondern aufgrund des Drucks von unten einfach nicht mehr zu vermeiden.


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