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Der Anlagenotstand

Der Anlagenotstand

Wer in der Krise sein Geld schützen oder sogar vermehren will, muss sich von der Wachstumslogik verabschieden und auf chancenreiche Marktnischen setzen.

Was einem Laien auf den ersten Blick nicht auffällt, ist hingegen kritischen Finanzmarkt-Insidern spätestens seit März vorigen Jahres klar: Es herrscht Anlagenotstand! Diese Behauptung mag zunächst verwirren, schwimmen wir doch scheinbar in einem Meer von bekannten Anlage-Optionen: Aktien, Anleihen, ETF‘s (Exchange-Traded Funds, Börsengehandelte Fonds) und Investmentfonds. Von den bei den Deutschen allseits beliebten, weil vermeintlich sicheren Steinen — genannt „Immobilien“ - ganz zu schweigen. Lässt man Qualitäten und vor allem die im Verlauf der „Kronen-Mikroben-Krise“ deutlich veränderten makro-ökonomischen und finanztechnischen Rahmenbedingungen außer Acht, so kann meine These dem Leser durchaus fragwürdig erscheinen.

Schließlich offeriert das aktuell für Anleger verfügbare „Anlage-Buffet“ allein schon circa 8.400 Investmentfonds. Das Deutsche Aktieninstitut DAI meldete am 25. Februar 2021 unter dem Titel „Deutschland und die Aktie — Eine neue Liebesgeschichte?“, dass aktuell rund 12,4 Millionen Deutsche in den Aktienmarkt investiert haben. Diese beeindruckende Zahl wurde letztmals vor 20 Jahren kurz vor den Ereignissen vom 11. September in den USA konstatiert. Ebenfalls im Februar vermeldete man stolz das Überschreiten der 1-Billion-Grenze an verwalteten Einlagen in börsengehandelten Fonds Europas, den sogenannten ETF‘s. Das klingt doch wie ein Boom oder?

Mag sein, zumindest wenn man sich vom Schein blenden lässt und das „Big Picture“, das „Große Bild“ ignoriert und stattdessen dem alten „Erfolgsrezept“ im klassischen Wertpapiermarkt folgt:

Langfristig anlegen und breit streuen! Funktioniert das tatsächlich noch?

Als vor einem Jahr zwischen Mitte Februar und Mitte März die Kurswerte der großen Aktien-Indizes durchschnittlich um ein Drittel abstürzten oder zutreffender „abgestürzt wurden“, da spendeten etliche „Experten“ über die Hauptstrom-Medien nach kurzer Verunsicherung viel Trost nach dem Motto, dies wäre eine normale Marktkorrektur und danach ergäben sich fantastische Möglichkeiten zum (Wieder)Einstieg.

Offenbar wirkte diese kurzsichtige Propaganda, wie die oben angeführten Zahlen belegen. Was ist seither aber tatsächlich passiert, abgesehen von einem weiteren Zustrom heißer Luft in den bereits überprallen Aktienmarkt-Ballon?

Der Ausnahmezustand verschleiert das Wesentliche

Bei der Beantwortung dieser Frage kommen wir wieder in den Bereich der zwölf Nullen zurück — die Notenbanken weltweit drückten die Entertasten und sendeten Billionen von US-Dollar und Euro als virtuelles Buchgeld auf Reisen, um die Auswirkungen der globalen Einschränkungen in den Volkswirtschaften aufgrund der ausgerufenen „Kronen-Mikroben“-Pandemie abzumildern.

Was wie eine segensreiche Rettung klingt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen erneut als Täuschung der Hauptstrom-Gläubigen — genau deshalb, weil dieses de facto aus dem Nichts geschaffene und meist zinslos verliehene Buchgeld vor allem an ohnehin schon überschuldete oder zumindest angeschlagene Staaten, Banken und Großkonzerne adressiert wurde und wird! Letztere nutzten nicht selten dieses billige Geld, um ihre eigenen, durch den Crash preiswerteren Aktien zurückzukaufen. Die nun zügig wieder ansteigenden Aktienkurse sendeten ein falsches Signal an viele Kleinanleger, diesem nun vermeintlich anstehenden Aufwärtstrend zu folgen, um schnelles Geld zu machen.

Wer unbedingt zocken will, sollte die Regeln kennen!

Es ist jedoch nicht besonders schlau, sich mit Profis an einen Casinotisch zu setzen, ohne die Regeln komplett zu verstehen. Um dies zu illustrieren, schauen wir uns kurz ein paar Beispiele an, und zwar mit dem Fokus auf die fundamentalen Daten, also jene Fakten, die stets Basis für eine Finanzentscheidung sein sollten: Die renommierte Deutsche Bank hatte Ende 2019 eine Bilanzsumme von knapp 1,3 Billionen Euro und beendete bereits das „Vorkrisenjahr“ mit einem Verlust in Höhe von 2,55 Euro je Aktie, also mit einem „negativen“ Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und ohne eine Dividendenzahlung. Die Eigenkapitalquote von Deutschlands größtem Kreditinstitut lag Ende 2019 nur bei abenteuerlichen 4,66 Prozent, einer Größenordnung, die weit vom allgemein als solide geltenden Richtmaß von mindestens 30 Prozent entfernt liegt!

Im Krisenjahr 2020 lag die Dividendenrendite der Deutschen Bank bei glatten 0 Prozent. Jedoch hievte der künstliche Börsenboom die Aktie auf ein KGV von über 37. Für das laufende Jahr werden schlappe 0,69 Prozent Dividendenrendite sowie das KGV auf sagenhafte 48 geschätzt! Wer also zum aktuellen Preis immer noch die Aktie dieser Bank erwirbt, muss rein rechnerisch bis zu 48 Jahre warten, bis er bei derzeitiger und unterstellter Profitabilität seinen Geldeinsatz zurückhat! Klingt das spannend?

Nehmen wir dagegen das „Internetkaufhaus“ Amazon, welches in etwa die gleiche Marktkapitalisierung wie die Deutsche Bank aufweist, so scheint dieses Geschäftsmodell gerade den Zeitgeist zu treffen. Obwohl aufgrund der Einschränkungen im physischen Einzelhandel der Online-Umsatz deutlich anstieg, betrug auch hier die Dividendenrendite für 2020 null Prozent! Zugleich war die Aktie im Vorjahr bereits teuer, was ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von satten 77 deutlich anzeigt! Amazons Eigenkapitalquote liegt mit gut 29 Prozent zwar im Bereich von als solide finanzierten Unternehmen, aber der aktuelle Aktienkaufpreis — orientiert am KGV — ist schlicht zu hoch, zumindest für professionelle Investoren.

Verlässt man das Aktiensegment in Richtung festverzinster Wertpapiere, sogenannter Renten, so kommt man vom Regen des aufgeblasenen Aktienmarktes in die Traufe eines Negativzins-Rentenmarktes. So rentieren zum Beispiel zwei- oder fünfjährige Bundesanleihen alle im Minusbereich, werden also mit einer Rendite zwischen minus 0,44 und minus 0,83 Prozent in den Markt gebracht. Selbst wenn man griechische oder italienische Staatsanleihen berücksichtigt, so liegen jene zwar gerade mit einer Rendite 0,66 beziehungsweise 0,62 Prozent im Plus, jedoch immer noch unterhalb der offiziellen Inflationsrate von 1,3 Prozent, was allein für den nominalen Kapitalerhalt nicht ausreicht.

Hierbei ist die Rückzahlungssicherheit dieser Staatsanleihen noch nicht einmal „eingepreist“, denn gerade beim erwähnten Griechenland erreichte der Verschuldungsgrad im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, also der Gesamtwirtschaftsleistung des Landes, im 3. Quartal 2020 fast sagenhafte 200 Prozent, bei Italien „nur“ gut 154 Prozent! Nur zur Erinnerung: Eine Eintritts- und Teilnahmebedingung für die Euroraum-Mitgliedschaft eines Landes war gemäß den sogenannten Maastricht-Kriterien eine Verschuldungsquote des öffentlichen Haushalts von maximal 60 Prozent ...

Und die allseits beliebten Steine?

Zu schlechter Letzt noch zum Immobilienmarkt in Deutschland: Hier befeuerte die Niedrigzins-Politik der vergangenen Jahre die Nachfrage nach Wohneigentum. Viele Zeitgenossen mit nur durchschnittlichem Gehalt bekamen zum Kauf „ihres“ Eigenheims, das nicht selten zu 60 oder gar 80 Prozent der finanzierenden Bank gehört, billige Darlehen. Eine dementsprechend hohe Nachfrage schob in vielen Regionen jedes Jahr die Immobilienpreise nach oben.

Die Luft ist jetzt sehr dünn geworden, denn Millionen Arbeitsplätze stehen auf der Kippe und damit die gewohnte Stabilität des Immobilienmarktes durch stark anwachsende Kreditausfälle und einer dann drohenden Welle von Zwangsversteigerungen.

Anders ausgedrückt: Wer jetzt noch oder schon „Steine“ kauft, der kauft zu früh!

Das Wirken der Mathematik — aus der Adlerperspektive betrachtet

Ich hoffe, dem Leser anhand dieser kurzen Übersicht meine These vom Anlagenotstand plausibel gemacht zu haben, und wende mich nunmehr der daraus folgerichtig resultierenden Frage zu: Was bleibt noch, um sicher anzulegen und in den finanziellen Frieden zu kommen?

Zur Beantwortung dieser Schlüsselfrage steigen wir in die Adlerperspektive und schauen ein letztes Mal auf die „alte Anlagewelt“: Was wir dort beinahe durchgängig wahrnehmen können, ist das mathematische Phänomen der Exponentialfunktion. Ganz gleich, ob man sich den Langfrist-Chart des S&P-500-Aktien-Index oder des MSCI-World-Aktien-Index auf 50 Jahre anschaut oder auch des Nasdaq-100-Aktien-Index auf nur 20 Jahre: Die Exponentialkurve ist klar erkennbar — ebenso in den Charts von Staatsverschuldungen und Notenbank-Buchgeldemissionen, allerdings in weit kürzeren Zeiträumen!

Nun wissen wir aus der Natur, dass selbst die mächtigsten Bäume nicht in den Himmel wachsen. In einer physisch begrenzten Welt stößt Wachstum früher oder später an seine Grenzen, nur wollen dies die Herrschaften aus Politik und (Finanz)Wirtschaft nicht wahrhaben und deshalb verkaufen sie uns über die mehr oder weniger gleichgeschalteten Medien immer wieder die Illusion ewigen Wachstums.

Wenn wir uns darauf einlassen, also dieser (Un)Logik folgen, treffen wir ebenso (un)logische Finanzentscheidungen! Es bringt also nichts, sich im Kleingedruckten zu verlieren, wenn man zuvor nicht das Große Bild betrachtet.

Was tun nun Menschen, die ich als bewusst und eigenverantwortlich handelnde Investoren bezeichne, angesichts des offensichtlichen Anlagenotstandes mit ihrem Geld, um es vor Entwertung zu schützen und sogar zu mehren? Zunächst folgen sie niemals der „Herde“, denn diese wird von den finanzstarken „Marktmachern“ regelmäßig benutzt, damit jene ihre Gewinne planmäßig einsacken können. Der Fokus dieser Profi-Investoren liegt auf jenen Anlagechancen, die nicht im Rampenlicht stehen oder gar als gefährlich gebrandmarkt sind.

Interessante Nischen abseits des Herdengatters

Folgend nun einige Beispiele: Da wären zum einen die als unspektakulär geltenden Edelmetalle, und damit ist in erster Linie nicht nur das legendäre Gold gemeint. Die Hightech-(Edel)Metalle Silber und auch Platin bieten in einer sich technisch rasant entwickelnden Wirtschaft eine spannende Investmentalternative. Die „Währung“ lautet hier nicht Euro oder US-Dollar, sondern Feinunze, eine Maßeinheit, die 31,10 Gramm verkörpert. Das zu verstehen ist wichtig, denn eine Feinunze kann nicht inflationiert werden.

Alternativ zu den als Wertspeicher bewährten Edelmetallen locken knapp 8.800 registrierte Kryptowährungen mit einer Marktkapitalisierung von über 1,6 Billionen Euro vor allem junge, sprich „moderne“ Anleger mit schnellen Kurssteigerungen an. Der Charme liegt hier einerseits in einer begrenzten Menge an virtuellen, unverwechselbaren Crypto Coins, die mittels mathematischer Algorithmen durch Computer „geschürft“ werden. Andererseits entsteht dieses virtuelle Tauschmittel dezentral, sozusagen als Kontrastprogramm zum unkontrolliert geschöpften Buchgeld der Zentralbanken. Natürlich bedarf es hier einer intensiveren Recherche durch Interessenten, da auch bei den modernen Kryptowährungen die Qualität, also vor allem Sicherheit und Anonymität, den Unterschied machen.

Es mag manch einen irritieren, wenn beispielsweise nach dem medialen Hype um den Einstieg von Tesla-Gründer Elon Musk beim Marktführer Bitcoin mit satten 1,5 Milliarden Euro der Preis dieser Kryptowährung hochschnellt — so geschehen im Februar 2021 —, aber mehr als 21 Millionen Bitcoins werden nicht in das System kommen. Anders ausgedrückt: Der Bitcoin-Preis in Euro oder US-Dollar kann zwar aufgrund hoher Nachfrage und Akzeptanz noch auf unvorhersagbare Höhen steigen, aber eine Inflation nach klassischem Muster ist es nicht, da die im Umlauf befindliche „Geldmenge“ begrenzt ist.

Gehe nicht über Los ... sondern direkt zum Unternehmen!

Wem dieses Thema zu kompliziert und zeitraubend erscheint, der kann seinen Fokus auch oder alternativ auf Beteiligungen an nachhaltigen, realwirtschaftlichen Projekten lenken. Hier darf sich der aufmerksame Leser zum Beispiel die Frage stellen, warum der Microsoft-Gründer Bill Gates aktuell viel Geld in Ackerland steckt und mittlerweile rund 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen der USA besitzen soll!? Das ist eine vollkommen andere Art von Immobilien-Investment als der gewohnte Erwerb von Wohnungen oder Häusern, aber sie ist von existenzieller Natur, denn „wessen Brot wir essen, dessen Lied müssen wir singen“! Allein aus diesem Blickwinkel betrachtet, kann es lukrativ sein, direkt in die Erzeugung sauberer, hochwertiger Lebens- und Genussmittel zu investieren.

Ganz unabhängig vom speziellen Thema stecken generell in außer- oder vorbörslichen Unternehmungen gute Einkommenschancen für anspruchsvolle Investoren, die sich anstelle einer kreditgebenden Bank direkt daran beteiligen. Das kann übrigens schon im Familienumfeld beginnen, denn viele kleine familiengeführte Firmen leiden aktuell unter Liquiditätsengpässen!

Es ist nicht der Anspruch meines Artikels, jedwede Investmentsparte detailliert auszuwalzen, sondern die Aufmerksamkeit des Lesers weg von der destruktiven „Höher-schneller-weiter“-Wirtschaft mit seinem „Finanzcasino“ und hin zu den chancenreichen, aber noch unterschätzten Marktnischen zu lenken. Dabei geht es ein weiteres Mal um unsere Eigenverantwortung, und zwar sowohl für die finanzielle (Weiter)Bildung als auch für bewusste Investitionen im Einklang mit Mensch und Natur.

Und ja, jeder Mensch hat ganz eigene Intentionen, weshalb zu Erreichung von finanziellem Frieden eine individuelle Finanzstrategie der Schlüssel ist. Letztgenannte sollte sich gerade jetzt nicht an Blasen, sondern an Zukunftsträchtigkeit orientieren. Dann findet man selbst inmitten eines verschleierten Anlagenotstandes neue und lohnende Wege, seine Ersparnisse zu schützen und nachhaltig zu mehren.


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