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Die Propaganda-Pandemie

Die Propaganda-Pandemie

Was wäre aus SARS-CoV-2 ohne seine medialen Superspreader geworden?

Es ist Dienstag, der 14. Juni 2020. Seit etwa einem Monat haben fast sämtliche Medien in beeindruckender Synchronizität damit begonnen, ihre Berichterstattung über SARS-CoV-2 umzustellen: Das Virus erscheint weniger im Zeichen apokalyptischer Dauererregung, sondern mehr als unangenehmer Umstand, der uns lange begleiten wird und jederzeit wieder sein Haupt erheben kann. Die Bürger tragen den Terror der Pandemie in sich, es bedarf keiner sensationellen Zahlen mehr, um sie den Ansagen des Ausnahmezustands zu unterwerfen. Am 14. Juni 2020 lautet der Stand der Dinge: Seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland wurden 186.269 Infizierte gemeldet. 247 Fälle mehr als am Vortag. Ca. 172.200 Infizierte gelten als genesen. 8.787 Tote waren mit dem Virus infiziert.

Schauen wir uns die Zahlen an jenem Tag näher an: In ganz Deutschland sind demnach heute maximal ca. 5.000 Menschen als „infiziert“ identifiziert. Wie es diesen Infizierten geht, scheint niemanden richtig zu interessieren oder es könnte die Macht der schieren Quantität brechen. Deshalb mit guten Gründen grob geschätzt: Anders als der Begriff „genesen“ impliziert, ist von den positiv Getesteten nur ein Bruchteil symptomatisch erkrankt. Vermutlich werden von diesen 5.000 etwa 3.000 gar keine Symptome zeigen, 1.300 werden an leichten bis mittleren Beschwerden leiden. 700 befinden sich in klinischer Behandlung, und von denen wiederum bedürfen höchstens 150 intensivmedizinischer Betreuung. Am nächsten Tag werden 7 Menschen sterben, bei denen das Virus eine Rolle gespielt haben könnte. Die meisten waren dann mit Sicherheit über 80 Jahre alt und aufgrund verschiedener Vorerkrankungen geschwächt. Zusammengefasst: am 14. Juni leiden von 80 Millionen Einwohnern etwa 500 an einer schweren Grippe, einige Alte werden daran sterben.

Seit einigen Wochen musste ich erleben, wie tiefsinnige, politisch mutige und kritische Menschen sich dutzendfach den Schrecken der Pandemie ergaben. Selbst jene mittleren Alters und bei bester Gesundheit zittern bei der Vorstellung, selbst an Covid-19 zu erkranken. Auf jeden Relativierungsversuch meinerseits folgen unweigerlich tief beseelte Beschwörungen der „Bilder aus Bergamo“ und der „unfasslichen Leichenberge von New York“. Auf der Straße treffe ich auf mundschutzbewehrte Zeitgenossen, in Supermärkten kurven missmutige Kunden um andere missmutige Kunden — stets auf Abstand bedacht. Noch am 31. März hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) das Tragen von Schutzmasken etwa in Supermärkten für überflüssig gehalten, Fachärzte hatten darauf hingewiesen, dass dieser Mundschutz eher respiratorische Krankheiten hervorruft als verhindert. Doch die wachsamen Mitbürger dulden keinen Zweifel. Worum es eigentlich noch geht, wissen die meisten allerdings nicht.

Manche orakeln von der zweiten Welle, die laut Professor Lothar H. Wieler, Chef des RKI, bei jeder Pandemie unweigerlich folge. Eine eher improvisierte Behauptung — doch Wieler kann sich sicher sein, dass unsere Qualitätsjournalisten nicht nachfragen. Zugleich verkündete die Kanzlerin in aller Ruhe, notfalls gelte der Ausnahmezustand, bis ein Impfstoff gefunden sei. Der bayerische Corona-Herkules Söder faselt schon mal von ein paar Jahren bis … das weiß er dann auch nicht so genau. Wir befinden uns eben in der Normalisierungsphase des Wahns.

Es gibt eigentlich nur eine Erklärung für die enorme Diskrepanz zwischen den Realitäten von Covid-19 und der kollektiven Erstarrung: Gehirnwäsche unvorstellbaren Ausmaßes. Der Fachbegriff lautet Propaganda. Der Erfinder des modernen Propagandabegriffs heißt Edward Bernays. In seinem Buch „Propaganda“ von 1928 legt er die Karten auf den Tisch:

„Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art, wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist.“

Ich verzichte hier auf Spekulationen über irgendwelche Akteure im Hintergrund. Ich kenne sie nicht und glaube, Propaganda bedarf nicht unbedingt eines Organisators. Die Mainstreammedien bilden seit geraumer Zeit eine geschlossene Gesellschaft, der jeder nennenswerte Pluralismus abhandengekommen ist. Es war schon länger zu beobachten, wie das Rudel sich selbst hypnotisierte und als Verwalter letzter Wahrheiten auftrat. Im Rausch der Apokalypse hat es sich nun vollends verhext. Die systematisch einseitigen, bei Bedarf falschen Informationen haben sich zu einer Erzählung verdichtet, die sich quasi autonom fortschreibt. Störendes wird verbannt oder kriminalisiert.

Ich nenne nur ein Beispiel: Am 14. März unterlief dem RBB in seinem Wissenschaftsmagazin „Die Profis“ eine schwere Panne: In der Radiosendung wurde live die weltweit renommierte Schweizer Virologin Prof. Dr. Karin Mölling interviewt. Die erklärte mit plausiblen Argumenten, dass SARS-CoV-2 kein Killervirus sei und dass das Problem eher in der allgemeinen Panikmache bestehe. Auf seiner Webseite sah sich der Sender danach zu folgendem Kommentar genötigt:

„Zur Klarstellung: Die radioeins-Redaktion betont, dass die Virologin und emeritierte Professorin und Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Universität Zürich, Prof. Dr. Karin Mölling, hier eine Einzelmeinung vertritt. Die Virologin lässt bei ihren Einschätzungen außer Acht, dass mit den beschlossenen Maßnahmen die Zunahme von exponentiell ansteigenden Infektionen verlangsamt werden und insbesondere besonders gefährdete ältere und chronisch kranke Menschen geschützt werden sollen. Das Aufrechnen von Toten bei Unfällen oder anderen Krankheiten mit den Coronatoten erscheint auch angesichts der massiven Tödlichkeitsraten in unseren Nachbarländern zynisch. Sofern das Interview den Eindruck erweckt hat, dass radioeins die Coronakrise verharmlost, möchten wir uns ausdrücklich dafür entschuldigen.“

Man muss das als Programmdirektive lesen: Die Öffentlich-Rechtlichen befinden sich auf Mission und werden gegen alle abweichenden Ansichten vorgehen.

Dass die Berichterstattung über SARS-CoV-2 sich zur apokalyptischen Beschwörung aufblasen konnte, beruht auf zwei Faktoren: 1. Jede Einschätzung, jede Beobachtung eines pandemiefähigen neuen Erregers setzt eine hochqualifizierte Expertise voraus. 2. Es gab keine Expertise. Zwar wurde pausenlos die „Neuartigkeit“ des Virus beschworen — und damit zugleich seine Gefährlichkeit „begründet“ —, doch zugleich bedeutete neuartig, dass man nichts über das Virus wissen konnte und also erst aufmerksame Beobachtung erlaubte, sein Verhalten zu entschlüsseln. Das erklärt auch, warum die federführenden Experten sich laufend korrigieren mussten. Die anfängliche Blindheit — so die WHO in ihrem Pandemieplan — sei sogar das größte Problem bei einem Verdacht von Pandemie. Doch unsere Medien haben alles unvermeidlich Tastende oder vorläufig Ungenaue ausgeblendet und ins Faktische übersetzt. Jede Nachfrage hätte die Wucht des Verstörenden gebremst.

Der erste Hinweis auf „eine mysteriöse Lungenkrankheit in der zentralchinesischen Metropole Wuhan“ findet sich am 31. Dezember 2019 auf Bild-online. Die Gesundheitsbehörden melden 27 Erkrankte. Warum aber ausgerechnet Bild sich für 27 Kranke in Wuhan interessieren könnte, verrät bereits der Titel: „SARS wieder da?“ Zwar wird in dem Bericht mehrfach betont, dass die Experten noch keine Ahnung hätten, womit sie es da zu tun haben, doch im Internet seien Gerüchte aufgetaucht.

Diese Gerüchte macht sich der Verfasser umgehend zu eigen und erinnert an den Ausbruch des „Severe Acute Respiration Syndrom“ 2002 eben in China. Dabei hätte es sich um eine der gefährlichsten Epidemien der letzten Zeit gehandelt, 8.000 Menschen seien damals erkrankt und ca. 750 Menschen an dem Virus gestorben. In den nächsten Wochen wird jeder Bericht über die „mysteriöse Lungenkrankheit“ in Wuhan den Bezug zu SARS herstellen und an „die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts“ erinnern. Konsequent unterschlagen wird dabei, dass es sich auch um den ersten pandemischen Fehlalarm des 21. Jahrhunderts gehandelt hat. Die allermeisten Erkrankten und Toten wurden in China und Hongkong gezählt, dann folgten mit großem Abstand Singapur, Taiwan und Kanada. In Europa starb ein Franzose. Unter allen Infektionskrankheiten, die zur Pandemie hochgestuft wurden, war sie die mit Abstand harmloseste.

Zu einer „der gefährlichsten Epidemien der letzten Zeit“ wurde sie ausschließlich durch eine bis dahin beispiellose mediale Aufregung. Beispielhaft wurde diese Pandemie allerdings durch die enormen wirtschaftlichen und sozialen Folgekosten. In den USA erkrankten zwar nur 27 Personen an dem Virus, keiner starb, doch die Harvard University ermittelte in einer Studie, dass SARS 93 Prozent der Amerikaner ein Begriff war. Seit SARS nehmen Medien in jedem Pandemieereignis eine zentrale, um nicht zu sagen führende Rolle ein.

Am 4. Januar 2020 spekuliert SZ-online über ein „neuartiges Coronavirus“. Obwohl alle Artikel deutscher Medien in diesen Tagen einräumen, dass noch niemand weiß, wie die Krankheit übertragen wird und welcher Virus verantwortlich ist, wird ungerührt die Erinnerung an SARS ins Feld geführt — „eine der gefährlichsten Infektionswellen der jüngeren Zeit“ (Tagesspiegel 8. Januar 2020). Die Süddeutsche meldet am 9. Januar, dass China seine Kontrollen ausdehnt. Doch weiterhin bleibt unklar, womit man es zu tun hat. Erstmals betritt Christian Drosten, Chefvirologe der Charité in Berlin, die Arena. Seine Karriere gründet auf der „Entdeckung“ des SARS-Erregers 2002/03. Allerdings hält er sich mit Spekulationen über das Virus zurück. Dieser, wie alle anderen Beiträge zum Thema, meldet nur einen leichten Anstieg der Erkrankten auf 59 (FAZ 10. Januar 2020) Der Tagespiegel hatte bereits 16 Erkrankte in Hongkong gemeldet und dass die dortigen Behörden äußerst alarmiert seien — „dem Wüten“ von SARS eingedenk. Auch in Singapur könne es einen Fall geben. Damit nehme die neue Krankheit ziemlich genau die Route wie seinerzeit SARS.

Die Süddeutsche erweitert am 9.Januar das Geschehen um einen prickelnden politischen Aspekt:

„Denn die Erinnerung an SARS ist nicht nur wegen ihrer Opfer unangenehm, sondern auch wegen Chinas damaligem Umgang mit der Seuche.“

China habe die Krankheit erst spät gemeldet, deshalb habe sie sich auch im Ausland ausbreiten können. Mit anderen Worten: Man muss damit rechnen, dass China das wahre Ausmaß der Katastrophe auch diesmal verschweigt. Fast wörtlich tauchen umgehend ähnliche Überlegungen in der Berliner Zeitung, dem Tagespiegel und in der FAZ auf. Mit anderen Worten: Bevor noch irgendein Sachverständiger etwas weiß, trainieren unsere Qualitätsmedien bereits den ganz großen Pandemiealarm.

Am 10. Januar berichtet die Neue Züricher Zeitung, das Erbgut des Erregers sei entschlüsselt. Doch wie gefährlich das Virus sein mag, wisse man immer noch nicht. Die Virologen sehen zurzeit keine Gefahr für Europa. In der FAZ Sonntagsausgabe heißt es:

„Diese neue Kaiserkrone scheint nicht hochgefährlich zu sein, aber Viren respektieren niemals Ländergrenzen.“

Am 18. Januar erfahren wir durch Bild online von einem Quantensprung. Jetzt sollen bereits 1.729 Menschen Symptome zeigen. Zwei seien gestorben. Entsprechend besorgter müssen sich also die Experten geben als noch vor einer Woche. Doch es gibt keine 1.729 Kranke, es gibt nur 200 positiv Getestete. Immer wahrscheinlicher werde, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird. In den USA und Thailand werden bereits Flugzeuge aus Wuhan besonders kontrolliert. Das RKI schätzt die Risiken für Deutschland weiterhin als sehr gering ein. SZ-online (20. Januar) berichtet von 200 Infizierten in China und 3 Toten. Die chinesische Führung soll sich beunruhigt zeigen.

Am 21. Januar lesen wir in der Berliner Zeitung von einem kleinen Durchbruch: Drosten und Co haben im Schnellverfahren einen Test für das Virus entwickelt.

„Niemand musste dazu im Schutzanzug vor einer Sterilbank sitzen und Virusproben pipettieren — die Arbeit fand im Wesentlichen am Computer statt.“

Nachdem die Chinesen die Sequenz des „neuen Wuhan-Virus veröffentlicht hatten, brauchten die Charité-Forscher nur ein Wochenende, um „einen zuverlässigen Test“ zu entwickeln.

Inzwischen stellt eine Berliner Biotech-Firma Test-Kits her:

„Der Test lässt sich mit den geeigneten Laborgeräten in Kliniken überall auf der Welt einsetzen. Kommt er mit dem Wuhan-Virus in Berührung, fängt die Probe nach rund einer Stunde gewissermaßen an zu leuchten.“

Die Charité verschickt den neuen Test, der, wie Drosten erklärt, „zuverlässig“ helfen könne, Verdachtsfälle aufzuklären. Zu diesem Zeitpunkt weiß der Virologe noch nicht einmal, wie das Virus übertragen wird. Erst am Abend dieses Tages wird bekannt, dass es sich um eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung handelt.

Mit Sicherheit ist der Autor des Artikels vom Leuchten des Test-Kits infiziert. Vielleicht schreibt er auch nur am Charité-Epos fort, das die ARD in bislang zwei Staffeln erfolgreich serienreif gestaltet hat — allerdings wesentlich kritischer als der Autor der BZ. Sven Siebert ist Diplombiologe und arbeitet seit 25 Jahren als Journalist. Verheiratet ist er mit der Sportjournalistin Jessy Wellmer, die für den RBB die Corona-Sondersendungen nach der Tagesschau moderiert. Im vergangenen Jahr hat Siebert zusammen mit Dr. Thomas Schmitz bei HarperCollins ein Buch veröffentlicht: „Klartext: Impfen! — Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit“.

Dr. Thomas Schmitz ist übrigens Oberarzt und Dozent an der Berliner Universitätsklinik Charité. Mit anderen Worten: Man darf davon ausgehen, dass Sven Siebert nicht nur Wissenschaftsjournalist ist, sondern auch über gewisse Kenntnisse in Sachen Virologie verfügt. Wenn ein solcher Mann mit „leuchtenden“ Worten davon schwärmt, dass ein Test-Kit mal kurz an einem Wochenende am Computer entwickelt wurde, um jetzt seinen Siegeszug in der Welt anzutreten, verschlägt es einem die Sprache. Selbstverständlich müssen solche Tests normalerweise aus guten Gründen sehr aufwendige Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie auf die Menschheit losgelassen werden. Es ist schlicht unmöglich, einen solchen Test binnen weniger Tage zu evaluieren. Das weiß Siebert. Hier bricht sich Bahn, was in den folgenden Wochen und Monaten zur Methode wird: Im Glanz der Sensation verzichten Journalisten auf jegliche kritische Beobachtung. Als aber bereits wenig später etliche Wissenschaftler ernste Zweifel an der Qualität und Tauglichkeit des Tests äußern, würdigt man sie keines Berichts oder noch schlimmer: man stempelt sie mithilfe komplett ahnungsloser Faktenchecker als Spinner ab.

Was die sogenannten Qualitätsmedien vormachen, wird weltweit Modell: Die bald überall sprießenden Anbieter von SARS-CoV-2-Tests können sich selbst zertifizieren. Bei einem Pandemiegeschehen, das wesentlich auf Grundlage von Tests beurteilt wird, müsste sich das bald als katastrophal herausstellen. Im Netz wurden solche Probleme fast von Anfang an sehr genau und komplex diskutiert, vom medialen Mainstream hingegen komplett ignoriert. Ein Beispiel für eine akribische Problemanalyse: ein Artikel in Multipolar.

Ende Mai 2020 veröffentlicht das RWI — Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung eine kritische Darstellung von Antikörper-Tests und ihren Grenzen. Fazit:

„Mitte März hat der Generaldirektor der WHO empfohlen: ‚Testen, testen, testen.‘ Aber solange wir nicht wissen, wie verlässlich die Tests sind, kann Testen bei Nicht-Risiko-Gruppen zu vielen falschen Ergebnissen und einem trügerischen Gefühl von Immunität führen. Also empfehlen wir: Nicht nur testen, testen, testen, sondern die Tests testen!“

Wenn man an die globalen Folgen solcher Tests denkt, muss einem Angst und bange werden.

Am 21. Januar erobert Corona einen Platz auf Seite 1 der FAZ. Es wird politisch: Neue Zahlen aus China. Der chinesische Staatschef wird Leiter des Krisenstabes. Die Berliner Zeitung berichtet am 22. Januar unter der Überschrift „Alarmstufe C“, das Virus könne sich auch in Deutschland ausbreiten, doch das RKI schätzt die Gefahr als gering ein. Unklar bleibe noch, ob es sich bei SARS-CoV-2 um eine begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch handle.

An die Spitze der medialen Dramaturgie setzt sich dann der Spiegel mit seiner Ausgabe vom 1. Februar 2020. Auf dem Titelblatt starrt ein Asiate im roten Schutzanzug durch eine Gasmaske auf ein Handy. Darunter:

„Corona-Virus. Made in China. Wenn die Globalisierung zur tödlichen Gefahr wird.“

Die dazugehörige Titelgeschichte setzt Maßstäbe: Alarmismus in Bestform, fehlende Kenntnisse werden durch apokalyptische Phantasmen ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Europa genau 28 festgestellte Infektionen.

Bereits am 20. Januar steigt erstmals die Tagesschau ein und zwei Stunden später in den Tagesthemen wird Corona die Hauptmeldung. Die öffentlich-rechtlichen Medien insgesamt machen ab jetzt Corona zu ihrer dramatischen Herzensangelegenheit. Ab Mitte März folgt bei der ARD beinahe täglich ein Sonderbericht in Sachen Corona nach der Tagesschau von 15 bis 45 Minuten Länge. Die Dritten Programme senden pausenlos Corona-Lokales. Keine Talkshow, die nicht im allerkleinsten Corona-Kreis Schreckliches zu berichten weiß. Im Folgenden beziehe ich mich hauptsächlich auf Tagesschau und Tagesthemen. Die Tagesschau mag zwar den Informationswert eines Fix-&-Foxi-Heftchens haben, wie bereits Dieter Hildebrandt vor Jahrzehnten richtig bemerkte, doch sie hat den unschätzbaren Vorteil, den Geisteszustand der parlamentarischen Mitte als Norm zu verbreiten. Außerdem werden von jetzt an Bilder die Wahrnehmung beherrschen.

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) attestiert den Mainstreammedien mehrfach großartige Arbeit:

„Der klassische Journalismus, der sich bewährten Tugenden seiner Zunft zumindest verpflichtet fühlt und im Wahnsinn der sich überschlagenden Ereignisse zu ordnen, erklären und diskutieren versucht, erlebt eine Renaissance. ‚Menschen brauchen sauberes Wasser zum Überleben, und Demokratien brauchen saubere Informationen.‘”

So heißt es in einem Online-Beitrag des Netzwerks RND, das der Branche, mit der es ganz und gar verwoben ist, ein fabelhaftes Zeugnis ausstellt. Man feiert das Ende des Misstrauens und die Überwindung der „Lügenpresse“-Stimmung.

„Die Tagesschau als Monolith der Sachlichkeit verzeichnet Einschaltrekorde. Statt um die zehn Millionen Zuschauer schalten um 20 Uhr jetzt bis zu 17 Millionen ein.“

Der Chefredakteur der Tagesschau wird zitiert mit den Worten „Wir achten darauf, dass wir keine Panik verbreiten.“ Das glatte Gegenteil trifft zu: Tagesschau und Co haben alles unternommen, Ängste zu schüren, sie haben prinzipiell auf Apokalypse gesetzt und dementsprechend jede kritische Information, Relativierungen aller Art, jede Diskussion systematisch unterdrückt. Bedenkenlos haben sie hochproblematische Daten hochtoupiert und massiven Druck ausgeübt.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck durfte gelegentlich bei Markus Lanz im ZDF auftreten und seine moderaten Vorbehalte gegen die radikalen Maßnahmen formulieren. Doch als er schließlich in seiner sogenannten Heinsberg-Studie genau das gemacht hat, was das RKI bis heute verweigert, nämlich den zahlreichen Unbekannten des Virus systematisch zu Leibe zu rücken, wird er fast unisono ausgebuht. In einem Interview mit der Osnabrücker (!) Zeitung erklärt er am 10. Juni:

„Ein Vorgang, den ich als geradezu grotesk empfand. Wir hatten das erste Mal weltweit Daten, wo wir in einem Superspreading-Event die Dunkelziffer identifiziert hatten und auch sagen konnten, wie viele Menschen asymptomatisch infiziert waren. Wir hatten das erste Mal Daten für Deutschland. (…) Und dann wurde auch noch gesagt, die Daten seien nicht so relevant, weil sie ja das Bauchgefühl bestätigen würden. (…) Zu meiner Überraschung sind auch und gerade Wissenschaftsjournalisten darauf angesprungen, von der Tagesschau über die Zeit bis zur Süddeutschen Zeitung. (…) Ich weiß nicht, woran es lag. Es war eine unglückliche Gemengelage zwischen Politik, journalistischen Fehden und Angst.“

Nachdem am 20. Januar Tagesschau und Tagesthemen das Terrain geentert haben, regieren die Bilder. In den Tagesthemen erinnert Caren Miosga unverzüglich an die SARS-Pandemie, die Tausend (!) Opfer weltweit gefordert habe. Die Zahl der Ansteckungen steige rasant. Es seien 200 Fälle gemeldet und 2 Tote bestätigt. Und noch bevor man sich fragt, warum 200 kranke und 2 tote Chinesen so viel Nachrichtenwert haben sollen, kommen schon die Bilder aus Wuhan, Bilder aus einem Katastrophengebiet, in dem eine Biobombe hochgegangen zu sein scheint. Zwei Tage später wird Corona wieder zum Aufmacher. Es werden 500 Infizierte aus China gemeldet und 12 Tote.

Auftritt von Christian Drosten, Chefvirologe der Charité: Er sieht noch keinen Grund zur Beunruhigung. Auch das RKI erklärt: Gefahr gering. Überlagert von bedrohlichen Bildern.

Am 23. Januar meldet die Tagesschau, dass China mehrere Millionenstädte abriegelt. Ein WHO-Funktionär lobt die chinesischen Maßnahmen, sie gingen weit über das hinaus, was seine Behörde empfohlen habe. Das sei beispiellos.

Am 25. Januar nimmt sich die Tagesschau 4,5 Minuten Zeit, um unter anderem zu vermelden: Corona sei in Europa angekommen — drei Fälle in Frankreich. In China seien jetzt 1.400 Fälle bekannt und dazu dramatische Aufnahmen aus Peking, das soeben zum Notstandsgebiet erklärt wurde. Notfallkliniken werden aus dem Boden gestampft. Wie stets begleiten apokalyptische Bilder die Nachrichten. Vermummte Menschen, hektische Ambulanzen, Militärlaster, Helfer in schweren Schutzanzügen stapfen unförmig durchs Bild. Mir ist nicht bekannt, dass je einer der aufgeregten Reporter versucht hätte zu klären, warum die Chinesen derart massiv auf das neue Virus reagiert hätten. Doch die ARD-Reporterin Tamara Anthony weiß von einem bösen Verdacht: In den sozialen Netzwerken mache sich der Verdacht breit, dass die chinesische Regierung die Wahrheit, das ganze Ausmaß der Epidemie vertusche.

Die neue Superquelle: irgendwas aus den sozialen Netzwerken.

Fertig ist das Supersensationsgebräu: Ein neuartiges Virus, das mit gefakten Erinnerungen an SARS aufgeladen wird und das sich anschickt, vom totalitär verdunkelten China aus die Welt heimzusuchen. Diese Erregungsbombe wird man in den nächsten Wochen pausenlos zünden.

Manchmal sieht es so aus, als ob das Virus ziemlich genau der Spur gefolgt sei, die Medien weltweit präpariert hatten, um zu jener Pandemie zu werden, die einen Realitätskollaps mit unvorstellbaren Folgen produziert hat. Ich höre die empörten Schreie: Und die Toten von Bergamo, die 28.000 Toten Spanier, die Sarggebirge in New York — alles Zeitungsenten? Ich frage nur zurück: wie viele Menschen weltweit sind nachgewiesenermaßen an Covid-19 gestorben? Erst nach Wochen, in denen die Zahl der Toten längst das Maß der Wahrheit geworden war, stellte man stilschweigend auf eine vorsichtigere Sprachregelung um und sprach fortan von Toten im Zusammenhang mit SARS-CoV-2.

Im Übrigen bezweifle ich keineswegs, dass ein todbringender Virus sich in der Welt ausgebreitet hat. Ich bezweifle allerdings, dass die gegen ihn gerichteten Maßnahmen auch nur annähernd verhältnismäßig gewesen waren und sind. Ich vermute eher, dass diese Maßnahmen der permanenten medialen Panikmache zu verdanken sind.

Um Verhältnismäßigkeit zu illustrieren: In den letzten zehn Jahren rollten vier Influenzaepidemien über Deutschland, bei denen jeweils zwischen 20.000 und 25.000 Menschen verstarben. Hunderttausende waren hospitalisiert. Das hat kaum mehr als ein paar Zeitungsmeldungen provoziert. Nach wie vor sind nur 15 Prozent des Krankenhauspersonals gegen Influenzaviren geimpft. Jahr für Jahr sterben nach offiziellen Angaben ca. 20.000 Menschen an Krankenhauskeimen. Ein Problem, das sich mit (metaphorischen) 0,0005 Prozent der jetzt fälligen Kosten für den Lockdown relativ leicht ausmerzen ließe. Für unsere Medien offenbar Sterberoutine.

Schauen wir uns mal an, wie das aussieht, wenn eine Pandemie aus der Ferne winkt: Wie gesagt, ab 20. Januar nehmen Tagesschau und Tagesthemen Kurs auf Corona. Obwohl zu diesem Zeitpunkt „nur“ 382 Infizierte und zwei Tote in Fernost bekannt sind, machen die Tagesthemen Corona zum ausführlichen Aufmacher der Sendung. Ab diesem Tag hören wir auf beiden Formaten bis heute täglich von dem „neuartigen Virus“.

Bereits in diesem frühen Stadium wird Corona verblüffend oft zum Aufmacher. In Tagesschau und Tagesthemen am 22., 23., 28., 29. und 30. Januar. Am 29. Januar gibt es zusätzlich eine Ausgabe Tagesthemen extra. Im Februar geht es fast so weiter: Am 1., 26., 27. und 28. Februar machen Tagesschau und Tagesthemen jeweils groß mit Corona auf. Am 2. und 13. Februar macht die Tagesschau Corona zur Schlagzeile Nummer 1. Und bei den Tagesthemen am 4., 12., und 16. Februar. Um nur mal die Relationen herzustellen: Am 1. Februar gibt es außerhalb Chinas weniger als 200 Fälle, die mit SARS-CoV-2 infiziert sein sollen. Am 15. Februar zählt man in Europa knapp 50 Infizierte und an diesem Tag auch den ersten Toten. Wohlgemerkt, die Experten des RKI haben noch am 26. Februar „keinen Grund zur Panik“ gesehen. Nachdem Medien Corona eine riesige Schneise gebahnt hatten, brauchten in Italien nur noch die Zahlen zu explodieren, damit die Panik die Regie übernehmen konnte.

Bei Corona haben es die Medien relativ bald geschafft, Politik, Experten und ein verstörtes Publikum vor sich herzutreiben. Die Dramaturgie der Medien folgt einer Art Kriegsberichterstattung: Die Einschläge kommen immer näher, und es werden immer mehr. Täglich wird die Zahl der „Neuerkrankten“ in den verschiedenen Ländern gemeldet. Mit geradezu exakter Ignoranz werden positiv Getestete als Infizierte beziehungsweise Erkrankte gezählt. Beinahe ebenso systematisch wird unterschlagen, dass es sich bei fast sämtlichen Toten um Menschen über 80 Jahre handelt, die außerdem meist mehrere Vorschädigungen aufwiesen. Medizinische Aufklärung über das Virus existiert nur in Form von Gerüchten — selbstredend: immer die dunkelsten. Etwas getröstet wird das Ganze durch menschelnde Reportagen.

Das ist tatsächlich ein Problem: das Wissen. Und die Experten des Wissens fahren offensichtlich auch nur auf Sicht. Noch am 2. März erklärt Christian Drosten auf einer Pressekonferenz des Bundesgesundheitsministeriums:

„Das Risiko für die Gesellschaft ist gestiegen, die Gefahr für den Einzelnen ist aber weiterhin nicht groß.“

Erst mit dem sprunghaften Anstieg der Zahlen in Europa wechseln sie ihren Kurs. Die von der Regierung konsultierten Experten haben sich binnen weniger Wochen von beruhigenden Onkeln zu Zuchtmeistern der Pandemie gewandelt. Sie wussten zwar nicht mehr, aber der Druck der Umstände hat sie zu einer Art imperativen Wissen verführt.

Die Situation schrie förmlich nach Maßnahmen, nach radikalen Maßnahmen, um nicht zu sagen: nach Krieg.

Wie kann man zu derart drastischen Maßnahmen raten, wenn man nur ein paar Hypothesen in der Hand hat? Medien und Politik verlangten unmissverständlich nach Gewissheiten. Frühzeitig hat das RKI alle verfügbaren Informationen zu Covid-19 auf seiner Webseite veröffentlicht, die angeblich laufend aktualisiert wurden. Noch heute lesen sich diese Erläuterungen wie eine Ansammlung hilfloser Vermutungen. Ob es um Letalität oder den berüchtigten Verbreitungsparameter „R“ geht — Vieles ist schlicht falsch, etliche Zahlen deutlich übertrieben. Journalisten fragen grundsätzlich nicht nach. Sie verschärfen das Dilemma der Expertise.

Insofern beunruhigt sie offensichtlich auch nicht, dass das RKI wenig Interesse an einer genaueren Datenlage bekundet. Als der Hamburger Pathologe Klaus Püschel ankündigt, einige der Covid-19-Toten zu obduzieren, erhebt das RKI Bedenken wegen der Infektionsgefahr. Als Püschel nach den Obduktionen erklärt, Corona sei für die meisten Menschen eher nicht sehr gefährlich, beben Politik, Medien und die regierungsnahen Virologen vor Entrüstung.

Die Evidenz der Pandemie wurde von zwei Kurven bestimmt: einerseits die Zahl der Fälle der neu Infizierten pro Tag und andererseits die Zahl der Toten pro Tag. Später bevorzugte man eine kumulative Zählung. Laien lassen sich dadurch besser erschrecken: 180.000 Fälle und fast 9.000 Tote. In Relation gesetzt, sieht das anders aus: 225.000 Menschen sind in den letzten drei Monaten in Deutschland gestorben, bis zur 12. Kalenderwoche wurden 180.000 real erkrankte und nicht bloß positiv Getestete Influenzafälle dem RKI gemeldet. Noch perfider werden die kumulativen Listen durch die Rubrik „Genesen“, die impliziert, dass alle Infizierten krank gewesen seien. Wie viele Menschen ernstlich erkrankt waren, scheint geheime Kommandosache. Jedenfalls illustrierten die Kurven der Neuinfizierten und Toten brav, was Land auf, Land ab verkündet wurde: Die Zahlen steigen exponentiell. Am 16. März verhängte die Bundesregierung erste stark einschränkende Maßnahmen.

Ein Lockdown lag in der Luft. Der aber setzte stramm exponentiell steigende Fallzahlen voraus. Also verdreifachte man ab der 12. Kalenderwoche — beginnend mit dem 16. März — die Zahl der Tests. Würden also nach etwa 10 Tagen die Fallzahlen steil ansteigen, läge das an der Verdreifachung der Tests. Nun geschah aber Unerwartetes: Am 20. März wurden 4.528 Fälle gemeldet, doch am nächsten Tag sank die Zahl auf ca. 2.500, ebenso am nächsten Tag, erst am 26. März wurde die bisherige Höchstmarke vom 20. März wieder übertroffen — nämlich mit 6.615 Fällen, am nächsten Tag wurde mit 6.933 der höchste Wert an „Neuinfizierten“ pro Tag gezählt. Danach sanken die Zahlen stetig.

Allerdings versäumte man dem Publikum mitzuteilen, dass die abrupte Steigerung am 26. März und den folgenden Tagen von der Verdreifachung der Tests bewirkt wurde. Es gab also bereits seit dem 20. März einen Abbruch der exponentiellen Steigerung. Doch auch wenn die Ausweitung der Tests die Zahlen wieder ansteigen ließ, so hätten sie doch — um exponentiell zu sein — weit über 12.000 liegen müssen, drei Mal höher als die Zahlen 10 bis 12 Tage zuvor. Mit anderen Worten: Bereits bei Einleitung des Lockdowns waren die Fallzahlen deutlich gesunken. Genau das bestätigt auch die Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI:

„Seit dem Ende der Grippewelle mit der 12. KW 2020 (beginnend mit dem 16. März) gingen sowohl die ARE-(akute Atemwegserkrankungen) als auch die ILI-(ARE mit Fieber) Raten abrupt zurück auf ein deutlich niedrigeres Niveau, als zu dieser Zeit in den Vorjahren beobachtet wurde.“

Man muss sich nun deutlich vor Augen führen, dass den Experten klar war, woher die pünktlich explodierenden Zahlen kamen, den politischen Entscheidungsträgern darf man dies getrost unterstellen. Journalisten sollten in der Regel gründlich prüfen, was sie worüber berichten, doch Wissenschaftsjournalisten mussten wissen, wie die Zahlen funktionieren. Mit anderen Worten, das Publikum ist auf breiter Front vorsätzlich getäuscht worden.

Das war und ist allgemeiner Usus bei der Coronaberichterstattung. Die meisten Journalisten müssten natürlich wissen, dass die Zahl der positiv Getesteten nichts über die Ausmaße der Epidemie aussagt. Erst im Zusammenhang mit dem „Durchseuchungsgrad“ einer Population in Relation zur Zahl der Tests ergeben sich Grundlagen einer validen Einschätzung der Epidemie. Das RKI weigert sich bis heute, eine sogenannte Sentinel-Analyse durchzuführen, vereinfacht gesagt: eine aussagekräftige Stichprobe. Es wurden uns immer neue Kriterien verkauft, die angeblich den Stand der Dinge wiedergeben. Etwa der berüchtigte Reproduktionsfaktor „R“. Überall lässt sich nachlesen, dass der R-Wert stets auf groben Schätzungen beruht und sich erst im Nachhinein validieren lässt. Doch unaufhörlich hat man uns „R“ als eine Art Goldstandard zur Lagebeurteilung verkauft.

Spurenelemente von Meinungspluralismus wurden konsequent sterilisiert. Weltweit äußern sich nach und nach teils hochrenommierte Mediziner und Virologen zur herrschenden Einschätzung der Pandemie. Ihre Stimmen finden sich ausschließlich im Internet.

In Deutschland gehört Wolfgang Wodarg zu den Ersten, die Bedenken anmelden. Wodarg, Arzt und Leiter eines Gesundheitsamtes, war für die SPD einige Jahre im Bundestag und einige Jahre im Europaparlament Abgeordneter. Der Gesundheitspolitiker galt bis Corona als ausgezeichneter Kopf — kritisch und unabhängig. Am 10. März veröffentlichte er ein Video, in dem er seine erheblichen Zweifel an der aktuellen Corona-Politik präzise benannte. Umgehend wurde er zu einer Art gefährlichem Irren erklärt. Ich habe mindestens 15 Widerlegungen seiner Thesen gelesen. Wer bis dahin noch arglos gewesen sein mag, dem müssten spätestens bei diesen Reaktionen auf Wodarg erhebliche Zweifel gekommen sein.

Harald Lesch ist nicht nur Professor der Physik, sondern vor allem bekannt als TV-Naturwissenschaftler, der regelmäßig im Fernsehen die Welt erklärt. In einem Video vom 20. März zeigt er Leuten wie Wodarg mal, wie richtige Wissenschaft geht. Soeben wurde der Lockdown beschlossen, angeblich um den Zusammenbruch unseres Gesundheitswesens zu verhindern. In Windeseile rechnet der Mann seinem andächtigen Publikum vor — über 5 Millionen Menschen haben sich binnen weniger Tage diesen Unsinn begeistert zu Gemüte geführt —, dass es ohne Lockdown in spätestens 12 Tagen so weit wäre. Dann nämlich, wenn die Zahl der täglich Neuinfizierten 40.000 erreicht hätte. Ende des Monats also. Wie bei den meisten Ausbrüchen von Wissenschaft dieser Art genügt es, ein paar Tage zu warten, dann erledigen sie sich von selbst. Bei Professor Lesch brauchte man nicht zu warten, man konnte ihm dabei zusehen, wie er mit vagen Gerüchten und ein paar frei erfundenen Zahlen seine Ergebnisse frisiert.

Einige Tage später ist eine Koryphäe der ARD als Faktenchecker beziehungsweise -finder unterwegs. Auch Patrick Gensing bietet den Relativierern Paroli, also Leuten wie zum Beispiel Wodarg, die erklärt hatten, SARS-CoV-2 ließe sich durchaus mit einer Influenzawelle vergleichen. Um nur ein Beispiel für den Geist der Faktenfinder zu zitieren: Der Tagesschau-Wahrheitsbeauftragte erklärt kurzerhand, es habe in den letzten Jahren nur eine nennenswerte Influenzaepidemie gegeben, nämlich 2017/18. Doch die 25.000 Toten wären bloß geschätzt und überdies die absolute Ausnahme gewesen. Ein paar Hundert Tote wären sonst die Regel. Irgendwie scheint dem Mann entgangen zu sein, dass fast sämtliche Zahlen im Zusammenhang mit Corona auf höchst invaliden Schätzungen beruhen. Allerdings basieren die Influenza-Schätzungen des RKI auf sehr genauen Daten und Zahlenreihen. Und wenn es um die Behauptung geht, mit einer Ausnahme wären Influenzaepidemien in den letzten Jahren ganz harmlos verlaufen, fragt man sich, ob man selbst bei der Tagesschau so dumm sein darf oder nicht vielmehr: sein muss.

Zwei Beispiele nur dafür, wie aus schiefen Rechenmodellen Tatsachen gemacht werden. Außerordentlich dunkle Daten werden so geschliffen, bis sie ins Narrativ einer menschheitsbedrohenden Pandemie passen. Unter Anleitung des Innenministeriums? Ende März wurde ein vertrauliches Papier des Innenministeriums publik : „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“ — nämlich mit Plänen zur psychologischen Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung, verschiedenen Szenarien des Grauens zur Ausbreitung der Pandemie und mit fiesen Strategien der Eindämmung. Was die psychologische Kriegsführung betrifft, handelt es sich um eine „umfassende Mobilisierungskampagne“: Devise:

„Es kommt etwas sehr Bedrohliches auf uns zu, wir haben die Gefahr aber erkannt und handeln entschieden und überlegt. Wir brauchen ein Zusammenkommen und Wirken von allen Kräften in der Gesellschaft. Dann werden wir die Gefahr noch abwenden.“

Ferner soll der Bevölkerung das Worst-Case-Szenario vermittelt werden, demzufolge mit dem Tod von fast 1,2 Millionen Menschen zu rechnen sei.

Dem Publikum sei unbedingt einzutrichtern, was exponentielles Wachstum bedeutet. Schließlich gibt es noch eine Unterweisung in eine Art Struwwelpeter-Pädagogik. Man führe drastisch den Erstickungstod vor Augen; Kinder hätten lebenslange Schuldgefühle, wenn sie sich anstecken, weil sie sich die Hände nicht gewaschen hätten, und dann einen Elternteil anstecken, der „qualvoll zu Hause stirbt“. Schließlich müsse verbreitet werden, auch wer überlebt, trage noch jahrelang an den Folgen oder stirbt gar an einem Rückfall. Eine unverzeihliche Beamtenlüge.

Fast alle Variablen der Modelle, mit denen die Ausbreitung der Krankheit errechnet werden, sind entweder falsch oder unbegründete Schätzungen. Zum Beispiel gehen die Autoren von einer Fallsterblichkeit von einem Prozent aus, während selbst das RKI nur 0,57 Prozent ermittelt hat, bei seiner Heinsberg-Studie kommt das Team von Hendrik Streeck auf 0,37 Prozent. Globale Auswertungen geben 0,2 Prozent an. Falls der Lockdown auf diesen Daten beruht, muss man von einer politischen Katastrophe sprechen. Andererseits empfiehlt das Papier eiskalt, falls die Fallsterblichkeit unter 1 Prozent sinkt, die Ausweitung der Tests mit dem Faktor Tote mal 100. Offenbar weiß man im Innenministerium, wie man erwünschte Zahlen herstellt.

Jeder ernsthafte und unabhängige Journalist hätte dieses Papier veröffentlicht, ja veröffentlichen müssen. Doch was passiert? Das RND, jenes Redaktionsnetzwerk, das den deutschen Qualitätsmedien insgesamt großes Lob für ihre Corona-Arbeit gespendet hat, kannte das Papier und erwähnt es beiläufig, als handle es sich um Vorschläge zur Verbesserung von Parkuhren. Andere Kollegen verbreiten rasch die Horrorzahlen weiter. Allerdings sollte man nicht glauben, das vertrauliche Papier diente als Betriebsanleitung für die Mainstreampresse. Die übererfüllte seit geraumer Zeit das Propagandapensum, das dem Innenministerium vorschwebte. Nehmen wir als Beispiel die Ausgabe der Tagesthemen vom 19. März.

Deutschland sei auf Bewährung, eröffnet Caren Miosga die Sendung, und wenn es sich nicht am Riemen reiße, folge die Bewährungsstrafe. Ausgangssperre liegt in der Luft. Eine Reihe von Statements von der Straße lässt es so aussehen, als erwarte oder erhoffe man eine Verschärfung. Noch versucht es die Politik mit Geboten, in den nächsten Tagen werden Verbote notwendig sein, dekretiert ein Psychologe. In Freiburg sei es jetzt soweit, der Bürgermeister verhängt für 14 Tage eine Ausgangssperre. Im Interview kann er sich gleich erklären: Die meisten Bürger hätten darauf gehofft. Alle Parteien einig. Ohne mit der Wimper zu zucken, akzeptiert Miosga die sagenhaft dämliche Begründung: Die Nachbarländer hätten den Notstand erklärt — und eben auch die Grenzen geschlossen. Auch eine Frage über die Rechtsgrundlage dieser Maßnahme entfällt. Sofort im Anschluss nimmt Caren Miosga sich den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet zur Brust. Warum wehren Sie sich gegen Ausgangssperren? Die Nachbarländer haben doch auch Ausgangssperren verhängt. Mehrfaches Nachfragen: Wann ist es endlich so weit? Schließlich schwingt Miosga unverhohlen die Keule der Schuld. NRW hatte von Anfang an die meisten Infizierten.

„Sie hätten doch wissen müssen, wie die exponentiellen Kurven hochschnellen. Wie selbstkritisch denken Sie heute darüber?“

Mit anderen Worten: Können Sie es verantworten, dass weiterhin Menschen sterben, nur weil Sie von Zuständigkeiten faseln, von längst ergriffenen Maßnahmen und weil Ihnen die heiligen Grundrechte anscheinend lieber sind? Caren Miosga ist von ihrer Mission förmlich besessen, ihre Gewissheiten unerschütterlich.

Dann folgt mal endlich was Positives: Südkorea. Das Land habe Corona so gut wie hinter sich, weil es vor scharfen Maßnahmen wie beispielsweise der Totalüberwachung nicht zurückgeschreckt sei. Vor allem habe Südkorea getestet, getestet und getestet.

Kurzum, Deutschland ist zu lax. Selbst nach über vier Wochen Corona-Hype scheint unseren Journalisten der sonderbare Umstand entgangen zu sein, dass es sich bei dieser Pandemie um die vermutlich erste handelt, bei der man das Virus meistens suchen muss, es zeigt sich nicht zuverlässig durch Symptome. Das heißt zunächst, dass Dunkelziffern enorme Schatten auf sämtliche erhobenen Daten werfen. Sodann — auch wenn man den wunderlichen Begriff der asymptomatisch Erkrankten erfunden hat — müsste es eigentlich erstaunen, dass dieses so neuartige und gefährliche Virus vom überwiegenden Teil der „Infizierten“ — das heißt positiv Getesteten — gar nicht bemerkt wird. Wie kann das sein? Oder gibt es schon längst eine gewisse Grundimmunität? Wer so fragt, rüttelt am Pathos der Apokalypse. Wenigstens hätte man Hendrik Streeck in dem dann folgenden Interview solche Fragen stellen dürfen. Immerhin in diesem Interview fällt der bemerkenswerteste Satz der ganzen Sendung. Streeck sagt, er sei Wissenschaftler und insofern könne er keine Prognosen abgeben. Klar, dass Caren Miosga mit Nachfragen die Stabilität ihrer Gewissheiten nicht gefährden wollte.

Über Durchblick verfügt auch Fritz Frey, der an diesem Tag den Kommentar aufsagt.

„Jetzt muss alles getan werden, um die Zahlen der Infizierten nicht exponentiell steigen zu lassen, einfacher gesagt: um Leben zu retten. (…) Ausgangssperre so schnell wie möglich.“

So geht das Tag um Tag: Die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen üben massiven Druck aus, verhindern Aufklärung, schüren Panik. Das just nach jenem Tag, dem 19. März, das exponentielle Wachstum beginnt, sich zu verlangsamen, und weiter sinkt trotz der enormen Ausweitung der Testtätigkeit und ohne dass die ergriffenen Maßnahmen dabei eine Rolle gespielt hätten, das verschweigt man lieber den Zuschauern.

Seit die Zahlen sich im Sinkflug befinden, sorgen die Corona-Medien dafür, dass das Thema heiß, ganz heiß bleibt. Aufmerksam entdeckt man immer neue „Hotspots“ im Rest der Welt, Südafrika, Peru, Brasilien. In Deutschland wird nach den allmählichen Lockerungen jeder kleine Ausbruch riesenhaft wahrgenommen. Pausenlos sorgen Medien dafür, dass Lockerungen nicht zu locker gesehen werden. Das Land lebt im Banne einer zweiten Welle, die RKI-Präsident Wieler quasi naturgesetzlich angekündigt hatte. Was hatte man eigentlich erwartet vom Ausgang des Kampfes, nein: des Krieges gegen das Virus? Sollte es irgendwann sterben, schlafen, mutieren oder einfach aufgeben? Oder wollen die Medien ihren schönsten Fund einfach nicht aus der Hand geben? Jedenfalls weiß Mitte Juni offenbar kein Mensch, wie es weitergehen soll. Ein von sich selbst überwältigter Journalismus hilft, diese sagenhafte Leerstelle mit immer neuen Meldungen zu verdecken.

Es werden Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes gemeldet, zwei deutsche Firmen sind vorne dabei, bei dem vermutlich lukrativsten Geschäft der Welt. Bei der sogenannten Schweinegrippe 2009 hatte man sich mit großen Mengen an Impfstoff eingedeckt. Der Spiegel schrieb im September 2010 unter der Überschrift „Das Geschäft mit den Viren“:

„Doch ein Kampf um Leben und Tod fand im Marienhospital nicht statt. ‚Die Krankheitsverläufe waren milder als bei der normalen Influenza; wir haben die Leute nach Hause geschickt und ihnen gesagt, sie sollen sich ins Bett legen‘, berichtet der Mediziner. ‚Das Virus, über das so viel Aufheben gemacht wird, ist vollkommen banal.‘ (…) Was den Klinikchef so irritiert, ist der Gegensatz zwischen seiner täglichen Erfahrung als Mediziner und der Aufregung um die Schweinegrippe bei den staatlichen Gesundheitswächtern. Nachdem Deutschland bereits für eine halbe Milliarde Euro Impfstoff gegen den Erreger bestellt hat, sollen nun sogar noch einmal Millionen Dosen nachbestellt werden — für weitere rund 500 Millionen Euro.“

Dummerweise hatte das Zeug erhebliche Nebenwirkungen und der größte Teil verschwand in Lagerhallen, wartend auf das Datum seiner Mindesthaltbarkeit. Und obwohl man die Nebenwirkungen kannte, hatte man noch so viele Dosen wie möglich verabreicht. Es gibt ein noch heute sehenswertes Interview, das Monitor im Dezember 2009 mit Michael Kochen, dem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, geführt hat und das von der ARD ausgestrahlt wurde — Überschrift: „Horrorszenarien — die Schweinegrippe und die Medien“.

Dass Viren mutieren, weiß man in Fachkreisen, dass der Impfstoff dann nichts mehr taugt, weiß man auch. Eine coronabesoffene Gesellschaft findet den Ausgang nicht mehr. Gestern habe ich die 50. Ausgabe eines Podcast gesehen, den der NDR seit dem 26. Februar verbreitet: „Corona update mit Christian Drosten“. Ein sagenhaftes Gemisch von improvisierter Expertise, Politik und Kalenderweisheiten. Wer die 50 Folgen analysiert, weiß wahrscheinlich, warum es kommen musste, wie es gekommen ist.

Doch seit Anfang Mai macht sich eine gewisse Unruhe bemerkbar, der Unmut über die Maßnahmen steigt und man kann einfach nicht verhindern, dass aus dem dämonischen Netz von Zeit zu Zeit kritische Stimmen ins Fleisch der medial kontrollierten „Realität“ pieken. Bereits am 19. März hatten die Tagesthemen einen Beitrag über verschwörungstheoretische Spinner von ganz rechts gebracht. Seit Anfang Mai bestehen die Nachrichtensendungen öfters zu großen Teilen aus Berichten über die gefährlichen Spinner, die am offiziellen Credo zweifeln.

Investigativer Journalismus hat unvermeidlich mit Verschwörungen zu tun und produziert also Verschwörungstheorien.

Machenschaften der Energiekonzerne, subversive Seilschaften in den Parteien, islamistische Konspirationen, mafiose Intrigen von Siemens, betrieblich organisierte Puffbesuche bei VW, systematischer Umsatzsteuerbetrug. Es gibt Verschwörungen, also muss es auch Verschwörungstheorien geben. Da Verlautbarungsjournalisten ablehnen, die Welt zu interpretieren, halten sie jede kritische Wahrnehmung für eine Verschwörungstheorie und dabei tun sie so, als handle es sich bei Verschwörungstheorien um eine Textsorte, der man auf Anhieb die krankhaften oder abwegigen Motive ablesen könnte.

Es gibt gute und es gibt schlechte Verschwörungstheorien. Das ist alles. In der Regel ist es heute so: Wenn von Verschwörungstheorien die Rede ist, errichtet man eine Demarkationslinie zwischen Drinnen und Draußen. Wer darf mitreden und wer nicht? Was gilt noch als zumutbare Überlegung und was nicht? Doch die Demarkationslinie basiert nicht auf Argumenten, sondern funktioniert über pathologische Zuschreibungen. Als Beispiel für eine plausible Verschwörungstheorie zitiere ich eine Geschichte aus dem Spiegel (10/2010) — Titel: „Schweinegrippe — Die Pandemie, die keine war“.

„Der Infekt des mexikanischen Jungen verlief glimpflich — ebenso wie bei den allermeisten der Millionen Menschen weltweit, die sich in den folgenden Monaten anstecken sollten. Und deshalb wäre das neue Virus wohl unbeachtet geblieben, gäbe es die moderne molekulare Medizin nicht, mit ihren Genanalysen, Antikörpertests und Referenzlabors. Die Schweinegrippe hätte die Welt erobert, und kein Arzt hätte etwas davon gemerkt. Doch es kam anders. Denn es gibt sie, die Hightechmedizin und die Impfstoffindustrie. Ebola, Sars, Vogelgrippe: Systematisch haben Seuchenwächter, Medien, Ärzte und Pharmalobby die Welt mit düsteren Katastrophenszenarien eingestimmt auf die Gefahr neuer, bedrohlicher Infektionskrankheiten. Und keiner von diesen wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet als der Influenza: Verteilt auf 102 Länder lauern Forscher in mehr als 130 Labors weltweit auf neue Grippe-Erreger. Karrieren, ganze Institutionen und sehr viel Geld hängen daran. ‚Manchmal kommt es mir vor, als hätten manche geradezu Sehnsucht nach einer Pandemie‘, konstatiert der Grippe-Experte Tom Jefferson von der internationalen Cochrane Collaboration. ‚Alles, was es jetzt brauchte, um diese Maschinerie in Gang zu bringen, war ein kleines mutiertes Virus.‘“

Diese Verschwörungstheorie aus dem Jahre 2010 könnten wir fast vollständig übernehmen, um die Karriere von SARS-CoV-2 etliche Jahre später zu beschreiben. Natürlich hatte auch der Schweinegrippeerreger H1N1 viele Menschen dahingerafft — vor allem auch jüngere und gesunde. Schätzungen sprechen von 150.000 bis 575.000 Toten. In Deutschland wurden über 200.000 Fälle bestätigt, 300 Menschen starben. In der Regel jedoch verlief die Erkrankung harmlos.

Doch in Summe gilt: Diese Pandemie fand in Deutschland nicht statt, kein Lockdown, keine Beeinträchtigung der Grundrechte. Man hat bloß das Gesundheitssystem vergeblich in Alarmzustand versetzt und sinnlose Impfdosen gekauft. Die Schweinegrippe wäre nicht bemerkt worden, ohne die Agenturen und Interessengruppen, die ihre Karriere intensiv befördert haben. Also denen, die einen unbekannten oder den Subtyp eines bekannten Erregers entdeckten und denen, die es verstanden aus den Mysterien des Unbekannten die Dämonen des Bösen zu zaubern. Bemerkenswert übrigens an dem Spiegel-Aufsatz von 2010 bleibt, dass er auf die Rolle der Medien bei dem Pandemiespektakel kritisch und sogar selbstkritisch hinweist.

Zehn Jahre später setzt dasselbe Blatt (Spiegel, 20/2020) sage und schreibe zehn Autoren darauf an, Theorien, wie sie der Spiegel 2010 noch plausibel entwickelte, als lächerliche Verschwörungstheorien darzustellen. Sie errichten eine komplett argumentationsfreie Trennwand zwischen dem, was sein darf, und dem, was nicht.

Die Zitadelle des Mainstreams ballert auf alles, was dem pandämonischen Totalitarismus unserer Tage entgegensteht.

Das fabelhafte Rechercheteam hat drei Zentralorgane gefährlichen Wahns ausgemacht:

„Neben dem Querfront-Magazin Rubikon sind das die zwei deutschsprachigen Ableger eines staatlichen russischen Medienunternehmens, RT Deutsch und Sputnik.“

Rubikon als Querfrontorgan zu bezeichnen ist eine glatte Lüge. Man zitiert einfach ein paar Pegidatypen, die auch ihre Probleme mit der Coronapolitik haben, fertig ist die Querfront. Infamie oder Hilflosigkeit? Beides. Welche Schuld hat Rubikon noch auf sich geladen?

„Das Magazin Rubikon ist eine Art Hausmedium der Protestler. ‚Hygienedemo‘-Mitgründer Lenz verbreitet hier von Anfang an seine Thesen. Rubikon wurde 2017 gegründet und veröffentlicht immer wieder verschwörungsideologische Beiträge. Im Beirat sitzen auch Journalisten, die für Weltnetz.tv und RT Deutsch arbeiten. Rubikon sucht außerdem Kontakt zu Fake-News-Verbreitern wie Ken Jebsen, der mit seinem YouTube-Kanal KenFM momentan massiv von der Coronakrise profitiert.“

Nicht zu vergessen, irgendwie noch mit dabei der „prorussische Journalist Ulrich Gellermann“. So sehen grausam schlechte Verschwörungstheorien aus: kein Argument, kein Beleg, nicht einmal eine aufregende Verschwörung, ein paar unanständige Behauptungen und die hastige Montage grotesker Zusammenhänge.

Was eint dieses Kartell der Irren? Auf ganzen vier Seiten des dünnen Magazins findet man keinen einzigen Satz über Absichten oder Thesen dieser Finsterlinge. Das sagt alles: zehn Autoren und kein Thema. Wenn ich den Kollegen mal in aller Kürze soufflieren darf: Wir haben auf der Grundlage akribischer Analysen und mithilfe weltweit anerkannter Experten versucht, die bestehende dünne Datenlage zu überprüfen, gegebenenfalls zu ergänzen und meist zu korrigieren.

Wir haben wenigstens in Ansätzen versucht, jenen Pluralismus wiederherzustellen, den zu unterdrücken die Mainstreammedien zum Teil ihrer peinlich heroischen Mission gemacht haben.

Heute leben wir im Wartesaal der Apokalypse. Medien sorgen dafür, dass wir bei schlechter Laune bleiben. Vielleicht wollen sie sogar den Zustand so lange wie möglich erhalten.

Wer weiß schon, wann sie noch mal so ernst genommen werden? Vielleicht ahnen sie aber auch bereits, welches ungeheure Unheil das journalistische Pandemiemanagement mitzuverantworten hat.


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