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Die indoktrinierte Elite

Die indoktrinierte Elite

Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer spießen falsche, tendenziöse und lückenhafte Berichterstattungen des Nachrichtenflaggschiffes der Republik mit spitzer Feder auf.

Dr. Gerhard Bronner sitzt als Abgesandter der gesellschaftlich relevanten Gruppierung „Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg“ im Rundfunkrat des „Südwestrundfunk“ (SWR). Laut Staatsvertrag des SWR ist es die Aufgabe Bronners, im Auftrag der Öffentlichkeit, den von den Beitragszahlern finanzierten Rundfunk zu kontrollieren.

Die Befassung der Gremien mit Publikumsbeschwerden verläuft zumeist wenig ambitioniert und in der Endabstimmung in geradezu nordkoreanischer Eintracht, wobei die beanstandete Berichterstattung in der Regel von jeglichem Makel freigesprochen wird.

Die Entscheidung des Gremiums zu ihrer Programmbeschwerde teilte Rundfunkrat Bronner den Beschwerdeführern lediglich am Rande mit. Eine Begründung der Entscheidung erfolgte nicht. Den Hauptteil seiner Mitteilung nutzte Bronner dazu, seine subjektive Sicht zur Entstehung des Syrienkonfliktes und zu den vermeintlichen Intentionen der Beschwerdeführer darzulegen und verstieg sich dabei in hanebüchene Spekulationen.

Sehr geehrte Herren,
wir haben heute im Rundfunkrat des SWR Ihre Programmbeschwerden zur Syrien Berichterstattung einstimmig abgelehnt.
Lassen Sie mich trotzdem einige ergänzende Worte sagen.
Sie machen sich zum Fürsprecher von Kriegstreibern und Massenmördern, berufen sich dabei auf Quellen, die von genau diesen gespeist werden und die als staatlich finanzierte Desinformation bekannt sind (RT).
Ich darf Sie erinnern, wie der Syrien Konflikt begonnen hat. 19 Kinder wurden wegen Wandparolen gefoltert, Protestierer dagegen wurden erschossen. Ihre Rechenkünste hinsichtlich der in Ostaleppo eingeschlossenen erinnern an die Holocaustleugner, die sagen, Millionen von Juden hätte man technisch gar nicht umbringen können.
Vermutlich hätten Sie auch Journalisten verleumdet, die kritisch über die Reichspogromnacht oder die Morde in Srebrenica berichtet haben.
Wahrscheinlich kann ich Sie inhaltlich nicht überzeugen. Ich weiß auch nicht, mit welchem Hintergrund Sie solche Positionen vertreten – ob Afd, Altkommunisten, Neunationalisten, Reflex-Antiamerikanisten, Verschwörungstheoretiker. Ich möchte Sie bitten: belästigen Sie künftig nicht mehr Sender, ihre Gremien und Personen, die ihre Zeit produktiver verbringen könnten. Toben Sie sich woanders aus. Und erwägen Sie auch therapeutische Hilfe.
Freundliche Grüße
Gerhard Bronner
Rundfunkrat

Dr. Bronner bezieht, laut eigener Darstellung, Informationen zum Syrienkonflikt über die Newsletter von Adopt a Revolution, einer syrischen Exil-Organisation, die vom Ausland aus für den bewaffneten Kampf gegen die gewählte syrische Regierung eintritt. Der Rundfunkrat bezeichnet diese straff parteiische Informationsquelle als seriös bzw. empfiehlt den Beschwerdeführern deren Lektüre.

Halten wir also fest: Dr. Gniffke bevorzugt als Quelle für die Syrien-Berichterstattung der Tagesschau den syrischstämmigen Eigner eines Bekleidungsgeschäftes aus Coventry, Rami Abdul Rahman und Rundfunkrat Bronner die Leipziger Interessengruppe Adopt a Revolution. Die Quellen beider Informationsdienste lassen sich nicht zweifelsfrei verifizieren, da sie vom Ausland aus operieren und ihre Informationen nur über Dritte beziehen, aber sie geben die Ansichten der syrischen Opposition und der Anti-Assad-Koalition exakt wieder und das passt wiederum zur Agenda des verantwortlichen Chefredakteurs von ard-aktuell und dessen potentiellen Kontrolleur. Was spielen Fakten da schon eine Rolle?

Für den „Feindsender“ RT, der laut Bronner, im Auftrag von „Kriegstreibern und Massenmördern“ „staatlich finanzierte Desinformation“ betreibt, berichten tatsächlich Journalisten (z.B. Murat Gazdiev und Lizzie Phelan) vor Ort aus den syrischen Kriegsgebieten, anstatt wie ard-aktuell auf dubiose Quellen wie SOHR oder das AMC zu verweisen bzw. deren Propagandamaterial 1:1 für die Berichterstattung der Tagesschau/Tagesthemen zu übernehmen.

Wie kommt es aber, dass gerade gebildete Menschen verstärkt Narrativen auf den Leim gehen bzw. diese bereitwillig weiterverbreiten, als wäre Zweifel an grenzwertigen Informationen schieres Teufelswerk? Psychologie-Professor Mausfeld erläuterte in einem vielbeachteten Vortrag, dass die gebildeten Schichten eher anfällig für die Illusion des Informiertseins sind. Diese Schichten sind aus naheliegenden Gründen in besonderem Grad durch die jeweils herrschende Ideologie indoktriniert – das war im Nationalsozialismus nicht anders als heute – sie sind durch ihre schweigende Duldung ein wichtiges Stabilisierungselement der jeweils herrschenden Ideologien. Mit Billigung und Unterstützung der Mehrzahl ihrer (gebildeten) Bürger können Staaten schlimmste Gräueltaten – wie Folter, Massenmorde und Völkermord – begehen und dennoch davon überzeugt sein, dass ihre Taten moralisch nicht verwerflich seien.

Wer von Kindheit an mittels politischen und medialen Dauerfeuer mit dem Schreckgespenst des unmittelbar vor der Tür stehenden Russen malträtiert wurde und somit die Russophobie quasi mit der Muttermilch aufgesogen hatte, ist vorgeprägt fürs Leben. Man wuchs schließlich im „demokratischen Teil“ Deutschlands mit der Siegermacht USA auf, die zwar bis dahin kaum ein Jahrzehnt ihres kurzen Bestehens ohne brutale Vernichtungskriege gegen andere Völker auskam, jedoch war man stets angetan von den Freunden, die auf der Leinwand als strahlende Sieger und mit wehenden Fahnen das Böse in und außerhalb dieser Welt besiegten.

Dass zwischen Wirklichkeit und Fiktion Welten liegen, in denen kleine Kinder mit Napalm verbrannt, ferne Länder, Großstädte sowie einst idyllische Inseln zum Testgelände für Massenvernichtungswaffen deklariert wurden und die unantastbare Großmacht mordend und brandschatzend durch die jüngere Geschichte zieht, blendet man kollektiv und konsequent bis zum heutigen Tage aus.

Als bleibende Lektion einer Sozialisierung durch das zutiefst von den USA indoktrinierten Systems, setzte sich bei einer Vielzahl von Menschen die reine Überzeugung fest, dass die USA die einzige Nation in der Geschichte der Neuzeit sind, die „Gottes Werk“ [Die USA “are the only ones in modern history who are convinced that by bringing their political and economic system to others, they are doing God’s work”. Stephen Kinzer (2006). Overthrow: America’s Century of Regime Change From Hawaii to Iraq. New York: Times Books.] verrichten, indem sie ihr politisches und wirtschaftliches System zum Maß aller Dinge erheben und es anderen Nationen notfalls mit Gewalt überstülpen.

Das moralische und intellektuelle Dilemma manifestiert sich bei Gutgläubigen darin, dass sie Kritiker dieser unfassbaren Zustände als das bezichtigen, was sie Kraft ihrer ideologischen Haltung selbst sind: nämlich Fürsprecher von Kriegstreibern und Massenmördern.

Denn Gründe für völkerrechtswidrige Interventionen sind den US-Amerikanern noch immer eingefallen, auch das jüngste Beispiel wird bald in die Ahnenreihe der kriegstreiberischen Fake-News eingehen:

Kriegslüge 1: Die NSA gibt zu, 1964 in ihrem Bericht über den Tonkin-Zwischenfall gelogen und Daten so manipuliert zu haben, dass der Eindruck entstand, nordvietnamesische Schnellboote hätten US-Kriegsschiffe angegriffen, um einen Vorwand für den Vietnam-Krieg zu schaffen. Die Zahl der vietnamesischen Kriegsopfer wird auf mindestens zwei bis zu über fünf Millionen, darunter über 1,3 Millionen Soldaten, geschätzt. Mehrere Millionen Vietnamesen wurden verstümmelt und dem hochgiftigen Entlaubungsmittel Agent Orange ausgesetzt.

Kriegslüge 2: Das FBI hatte zugegeben, dass die Milzbrand-Anschläge im Jahr 2001 von einem oder mehreren bei der US-Regierung beschäftigten Wissenschaftlern ausgingen; ein höherer FBI-Beamter hatte außerdem enthüllt, das FBI sei vom Weißen Haus angewiesen worden, die Milzbrand-Briefe Al-Qaida und dem Irak anzulasten, weil man sie als Rechtfertigung für einen Regimewechsel im Irak benutzen wollte.

Kriegslüge 3: Die USA haben dem Irak zu Unrecht unterstellt, an den Anschlägen am 11.09.2001 beteiligt gewesen zu sein und diese Anschuldigung als eine der Hauptrechtfertigungen für den Überfall auf den Irak benutzt; das geht aus einer Notiz des Verteidigungsministers hervor. „Irak ist das am stärksten durch Uranwaffen kontaminierte Land. Die USA und Großbritannien verschossen in den Kriegen von 1991 und 2003 mindestens 400.000 Kilogramm Uranmunition“, schreibt etwa die Wikipedia.

Auch die denkbar größte reale Gefahr in Bezug auf nuklearen Terrorismus ging bislang von den USA aus. Sie haben seit Jahrzehnten in beispiellosem Maß nukleare, geächtete und konventionelle Angriffe auf zivile Ziele verübt, irreparable Verheerungen bei Atomtests im Pazifik angerichtet und Kriegsgründe en masse inszeniert wie kein anderes Land jemals zuvor. Die Ausgaben allein für atomare Sprengköpfe stiegen zuletzt unter Obama höher als unter jedem anderen Präsidenten. Die Kosten betrugen über 30 Jahre mehr als eine Billion Dollar.

Besonders brisant: In den letzten 2 Jahren gab es entlang Russlands Westgrenze die größte Aufstockung militärischer Kräfte seit dem Zweiten Weltkrieg – angeführt von den USA. Seit Hitler in die Sowjetunion einmarschierte, haben ausländischen Truppen nicht eine solch offensichtliche Bedrohung für Russland dargestellt.

Die postfaktische Neigung diverser Politiker und Meinungsbildner Begrifflichkeiten zu vermischen bzw. gleichzusetzen (bspw. EU = Europa), tritt insbesondere bei der inflationären Nutzung des Begriffes „Antiamerikanismus“ zutage. Kein vernünftiger Mensch hat etwas an Amerika, dem Kontinent, auszusetzen. Durch die Nutzung abgedroschener Kampfbegriffe wie eben „Antiamerikanismus“, „Verschwörungstheoretiker“ oder des Implizierens nationalistischer Ambitionen soll Kritik an den Machtzentren der Hegemonialmacht USA und der veröffentlichten Meinung zu den entsprechenden geopolitischen Konflikten mit allen Mitteln blockiert und geächtet werden. Diese durchsichtige Strategie zum Schutz bestehender Narrative hat die längste Zeit funktioniert – so viel sei den Nutzern dieser Argumentationstechniken schon mal versprochen.

Als ein typisches Merkmal faschistoiden Gedankengutes kann der Ratschlag Bronners zu entsprechender „therapeutische Hilfe“ gewertet werden. So wurden in der Vergangenheit in totalitären Systemen immer wieder missliebige Zeitgenossen aus politischen Gründen mittels gewisser „therapeutischer Ansätze“ aus der Öffentlichkeit verbannt, in Misskredit und zum Schweigen gebracht. Wie sich ein solches Wunschdenken mit der Mitgliedschaft in einem demokratischen Gremium verträgt, sollte von den zuständigen politischen Entscheidungsträgern erörtert werden – und zwar ausnahmsweise zu Gunsten demokratischer Grundrechte.
Bis dahin sollte sich Rundfunkrat Bronner zur umfassenden Weiterbildung beurlauben lassen.

Antwort der Herren Bräutigam und Klinkhammer auf die diffamierende Nachricht des Rundfunkrates Bronner:

Werter Herr Bronner,
dass Dauerpropaganda das Denken mancher dafür empfänglichen Mitmenschen verwüstet, haben Sie mit Ihrer Mail trefflich vorgeführt. Sie haben zugleich kenntlich gemacht, dass Leute wie Sie im Rundfunkrat der real existierenden öffentlich-rechtlichen Sender unentbehrlich sind. Sie werden gebraucht, um das transatlantische Gesellschaftsmodell zu stützen mittels eines Systems der manipulativen politischen Beeinflussung der Öffentlichkeit. Ihnen selbst ist diese Funktion vermutlich nicht einmal bewusst.
Dass Sie so gut wie nichts über Ursachen, Motive und Beteiligte im Syrien-Konflikt wissen und nichts begriffen haben, zeigen Ihre indiskutablen Ausführungen.
Sie stellen zwischen unseren Analysen der manipulativen Berichte über Ost-Aleppo und der Methodik von Holocaust-Leugnern Vergleiche her und unterstellen uns deren nazistische Gesinnung. Das disqualifiziert Sie. Sachlicher Umgang mit Kritik ist Ihnen offenbar fremd. Leute wie Sie leben in der autoritären Vorstellung, sie dürften andere Meinungen als abartig und krankhaft niedermachen. Dahinter steckt der herrschsüchtige Traum, sie zu unterdrücken.
„Ich teile Ihre Meinung nicht, mein Herr, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie sie äußern können“. Dieser Satz wird dem Aufklärer Voltaire zugeschrieben. Selbst wenn Sie davon gehört haben: Verstanden haben Sie ihn erkennbar nicht.
Vermutlich ist Ihre Sichtweise im SWR-Rundfunkrat nicht einzigartig. Nur dieses Gremium selbst könnte das ausschließen. Wir geben ihm hiermit Gelegenheit dazu; Ihre Mail machen wir allen Ihren Kolleginnen und Kollegen zugänglich. Dito der Öffentlichkeit. Die hat Anspruch darauf, zu erfahren, wie ihre Repräsentanten im Rundfunkrat ticken. Es möge jeder selbst abwägen, was an dem System Öffentlich-rechtlicher Rundfunk änderungsbedürftig ist.
Mit freundlichen Grüßen
V. Bräutigam, F. Klinkhammer


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