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Die moderne Inquisition

Die moderne Inquisition

Seit dem 11. September 2001 werden Wissenschaftler als Verschwörungstheoretiker diffamiert.

Ein Beitrag bei KenFM machte mich neugierig. Der Autor Dr. Ansgar Schneider, ein mir bis dahin völlig unbekannter Physiker und Mathematiker, äußerte sich klar und strukturiert über seinen eigenen Weg zur wissenschaftlichen Befassung mit 9/11 und über die seltsame Lethargie seiner Fachkollegen beim Umgang mit diesem Thema.

Ich bestellte mir sofort das Buch „Stigmatisierung statt Aufklärung: Das Unwesen des Wortes ‚Verschwörungstheorie‘ und die unerwähnte Wissenschaft des 11. Septembers als Beispiel einer kontrafaktischen Debatte“, das Ansgar Schneider am Ende des Artikels in aller Bescheidenheit erwähnte. Es weicht seitdem nicht mehr von meiner Seite. Ich hatte es innerhalb von einer Woche bereits zweimal verschlungen und war sprachlos angesichts der Präzision und Klarheit, die sich im Denken von Ansgar Schneider offenbart.

So wurde mir erst durch dieses Buch voll bewusst, dass die „Verschwörungsleugner“ eine kontrafaktische Scheindebatte führen, indem sie behaupten, die 3 Türme in New York seien von alleine zusammengefallen. Mit „Verschwörungsleugner“ meine ich in dem Zusammenhang Menschen wie Michael Butter, die mit religiösem Eifer behaupten, dass alles, was aus unterschiedlichsten, durchaus auch völlig absurden Gründen, beispielsweise die jüdische Weltverschwörung, von der offiziellen Lesart abweicht, eine „Verschwörungstheorie“ sei.

Gedankenspiel

Um zu verstehen, nach welchem Muster derzeit die 9/11-Debatte in weiten Teilen verläuft, biete ich, angeregt durch Ansgar Schneiders Buch, folgendes Gedankenexperiment an:

Eine prominente Persönlichkeit stirbt. Die zuständigen Ermittlungsbehörden erklären rasch und ohne die übliche kriminalistische Untersuchung, dass es offensichtlich Selbstmord gewesen sei. Nachdem sich der Schock über den prominenten Todesfall langsam gelegt hat und etliche Personen damit beginnen, einen nüchternen Blick auf die bekannt gewordenen Fakten zu werfen, werden Zweifel an der Selbstmordthese laut. Daraufhin stimmt die zuständige Behörde widerwillig zu, den Toten offiziell von einem anerkannten Gerichtsmediziner untersuchen zu lassen. Dessen Autopsiebericht bestätigt, dass es Selbstmord gewesen sei.

Die Frage eines Journalisten an den Gerichtsmediziner, ob er Hinweise auf ein Mordwerkzeug gefunden habe, verneint dieser. Er habe gar nicht danach gesucht, da es ja ohnehin Selbstmord war. Die Zweifler an der Selbstmordthese verstummen nach dieser Untersuchung erst recht nicht und führen nun alle möglichen vernünftig und unvernünftig anmutenden Gründe an, warum sich der Tote niemals selbst umgebracht hätte, warum bestimmte Personen ein Interesse an seiner Ermordung hatten und welcher Personenkreis wegen seiner technischen und organisatorischen Mittel zu einem Mord fähig sei.

Um diese Diskussion zu ersticken, werden sämtliche Vertreter der Mordthese — unabhängig von der Qualität ihrer Argumente — öffentlich als „Verschwörungstheoretiker“ gebrandmarkt. Wenn sich die Anhänger der Selbstmordtheorie überhaupt auf eine inhaltliche Diskussion einlassen, dann lautet ihr Hauptargument, dass der unterstellte Mord nicht so lange hätte geheim gehalten werden können. Irgendeine aus dem Kreis der Personen, die in den hypothetischen Mord involviert gewesen wären, hätte mittlerweile das Schweigekartell gebrochen. Unbeteiligte hätten außerdem etwas von dem Unterfangen mitbekommen müssen.

Allein der Umstand, dass es keine Zeugen gibt und bislang kein Insider auspackte, sei somit der Beweis für die Haltlosigkeit der Mordthese. Schließlich sei auch der Autopsiebericht über jeden Zweifel erhaben. Der Gerichtsmediziner selbst versichert, dass er niemals Fehler machen würde, und auch viele seiner Fachkollegen bestätigen die Korrektheit des Autopsieberichts. Diejenigen, die ohnehin schon immer an die Selbstmordthese glauben wollten, atmen erleichtert auf.

Unter Erweiterung ihrer eigenen Perspektive auf die gesamte Bevölkerung und ohne sich die Mühe zu machen, den Autopsiebericht selbst zu studieren, meinen sie, als gerichtsmedizinische Laien seien „wir“ alle nicht in der Lage, die offiziellen Verlautbarungen zu hinterfragen und müssten schlicht glauben, was die Autoritäten „uns“ sagen. Parallel hierzu gibt es eine ernsthafte wissenschaftliche Debatte über die entscheidende Ausgangsfrage, ob es Mord oder Selbstmord war.

Obwohl es keine herkömmliche Untersuchung des Tatortes und des Toten gab, sind vielerlei empirische Daten vorhanden. Die wissenschaftliche Auswertung dieser Daten widerlegt die Selbstmordtheorie. Stattdessen lassen sich die vorhandenen Daten widerspruchsfrei mit der Mordthese in Einklang bringen.

Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse werden jedoch von den Vertretern der Selbstmordthese konsequent ignoriert oder aber als „Verschwörungstheorie“ diffamiert. Von demjenigen, der die Selbstmordthese widerlegt und den Beweis liefert, dass es Mord gewesen sein muss, zum Beispiel weil die Tatwaffe nach dem tödlichen Schuss nachgeladen wurde ... , wird zusätzlich verlangt, dass er gefälligst auch Name und Anschrift des Mörders zu benennen habe.

In den Augen der „Verschwörungsleugner“ gilt somit folgende absurde Logik: Solange kein Täter benannt und überführt ist, hat der wissenschaftlich geführte Beweis, dass es kein Selbstmord, sondern Mord war, nur den Wert einer „Verschwörungstheorie“.

Den Einwand, dass kein Gerichtsmediziner für die Ermittlung von Tätern zuständig ist und dass die bislang offene Frage, wer der Mörder ist und wie er den Mord ausführte, nicht den Beweis widerlegt, dass es tatsächlich ein Mord war, lassen die Selbstmordfanatiker in ihrer Hybris nicht gelten. Schließlich schützt das „Argument“, dass die „Verschwörungstheoretiker“ nicht nur zu beweisen hätten, dass es Mord war, sondern auch den Täter zu überführen hätten, vor der Auseinandersetzung mit der eigenen kognitiven Dissonanz, die sich angesichts des Widerspruches zwischen unbequemer Realität (Mord) und eingebildeter Wirklichkeit (Selbstmord) ergibt.

Auch die Vertreter der mittlerweile wissenschaftlich bewiesenen Mordtheorie springen über dieses Stöckchen, das ihnen die Verfechter der widerlegten Selbstmordthese hinhalten. Anstatt auf der erwiesenen Feststellung zu beharren, dass es Mord war und mit allen der Zivilgesellschaft zur Verfügung stehenden Mitteln von den zuständigen Behörden eine ergebnisoffene Mordermittlung einzufordern, lassen sie sich einreden, es könne solange nicht von Mord ausgegangen werden, bis nicht erwiesen ist, wer der Mörder ist und wie er den Mord durchführte.

Und so zerstreiten sie sich untereinander über die Frage, ob das Tatwerkzeug ein Messer, eine Schusswaffe oder vielleicht sogar eine unbekannte Geheimwaffe gewesen sein könnte und ob es von einem gewöhnlichen Verbrecher, einem staatlichen Geheimagenten oder von einem Außerirdischen benutzt wurde. Die „Verschwörungsleugner“ lehnen sich angesichts der Selbstzerfleischung der „Verschwörungstheoretiker“ derweil ganz entspannt zurück.

Es liegt daher ein fundamentaler Fehler in der Debattenkultur vor, den es konsequent abzustellen gilt. Der Fehler liegt darin, dass der Fakt in den Fokus der Debatte zu stellen ist, dass es erwiesenermaßen Mord war und es „nur“ noch um die Ermittlung der Täter geht, was wiederum Aufgabe der staatlichen Ermittlungsbehörden ist. Eine wachsame Öffentlichkeit muss diese ergebnisoffene Untersuchung einfordern und ein kritischer und investigativer Journalismus diese begleiten.

Das bisherige Königsargument der „Verschwörungsleugner“, wonach es gar nicht möglich sei, einen Mord so lange geheim zu halten, ist hingegen obsolet. Es kann an dem Fakt, dass es Mord war, nichts mehr ändern und stellt ein bloßes Ablenkungsmanöver dar, welches allein der Verhinderung der weiteren Untersuchung dient.

Wissenschaftliche Überprüfung der NIST-Berichte

Was Ansgar Schneider also macht: Er nimmt sich die „Autopsieberichte“ zu den Einstürzen der Zwillingstürme und von WTC 7 vor und prüft wissenschaftlich, ob die „Selbstmordthese“ haltbar ist. Dabei sind die „Autopsieberichte“ der Abschlussbericht des NIST zum Einsturz der Zwillingstürme aus dem Jahr 2005 und der 2008 veröffentlichte Abschlussbericht des NIST zum Einsturz von WTC 7.

Die „Selbstmordthese“ besagt für alle drei Türme, dass Feuer die Gebäudestruktur geschwächt hätten und es in der Folge zu gravitationsbedingten Einstürzen gekommen sei. Salopp übersetzt heißt das: Es brannte und dann fielen die Türme vor lauter Schwäche in sich zusammen.

Wissenschaftlichen Kriterien würden die offiziellen Erklärungen der feuer- und gravitationsbedingten Einstürze nur dann entsprechen, wenn sie

  • alle bekannten empirischen Daten widerspruchsfrei berücksichtigen und sie sich
  • der Falsifikation, also der kritischen Überprüfung durch andere Wissenschaftler, bereitwillig und aus eigenem Erkenntnisdrang stellen würden.

Ansgar Schneider kommt zum Ergebnis, dass die offiziellen Versionen alles andere als wissenschaftlich sind. Sie sind weder widerspruchsfrei noch falsifizierbar. Umgekehrt besteht die empirisch einzig belegbare, also nach gegenwärtigem Kenntnisstand widerspruchsfreie und auf ihre Falsifikation wartende, Erklärung darin, dass WTC 1, 2 und 7 „vorsätzlich zum Einsturz präpariert und dann absichtlich zerstört wurden“ (1). Auf einzelne der vielen Aspekte, welche die Unwissenschaftlichkeit der NIST-Berichte begründen, soll dabei kurz eingegangen werden.

Widersprüche zwischen offizieller Erklärung und empirischen Daten

Ein Beispiel für die Widersprüchlichkeit des NIST-Berichtes über den Einsturz von WTC 7 ist das behauptete Abrutschen des Querträgers A2001 von Säule 79. Wem diese Begriffe verständlicherweise nichts sagen, sei der grundlegende Aufbau von WTC 7 kurz erläutert.

WTC 7 war ein Stahlskelettbau. Es bestand aus 81 senkrechten Stahlsäulen, die sich auf einen inneren und einen äußeren Ring verteilten. Diese senkrechten Säulen wurden auf jedem der insgesamt 47 Stockwerke untereinander mit ebenfalls aus Stahl bestehenden Querträgern verbunden. Auf diesen Querträgern lagen dann weitere schmalere Träger, auf denen die Geschossdecken angebracht waren. Insgesamt ergab dies ein dichtes Gerüst aus tausenden miteinander vernetzten Stahlträgern. Einen Eindruck von der Bauweise vermittelt das Video, welches sich hinsichtlich des Einsturzverlaufes an der offiziellen Version orientiert.

Ausgangspunkt in einer Kette von aufeinander aufbauenden Ereignissen, die nach Auffassung des NIST WTC 7 kollabieren ließen, war das vermeintliche Abrutschen des Querträgers mit der Bezeichnung A2001 von der senkrechten Säule mit der Bezeichnung 79. Säule 79 war Teil des inneren Ringes der senkrechten Stützen und befand sich im nordöstlichen Teil des Gebäudes. Träger A2001 diente im Bereich des 13. Stockwerkes als Querverbindung zwischen Säule 79 und Säule 44, die wiederum Teil des äußeren Ringes der senkrechten Stützen war. Dass Querträger A2001 von Säule 79 abrutschen konnte, erklärt das NIST mit dem sogenannten Schereffekt.

Durch ausgedehnte Feuer im nordöstlichen Gebäudeteil im Bereich des 12./13. Stockwerkes nach 16.00 Uhr hätte sich Träger A2001 weit genug ausgedehnt, um von seinem Platz an Säule 79 zu fallen. Dies hätte dann eine Kettenreaktion ausgelöst, die im vollständigen und teils freien Fall des gesamten Gebäudes endete.

Wer sich an dieser Stelle nochmals das zuvor verlinkte dichte Netz an Stahlträgern vor Augen führt und sich intuitiv fragt, wie das Abrutschen eines einzelnen Querträgers in der kompletten Zerstörung des gesamten Gebäudes im teils freien Fall enden konnte, sollte sich schon an dieser Stelle klarmachen, dass er/sie allein bei diesem Gedanken die Schwelle zur Verschwörungstheorie überschreitet. Wer also jetzt weiter liest, begibt sich auf gedankliches Sperrgebiet.

Das NIST behauptet also, Querträger A2001 habe sich unter Hitzeeinwirkung verformt und sei von Säule 79 abgerutscht. Die im offiziellen Untersuchungsbericht dargestellten Brände, die diesen Effekt veranschaulichen sollen. Die vorgelegte Feuersimulation, die diesen Effekt veranschaulichen soll, zeigt dementsprechend für den Zeitraum ab 16.00 Uhr heftige Brände im nordöstlichen Gebäudeteil des 12. und 13. Stockwerks (2).

Diese Feuer sind aber rein virtuell. Sie kommen nur in der Simulation vor und existierten nicht in der erfassten Realität. Die vom NIST nach Auswertung der vorhandenen Fotos und Videos sorgfältig dokumentierten tatsächlichen Brandherde in WTC 7 zeigen für den Bereich um Säule 79 im 12./13. Stock für die Zeit ab 16.10 Uhr: Nichts (3)!

Das Abrutschen des Querträgers A2001 von Säule 79 wird folglich mit simulierten Feuern erklärt, die es erwiesenermaßen nicht gab. Für das NIST muss es aber gebrannt haben, damit sie das gewünschte Ergebnis weiterhin behaupten können. Es weist gleichzeitig aber mit großer Akribie selbst nach, dass die erforderlichen Feuer tatsächlich nicht existierten. Die vorhandenen Daten zeigen also nicht nur, dass für den relevanten Zeitraum keine Nachweise für die erforderlichen Feuer vorhanden sind, sondern belegen darüber hinaus, dass es das vom NIST in der Simulation unterstellte Feuer gar nicht gab.

Noch einmal: Würde nur der Beweis dafür fehlen, dass es die notwendigen Feuer gab, könnte immer noch behauptet werden, dass die Feuer existierten, man ihre Existenz aber leider nicht beweisen könne. Es gäbe also beweismäßig ein Patt und man könnte lang und breit debattieren, zu wessen Lasten diese Ungewissheit ginge. Doch so ist es hier nicht.

Es fehlen nicht nur Beweise für die notwendigen Feuer, sondern es ist darüber hinaus bewiesen, dass es die notwendigen Feuer tatsächlich nicht gab. Auch hier muss wohl ein groteskes Beispiel her, um die Absurdität des Vorgehens des NIST in seiner ganzen Dramatik zu verdeutlichen:

Ein PKW landet rechts im Straßengraben. Um zu erklären, dass er ohne Fremdeinwirkung und durch eigenes Verschulden des Fahrers dorthin kam, benötigt man eine Linkskurve, aus der es den Fahrer durch überhöhte Geschwindigkeit trug. Der gerichtlich beauftragte Sachverständige, der den Unfallhergang klären soll, fertigt eine aufwändige Unfallsimulation, in der eine Linkskurve zu sehen ist. In der Realität durchfuhr der Fahrer aber eine Rechtskurve.

Das NIST zog sich an dieser Stelle wie folgt aus der Affäre:

„The observed fire activity gleaned from the photographs and videos was not a model input, and thus one should not expect a perfect correspondence between predicted high temperatures and observed fire activity“ (4).

Übersetzt heißt dies:

„Die beobachtete Feueraktivität, die man den Fotos und Videos entnimmt, ging nicht als Eingabewert in das Modell ein, und deswegen sollte man keine perfekte Übereinstimmung zwischen den vorhergesagten hohen Temperaturen und der beobachteten Feueraktivität erwarten.“

Ansgar Schneider kommentiert dies mit den aus meiner Sicht zentralsten Sätzen seines Buches:

„Die Feuer im 12. und 13. Stock sind jedoch für die Einsturzerklärung des NIST von zentraler Bedeutung, da die thermische Ausdehnung der Querbalken im 13. Stockwerk den Einsturz verursacht haben soll. An einer so zentralen Stelle einen so dramatischen Fehler zu machen und diesen damit abzutun, dass man nichts anderes erwarten solle, fordert vom Leser das, was Orwell in seinem Roman 1984 einen Doppeldenk nennt: die Fähigkeit, zwei sich widersprechende Aussagen gleichzeitig für wahr zu halten“ (5).

Die Logik des NIST, die man in ihrer Absurdität nicht verstehen, sondern nur blind glauben kann, lautet daher:

Es hat nicht gebrannt, aber da WTC7 einstürzte, hat es gebrannt.

An dieser Stelle werden seitens der „Verschwörungsleugner“ vielfach Nebelkerzen gezündet, von denen man sich nicht irritieren lassen sollte. Ein Beispiel hierfür liefert die deutschsprachige Wikipedia:

„Wissenschaftler und Investigativjournalisten zeigten, dass die Vertreter dieser Thesen (Sprengung statt Feuer, Anm. des Autors) das verfügbare Bildmaterial selektiv benutzt hatten. So zeigten Videos und Fotografien von der Südseite des WTC 7 weit größere Gebäudeschäden als an der Nordseite und auf mehreren Stockwerken verteilte, intensiv brennende Feuer. Die Feuerwehr befürchtete daher bereits früh den Gebäudeeinsturz. Dieser erfolgte nicht symmetrisch, sondern begann erwartungsgemäß auf der stark beschädigten Südseite“ (6).

Es geht um Säule 79. Diese befand sich in der nordöstlichen Gebäudeecke. Das Versagen von Säule 79 sei kausal ausgelöst worden durch das Abrutschen von Querträger A2001, auf dem wiederum die Geschossdecken des 13. Stocks auflagen. Relevant sind also allein die Feuer im nordöstlichen Gebäudeteil im Bereich des 13. Stockwerkes.

Zudem müssten diese Feuer nach eigener Einschätzung des NIST in der Zeit ab circa 16.00 Uhr mit der notwendigen Intensität gebrannt haben, damit das Timing im Hinblick auf den unwiderlegbaren Einsturz um 17.20 Uhr aufgeht. Wenn es früher brannte, wäre A2001 auch früher von Säule 79 abgeschert und das Gebäude wäre vor 17.20 Uhr gefallen.

Wenn also zur „Widerlegung“ angeblicher „Verschwörungstheorien“ darauf abgestellt wird, die „Verschwörungstheoretiker“ würden die heftigen Feuer im südwestlichen Gebäudeteil ignorieren, dann haben diese Feuer mit der vom NIST selbst behaupteten Einsturzursache nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und wenn ganz allgemein auf Feuer abgestellt wird, ohne diese zeitlich und örtlich zu konkretisieren, dann zeugt dies vermutlich davon, dass sich die betreffenden Autoren mit dem NIST-Bericht und seinen wissenschaftlichen Gegenargumenten gar nicht auseinandergesetzt haben oder es möglicherweise auch gar nicht wollen.

Und wenn dann sogar kontrafaktisch behauptet wird, der Einsturz habe „erwartungsgemäß auf der stark beschädigten Südseite“ begonnen, bleibt man sprachlos zurück. Im Grunde wird auch hier wieder ein Orwellscher Doppeldenk eingeschoben:

Das Versagen der nordöstlichen Säule 79 war die Einsturzursache und deshalb begann der Einsturz erwartungsgemäß auf der Südseite.

Einen weiteren Orwellschen Doppeldenk betrifft die Art der Befestigung von Querträger A2001 an Säule 79. Das NIST meint, A2001 sei von der Auflageplatte an Säule 79 heruntergerutscht, weil sich A2001 durch die Hitzeeinwirkung scherenartig verformt hatte. Kraftschlüssige Verschraubungen von A2001 an Säule 79, welche das Abscheren verhindert oder zumindest aufgehalten/verzögert hätten, berücksichtigte das NIST nicht.

Der Untersuchungsbericht tut so, als hätte A2001 allein kraft seiner Masse auf der an Säule 79 angebrachten Auflageplatte gelegen. Tatsächlich aber wurde A2001 mit Säule 79 verschraubt und zudem existierten seitliche Versteifungen, die ein Abrutschen verhinderten. Konfrontiert mit der Tatsache, dass Versteifungen existierten, die das Abrutschen von A2001 hätten verhindern müssen, antwortete der Pressesprecher des NIST lapidar, dass es nicht nötig gewesen sei, diese Versteifungen zu berücksichtigen.

Der Doppeldenk lautet also:

Die vorhandenen Versteifungen hätten das Abrutschen von A2001 von Säule 79 verhindern müssen. Da aber A2001 von Säule 79 abrutschte, existierten keine Versteifungen.

Zahlreiche Beispiele für die Diskrepanz zwischen den empirischen Daten und den Behauptungen des NIST liefert Ansgar Schneider auch für den Einsturz der Zwillingstürme. Er widerlegt zum Beispiel die Existenz der vom NIST unterstellten Rahmenbedingungen, unter denen es zum angeblichen Absacken der Zwischenböden der Stockwerke gekommen sei.

Weiterhin erläutert er dem Leser anschaulich die Newtonschen Gesetze, um aus ihnen abzuleiten, dass die zu beobachtende Beschleunigung des oberen Gebäudeteiles von WTC 1 im Rahmen des vom NIST behaupteten gravitationsbedingten Einsturzes eine Struktur der darunter befindlichen Gebäudesubstanz voraussetzen würde, die so beschaffen sein müsste, dass sie den oberen Gebäudeteil im Ruhezustand nicht trägt. Da nun aber die Zwillingstürme jahrelang an ihrem Platz standen und die oberen Stockwerke die unteren bis zum 11. September 2001 nicht unter sich zermalmten, kann es nur eine Erklärung für die zu beobachtende Beschleunigung geben:

Der bremsende Widerstand der unteren Gebäudestruktur wurde manipulativ aufgehoben. Der Umstand, dass es sich um eine beschleunigende Abwärtsbewegung handelt, mag auf den ersten Blick banal erscheinen, ist aber zentral für die Widerlegung der Erklärung des NIST. Dass die Bedeutung der Beschleunigung für den physikalischen Laien zunächst schwer nachzuvollziehen ist, hat einen einfachen Grund. Exponentielle Funktionen, die zum Beispiel der Beschleunigung von Körpern, der vom Zinseszins getragenen Geldvermehrung oder dem ewigen Wirtschaftswachstum zugrunde liegen, unterlaufen die natürliche Vorstellungskraft des Menschen.

Wir sind evolutionär bedingt auf lineare Funktionen geeicht, wie die berühmte Reiskornparabel zeigt. Es gilt also präzise zu unterscheiden zwischen einer Abwärtsbewegung an sich und einer Abwärtsbewegung, bei der sich die Geschwindigkeit fortlaufend erhöht. Erstere könnte im Rahmen eines gravitationsbedingten Einsturzes durchaus erklärt werden.

Letztere setzt jedoch einen strukturellen Unterschied zwischen oberer und unterer Gebäudesubstanz voraus, die im Fall der Zwillingstürme schon deshalb nicht gegeben war, weil die Türme jahrelang unversehrt an ihrem Platz standen und die unteren Gebäudeteile die jeweils darüber liegenden problemlos trugen. So lautet das Fazit von Ansgar Schneider bezüglich WTC 1 und 2:

„Es gibt keine wissenschaftliche Erklärung des Einsturzes der Türme, die nur die Flugzeugschäden, Feuereinwirkung und Gravitation berücksichtigt“ (7).

Persönlich anmerken möchte ich noch, dass das Wort „Einsturz“ meines Erachtens der falsche deskriptive Begriff für den Vorgang ist, der sich erkennbar abspielte. Bei WTC 1 und 2 handelte es sich eher um eruptive Pulverisierungen. Man beachte auch die dünne Säule hinter dem im Vordergrund zu sehenden Wolkenkratzer, die nach dem „Einsturz“ von WTC 1 zunächst einsam in den Himmel ragt und dann binnen weniger Sekunden zu verdampfen scheint. Was immer da vor sich ging, ein feuer- und gravitationsbedingter Einsturz war es jedenfalls nicht.

Fehlende Falsifizierbarkeit

Die Unwissenschaftlichkeit der NIST-Berichte ergibt sich nicht nur aus den angesprochenen Widersprüchen zu den empirischen Daten, sondern auch aus der fehlenden Falsifizierbarkeit zahlreicher Behauptungen des NIST. Fehlende Falsifizierbarkeit, also die verweigerte Möglichkeit der kritischen Überprüfung durch andere Wissenschaftler, ist aus erkenntnistheoretischer Sicht „schlimmer“, als einfach einen Fehler zu machen (8).

Ein Fehler kann als solcher erkannt und behoben werden. Bei fehlender Falsifizierbarkeit ist jedoch die Überprüfung, wie das behauptete Ergebnis zustande kam und was an ihm eventuell fehlerhaft sein könnte, von vornherein unmöglich.

Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die Weigerung des NIST, die Eingabedaten und die konkreten Berechnungen, die der Einsturzsimulation von WTC 7 zugrunde lagen, zu veröffentlichen. Indem sich das NIST auf das Totschlagargument des „Schutzes der öffentlichen Sicherheit“ zurückzieht (9), eröffnet es Tür und Tor für Spekulationen, dass es sich bei der hübsch anzuschauenden Simulation um nichts mehr als einen billigen Trickfilm handelt.

Wenn ich zum Beispiel behaupten würde, ich könnte Messer und Gabel mit bloßen Händen im Asphalt versenken und würde zum Beweis eine entsprechende Simulation vorlegen, würde mir dies auch niemand glauben, solange ich nicht offenlege, welche Daten ich in die Simulation einpflegte und wie diese verarbeitet wurden.

Unabhängig davon stimmt selbst der dargestellte, circa 2 Sekunden dauernde Zeitausschnitt des Einsturzes nicht mit der Realität überein, sondern verzerrt diese in grotesker Weise. Die in der Simulation dargestellte Verdrehung konnte in der Realität nicht beobachtet werden. Verschärfend kommt hinzu, dass die Simulation nach diesem Zeitschnipsel stoppt. Man sieht nur, wie der Einsturz in realitätsverzerrender Weise beginnt, nicht aber, wie er sich bis zum vollständigen Kollaps fortsetzt. Was das NIST nicht zeigt, kann folglich nicht widerlegt werden

Zusammenfassung

Ansgar Schneider bringt auf nur 160 Seiten die 9/11-Debatte entscheidend voran. Sein Verdienst besteht nicht darin, dass er Wesentliches zur Klärung der vielen verbleibenden Fragen beigetragen hätte. Die besondere Stärke des Buches liegt darin, dass es präzise und unmissverständlich festhält, was wissenschaftlich geklärt ist und wohinter es kein Zurück mehr gibt.

Dies gilt es zu beachten, um sich in der Auseinandersetzung mit „Verschwörungsleugnern“, die nicht an Aufklärung, sondern nur an kontrafaktischen Glaubensbekenntnissen und persönlichen Diffamierungen interessiert sind, nicht auf die falsche Fährte locken zu lassen.

Im Ergebnis der dringend zu empfehlenden Lektüre lassen sich folgende Aussagen festhalten:

  1. Die offizielle Erklärung, wonach WTC 1, 2 und 7 im Rahmen von feuer- und gravitationsbedingten Einstürzen zerstört worden seien, ist wissenschaftlich widerlegt.
  2. Die derzeit bekannten empirischen Daten lassen sich bis zu ihrer wissenschaftlichen Falsifikation nur dahingehend widerspruchsfrei deuten, dass WTC 1, 2 und 7 absichtlich zerstört wurden.
  3. Die These von der absichtlichen Herbeiführung der Einstürze wird nicht dadurch falsifiziert, dass man sie pauschal und ohne substanzielle Begründung als „Verschwörungstheorie“ zurückweist.
  4. Die Tatsache, dass überhaupt absichtlich zerstört wurde, wird auch nicht dadurch falsifiziert, dass zur Beantwortung der hieran anschließenden und derzeit offenen Frage, wie und von wem die absichtlichen Zerstörungen konkret durchgeführt wurden, unbequeme Ermittlungen, zum Beispiel in Richtung eines staatsterroristischen Hintergrundes, geführt werden müssen.

Bild

Dr. Ansgar Schneider: „Stigmatisierung statt Aufklärung: Das Unwesen des Wortes ‚Verschwörungstheorie‘ und die unerwähnte Wissenschaft des 11. Septembers als Beispiel einer kontrafaktischen Debatte“, 170 Seiten, Juni 2018, Peace Press Verlag.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Schneider, Ansgar: Stigmatisierung statt Aufklärung, S. 160
(2) https://ws680.nist.gov/publication/get_pdf.cfm?pub_id=861611, S. 384, 385 („Progression of simulated (sic!) fire on Floor 12 of WTC 7”)
(3) a.a.O., S. 255 ff. Relevant ist die Schnittstelle zwischen Säule 44 (oben links in den Grafiken) und dem 12./13. Stock, da der „abgerutschte“ Querträger A2001 die Verbindung zwischen innerer Säule 79 und äußerer Säule 44 zwischen dem 12. und 13. Stock bildete. Die Feuer in diesem Bereich (rot markiert) enden um 16.00 Uhr. Ab 16.10 Uhr, also 1 Stunde und 10 Minuten vor dem Kollaps, ist der Bereich blau, also ohne Feueraktivität.
(4) a.a.O., S. 378
(5) Schneider, Ansgar: Stigmatisierung statt Aufklärung, S. 57
(6) https://de.wikipedia.org/wiki/Verschw%C3%B6rungstheorien_zum_11._September_2001#World_Trade_Center_7
(7) Schneider, Ansgar: Stigmatisierung statt Aufklärung, S. 90
(8), (9) Schneider, a.a.O., S. 62


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