Zum Inhalt:
Unterstützen Sie Manova mit einer Spende
Unterstützen Sie Manova
Das Lexikon der Lügen

Das Lexikon der Lügen

Stellen wir die Deutungshoheit der Wikipedia infrage!

Status quo

Von der Idee her ist die Wikipedia der bisher größte und großartigste Versuch, das gesamte Wissen der Menschheit an einer Stelle zu sammeln, in allen Sprachen und für alle Menschen auf dem Planeten gleichermaßen zugänglich, sowohl für die Eingabe ihres Wissens als auch für die Abfrage. Von der Idee her!

Alle, die diesen Text hier lesen werden, wissen inzwischen, dass es in der Praxis anders aussieht und dass einige Themenbereiche massiv von Vorurteilen belastet und für eine sachliche und neutrale Information nicht tauglich sind.

(Wer das noch nicht weiß und daran zweifelt, braucht sich nur ein paar von den genannten Seiten auf Wikipedia anzuschauen oder zu versuchen, auf diesen selbst etwas zu ändern.)

Markus Fiedler und Dirk Pohlmann haben mit ihren akribischen Recherchen, den beiden Filmen und einer Reihe Beiträge in Gruppe42 sehr genau nachgewiesen, wie die Seilschaften in Wikipedia funktionieren.

Wenn man sich dann anschaut, wer alles in Wikipedia diffamierend dargestellt wird, dann ergibt sich eine interessante und auch überraschende Mischung von Themen:

  • Personen, die für eine Verständigung mit Russland eintreten: Beispiel Gabriele Krone-Schmalz
  • Personen, die die Kriegs-Propaganda einiger Staaten hinterfragen: Beispiel Daniele Ganser
  • Personen, die für alternative medizinische Methoden eintreten: Beispiel Harald Walach
  • Personen, die das gängige Wissenschaftskonzept erweitern möchten: Beispiel Rupert Sheldrake
  • Personen, die auf Manipulationen in den Medien hinweisen: Beispiel Rainer Mausfeld
  • und die entsprechenden Themenseiten, die sich mit Alternativmedizin, aktuellen Kriegen im Nahen Osten, Menschenrechtsverletzungen seitens der USA oder Israels, Parapsychologie, Impfungen, Theorien zu den WTC-Attentaten, Agrarchemie, und anderem beschäftigen.

Da fragt man sich doch: Was hat das alles miteinander zu tun?? Homöopathie und 9-11, Impfungen und Putin, Wissenschaftskritik und Syrienkrieg?

Gerade weil es nachgewiesenermaßen eine feste Personengruppe ist, die hier agiert, kann es sich nicht um ein zufälliges Sammelsurium von Themen handeln. Was aber ist der rote Faden? Für wen sind all diese Themen riskant und die genannten Personen Gegner, obwohl sie vordergründig so wenig gemeinsam zu haben scheinen?

Der rote Faden

Mein Interesse wurde besonders geweckt, als ich entdeckte, dass hinter einem großen Teil der problematischen Wikipedia-Einträge nicht nur Personen eines informellen Netzwerkes stehen, die zufällig eine ähnliche Tendenz verfolgen. Vielmehr gibt es auch eine Gruppierung, die international tätig ist und sich die Manipulation der Wikipedia ganz offen auf die Fahnen geschrieben hat und auch gezielt dazu ausbildet.

Diese Gruppe heißt GSoW – „Guerrilla Skepticism on Wikipedia“. (Das ist kein Scherz!) Sie können meine genauen Recherchen dazu hier nachlesen und finden den Blog dieser Gruppe hier.

Diese GSoW Wikipedia-Guerillas haben nach eigenen Aussagen hunderte von Artikeln in mehreren Sprachen neu- oder komplett umgeschrieben. Ideologisch sind sie ein Ableger der sogenannten „Skeptiker“-Bewegung. (Warum diese Bezeichnung bewußt irreführend und falsch ist, können Sie hier und hier nachlesen.) Deren wichtigste deutschsprachige Gruppierung ist die GWUP und aus diesen Kreisen stammt auch die Hetzplattform Psiram (Aufklärung über diese auf de.Pluspedia.org und psiram.us). Dort fand ich, dass bei ihrer diesjährigen Tagung Skepcon ausführliche Werbung für das Bayer-Monsanto Produkt Glyphosat und Gentechnik gemacht wurde – ein viertel Tag innerhalb einer zweitägigen Tagung.

Wieso beschäftigen sich Leute, deren Vereinszweck sein soll, paranormale Phänomene zu „entlarven“ mit Glyphosat? Es geht darum, die wissenschaftlichen Studien zur Gefährlichkeit dieses Stoffes als Humbug und – ein Lieblingsbegriff der Pseudo-Skeptiker – als „Pseudowissenschaft“ zu entlarven und Glyphosat als eine gesundheitlich völlig unbedenkliche Substanz erscheinen zu lassen (gesünder – so heißt es dort – als Kaffee oder Fleisch)(1).

Im gleichen Zusammenhang ist zu erwähnen, daß auf der Seite über Mais des BUND folgendes Zitat zu finden ist: „Die ungeheure Macht der Maislobby wird bei Wikipedia sichtbar. Die Kritik an den Folgen des Maisanbaus ist auf der Wikipedia-Seite extrem unterentwickelt und ein kritischer Link zu dieser Seite lässt sich nicht einfügen. Wikipediamanipulation gehört bei den Konzernen zum Geschäft.“ (Axel Mayer, BUND Geschäftsführer)(2).

Wie sagen die Investigativ-Journalisten so schön: Follow the money!

Welchen unmittelbaren Einfluss Firmen wie Monsanto nehmen, wissen wir nicht. Aber dass hier eine ideologische Nähe gepflegt wird, ist für jeden erkennbar. Und auch der rote Faden wird deutlich: Hier wird offenbar alles bekämpft, was den Interessen der großen Konzerne irgendwie im Wege stehen könnte: von unbedeutenden Alternativmethoden, die ein paar Promille des globalen Profits kosten könnten, bis hin zu unbequemen geo-strategischen Fragestellern. In der Tat eine große Bandbreite von als Gegner wahrgenommenen Bewegungen!

Vielleicht wird es Zeit, dass wir selbst auch diese Perspektive einnehmen und uns als eine gemeinsame Bewegung verstehen.

Dass wir die Verbindungen zwischen uns erkennen, die wir – weil wir zu eng gedacht haben oder einfach keine Zeit hatten, uns damit zu beschäftigen – selbst noch nicht bemerkt haben, die aber von den neoliberalen Think-Tanks längst ausgemacht und auf die Abschussliste gesetzt worden sind.

Wissenschaft

Auffallend ist, dass hier unter dem Deckmantel einer sehr speziell verstandenen „Wissenschaftlichkeit“ auch gegen alles vorgegangen wird, was irgendwie als esoterisch, spirituell, alternativ, para- oder pseudo- eingeordnet wird. Unter diesem Anschein des Einsatzes für Rationalität und Wissenschaft erwerben sich die sogenannten „Skeptiker“ auch Sympathien in linken Kreisen und werden von primär wohlmeinenden Menschen unterstützt. Scheint es doch um die gemeinsamen Ideale der Aufklärung zu gehen.

Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass es eigentlich um die Einschränkung des Denkens und Wahrnehmens auf eine enge Spur geht, von welcher jede Abweichung sanktioniert und vom gemeinsamen Diskurs ausgeschlossen wird.

Eine neoliberal dominierte Welt braucht ein lineares, eindimensionales Denken, in welchem auch die Lebewesen, insbesondere die Menschen und ihr Körper als Maschinen verstanden und behandelt werden können. Empathie, Mitgefühl und Werte tauchen da nur noch in irgendwelchen Präambeln auf, während in der Wirklichkeit die vielfältigen Dimensionen, die unser Menschsein und unser Lebewesen-sein ausmachen, ausgeblendet und auf den industriellen Nutzen reduziert werden. Auch die Medizin dient dann nicht mehr dazu, die gesunde Ganzheit des körperlich-seelischen Daseins und Erlebens wiederherzustellen, sondern einen Mechanismus im Hinblick auf seine weitere Einsatzfähigkeit zu reparieren.

Was sich wie Wissenschaft anhört, ist – auf solche reduzierte Weise durchgeführt – nichts weiter als ein neoliberal gefärbter Materialismus, der die Welt und den Menschen nur mechanistisch, nur maschinen-förmig begreifen kann und will. Dass dies nicht wirklich rational ist, sehen wir global an den Folgen.

Das eigentliche Problem besteht nicht darin, dass solche Meinungen vertreten und verbreitet werden. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und muß für alle gelten. Auch dass gewisse Personengruppen ihre jeweilige persönliche Ideologie für die ganze Wahrheit halten, ist nicht neu und wohl nicht zu vermeiden. Das Problem besteht darin, dass Wikipedia inzwischen nahezu ein Informationsmonopol erlangt hat und von sehr vielen Menschen als Zugang zu einer objektiven Wahrheit betrachtet wird, wie der Duden in Sachen Rechtschreibung. Hieraus ergibt sich auch eine Deutungshoheit in aktuellen politischen, gesellschaftlichen und weltanschaulichen Fragen. Und da wird es gefährlich für ein demokratisches Gemeinwesen.

Lösungsvorschlag

Soweit die Analyse. Da ich ein ungeduldiger Mensch bin, entsteht in mir sehr schnell die Frage, was ich zur Lösung eines Problems beitragen kann, wenn ich es erkannt und analysiert habe.

Im Hinblick auf die Mainstream-Medien Zeitung und Fernsehen haben die emanzipativen gesellschaftlichen Kräfte nicht darauf gewartet, bis Spiegel, Welt und ARD sich für ihre Sichtweisen geöffnet haben, sondern es wurden eigene alternative Medien gegründet und verbreitet, die eine Meinungsvielfalt ermöglichen. Jüngst wurde mit HumanConnection auch ein Versuch begonnen, ein anders strukturiertes Soziales Medium neben Facebook und Twitter zu schaffen.

Da liegt es auf der Hand, als drittes Standbein der kritischen Medienwelt auch ein Portal zu schaffen, das zur langfristigen Sammlung von Informationen und Zusammenhängen taugt, eine Enzyklopädie all der umstrittenen Themen, die in Wikipedia nicht fair und sachlich abgehandelt werden können.

Natürlich wäre es sinnlos, nun für jeden Schmetterling und jedes mathematische Problem einen neuen Artikel zu verfassen. In vieler Hinsicht ist Wikipedia ausgezeichnet.

Aber eine Mainstream-Enzyklopädie wie Wikipedia braucht eine Korrektur in aktuellen und solchen Fragen, in welchen es keine eindeutigen „Wahrheiten“ gibt, sondern sehr unterschiedliche Auffassungen.

Zu diesem Zweck wurde FreeWiki entwickelt, eine Enzyklopädie der umstrittenen Themen. Dieses Portal soll keineswegs Wikipedia ersetzen, denn das wäre unrealistisch. Aber es soll mehrerlei Zwecke erfüllen:

  1. sollen darin zu verschiedenen umstrittenen Themen sachlich richtige und faire Artikel gesammelt und damit ein Netzwerk kritisch gesehener Zusammenhänge geschaffen werden.
  2. sollen Menschen wieder motiviert werden, sich an der Wissenssammlung zu beteiligen, die sich von der Mainstream-Enzyklopädie nicht mehr vertreten und frustriert fühlen.
  3. soll FreeWiki ein öffentliches Signal dafür sein, dass Wikipedia dem eigenen Anspruch nicht gerecht wird und dass es eine große Gruppe von Menschen gibt, die den dort dargestellten Sicht- und Umgangsweisen nicht folgen können und wollen.
  4. könnte dadurch die gesellschaftliche Debatte über Wissenschaft, Ideologie, Wahrheit und Fakten, Manipulation und Meinung bereichert werden.

FreeWiki.eu

FreeWiki ist mehrsprachig angelegt, zunächst nur Deutsch und Englisch, aber offen für weitere. Da das Problem ideologisch besetzter Artikel in der englischen Wikipedia genauso wie in der deutschen besteht, schien es wichtig, mindestens diese beiden Sprachen gleichzeitig abzudecken.

Ein wesentliches Problem im Umgang mit Wikipedia ist die Anonymität – wie von Markus Fiedler in seinem letzten Artikel ausführlich dargelegt – und deshalb wird es in FreeWiki eine solche nicht geben. Wer möchte, kann zwar unter einem Alias schreiben, aber der Redaktion wird immer der bürgerliche Name und die Email bekannt sein. Und man kann auch nur nach Freigabe Einträge machen, so dass dem Vandalismus und der gezielten Übernahme durch organisierte Gruppen vorgebeugt wird.

FreeWiki startet gerade und enthält demzufolge aktuell noch wenig Text und ist noch nicht über die Suchmaschinen sondern nur direkt über die Adresse zu finden. Aber mit entsprechender Unterstützung vieler Interessierter sollte es in ein paar Monaten so weit sein, dass eine repräsentative Menge an Artikeln vorhanden ist und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Die Einladung geht insofern zunächst einmal in die Runde der LeserInnen von kritischen Medien wie Rubikon, sich zu beteiligen.

Warum ein neues Projekt, wo es doch schon Pluspedia gibt? Zum einen hat Pluspedia als „Rettungsportal“ – so die Selbstbezeichnung – einen ganz anderen Schwerpunkt und hat sich darauf konzentriert, die Artikel zu retten, die in Wikipedia als irrelevant ausgeschieden wurden. Zum anderen ist Pluspedia einsprachig nur deutsch. Wikipedia ist aber ein internationales Problem und sollte auch als ein solches angegangen werden. Und außerdem gibt es Pluspedia schon eine ganze Weile, so dass von ein paar zusätzlichen Einträgen darin keine große Signalwirkung zu erwarten ist. Erfreulich wäre eine freundschaftliche Koexistenz mit Pluspedia und ein Austausch von Artikeln und Informationen, wo es passt. Entsprechende Kontakte sind schon angeboten worden.

Abgesehen davon ist Pluralität an sich erstrebenswert. Wir sehen an Wikipedia und Google, wohin es führt, wenn sich Monopole bilden und anfangen, ihre Macht auszunutzen. Die Notwendigkeit einer Vielfalt ist Teil der Botschaft.

Aufruf

Alle, die diesen Wunsch teilen, ein kritisches, alternatives Enzyklopädie-Portal aufzubauen, sind herzlich eingeladen, sich bei FreeWiki www.freewiki.eu anzumelden und Artikel oder Einträge beizusteuern.

Regeln:

  • Anonym geht nicht. Man kann zwar mit Alias schreiben, aber in der Anmeldung muß der bürgerliche Name und eine Email-Adresse genannt werden.
  • Schreibrechte gibt es nur nach Anmeldung und Freigabe. Es ist schade, dass dieser Umstand nötig ist, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Seiten, bei denen das nicht so ist, von den gleichen Gruppen „gekapert“ werden, die auch Wikipedia im Griff haben.
  • Aussagen sind zu belegen. Keine persönlichen Statements. Keine Beschimpfungen. Faire und klare Darstellung aller Aspekte.
  • Basisinfos dürfen aus Wikipedia oder Pluspedia übernommen werden, müssen aber gekennzeichnet sein.

FreeWiki braucht dringend Unterstützung aller Art, um in die Gänge zu kommen. Macht mit!
www.FreeWiki.eu


Quellen und Anmerkungen:

(1) in der 7.Antwort des Interviews hier https://www.csicop.org/specialarticles/show/the_skepkon_report_with_susan_gerbic#footer
(2) http://www.bund-rvso.de/mais-umwelt.html Mais ist die am stärksten gen-manipulierte Agrarpflanze, die zum Teil nur in Zusammenhang mit dem Monsanto-Produkt Round-up, Glyphosat, anbaubar ist. Der Anbau löst verheerende Umweltschäden aus – dazu die Internetseite der Umweltschutzorganisation BUND.


Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

Weiterlesen

Tödliches Milliardengrab
Aktueller Artikel

Tödliches Milliardengrab

Das Militär, das uns als eine Art Lebensversicherung verkauft wird, verschlingt den Wohlstand der Völker und bringt diese überdies in höchste Gefahr.